MacConnell, Michael – Killer

Michael MacConnell ist eigentlich Australier, aber das hindert ihn nicht daran, seine Thriller in Amerika, genauer gesagt in der Gegend um Boston, spielen zu lassen. „Killer“ ist der erste Roman mit der FBI-Agentin Sarah Reilly in der Hauptrolle, weitere sollen folgen.

_Sarah Reilly_ ist FBI-Agentin und versucht in einem Undercovereinsatz einem Serienkiller das Handwerk zu legen. Doch etwas kommt ihr dazwischen. Bevor sie den Verdächtigen festnehmen kann, wird er ihr von mehreren Männern abgejagt, nachdem diese sie mit einem Elektroschocker außer Gefecht gesetzt haben. Verdutzt schaut sie der Gruppe Männer hinterher und erfährt am nächsten Tag, dass ihr Verdächtiger bei einem Lagerhallenbrand ums Leben gekommen ist. Wer waren die Anderen, die sie unschädlich gemacht und den Killer mitgenommen haben?

Gleichzeitig treibt ein Serienkiller in New Hampshire sein Unwesen, der schon seit Jahren unerkannt aktiv ist. Er kopiert die Vorgehensweise anderer Killer, so dass ihm die meisten Taten nicht zugeschrieben werden können. Nur einer ist ihm auf die Schliche gekommen: Harry Reilly, Sarahs Vater und eine FBI-Legende. Seit seiner Pensionierung sammelt er im Geheimen Informationen über den skrupellosen Mörder. Als der spürt, wie Harry ihm immer näher kommt, beschließt er, zu anderen Mitteln zu greifen: Er inszeniert eine Katastrophe, während der er Harry entführt. Nun liegt es an Sarah, ihn zu finden und zu befreien, doch der gewiefte Killer macht es ihr nicht einfach …

_“Killer“_ ist ein Buch voller Überraschungen. Es beginnt zwar nicht ruhig, sondern mitten in Aktion, aber erinnert dabei noch an einen konventionellen Thriller. Erst später, wenn der Autor ohne Skrupel die sympathischsten Figuren ins Jenseits schickt, wird dem Leser klar, dass er bei Michael MacConnell auf alles gefasst sein sollte. Dadurch wird die Geschichte spannend und die Wendungen sind nicht überraschend, sondern vielmehr schockierend. Sie lassen sich selten vorhersehen und sind durch große Brutalität geprägt. Der Autor schlachtet sie allerdings nicht aus. Die Beschreibungen sind nicht zu blutig, sondern nüchtern. Doch obwohl diese Ereignisse auf weiten Strecken für Spannung sorgen, kehrt sich dieser Effekt am Ende um. Der Schluss ist konzipiert wie ein großes Finale, doch leider ist er ein wenig zu viel des Guten. Zu viele Gegenspieler an einem Ort, zu viele Wendungen und zu viel Action. Nach einem mehr als viel versprechenden Anfang schwächelt „Killer“ am Ende beträchtlich.

Die Figuren erfüllen ihren Zweck, heben sich aber nicht wirklich von Charakteren ähnlicher Bücher ab. Sarah ist ein Workaholic und lässt seit dem Tod ihrer Mutter niemanden mehr an sich heran. Ihr Kollege Drew hingegen liebt sie immer noch, nachdem die beiden eine kurze Affäre hatten. Ihr Vater stellt den etwas brummigen FBI-Veteranen dar, der den Tod seiner Frau ebenfalls nicht verwunden hat und sich deshalb in den Alkohol flüchtet. Auch wenn sie nicht wirklich interessant sind, sind die Protagonisten gelungen. MacConnell versteht es, sie eher düster zu zeichnen, wodurch sie authentisch wirken und gut in eine Geschichte passen, die von perversen Serienkillern dominiert wird.

Der Schreibstil ist entsprechend ruhig und unaufgeregt. Der Autor findet stets gute Worte, um Gefühle, Situationen und das Drumherum zu beschreiben. Dadurch, dass er ab und an die Erzählperspektive wechselt, wird das Buch abwechslungsreich. Trotzdem fehlt ihm eine gewisse Originalität im Schreibstil, um zusätzlich punkten zu können.

_“Killer“ ist ein Buch_, dessen große Stärke in der actionreichen, spannenden Handlung liegt. Die Figuren ergänzen diese gut, aber insgesamt fehlt es Michael MacConnell noch an Profil, um sich von seinen Kollegen abzuheben. Für einen Debütroman ist „Killer“ jedoch sehr gelungen.

|Originaltitel: Maelstrom
Aus dem australischen Englisch von Sabine Rissmann
409 Seiten, Taschenbuch
ISBN-13: 978-3404162826|
http://www.luebbe.de

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