Mainka, Martina – Satanszeichen

Es sind nur noch drei Tage bis Weihnachten, als kurz vor Mitternacht eine Frauenleiche auf dem verlassenen Gelände des Güterbahnhofs gefunden wird. Bei der Obduktion stellt sich heraus, dass der oder die Täter den Körper der jungen Frau mit einem Pentagramm, dem Satanssymbol, versehen haben. Die Ermittlungen ergeben, dass es sich bei der Toten um Delia Landau handelt, die als freie Journalistin arbeitete. Da weder im beruflichen noch im privaten Umfeld jemand sagen kann, mit welchem Thema bzw. welchen Recherchen sich Delia Landau vor ihrem Tod befasste, liegt die Vermutung nah, sie sei okkulten Kreisen, Satanisten, auf die Spur gekommen, die eine Enthüllungsreportage verhindern wollten. Allerdings ergeben die Untersuchungen im Mordfall Landau ein seltsam zerrissenes, ambivalentes Persönlichkeitsbild der Toten, die in gleich mehrfacher Hinsicht ein Doppelleben geführt zu haben scheint. Kaum deuten die Spuren darauf hin, dass es sich bei der Tat eventuell doch um ein Beziehungsdrama handeln könne und das Symbol des Pentagramms die Polizei nur in die Irre führen sollte, werden zwei weitere junge Frauen ermordet – und auch ihre Leichen sind mit dem Satanszeichen versehen …

Mit Elza Linden hat Martina Mainka eine herrlich nikotin- und koffeinsüchtige Kommissarin ins beschauliche Freiburg geschrieben, die sich mit ihrer leicht unkonventionellen, spröden Art eigentlich problemlos eine größere Fan-Gemeinde ermitteln sollte! (Ein wenig verwirrend ist der Untertitel: ‚Der erste Fall für Elza Linden‘, da ich bislang annahm, besagte Kommissarin Linden habe bereits in Mainkas Erstling „Angelika ist tot“ ihr Debüt gegeben). In dem angenehm zurückhaltend erzählten Privatleben der Protagonistin und einem in der Vergangenheit liegenden tragisch-traumatischen Ereignis liegen so viel Substanz, dass man sich – ich nehme es vorweg – wohl auf weitere spannende Fälle um Elza Lindens Team freuen darf. Elzas Kollegen sind ebenfalls authentisch und skurril genug, um im Laufe der Ermittlungen für Abwechslung zu sorgen.

Eine besondere Stärke der Autorin liegt vor allem darin, Situationen wie auch Dialoge lebendig werden zu lassen, Atmosphäre zu kreieren. Nur selten wirkt der Stil etwas gesucht pathetisch, und manchmal treffen die Formulierungen knapp daneben – es sei denn, man mag z. B. Männer, deren Augen ‚an Honig auf warmem Toast‘ erinnern – Appetit macht es ja … Ansonsten liest sich der Text aber durchweg flüssig und, obwohl oder gerade weil die Autorin ihre Protagonistin aus der Ich-Perspektive erzählen lässt, nehmen die anderen Figuren mit ihrem jeweils eigenen Stil und Charakter Form an. So werden die Szenerie Freiburgs wie auch die Figuren überzeugend lebendig. Und auch der Fall ist glaubwürdig. Einerseits wirkt er im Nachhinein betrachtet extrem konstruiert, andererseits aber auch raffiniert gesponnen. Ganz massiv werden Spuren gelegt, die auf sehr unterschiedliche mögliche Verdächtige und mögliche Motive deuten. Der Haken an dem Ganzen ist jedoch, dass Martina Mainka offensichtlich ihrem Fall eine Botschaft unterlegt. Die darf hier natürlich nicht verraten werden – sie wirkt allerdings leider der Spannung von „Satanszeichen“ entgegen. Eine m. E. ganz bewusste Entscheidung der Autorin, die jedoch damit aus der spannenden Story mit ihren okkulten Ansätzen letztlich das Geheimnisvolle, Mysteriöse wieder herausschreibt. Denn gerade der Zweifel und das Ungewisse hätten die Spannung verstörend zuspitzen können.

So ist „Satanszeichen“ ein klassischer Polizeikrimi, der allein seiner Protagonistin und den Ermittlungen sowie den damit einhergehenden Irrungen folgt. Ein Krimi, der allerdings auch immer nur an der Oberfläche der (psychologischen) Abgründe kratzt, die sich der Text vor allem durch die unzähligen Spuren, die er legt, selbst eröffnet. Das abschließende Fazit kann jedoch nur zur Lektüre raten, denn auch wenn die Autorin wesentlich skrupelloser im Sinne der Spannung hätte vorgehen können und trotz meiner leichten Vorbehalte bezüglich einiger Formulierungen – die übrigens ein etwas gewissenhafteres Lektorat herausgearbeitet(, dafür einige Kommata eingefügt) hätte – gereicht die Grundidee zum Bestseller. Daraus wird in der Ausführung ein sehr passabler Krimi, der wiederum vor allem durch seine Protagonistin besticht.

© _Anna Veronica Wutschel_
|Diese Rezension wurde mit freundlicher Genehmigung unseres Partnermagazins [X-Zine]http://www.x-zine.de/ veröffentlicht.|