Lach, Bernhard / Rapp, Uwe – Ausgerechnet Uppsala

_Irgendwo in Schweden …_

Uppsala – wo zum Teufel liegt Uppsala? Nun, der geübte Topograph wird diese Frage sicherlich mit Leichtigkeit beantworten können. Doch der Laie … Sicher ist jedenfalls, dass der Name dieser schwedischen Universitätsstadt schon immer für ungläubiges Staunen gesorgt hat – schließlich vermuteten die wenigsten dahinter einen Städtenamen als vielmehr die typische Äußerung eines Tollpatsches. Ich erinnere mich auch noch sehr gut daran, wie ich meinem Erdkundelehrer diesen Fakt damals nicht abkaufen wollte. So viel zu Uppsala.

Genau jene Stadt diente dem |HUCH & friends|-Verlag als Namensgeber für den offiziellen Nachfolger ihres erfolgreichen Titels „Ausgerechnet Buxtehude“, einem Wissensspiel, in dem die Spieler beweisen müssen, wie gut sie sich tatsächlich auf der deutschen Landkarte auskennen. Dieses Spielprinzip wurde nun auf den gesamteuropäischen Bereich ausgeweitet und erfreut sich prompt einer vergleichbaren Beliebtheit. Die Promo-Aktion zu „Ausgerechnet Uppsala“ auf der Messe in Essen wurde jedenfalls zuhauf frequentiert, und der Ehrgeiz, die verschiedenen Städtenamen, die in diesem Spiel zu ordnen sind, in die richtige Reihenfolge zu bringen, löste nach und nach eine echte Sucht aus. Gar nicht mal so schlecht für ein Spiel, in dem geographisches Wissen das A und O ist!

_Spielidee_

Die generelle Idee, die „Ausgerechnet Uppsala“ zugrunde liegt, ist im Prinzip total simpel und bereits nach zwei Minuten für jeden verständlich. Es geht darum, verschiedene Karten mit Namen von Städten und Sehenswürdigkeiten aus ganz Europa ausgehend von einer Startkarte reihum zu ordnen. Die Spieler dürfen selber entscheiden, ob sie die nachgezogenen Karten nun nach Längen- order Breitengraden bzw. in Nord-Süd- oder in Ost-West-Richtung anlegen. Hierbei ist allerdings ein selbstbewusstes Auftreten von Nöten, denn die Mitspieler dürfen die eigene Entscheidung anzweifeln und einem somit wertvolle Chips entlocken. Was eigentlich gar nicht mal so schwierig klingt, entwickelt sich zu einer immer härteren Aufgabe, weil die Daten mancher Städte beinahe identisch sind und es gerade dann, wenn schon viele Karten ausliegen, zu einer super-kniffligen Sache wird, die unbekannten Orte an die richtige Position zu legen – besonders dann, wenn man überhaupt keinen Schimmer hat, in welchem Land die Städte eigentlich liegen.

Nach drei Spielrunden, in denen jeweils 15 Karten ausgespielt werden, kommt es zu einer Schlusswertung. Wer dann die meisten Chips gesammelt bzw. behalten hat, ist der Sieger der Partie.

_Spielmaterial_

• 200 Ortskarten (160 Städte und 40 Sehenswürdigkeiten)
• 2 Intermezzokarten
• 1 Richtungskarte
• 35 Holzchips

_Spielvorbereitung_

Vor jedem Spiel werden die Karten mit den Sehenswürdigkeiten und den Städten miteinander vermischt. Anschließend werden drei Stapel mit jeweils 15 Karten gebildet. Drei Karten werden noch verdeckt herausgesucht und bilden die Startkarte einer jeden Runde. Die übrigen Karten sind in dieser Phase nicht im Spiel.

Auf den zweiten und dritten Stapel werden nun die Intermezzokarten gelegt und daraufhin alles zu einem Nachziehstapel zusammengefügt. Die erste Startkarte wird in die Mitte des Richtungsanzeigers gelegt. Als Letztes bekommt jeder Spieler noch vier Chips. Das Spiel kann beginnen.

_Ein Spielzug_

Der jüngste Spieler darf als Erster eine Karte vom Nachziehstapel nehmen. Er liest den Namen der Stadt oder der Sehenswürdigkeit laut vor, muss dabei aber darauf achten, dass die Koordinaten auf der Rückseite für alle Spieler verdeckt bleiben. Jetzt muss er sich entscheiden, ob der Ort bzw. die Sehenswürdigkeit in nördlicher, südlicher, westlicher oder östlicher Richtung der Startkarte liegt und sie dementsprechend anlegen.

Nun sind die anderen Spieler gefragt. Im Uhrzeigersinn muss jeder sich entscheiden, ob er den Spielzug des Startspielers anzweifelt oder ob er mit ihm einer Meinung ist. Der erste Spieler, der einen Zweifel äußert, darf nun die ausgelegte Karte und die Startkarte mit ihren Koordinaten überprüfen. Wurde sie tatsächlich falsch angelegt, muss der Startspieler ihm einen seiner Chips überlassen. Sollte die Karte indes richtig anliegen, geht ein Chip in die umgekehrte Richtung.

