Martin, George R. R. / Crowell, Mike / Avery, Ben / Miller, Mike S. – Heckenritter, Der

_Story_

Als Knappe des respektierten Heckenritters Ser Arlan ist der wagemutige Dunk in seiner Jugend durch alle Lande gezogen. Stolz vertrat er seinen Meister und gelangte an seiner Seite selber zu Ritterehren. Als Ser Arlan am Wegesrand infolge einer Erkrankung tot zurückbleiben muss, beschließt Dunk, sein Erbe anzutreten und an seiner statt am Turnier in Ashford teilzunehmen. Doch der einstige Knappe hat seine neue Mission völlig unterschätzt; als er in den königlichen Gefilden eintrifft, wirkt er ohne würdige Ausrüstung geradezu hilflos und muss sein Pferd gegen die benötigten Silberstücke eintauschen. In dem jungen Burschen Egg hat er allerdings einen würdigen Stallburschen gefunden, der Dunk alias Duncan der Große treu ergeben ist.

Während die ersten Kämpfe schließlich das Publikum unterhalten, begeht der etwas unbeholfene Heckenritter eine riesige Torheit. Dunk hatte schon längere Zeit die Augen auf eine Puppenspielerin geworfen, der er auch die Bemalung seines Schildes anvertraut hatte. Als diese öffentlich des Verrats an der Krone bezichtigt wird, weil sie in einer ihrer Vorführungen das Wappen des Throns beschmutzt habe, greift Duncan der Große ein. Er schlägt dem Prinzen in seiner Wut ins Gesicht und wird mit sofortiger Wirkung vor Gericht gestellt. Unter gemilderten Umständen wird ein Gottesurteil gefällt. Duncan muss sich Prinz Aerion im ‚Urteil der Sieben‘ im Kampfe stellen. In nur einer Nacht ist es an ihm, sechs Gefährten zusammenzusuchen, um seine Unschuld mit Lanze und Schild zu beweisen. Doch in diesen schweren Zeiten fühlt sich niemand dem törichten Neuling verbunden …

_Persönlicher Eindruck_

Im permanent wachsenden, verlagseigenen Fantasy-Repertoire hat Deutschlands wohl renommierteste Comic-Schmiede |Panini| in den vergangenen Monaten bereits einige echte Meisterwerke hervorgebracht, man denke nur an die fantastischen Adaptionen von Salvatores „Saga vom Dunkelelf“ oder den meisterhaften Transfer von Howards legendärer Sagengestalt „Conan“. Nun jedoch hat man die Messlatte noch ein weiteres Mal nach oben gesetzt. Mit „Der Heckenritter“ folgt jetzt eine Geschichte aus dem Umfeld der sieben Königreiche, der Sagenwelt von George R. R. Martins modernem Fantasy-Klassiker [„Das Lied von Eis und Feuer“, 3651 welches ja nach Meinung nicht weniger Genre-Liebhaber das bislang beste Werk der phantastischen Literatur ist. Dementsprechend schwierig war natürlich auch die Umsetzung dieser illustrierten Erzählung, vor allem bedingt durch die enorm hohen Erwartungen, an denen jüngst ja auch schon die gezeichnete Fassung von Michael Moorcocks „Elric – Die Erschaffung eines Hexers“ scheiterte. Doch Ben Avery, hierzulande noch ein Greenhorn in der Comic-Abteilung, hat bei dieser Adaption fantastische Arbeit geleistet und nicht nur in seinem Genre, sondern generell in der illustrierten Literatur einen echten Meilenstein geschaffen – ganz so wie einst Martin, als er seine ersten Geschichten aus dem Land der sieben Königreiche zum ersten Mal dem Publikum vorstellte.

Dabei nimmt sich Martins Erbe die erforderliche Zeit, um die Detailfülle der Originalvorlage würdig auszudehnen. Ganz langsam kreiert er die faszinierende Sagenwelt, zehrt aber von Beginn an von der fantastischen Atmosphäre, die sowohl die Charaktere als auch die grandiosen Schauplätze umgibt. Schwierigkeiten bekommt man als Neuling lediglich bei der Ansammlung der teils gleich klingenden Ritternamen, was man jedoch nicht kritisch auslegen kann, schließlich handelt es sich hierbei ausschließlich um eine Frage der Orientierung, die spätestens zur Mitte der Story tadellos gemeistert werden kann. An derartige Unwegsamkeiten denkt man aber eigentlich schon ab dem Moment nicht mehr, an dem Dunk Ashford erreicht und seine Prüfung als Ritter vorbereitet. Von dort an entwickelt sich die zunehmend spannendere Geschichte behäbig aber sehr bestimmt fort, scheut bei der Darstellung von phantastischen bzw. transferierten mittelalterlichen Themen und emotionalen Inhalten nicht zurück und setzt alle Hebel in Bewegung, um die majestätische Erzählung mit einem bezaubernden Finale zu beenden. 160 Seiten voller erhabener Schlachten, hinterhältiger Intrigen und zwischenmenschlicher Dramen später ist man sich schließlich gewiss: Avery hat dem Verlag sein bisheriges Fantasy-Meisterstück beschert und – natürlich auch dank der genialen Vorlage – mit diesem Werk neue Maßstäbe gesetzt.

In diesem Sinne bleibt natürlich zu hoffen, dass der Autor mit der offiziellen Vorgeschichte zum „Lied von Eis und Feuer“ erst den Anfang einer neuen, darauf basierenden Comic-Serie geschaffen hat. Im Zweigespann mit seinem zeichnenden Kollegen Mike S. Miller wäre er jedenfalls sicherlich imstande, das grandiose Vorwerk von Fantasy-Ikone R. A. Salvatore noch zu übertreffen und das gesamten Genre maßgeblich zu beeinflussen. Dass Martins Originalromane hierzu das nötige Potenzial besitzen, steht außer Frage, ebenso wie Averys Qualitäten, schwere Lasten wie den Erwartungsdruck zu seinen Gunsten auszuspielen. Mit „Das verschworene Schwert“ steht eine weitere Adaption schon in den Startlöchern. Nach den überwältigenden Eindrücken von „Der Heckenritter“ ist die Vorfreude auf alles noch Folgende jedenfalls unermesslich groß!

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