Martin, George R. R. – Saat des goldenen Löwen, Die (Das Lied von Eis und Feuer 4)

_|Das Lied von Eis und Feuer|_ (überarbeitete Neuauflage):

01 [„Die Herren von Winterfell“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=3637
02 [„Das Erbe von Winterfell“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7222
03 [„Der Thron der Sieben Königreiche“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=3651
04 _“Die Saat des goldenen Löwen“_
05 „Sturm der Schwerter“
06 „Die Königin der Drachen“
07 „Zeit der Krähen“
08 „Die dunkle Königin“
09 „Der Sohn des Greifen“ (21.05.2012)
10 „Ein Tanz mit Drachen“ (23.07.2012)

_Im Original:_

01 „A Game of Thrones“
02 „A Clash of Kings“
03 „A Storm of Swords“
04 „A Feast for Crows“
05 „A Dance with Dragons“
06 „The Winds of Winter“ (der Autor wird 2012 daran arbeiten)
07 „A Dream of Spring“

_Das Schicksal der Stark-Kinder – der Winter naht_

„Das Lied von Eis und Feuer“, so heißt das ambitionierte Großprojekt von George R. R. Martin auf dem Gebiet der epischen Fantasy. Die vier ersten Bände davon sind bereits auf Deutsch erschienen (hier auf acht Bände verteilt), die nächsten zwei erscheinen im Mai und Juli auch bei uns. „Die Saat des goldenen Löwen“ ist die zweite Hälfte des zweiten Bandes.

Der Zyklus lässt sich zum Besten einordnen, was diese Literaturgattung bisher hervorgebracht hat. Mehrere Handlungsstränge aufgreifend, bietet Martin einen Blick auf eine farbenprächtige Welt voller Gegensätze, ein buntes Gewimmel verschiedenster Schicksale, verstreut vom kargen, frostklirrenden Norden bis zu den orientalisch prächtigen Ländern des Sommers. Eine Welt, in der die Jahreszeiten sich über Jahre erstrecken können und auf einen milden langen Sommer ein umso härterer Winter folgt. In diesen Wintern erwachen im Norden dunkle Mächte. Und der jetzige Sommer währt bereits die Rekordzeit von zehn Jahren … Doch noch ist die Witterung wohlgesonnen, und die Menschen sind mit ihrem eigenen Streit beschäftigt.

_VORGESCHICHTE: Handlung von Band 3_

Im Zentrum der Aufmerksamkeit steht auch im dritten Band die Familie der Starks. Seit Tausenden von Jahren stellt sie die Könige des Nordens, eine harte, ehrenhafte, aber auch pragmatische Sippe. Der sich seit dem Anfang der Serie aufbauende Zwist zwischen den Starks und der mächtigen Adelsfamilie der Lennisters eskaliert zu einem mörderischen Krieg, der einen Großteil der Sieben Königreiche verheert. Robb Stark, gerade mal 16 Jahre alt, wird von seinen Vasallen zum „König des Nordens“ erklärt und verzeichnet überraschende Erfolge gegen die Lennisters.

Und noch mehr Heere sind im Anmarsch. Denn Stannis, der ältere Bruder des verstorbenen Königs Robert Baratheon, schickt sich an, den Thron an sich zu reißen, mit der Begründung, der Thronfolger und neue König Joffrey sei nicht seines Bruders Sohn, sondern das Produkt aus der Verbindung der Königin mit ihrem Bruder Jaime. Nicht zu Unrecht, wie der Leser aus der Vorgeschichte weiß.

Gleichzeitig ruft sich auch Stannis‘ jüngerer Bruder Renly zum König aus und kann durch die Unterstützung der südlichen Provinzen auf eine riesige Armee zurückgreifen. Der Kampfverlauf ist allerdings anders, als die Beteiligten erwarten. Es gibt also bislang vier Könige, doch dabei soll es nicht bleiben.

Derweil nehmen die Männer der Nachtwache, welche das Land seit altersher gegen den Norden schützt, erschreckt Veränderungen war. Nicht nur dass Männer verschwinden und als Untote wiederkehren, auch die Wildlinge, die Menschen auf der anderen Seite der Mauer, sind spurlos verschwunden, wie eine Expedition feststellt. Diese ist mit Jon Schnee, dem Bastard Eddard Starks, losgezogen, um die Vorgänge jenseits der Mauer zu erforschen.

