Koontz, Dean – Trauma

_Handlung_

Kurz vor Jimmy Tocks Geburt liegt sein Großvater im Sterben und sagt die genaue Größe und das Gewicht des zu erwartenden Kindes voraus. Aber nicht nur das, denn er prophezeit seinem Enkel noch fünf furchtbare Tage in seinem zukünftigen Leben, samt der genauen Daten. Und gleich bei seiner Geburt scheinen sich die bösen Omen zu verdichten, denn ein wahnsinniger Clown läuft im Krankenhaus Amok und richtet ein Blutbad an. Kurz vor der Flucht verspricht der wahnsinnige Mörder Jimmy Tocks Vater, dass er ein Auge auf dessen Familie werfen wird …

_Der Autor_

Dean Koontz wurde 1945 in Pennsylvania geboren und lebt heute mit seiner Frau in Kalifornien. Seine zahlreichen Thriller und Horrorromane wurden sämtlich zu internationalen Bestsellern und in über 30 Sprachen übersetzt. Weltweit hat er bislang über 250 Millionen Exemplare verkauft. Seine letzten Veröffentlichungen sind die „Frankenstein“-Reihe sowie „Die Anbetung“, „Trauma“ und „Irrsinn“.

_Mein Eindruck_

Dean Koontz ist für mich Phänomen, denn nur wenigen Autoren gelingt es gleichzeitig, überaus produktiv zu sein und trotzdem ein gutes Buch nach dem anderen abzuliefern. Auffällig ist dabei seine neue Begeisterung für Romane mit Ich-Erzählern im Tagebuchformat, denn hierbei gleichen sich sein letzter Bestseller „Die Anbetung“ und „Trauma“ auffallend deutlich; in beiden beschreibt der Protagonist vergangene Geschehnisse und berichten dem Leser, dass sie ihre Erlebnisse auf Papier bannen, um sie für die Nachwelt zu erhalten.

„Trauma“ hängt den gesamten Roman über etwas surreales an, was weniger an den Personen liegt (klammert man Beezo den Clown mal aus) als an den fast unglaublichen Zufällen, welche die Geschichte von Unglück zu Unglück springen lassen. Dass die Geschichte aber trotzdem stimmig wirkt, ist sicher ein Verdienst des Autors, denn bei der Lektüre entsteht ständig der Eindruck, dass das, was passiert, auch genau so sinnvoll und passig ist. Einen großen Anteil haben aber auch die äußerst interessanten Figuren, denn die Protagonisten sind keine harten Cops oder Ähnliches: Jimmy Tock und seine Familie sind Konditoren, also weit entfernt von typisch amerikanisch heroisierten Berufsgruppen. So dreht sich ein großer Teil des Romans eher um familiäre Themen als um den altbekannten „Kampf gegen einen übermächtigen Gegner“. Hierbei kommt aber keine Langeweile auf, denn diese Teile sind ebenso tiefsinnig wie humorvoll.

Überhaupt bereitet diese Mischung einen unheimlichen Spaß, denn von einer Seite auf die nächste wechseln sich Gänsehaut und Lachkrampf ab. So fliegt man förmlich durch die knapp 500 Seiten. Die fünf schrecklichen Tage, die Jimmy vorhergesagt werden, sind eigentlich recht unspektakulär, sieht man einmal vom ersten ab. Das macht sie aber nicht minder bewegend, denn speziell bei den letzten beiden fiebert man mit den Charakteren extrem mit und hat schon den einen oder anderen Klos im Hals wegen deren schweren Schicksalsschlägen. Allerdings erfordert das vom Leser die Bereitschaft, sich auf das Buch einzulassen. Wer das nicht kann, wird sich sicherlich über die fast unglaublichen Zufälle oder die vielen philosophischen Teile beklagen. Denn ähnlich wie beispielsweise in „Die zweite Haut“ dreht sich „Trauma“ darum, ob wir mehr sind als unsere Gene. Wie stark prägt die Sozialisation durch die Familie einen Menschen – und wie stark seine Gene? Dadurch, dass Koontz so tief in das Innenleben seiner Figuren blicken lässt, erreicht er eine tiefe Verbundenheit zwischen ihnen und dem Leser, was die Anteilnahme am Schicksal der Charaktere deutlich steigert und so eine ganz andere Intensität ermöglicht.

Man kann den Roman allerdings auch komplett anders bewerten. Gerade die „Bösen“ sind schon alle sehr überzeichnet dargestellt, wie etwa der Clown Beezo, der – ohne jetzt zu viel verraten zu wollen – schon sehr übertriebene Dinge anstellt. Auch Jimmy Tocks Wortwitz und seine ständigen Vergleiche mit irgendwelchen Backwaren als Inhalt mögen den Leser entweder amüsieren oder störend wirken. Ich finde jedoch, das surreale Setting, die überzeichneten (allerdings nicht zu verwechseln mit übermächtigen) Bösewichte ergeben in Kombination mit der heilen Familienidylle und den vielen witzigen Passagen (Jimmys Oma treibt einem die Lachtränen in die Augen) einen unglaublich intensiven Mix ab, den ich so bei Koontz bisher nur bei „Die Anbetung“ und eben jetzt bei „Trauma“ gelesen habe. Ein weiteres Lob hat dabei die tadellose Übersetzung von Bernhard Kleinschmidt verdient.

_Fazit_

Spannend, witzig, surreal und einfach unglaublich – diese Attribute beschreiben Koontz‘ Geschichte um das Schicksal von Jimmy Tock am besten. Koontz schafft es in „Trauma“wieder einmal meisterlich, seine Leser von der ersten bis zur letzten Seite zu fesseln. Aber Vorsicht, dieser belletristische Thriller ist sicherlich nicht jedermanns Geschmack.

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_Dean Koontz auf |Buchwurm.info|:_
[„Irrsinn“ 4317
[„Todesregen“ 3840
[„Frankenstein: Das Gesicht“ 3303
[„Die Anbetung“ 3066
[„Kalt“ 1443
[„Der Wächter“ 1145
[„Der Geblendete“ 1629
[„Nacht der Zaubertiere“ 4145
[„Stimmen der Angst“ 1639
[„Phantom – »Unheil über der Stadt«“ 455
[„Nackte Angst / Phantom“ 728
[„Schattenfeuer“ 67
[„Eiszeit“ 1674
[„Geisterbahn“ 2125
[„Die zweite Haut“ 2648

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