Mayle, Peter – Ein diebisches Vergnügen

_Der ebenso reiche_ wie unsympathische Danny Roth ist fassungslos: Jemand hat seine liebsten Statussymbole, etwa fünfhundert Flaschen einzigartigen Rotweins, aus seinem Haus in den Hollywood Hills entwendet!

Das muss jemand ausbaden. Und diejenige, die Roths Zorn direkt zu spüren bekommt, ist die hübsche Elena Morales von der Versicherung. Die clevere Geschäftsfrau merkt schnell, dass der reiche Widerling alles tun wird, um ihren Arbeitgeber über den Tisch zu ziehen. Bedauerlicherweise haben die Täter extrem professionell gehandelt und so gut wie keine Spuren hinterlassen.

Elena bleibt nur noch eines übrig: Sie muss Sam Levitt anrufen und ihn auf den Fall ansetzen. Einerseits liegt das nahe: Sam ist frankophil, ein außerordentlicher Weinkenner und übernimmt detektivische Arbeiten, seit er sich von der falschen Seite des Gesetzes zurückgezogen hat. Dummerweise ist er auch Elenas Exfreund, und sie ist ihm emotional noch nicht ganz entkommen, so dass eine Kontaktaufnahme Gefahren birgt, die sie nicht brauchen kann.

Sam ist entzückt, sowohl davon, Elenas Stimme wieder zu hören als auch von dem Fall an sich. Er mag Rätsel, und dieses ist besonders knifflig. Wie knifflig genau, geht auch Sam erst mit der Zeit auf. Was er auch versucht, wen er auch befragt: Er rennt gegen Wände. Seine Kontakte versagen, seine Spürnase nimmt nicht die leiseste Witterung auf. Da bleibt ihm wohl nichts anderes übrig, als sich zur Quelle zu begeben, die in diesem Fall mit köstlichem Bukett in Frankreich sprudelt. Die Spur führt von Hollywood über Paris nach Marseille und verlangt dem Detektiv von eigenen Gnaden so einiges an Geist und Chuzpe ab …

_Sam Levitt ist_ ein ausgesprochen sympathischer Protagonist, der die Ermittlungen auf unkonventionelle Weise angeht und nebenher einen luxuriösen Lebensstil pflegt. Mayle führt mit leichter Hand durch die Geschichte, die von vertrackten Aufgaben nur so wimmelt, erfreut den Leser mit der Beschreibung der Öffnung einer metaphorischen Blüte und lässt ihn leise seufzend zurück: „Hach ja, reich müsste man sein, und detektivischen Ehrgeiz müsste man haben, und Ahnung von Wein sowieso.“ Und dann sollte man dringend mal wieder nach Frankreich fahren, allein schon wegen der Bouillabaisse.
Dadurch, dass des Protagonisten Weste erst in den letzten Jahren wieder mühsam weiß gewaschen wurde (oder zumindest beige), umweht ihn noch immer etwas der Dunst des Ungesetzlichen – was ihn als Hauptfigur extrem interessant macht und so einige seiner Aktionen erklärt.

Auch der Fall an sich ist hübsch verknotet; weder an der Ausführung des Verbrechens noch am Endpunkt des manchmal nur hauchdünnen Ariadnefadens ist irgendetwas auszusetzen. Schön gemacht: Die Darstellung der Laufarbeit, die ein Verbrechen nach sich zieht, bei dem Profis kaum Spuren hinterlassen haben.

_Mayle hat einen_ kurzweiligen, interessanten Krimi geschrieben, der völlig ohne Blut, Explosionen oder wilde Verfolgungsjagden auskommt. Das hier niedergeschriebene geistige Kräftemessen zweier fast ebenbürtiger Gegner ist nicht nur für Weinfreunde und Gourmets absolut empfehlenswert. Wenn Sie Spaß an Rätseln haben, an kulinarischen Genüssen, pointierten Gesprächen und scharfsinnigen Folgerungen, dann sind Sie mit der Lektüre gut beraten. „Ein diebisches Vergnügen“ ist als Name für diesen Roman zurecht gewählt worden.

|Gebundene Ausgabe: 256 Seiten
Originaltitel: The Vintage Caper
Aus dem Englischen von Ursula Bischoff
ISBN-13: 9783896674265|
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