Die junge Daenerys Targaryen, eine Favoritin unter den Handlungsträgern und frischgebackene „Mutter“ von drei Drachen, macht sich mit ihrer kleinen Gefolgschaft auf eine ungewisse Reise nach Osten durch die Wüste. Zwar finden die geplagten Reste des ehemaligen Khalazars von Drogo bald fruchtbares Land, doch die ehrgeizige Daenerys treibt es weiter. Eine gewisse Gleichgültigkeit, was ihre Untertanen betrifft, lässt sich bei ihr nicht verleugnen. Dennoch wünscht man ihr alles Gute. Doch die Erfüllung ihrer Träume bedeutet noch mehr Krieg für die Sieben Königreiche.

_Handlung von Band 4_

Ein bisher eher am Rande agierender Handlungsträger bekommt mehr Aufmerksamkeit zugemessen: der junge Theon, das Mündel Eddard Starks, zieht heimwärts, um als kommender Erbe des Thrones der Eisen-Inseln zu Ruhm zu kommen. Doch sein Vater schickt ihn gleich wieder los, um zusammen mit seiner wilden Schwester Asha die Küsten der Stark-Vasallen zu plündern. Diese Schandtaten sind dem vom Ehrgefühl der Starks infizierten Theon ein Gräuel, und so schickt er sich an, andersartigen Ruhm zu erwerben: Nachdem er den grausamsten Kapitän überredet hat, ihm zu helfen, lockt er erst die Burgbesatzung von Winterfell heraus und erstürmt dann nachts die Mauern.

|Die Starks|

Der junge Bran, der das „dritte Auge“ eines Leibwechslers (Warg) entwickelt hat, warnt die schlafende und halb verlassene Burg vergeblich vor den Eroberern. Während Bran die Burg übergibt und gleich danach wie vom Erdboden verschluckt verschwindet, begibt sich sein Halbbruder Jon Schnee mit einer stark bewaffneten Truppe tiefer ins wilde Land nördlich der Mauer, um seinen Onkel Benjen Stark zu suchen.

Unterhalb eines befestigten Platzes stößt er auf Grenzer-Waffen, die unter frischer Erde begraben sind – in einem Grenzer-Mantel. Jons Schattenwolf Geist hat sie gefunden. Kann Jon auch die Wildlinge aufspüren, die sich laut Späherberichten zu einer Armee formiert haben, um die Mauern zu durchbrechen – mit Hilfe von Magie? Auch Jon entwickelt Warg-Fähigkeiten. Leider besitzt diese auch der Feind …

Brans und Jons Halbschwester Arya Stark wurde gefangen genommen und muss als Putz- und Küchenmagd schuften. Doch auf Burg Harrenhal ist sie den Lennisters unverhofft ganz nah: Dort versammelt sich der bunte Kriegshaufen von Lord Tywin Lennister zum Krieg gegen den erfolgreichen König des Nordens, Robb Stark, jetzt das Oberhaupt der Sippe. Arya fällt ein unerwarteter Bonus in den Schoß: Weil sie drei jungen Männern das Leben gerettet hat und sie diese Schuld begleichen wollen, darf sie wählen, wer von ihren Feinden in Harrenhal sterben soll. Schon bald heißt es, der böse Geist der Harrenhals gehe in der Burg um …

Sansa Stark hat es wahrlich nicht leicht in Königsmund. Ihr Verlobter, König Joffrey, ist ein Monster, das sie ein ums andere Mal malträtieren und demütigen lässt. Nicht nur, dass er ihren Schattenwolf Lady, ihren Vater Eddard und ihre Zofe töten ließ, nun scheint auch sie selbst ihm zuwider zu sein. Der Grund dafür bleibt ihr vorerst verborgen. Zum Glück findet sie in Tyrion Lennister, der neuen Rechten Hand des Königs, einen unverhofften Beschützer und ebenso in Sandor Clegane, den sie den „Bluthund des Königs“ nennen.

|Die Lennisters|

Tyrion, der hässliche Gnom, ist der mit weitem Abstand Klügste und Gerissenste unter den fiesen Lennisters. Wir können ihm unsere Bewunderung nicht verweigern. Er mag zwar die Hure Shae lieben, doch dafür nimmt er es mit Königin Cersei, ihrem Geliebten Lancel Lennister (jawohl: ihrem Cousin) und mit König Joffrey auf. Joffrey hat das Land durch den Bürgerkrieg verkommen lassen, die Bevölkerung der Hauptstadt hungert, und das Einzige, was ihm dazu einfällt, ist Terror.

