_Solie ist_ ausgerissen. Ihr Vater hat es sich in den Kopf gesetzt, sie zu verheiraten, an einen Mann, den sie abstoßend findet. Solie hofft, bei ihrer Tante unterzukommen. Doch unterwegs begegnet sie drei Soldaten aus der Hauptstadt. Und die waren gerade auf der Suche nach einem Mädchen wie ihr …
_Zu Beginn_ der Lektüre könnte man meinen, die Hauptfigur des Buches sei Devon mit seiner Luftsylphe Airi. Erst nach ein paar Seiten stellt sich heraus, daß es hauptsächlich um Solie geht.
Solie ist ein junges Mädchen von siebzehn Jahren, das unter dem Einfluss seiner Tante mehr Selbstbewusstsein entwickelt hat, als seinem Vater lieb ist. Trotzdem ist sie noch jung und unerfahren und muss in ihre Rolle erst hineinwachsen.
Leon Petrule dagegen weiß genau, wie die Welt funktioniert. Er besitzt Erfahrung, Weitsicht und Durchsetzungsvermögen, ein geborener Anführer. Was ihn von seiner Umgebung am Hof unterscheidet, ist sein Gefühl für Anstand und Ehre, auch den Sylphen gegenüber.
Leons Sylph Ril weiß diesen Anstand durchaus zu schätzen, was das Verhältnis zu seinem Meister sehr kompliziert …
Letztlich hat dieser Charakterentwurf zur Folge, daß Nebenfiguren Solie ein wenig den Rang ablaufen. Das junge Mädchen ist zwar zur Abwechslung mal nicht die junge Heldin, die sofort alles im Griff hat, dafür ist sie so stark auf ihren eigenen Sylphen Hedu fixiert, dass ansonsten kaum noch etwas von ihr übrig bleibt, und sie recht blass und farblos wirkt. Rils zerissenes Verhältnis zu seinem Meister gab da wesentlich mehr her.
Gut gefallen hat mir die Idee der Sylphen, wobei der Begriff hier nicht nur für Geister der Luft verwendet wird, sondern auch die übrigen Elemente umfasst sowie außerdem zusätzlich den Aspekt der Heilung und des Kampfes. Die Elementarsylphen sind sich untereinander recht ähnlich, zwar jeweils mit Fähigkeiten entsprechend ihres Elementes ausgestattet, aber alle sanftmütig und freundlich. Ausnahme sind die Krieger, die einzigen männlichen Sylphen. Sie sind ausgesprochen aggressiv gegenüber allen Männchen, die nicht zu ihrem Volk – oder Stock, wie es hier genannt wird – gehören. Denn ihre Hauptaufgabe ist es, die Königin zu beschützen.
Das klingt jetzt für alle, die Anne Bishop gelesen haben, ziemlich nach Blutleuten. Aber ab und zu sind Ähnlichkeiten in den Massen von Neuerscheinungen einfach unvermeidlich, und tatsächlich ist es so, dass die Unterschiede die Ähnlichkeiten bei Weitem überwiegen. McDonalds Welt ist – abgesehen von dem grausamen Ritual, mit dem Kriegersylphen beschworen werden – weit weniger düster als Bishops, und auch die Sexualität spielt – wiederum abgesehen von der Erhebung einer Königin – lediglich eine Nebenrolle.
Die Handlung als solche ist ebenfalls weit weniger grausam als die um Jaenelle. Solie besitzt keine eigene Magie und ist auch von ihrem Naturell her wesentlich sanfter und gutmütiger. Ähnliches gilt auch für den Antagonisten, der nicht wie Dorothea bewusst grausam ist, weil er die Qualen der Unterlegenen genießt, sondern einfach nur ignorant. So erzählt die Geschichte letztlich, wie ein Königreich allmählich in einen Krieg schlittert, nur weil sich die Macht nicht für Motive und Ursachen interessiert. Dabei spielt es eine nicht unerhebliche Rolle, dass die Menschen offenbar so gut wie nichts über die Geschöpfe wissen, die sie da in so großer Zahl beschwören und versklaven.
_Unterm Strich_ fand ich die Ideen und den Verlauf der Geschichte durchaus eigenständig genug, um in dem Buch mehr zu sehen als eine weichgespülte Wattevariante des |Juwelenzyklus|‘. Mag sein, dass L. J. McDonalds Buch nicht denselben Sog entwickelt, wie ihn die ersten drei Bände um Jaenelle erzeugten. Auch die Charakterzeichnung ist bei Weitem nicht so intensiv und eindringlich geraten. Trotzdem waren hier eine Menge sympathischer Figuren geboten, vor allem Ril und Leon, aber auch die Witwe mit ihrem Kochlöffel, die für so manchen Schmunzler sorgte und leichte Ausrutscher ins Klischee, vor allem unter den Höflingen, ausglich. Und das Ende des Buches macht durchaus neugierig auf die Fortsetzung. Alles in allem vielleicht nicht die absolut mitreißendste Lektüre, aber durchaus nette und angenehme Unterhaltung.
_L.J. McDonald_ ist Kanadierin und begann mit dem Schreiben auf die Ermunterung ihres Englischlehrers hin. Ein Schreibwettbewerb im Jahr 2008, den sie nicht gewann, brachte dennoch den Durchbruch. Zu diesem Zeitpunkt bestand die Geschichte um Solie und ihre Kriegersylphen bereits aus vier Bänden, die auch auf Englisch noch nicht alle veröffentlicht sind. Der zweite Band erscheint auf Deutsch unter dem Titel „Falkenherz“ voraussichtlich im Januar 2012. Die Autorin arbeitet derweil an neuen Ideen für ihren nächsten Zyklus.
|Taschenbuch: 412 Seiten
Originaltitel: The Battle Sylph
Ins Deutsche übertragen von Vanessa Lamatsch
ISBN 978-3426508619|
[www.droemer-knaur.de]http://www.droemer-knaur.de/home
[ljmcdonald.blogspot.com]http://ljmcdonald.blogspot.com/
_|Die Krieger der Königin|:_
Band 1: _“Die Krieger der Königin“_
Band 2: „Falkenherz“ (06.01.2012)
Band 3: „A Midwinter Fantasy“ (noch ohne dt. Titel)
Band 4: „Queen of the Sylphs“ (September 2011, noch ohne dt. Titel)