Reihum setzen sich die Spielzüge nun auf diese Art und Weise fort, wobei man nach einigen Zügen nicht mehr nur entscheiden muss, in welche Himmelsrichtung die neue Karte von der Startkarte ausgehend einzuordnen ist, sondern auch, in welcher Position sie zu bereits ausliegenden Karten steht. Ein Beispiel: Als Startkarte liegt Paris aus. Spieler 1 hat Amsterdam gezogen und ordnet die Stadt nördlich ein. Der nächste Spieler zieht Berlin. Er muss nun entscheiden, ob er Berlin nördlicher als Amsterdam einsortiert oder doch eher zwischen Paris und Amsterdam.

Im weiteren Verlauf ändern sich so auch die Optionen der aktuell passiven Spieler. Sie müssen die gerade ausgelegte Karte nun auch nicht mehr mit der Startkarte vergleichen, sondern mit einer direkt benachbarten. Das Procedere ist ansonsten aber identisch. Je nachdem, wer eine falsche Vermutung geäußert hat, muss dies mit einem Chip bezahlt werden.

Eine Sonderregelung gibt es noch für die Sehenswürdigkeiten. Sie müssen im Gegensatz zu den Städten nicht genau eingeordnet werden. Es reicht stattdessen schon die richtige Einordnung der Himmelsrichtung.

_Das Intermezzo_

Eine Spielrunde besteht aus genau 15 Spielzügen, sprich 15 ausgespielten Karten. Anschließend folgt ein Intermezzo bzw. am Ende die Schlusswertung. Sobald dieser Fall eintritt, wird das Spiel kurz unterbrochen. Jeder Spieler muss nun schätzen, wie viele der 15 ausgelegten Karten an einer falschen Position liegen. Anschließend werden alle Karten umgedreht und auf ihre Richtigkeit überprüft. Jede falsch gelegte Karte wird zur Seite gelegt. Sollte jemand richtig geschätzt haben, erhält er zwei Chips. Trifft dies für keinen zu, bekommt derjenige, der am nächsten am richtigen Ergebnis dran ist, einen Chip.

_Das Ende_

Nun geht’s weiter. Erneut wird eine der drei zu Beginn herausgelegten Städtekarten auf das Stadtfeld positioniert. Fortan werden die nächsten 15 Karten gespielt. Nach drei Runden ist die Partie zu Ende. In der letzten Wertung werden alle Chips gezählt. Der Spieler, der im Laufe der Partie die meisten Chips gesammelt hat, ist der Sieger.

_Variationen_

Natürlich kann man das vergleichsweise simple Spielprinzip gleich mehrfach variieren. Gerade zu Beginn bietet sich zum Beispiel an, die etwas schwierigeren Karten mit den Sehenswürdigkeiten aus dem Spiel zu nehmen. Weiterhin kann man aber auch die Anzahl der pro Runde eingesetzten Karten steigern oder verringern und so die im normalen Modus sich auf ca. 20 Minuten belaufende Spielzeit seinen Wünschen anpassen. Oder aber nur nach Nord-Süd bzw. nur nach West-Ost sortieren. Und so weiter.

Selbst eine 1-Spieler-Variante ist möglich, wie der Verlag auf der Messe in Essen sehr schön zeigte. So kann man sich zum Beispiel eine vorher ausgewählte Zahl von Karten auf die Hand nehmen und dann versuchen, diese in die richtige Reihenfolge (ebenfalls nach Nord-Süd oder West-Ost) bringen. Man wird staunen, welchen Ehrgeiz man aufbringen wird, nur um auch ja alles richtig zu machen. Wirklich schön, was mit diesem einfachen, aber eben sehr schönen Spiel alles möglich ist!

_Fazit_

Wie bereits kurz angeschnitten, ich hatte bereits auf der |Spiel ’06| in Essen einen sehr positiven Eindruck von „Ausgerechnet Uppsala“, und jetzt, wo ich das Spiel ein bisschen besser und mit allen Variationen kennen gelernt habe, bin ich wirklich begeistert davon – zumal dieses verwaiste Spiel-Genre ja eh oft als langweilig oder auf lange Sicht ermüdend verschrien ist. Mit „Ausgerechnet Uppsala“ bringt der |HUCH & friends|-Verlag nun ein Spiel heraus, das all diesen verallgemeinerten Urteilen einen Strich durch die Rechnung macht. Mit schlichtesten Mitteln wird hier nicht nur das Maximum an Spielspaß herausgeholt, sondern auch noch einiges an Wissen vermittelt. Was indes überrascht, ist die Langzeitmotivation des Spiels. Man soll ja meinen, dass man nach einiger Zeit genau weiß, welche Stadt wo liegt. Doch weit gefehlt: Da die Kombinationen immer wieder grundverschieden sind und viele Entscheidungen wirklich sehr knapp sind, muss man schon ein echter Profi sein, um selbst in den kniffligsten Fällen sicher zu spielen. Und bis man einmal dort angelangt ist, werden sicher noch einige Runden ins Land ziehen. In unserem Spielerkreis ist „Ausgerechnet Uppsala“ nun schon zweimal als Aufwärmspiel gewählt worden, geriet aber beide Male zu einer abendfüllenden Geschichte – meist dadurch bedingt, dass Spieler A oder B sich mit ihrer Niederlage nicht abfinden konnten, weil sie sich ja „so sicher“ waren. Dem gibt es, so denke ich, auch nicht mehr viel hinzuzufügen. „Ausgerechnet Uppsala“ hat überzeugt – und zwar auf ganzer Linie!

http://www.huchandfriends.de/

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