In einer dramatischen Szene fällt der Pöbel über die Lennisters her, und es kommt zu Toten, während die Königin als „Bruderfickerin“ geschmäht wird. Der Hohepriester der Kirche wird neben weiteren Adeligen erschlagen. Tyrion seufzt: Wenigstens ist Prinzessin Myrcella in Sicherheit, denn er hat sie per Schiff nach Sonnspeer ins südlichste Westeros geschickt, damit sie dort durch Heirat einen Verbündeten gewinnt.

Und Verbündete können die Lennisters, die in der Hauptstadt hocken, weiß Gott gebrauchen. König Stannis hat seinen Bruder Renly zur Schlacht herausgefordert. Zwar ist Renly der Jüngere, doch er hat das größere Heer. Wer die Schlacht gewinnt, bekommt die strategisch wichtige Festung Sturmkap – und den jüngsten Thronerben, Edric Sturm, König Roberts Bastard. Immer gut, wenn man einen weiteren Rivalen ausschalten kann, findet Stannis, der gerne geradlinig denkt.

|Der Killer aus Schatten|

Robb Stark hat seine Mutter, Lady Catelyn Tully Stark, ins Heerlager von Renly Baratheon geschickt, um beide Baratheons als Verbündete gegen die Lennisters und König Joffrey zu gewinnen. Schon bald muss sie einsehen, dass sich die beiden Brüder lieber an die Gurgel gehen, als die Existenz von Vernunft anzuerkennen. Stannis hat sich zudem eine neue Religion zugelegt: Der Herr des Lichts führe ihn nun, sagt er – und lasse sein Schwert erstrahlen. Neben ihm reitet eine ganz in Rot gewandete Frau namens Melisandre, die sehr fromm tut. Eine schlaue Verkleidung …

Der Morgen der Schlacht dämmert herauf. Die Leibwächterin von König Renly, die stets in Leder und Stahl gerüstete Brienne, legt gerade ihrem geliebten König in Gegenwart der herbeizitierten Catelyn Stark die verschiedenen Komponenten der prächtigen Rüstung an, ebenso den königlichen Umgang und den von einem Hirschgeweih gekrönten Helm.

Da bemerkt Catelyn verwirrt einen Schatten, der sich Renly nähert, gleich darauf spritzt ein Blutschwall unter der Halsberge des Königs hervor. Der Schatten verschwindet, doch Brienne schreit auf, Catelyn ruft Hilfe herbei. Die Zeltwachen stürzen herein – und sehen zwei Frauen, die es offensichtlich auf den König, der am Boden liegt, abgesehen haben. Sie zücken ihre Schwerter, um sie zu erschlagen …

_Mein Eindruck_

Seit Mitte der achtziger Jahre ist der Autor ein gewiefter Drehbuchschreiber in Hollywood geworden. Seiner Routiniertheit verdankt auch „Game of Thrones“ alias „Das Lied von Eis und Feuer“ seine eminente Lesbarkeit. Szene für Szene baut der Autor Handlungsfäden und Spannungsbögen auf, führt auch schon mal den Leser in die Irre. Das gereicht dem Roman zur wachsenden Spannung und zu starken, emotionalen Szenen.

|Action|

Aber ein „Ritterroman“ lebt nicht bloß von Wortgefechten, sondern auch von Action und Romantik. Und die gibt es in Band 3+4 ebenso wie in Band 1+2 (nach deutscher Bandzählung). Das erster Drittel findet seinen Höhepunkt in der dramatischen und rätselhaften Ermordung von König Renly Baratheon. Wer war’s, lautet die unmittelbare Frage. Renlys Mannen tippen auf die naheliegende Antwort: Catelyn und Brienne müssen es gewesen sein. Mehr darf nicht verraten werden.

Doch später sehen wir Catelyn auf Burg Schnellwasser, die von Edmure Tully, ihrem jüngeren Bruder, erfolgreich gegen die Lennister-Armeen verteidigt wird. Und hier ist auch Jaime Lennister eingekerkert, mit dem Lady Catelyn ein sehr aufschlussreiches Gespräch hinsichtlich gewisser Todes- und Unglücksfälle führt. Denn Catelyns Ermittlung gilt immer noch der Frage: Wer hat ihren Sohn Bran in die Tiefe gestoßen und – noch wichtiger – wer hat den Mörder mit dem valyrischen Dolch geschickt, dessen Schnittnarben ihre Hände verunzieren? Jaime liefert Antworten, aber sind es die richtigen?

