McDonald, L. J. – Falkenherz (Die Krieger der Königin 2)

_|Die Krieger der Königin|:_

01 [„Die Krieger der Königin“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7079
02 _“Falkenherz“_
03 „Schattenmacht“ (03.08.2012)

_Solie ist es gelungen,_ die Siedlung von Flüchtlingen, über die sie herrscht, als eigenständiges Königreich Sylphental zu etablieren. Die Menge an Kriegersylphen, über die sie gebietet, verursacht allerdings Neid. Und so kommt es, dass ein Kapitän vom südlichen Kontinent die Gelegenheit beim Schopfe packt, und ein junges Mädchen aus Sylphental entführt. Pech für seinen Kaiser, dass es sich dabei ausgerechnet um Lizzy handelt, Leons Tochter. Der und sein Krieger Ril denken gar nicht daran, das junge Mädchen seinem Schicksal zu überlassen …

_Wurde Solie_ bereits im ersten Band ziemlich an den Rand gedrängt, ist sie jetzt nur noch eine Randerscheinung. In der Hauptsache dreht sich die Geschichte um Lizzy.

Lizzy ist zwar inzwischen achtzehn Jahre alt und mokiert sich darüber, dass ihre ältere Freundin Loren noch so unreif sei. So richtig erwachsen ist Lizzy aber auch noch nicht, irgendwie weiß sie nicht so recht, was sie will. Die Regeln ihrer Eltern empfindet sie als Bevormundung, und auch ihre Pflicht, auf ihre jüngeren Schwestern aufzupassen, ist ihr lästig. Sie will einfach mal das tun, was sie selbst will. Die Schwierigkeiten, in die sie dadurch gerät, lassen sie zwar reifen, allerdings hat sie eine Menge Unterstützung, ohne die sie die ganze Sache wohl nicht so gut überstanden hätte.

Ril hat sich zwar mit seinem Meister ausgesöhnt, leidet jedoch massiv unter den Einschränkungen, die seine Verletzung im ersten Band ihm auferlegt hat. Das Gefühl, nicht würdig zu sein, hat ihn dazu bewogen, sich von Lizzy fernzuhalten, hindert ihn aber nicht daran, alles zu riskieren, um sie zu retten. Und auch nicht daran, eifersüchtig zu sein!

Justin ist ebenfalls in Lizzy verliebt und will mithelfen, sie zu retten. Allerdings fehlt es ihm ganz entschieden an Mut, er kann nicht kämpfen, und er weiß auch nicht, wann er besser den Mund hielte. Im Grunde ist er für diese Mission völlig ungeeignet.

Mit Gefühlen und Gedanken ist die Autorin bei all ihren Figuren eher zurückhaltend, tatsächlich sind diese fast ausschließlich auf Lizzy und Leon beschränkt. Das ist insofern schade, als Justin dadurch kaum mehr ist als ein schlapper Waschlappen, und auch Ril ist nicht mehr so intensiv dargestellt wie noch im ersten Band. Dadurch verliert auch die Liebesgeschichte zwischen Lizzy und Ril an Intensität.

Was L. J. McDonald dagegen sehr gut gelungen ist, ist die Ausarbeitung einer neuen Kultur: Die streng hierarchisch organisierte Gesellschaft der Wüstenstadt Meridal fußt auf straff organisierter Massenausbeutung, nicht nur von Sylphen, sondern auch von Menschen. Die fliegende Oberstadt der Adligen über den Armenvierteln am Boden zeugt von extremer Dekadenz. Der Kaiser und sein Adel verlassen die Oberstadt nur, um den Kampfspielen in der Arena zuzusehen, das dafür aber gern und häufig. Regieren scheint nicht im Terminkalender zu stehen.

Ins Detail gegangen ist die Autorin auch hier nicht, sie beschränkt sich größtenteils auf die Geschehnisse im Zusammenhang mit Arena, Harem und Sklavenquartieren. Dafür hat sie andere Aspekte in ihre Handlung eingebracht, von denen ich mich fragte, wozu sie eigentlich erwähnt wurden. Dazu gehört vor allem Gabralina, die von Leon aus der Beschwörung eines Kriegersylphen gerettet wurde. Anfangs wird sie recht ausführlich beschrieben, fast genauer als mancher Nebencharakter, dabei ist sie für die eigentliche Geschichte letztlich völlig irrelevant. Ab dem Moment, wo sie Sylphental erreicht, kommt sie überhaupt nicht mehr vor, sodass ich mich fragte, warum die Autorin sie wohl eingebaut hat. Als Ausblick auf den nächsten Band?

Die Handlung selbst schließlich gibt an Bewegung und Spannung nicht allzu viel her. Leon und seine Begleiter haben zwar zunächst ein paar Schwierigkeiten, letztlich gelingt es ihnen aber ohne größeren Aufwand, Lizzy zu befreien. Die Methode ist einfach und im Grunde bereits absehbar, als einer der Krieger, die regelmäßig den Harem besuchen, die Bindung zwischen Lizzy und Ril bemerkt. Dass auch die Haremswärterinnen fast zeitgleich zur Umsetzung des Planes den geheimen Zirkel von Kriegern und Konkubinen entdecken, sorgt immerhin für ein klein wenig Zeitdruck, für echte Spannung reicht es aber nicht. Auch das „Verhör“ Lizzys durch eine der Wärterinnen, das eine Menge Möglichkeiten geboten hätte, um Lizzy ernsthaft in Schwierigkeiten zu bringen und so die Spannung ein wenig hochzutreiben, verpufft völlig wirkungslos, weil die Wärterin Lizzys Ausrede sofort widerspruchslos akzeptiert.

_Insgesamt_ war dieser zweite Band des Zyklus nicht gehaltvoller als der erste. Abgesehen von der Szene, in der Leon, Ril und Justin in der Arena landen und dem Showdown gibt es keinerlei Turbulenzen. Fast die gesamte restliche Handlung spielt sich in Gesprächen zwischen den Protagonisten ab. Das kann sich eine Geschichte, die von intensiv beschriebenen, starken Charakteren getragen wird, problemlos erlauben, McDonalds Darstellung ihrer Figuren ist dafür aber zu schwach. Immerhin war der Entwurf von Meridol so gelungen, dass es etwas gab, wofür es sich lohnte, die knapp vierhundert Seiten ganz durchzulesen. Kurzfazit: nicht gerade fesselnd, aber ganz nett.

_L. J. McDonald_ ist Kanadierin und begann mit dem Schreiben auf die Ermunterung ihres Englischlehrers hin. Ein Schreibwettbewerb im Jahr 2008, den sie nicht gewann, brachte dennoch den Durchbruch. Zu diesem Zeitpunkt bestand die Geschichte um Solie und ihre Kriegersylphen bereits aus vier Bänden, die auch auf Englisch noch nicht alle veröffentlicht sind. Der nächste Band erscheint auf Deutsch unter dem Titel „Schattenmacht“ voraussichtlich im August 2012. Die Autorin arbeitet derweil an neuen Ideen für ihren nächsten Zyklus.

|Taschenbuch 378 Seiten
Originaltitel: The Shattered Sylph
Deutsch von Vanessa Lamatsch
ISBN-13: 978-3-426-50947-0|
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