Marillier, Juliet – Königskinder, Die (Unter dem Nordstern 1)

In den letzten Jahren haben die australischen Autorinnen unaufhaltsam den deutschen Markt erobert. Nach Sara Douglass und Elisabeth Haydon erscheinen nun auch von Juliet Marillier verstärkt Romane. Schon bei |Knaur| ist eine Trilogie um „Die Tochter der Wälder“ erschienen, in der sie die Zeit des 9 Jh. lebendig werden lässt und ihre keltischen Wurzeln heraufbeschwört.

In ihren neuen Zyklus „Unter dem Nordstern“ entführt sie den Leser in eine frühere Zeit. Im Schottland des 6. Jahrhunderts ringen mehrere gälische und piktische Königreiche um die Macht. In dieser Zeit wird Bridei in Wales geboren, doch seine Eltern geben ihn schon früh in die Obhut des Druiden Broachan, der ihn mit in den fernen Norden nimmt. Von nun an ist das Leben des Kindes von Lernen bestimmt. Dazu gehören nicht nur Lesen, Schreiben und Lehren über die Natur und das Recht, sondern auch handfestere Tugenden wie die Kriegskunst.

Unter den zufriedenen Blicken des alten Druiden und seines Haushaltes entwickelt sich Bridei prächtig. Nur in einem wehrt er sich gegen das Machtwort seines Ziehvaters und der anderen. Er will das zur Wintersonnenwende gefundene Mädchen nicht seinem Schicksal überlassen. Obwohl es kein Mensch zu sein scheint, möchte er die Kleine immer in seiner Nähe wissen und sich um sie kümmern.

So bleibt die kleine Tuala auch im Haushalt des Druiden und widersteht mehreren Versuchen, sie loszuwerden, wenn Bridei nicht da ist und über sie wachen kann. Mit zunehmendem Alter lässt sie sich weniger gefallen, erfährt aber auch von ihrer Herkunft durch zwei geheimnisvolle geflügelte Wesen. Diese machen ihr klar, dass sie ein Kind des Waldes ist – ein Feenmädchen, das den Göttern näher steht als den Menschen.

Als sie fast fünfzehn Jahre alt ist, gibt es jedoch kein Ausweichen mehr. Menschen, die sie früher gemocht haben – so wie ihre Amme, ziehen sich von Tuala zurück, und der Druide verlangt von ihr, dass sie sich nun entweder entschließt, einen Mann zu heiraten, oder aber in die Schule der Weisen Frauen zu gehen.

Das Mädchen hat keine andere Wahl, denn Bridei weilt mittlerweile in einem anderen Haushalt, um dort seine Studien zu vertiefen und eine erste Bewährungsprobe in der Schlacht hinter sich zu bringen. Denn mittlerweile ist er ein Mann und man darf ihm nicht länger vorenthalten, welches Schicksal man ihm zugedacht hat …

Magische Waldwesen, ein Kind, das zwischen den Welten steht und ein auserwählter Junge, der erst noch seine Lehrzeit hinter sich bringen muss – das sind genau genommen die Zutaten fast aller Fantasy-Romane, in denen die mythische Vergangenheit Englands mitsamt den keltischen Wurzeln heraufbeschworen wird.

Da macht auch „Die Königskinder“ keine Ausnahme. Zwar sind Bridei und einige andere Figuren historisch belegte Personen, aber da hört es auch schon auf. Da man im Grunde sehr wenig über die Pikten, ihre Kultur und den Kontrakt/die Vermischung mit anderen Völkern – gerade zu dieser Zeit – weiß, nimmt sich Juliet Marillier die Freiheit, eine Ausbildung zu schildern, die sich überhaupt nicht von denen anderer keltischer Helden unterscheidet.

Da gibt es den weisen Lehrmeister, der seinen Schüler manchmal auch recht despotisch in die Schranken weist, den jungen und allzu klugen Helden, der zu viel zu oft hinterfragt, und das geheimnisvolle Mädchen, das seinen mystischen Weg erst noch entdecken muss und irgendwie doch zu seiner Gefährtin bestimmt ist.

Etwa die Hälfte des Buches wendet Juliet Marillier für die Kindheit von Bridei und Tuala auf, erst dann wird es spannender, als beide ihre eigentlichen Wurzeln entdecken und feststellen müssen, dass sie auch Feinde haben, die ihnen ans Leben oder sie grob voneinander trennen wollen. Es geht dabei sehr gefühlvoll zu – Bridei kommt lange nicht darüber hinweg, dass ein väterlicher Freund den für ihn bestimmten Becher mit Gift getrunken hat.

„Die Königskinder“ dürfte vor allem Lesern gefallen, die von gefühlvollen keltischen Helden und einer scheinbar magischen Liebesgeschichte nicht genug bekommen können und denen es auch nicht wichtig ist, dass die eigentliche Handlung kaum Geheimnisse birgt und eher flach dahinplätschert.

Alle anderen Leser dürften sich mehr oder weniger durch den zähen Roman mit seinen erheblichen Längen, altvertrauten Klischees und flachen Charakteren quälen und ihn vielleicht noch vor dem Ende genervt beiseite legen.

© _Christel Scheja_
|Diese Rezension wurde mit freundlicher Genehmigung unseres Partnermagazins [X-Zine]http://www.x-zine.de/ veröffentlicht.|