Der Höhepunkt des mittleren Drittels ist der Volksaufstand des Pöbels gegen die Lennisters und ihre Entourage. Weitere Action liefert der von der zehnjährigen Amazone Arya Stark angezettelte Angriff der Gefangenen auf die Besatzung von Burg Harrenhal. Die kleine Kriegerin kann sich über fehlende Erfolge nicht beschweren.

|Die Schlacht um Königsmund|

Doch das letzte Drittel liefert den absoluten Höhepunkt des Gesamtromans: die Schlacht um Königsmund. König Stannis‘ Heer steht der Hauptstadt am Nordufer des Flusses Schwarzwasser gegenüber, welche das Südufer verteidigt. Doch nun segelt auch seine Flotte in die Flussmündung, um die Invasionstruppe an Land zu setzen. Ein Gefolgsmann, der einen der Segler kommandiert, macht uns zu Zeugen des Angriffs, der einen unerwarteten Verlauf nimmt. In einer anderen Szene sieht sich Tyrion Lennister gezwungen, einen Ausfall anzuführen, der ihn bis zum Fluss hinunter führt – und in die Hände eines Verräters …

Dieser Schluss lässt uns ebenso rätselnd wie gebannt zurück. Denn ohne Zweifel ist Tyrion einer der Lieblinge des Autors. Soll es jetzt schon mit ihm zu Ende sein? Der Autor schreckt nicht davor zurück, auch Hauptfiguren zu opfern, wie wir gelernt haben, sonst wäre Eddard Stark nicht in Königsmund enthauptet worden.

|Winterfell|

Deshalb ist es wichtig zusehen, welchen Verlauf die Dinge auf Burg Winterfell nehmen. Werden auch die beiden dort verbliebenen Söhne Ned Starks und Lady Catelyns ins Gras beißen müssen? Es sieht ganz so aus, denn Catelyn erhält auf Schnellwasser düstere Nachrichten aus Winterfell mit eben jenem Inhalt: Bran und Rickon seien von Theon Graufreud nach einer missglückten Flucht hingerichtet und auf den Zinnen aufgespießt worden. Aber ist das wirklich so? Wir dürfen den Nachrichten nicht trauen.

Theon hat die Burg mit 30 Mann erobert, doch seine Schwester lässt ihm nur zehn weitere da, um sie zu halten: Er sollte die Burg niederbrennen und ans Meer eilen, rät sie ihm. Doch Theon ist zu stolz auf seine Eroberung, mit der den Starks heimzahlen will, dass sie ihn zehn Jahre lang als Mündel „gefangen hielten“, wie er es nennt. In Wahrheit machten sie ihn zu einem Mann und Krieger. Eines Tages sieht er sich den 600 Mann gegenüber, die der Kastellan der Burg zurückbringt. Die Übergabe lehnt Theon stolz und trotzig ab, denn er hat eine wertvolle Geisel. Doch dann geschehen mehrere unerwartete Dinge nacheinander – und auf Winterfell ist nichts mehr wie zuvor …

|Magie und ähnliches|

Die Magie kommt nie zu kurz, auch wenn die bisherige Schilderung den Eindruck erweckt haben mag. Leibwechsler, Schattenkiller, das dritte Auge – all das ist Mumpitz im Vergleich zu dem, was Daenerys in der Stadt Qarth erlebt. Sie sucht immer noch nach einer Überfahrt nach Westeros und einem Heer, das sie aufstellen kann. Um ihre Zukunft zu erfahren, bemüht sie eine Art Orakel. Dies ist keine Pythia in einem griechischen Tempel, sondern das „Haus der Unsterblichen“, in dem derjenige, der sich darin im Drogenrausch verirrt, durch verlorengehen kann.

Begleitet von ihrem treuen Drachen Drogon begibt sich Dany in ein Labyrinth, das so manche gruselige und erotische Szene bereithält. Der Besuch der Drachenkönigin endet mit einem Finale, das den Besitzer des Hauses schier zur Verzweiflung treibt …

_Unterm Strich_

Ich habe nur etwa drei Tage für rund 620 Seiten Text gebraucht (der Rest geht für die Karten und die Anhänge drauf), und am letzten Tag konnte ich das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen. Die Höhepunkte, die ich oben aufgezählt habe, sorgen für Action, Spannung, Romantik und auch Irreführung des Lesers. Denn natürlich muss die Geschichte von Bran und Rickon, den beiden Leibwechslern oder Wargen, weitergehen, ebenso wie die von Jon Schnee, Arya und Sansa. Alle Kinder, Bastarde und Mündel von Ned Stark, also genetische wie ideelle Erben der Stark-Tradition, folgen ihrem Schicksal, mehr oder weniger erfolgreich.

