Lode, Christoph – Phoenixfeuer (Pandaemonia 3)

_|Pandaemonia|:_

Buch 1: [„Der letzte Traumwanderer“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6879
Buch 2: [„Die Stadt der Seelen“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6994
Buch 3: _“Phoenixfeuer“_

_Jackon hat Liam_ verraten. Und das bereut er nun bitterlich. Als er erfährt, dass Lady Sarka nicht vorhat, ihr Versprechen, Liams Leben zu schonen, zu halten, beschließt Jackon, etwas zu unternehmen.

Vivanas Tante Livia liegt derweil im Sterben und beharrt deshalb darauf, ihrer Nichte ihr Wissen und ihre Erinnerungen zu übertragen. Vivana ist jedoch zunächst mit der Flut an Informationen überfordert.

_An der Charakterzeichnung_ ändert sich in diesem Band nicht mehr viel. Vivana wird durch Tante Livias Erinnerungen noch ein wenig erwachsener, die übrigen Charaktere entwickeln sich aber nicht mehr weiter, und die Neuzugänge bleiben nur Randfiguren. Selbst der böse Nigromant Mahoor Shembar hat kaum Ausstrahlung. Er ist lediglich ein Mittel, um den Phoenix zu befreien, und könnte genauso gut ein nackter Holzknüppel sein.

Bleibt die Handlung, und auch die hinterlässt ein recht durchwachsenes Bild. Viele Ideen fand ich gar nicht schlecht, darunter die Beschreibung der Floßstadt in Jaro D’ar sowie der Wüstenruine Ilnuur. Die stimmungsvolle Beschreibung von Örtlichkeiten liegt Christoph Lode weit mehr als die Schilderung von Handlungsabläufen oder Dialogen, wo es immer wieder kräftig holpert. So empfand ich die Szene, als Lucien und Jacko zu Vivana, Godfrey und Nedjo stoßen, um die übrigen Gefährten aus dem Gefängnis zu befreien, ziemlich gekünstelt. Vivanas Zorn war gut gemacht, von Lucien hätte ich aber wesentlich mehr Durchsetzungsvermögen erwartet.

Noch störender fand ich, dass so viele der Akteure in ihrer Meinung so rasch umkippten. Das gilt nicht nur für Godfrey, Nedjo und Lucien, die sich von Vivana einfach überfahren lassen, sondern zum Beispiel auch für den Phoenix, der Jackons Bitte einfach nachgibt, ohne auch nur über eine andere Lösung nachzudenken.

Auch über ein paar Ungereimtheiten bin ich gestolpert. So versucht die |Jaipin|, dem Beschuß durch Lady Sarkas |Phoenix| auszuweichen, anstatt ihm einfach davonzufliegen, wo sie doch das schnellste Luftschiff der Welt sein sollte. Schließlich war die |Phoenix| ein ziemlich großes Schiff. Kaum vorstellbar, dass sie, als sie von Lucien bemerkt wurde, schon auf Schussweite herangekommen war, immerhin ist Lucien ein Alb.

Ebenfalls fragwürdig kam mir die Sache mit Umbra vor. Natürlich musste sie auf irgendeinem Weg erfahren, was tatsächlich mit ihrer Familie geschehen war. Der Weg, den Christoph Lode gewählt hat, ergab für mich allerdings nicht viel Sinn. Mama Ogda hat dafür gesorgt, dass Umbra sich den Kopf darüber zerbricht, wie es tatsächlich zur Auslöschung ihrer Familie kam. Allerdings wunderte ich mich, wo dabei für Mama Ogda die erwähnte Rache sein soll.

Zu alldem kommt noch, dass es dem Autor einfach nicht gelingt, echte Spannung aufzubauen. Kurze Abschnitte wie der Abstecher zu den Bleichen Männern oder die versuchte Zwischenlandung der |Jaipin| auf dem Weg nach Jaro D’ar bringen zwar etwas Action in die Handlung, verpuffen aber zu schnell, um einen durchgehenden Spannungsbogen zu erzeugen. Nicht einmal das Eindringen der Dämonen nach Bradost hat sich auf die Spannung ausgewirkt, weil die Lücke in der Mauer zwischen Menschenwelt und Pandaemonium durch Straßensperren abgeriegelt wurde. Seltsamerweise scheinen auch die flugfähigen Dämonen nicht in der Lage, eine solche Straßensperre zu überwinden. Und die Dämonen, die immerhin auf die Idee kamen, menschliche Körper zu übernehmen, um auf diesem Weg an den Sperren vorbeizukommen, sind zu doof, zuerst in der Stadt unterzutauchen, sondern greifen gleich die Soldaten an, die sie durch die Sperre gelassen haben, womit sie sich natürlich sofort verraten.

Mein erster Gedanke war, dass Christoph Lode hier absichtlich vorsichtig war, weil es sich bei |Pandaemonia| um eine Jugendbuch-Trilogie handelt. Es findet sich aber weder auf seiner Homepage noch beim Verlag ein entsprechender Hinweis, deshalb gehe ich davon aus, dass der Zyklus nicht explizit für Jugendliche geschrieben wurde. Dann allerdings hat der Autor sämtliches Potenzial verschenkt, das er im zweiten Band aufgebaut hat, zumal die Episode mit Ruacs Bruchlandung und der anschließenden Entführung durch die Dämonen sich ebenso schnell und einfach in Wohlgefallen auflöst wie die oben bereits erwähnten Szenen, sodass einer der gelungensten Aspekte des gesamten Zyklus letztlich zur Randerscheinung degradiert wurde. Schade!

_Bleibt zu sagen,_ dass der dritte Teil nicht gehalten hat, was der Erste versprochen hat. Statt dessen ist er sogar hinter dem ersten Teil zurückgeblieben. Da ein durchgehender Spannungsbogen fehlt, wirkt die Handlung unzusammenhängend, die einzelnen kleinen Höhepunkte wie lose aneinandergereiht. Die Protatonisten stolpern einfach über ein Hindernis nach dem anderen. Diese sorgen auch dafür, dass kaum ein Gespräch in Ruhe zu Ende geführt werden kann, was sogar die Dialoge, die oft auch so schon hölzern und unnatürlich wirken, ziemlich abgehackt erscheinen lässt. Außerdem ist vieles zu vorhersehbar, so zum Beispiel das Überlaufen Umbras oder Ruacs Ankunft in Jaro D’ar. Über all diese Mängel können selbst die stimmungsvollen Beschreibungen exotischer Orte nicht mehr hinwegtrösten. Was nützen die besten Ideen, wenn die Geschichte darum herum nicht gänzlich durchdacht und dann unbeholfen erzählt ist? Auch ein Jugendbuch kann sich das nicht erlauben.

_Christoph Lode_ stammt aus dem Rheinland und ist seit Jahren freiberuflicher Schriftsteller. Nach den Historienromanen „Der Gesandte des Papstes“ und „Das Vermächtnis der Seherin“ ist die |Pandaemonia|-Trilogie sein erster Ausflug ins Fantasy-Genre. Außerdem erschien Mitte April ein weiterer Historienroman des Autors unter dem Titel „Die Bruderschaft des Schwertes“.

|Broschiert 467 Seiten
ISBN-13: 9783-442-47175-1|
[www.randomhouse.de/goldmann]http://www.randomhouse.de/goldmann
[www.christoph-lode.de]http://www.christoph-lode.de

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