Ihre Gegenstücke dürfen auch nicht fehlen, als da wären die beiden Baratheons, die Lennisters, v.a. Tyrion, und Daenerys. Andere wichtige Spieler wie etwa Robb Stark tauchen in der zweiten Hälfte des Gesamtromans gar nicht auf, doch wir hören immer wieder von ihnen. Der „Versager des Monats“ ist zweifellos der abtrünnige „Stark“ Theon Graufreud, der vom Leser die wenigsten Sympathiepunkte erhält. In dieser Hinsicht liegt er etwa gleichauf mit Joffrey, dem Muttersöhnchen auf dem Eisenthron.

Dieser Eisenthron entpuppt sich zunehmend als eine Art Prüfstein für einen König und seine Rechte Hand. Dies ist kein gewöhnliches Möbelstück aus dem 18. Jahrhundert, sondern wurde der Legende nach von den drei letzten Drachen vor Jahrtausenden aus den Schwertern der Besiegten mit Drachenfeuer zusammengeschmolzen. Folglich weist der Thron zahlreiche Schneiden und Kanten auf.

Nur wer sich stur und skrupellos an ihn klammert, kann ihn auch halten, alle anderen müssen ins Gras beißen. So ergeht es Tyrion, der Rechten Hand, um ein Haar – und wir fragen uns mit ihm, wer hinter dem Verrat steckt und wie ihn die Folgen innerlich verändern werden. Äußerlich ist er bereits kaum wiederzuerkennen. Dass ein Gnom noch hässlicher werden kann, dürfte die Damenwelt, die ihm bislang so hold war, kaum erfreuen.

Merkwürdig, dass die wichtige Mission, die Lord Baelish Kleinfinger, Herr aller Bordelle von Königsmund, so tapfer auf sich nimmt, überhaupt nicht geschildert wird. Dafür ist seine Rückkehr dann umso überraschender und erfolgreicher, als er Stannis in den Rücken fällt. Merke: Der Autor, ein gewiefter Drehbuchautor, opfert manche Handlungsstränge um des Effektes willen. Deshalb ist es zu verstehen, dass hier manche Szenen auch mit einem Cliffhanger enden, so etwa bei Lady Catelyn, die plötzlich ein Schwert verlangt.
Ausblick

Ich bin schon sehr gespannt auf die Verfilmung dieses zweiten Gesamtromans in der Staffel 2 der TV-Serie, die im Mai auf Sky-TV ausgestrahlt wird. Ich konnte feststellen, dass mehrere Ziatete aus Band 4 bereits in Staffel 1 übernommen worden sind. Darunter ist etwa Tyrions traurige Geschichte darüber, wie er sich erstmals verliebte und wie er Tysha wieder verlor.

|Die Neuauflage|

Ein umfangreicher Anhang mit den einzelnen Herrscherhäusern von Martins Phantasiewelt macht es deutlich: Hier treten sehr viele Leute auf die Bühne, die die Welt bedeutet. Und nicht alle treten lebend ab. Denn wie das unter den Edlen so ist und dem Leser von Shakespeare sattsam bekannt: Es kann der Klügste nicht in Frieden regieren, wenn es dem Ehrgeizigen nicht gefällt.

Der Interessent sollte darauf achten, die überarbeitete Fassung zu lesen, denn in ihr sind alle Eigen- und Ortsnamen auf den drei Landkarten eingedeutscht und Fehler der Erstauflage ausgemerzt. Äußerst hilfreich sind die Landkarten, auch wenn man sich so manche davon etwas detaillierter gewünscht hätte.

Hinweis: Die erste Hälfte von „Storm of Swords“ trägt den deutschen Titel „Sturm der Schwerter“.

|Taschenbuch: 672 Seiten
Originaltitel: A Clash of Kings, Teil 2 (Seite 332 – 728)
ISBN-13: 978-3442268214|
[www.randomhouse.de/blanvalet]http://www.randomhouse.de/blanvalet

_George R. R. Martin bei |Buchwurm.info|:_
[„Der Heckenritter“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=4443
[„Fiebertraum“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=5451
[„Adara und der Eisdrache“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=5857

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