McKenzie, Grant – Stimme des Dämons, Die

_Der Autor_

Grant MKenzie, gebürtiger Schotte, später nach Kanada übergesiedelt und dort als Journalist tätig – nicht sonderlich spektakulär. Doch McKenzie hat auf dem so genannten ‚Deadbody Beat‘ gearbeitet und hatte die hässliche Aufgabe, bei rätselhaften Morden und brutalen Übergriffen als erster Pressemann an Ort und Stelle zu sein. Die Erfahrungen, die er dort in den vergangenen 25 Jahren hat machen dürfen und müssen, erwiesen sich letzten Endes auch als prägend für seine erste Romanarbeit. „Die Stimme des Dämons“ ist nun über den |Heyne|-Verlag auch für den deutschen Markt zugänglich gemacht worden.

_Story_

Für Sam White hätte es ein gewöhnlicher Feierabend werden sollen. Doch als der einstige Schauspieler und nun als Kaufhaus-Security tätige Familienvater nach seinem Nachtdienst nach Hause kommt, ist nichts mehr so, wie es einmal war. Dort, wo am letzten Abend noch sein Haus stand, ist ein riesiger Krater – und die beiden Leichen, die im Inneren gefunden werden, lassen darauf schließen, dass Sams Frau und Tochter während der Explosion ausgelöscht wurden.

Als Sam auf dem Polizeirevier realisiert, dass er vor dem absoluten Nichts steht, klingelt sein Handy. Ein verrückter Psychopath eröffnet ihm, dass seine Familie noch lebt und Sam sie wiedersehen darf, wenn er einige Aufträge für ihn erfüllt und ihm letzten Endes eine Million Dollar verschafft. Mit größtem Respekt vor den Folgen lässt sich White auf den schmutzigen Deal ein und lernt alsbald den ehemaligen Chirurgen Zack Parker kennen, der sich ihm als Partner anvertraut. Denn auch Zack wird vom den brutalen Killer bedroht und gezwungen, sein grausames Spiel mitzuspielen, über Leichen zu gehen und schier alles zu tun, nur um seine Familie wieder zurückzubekommen.

Als Parker und White schließlich kooperieren und ihre Blutspur durch den Untergrund von Portland ziehen, erwecken sie erneut das Interesse der Cops, die ihnen fortan auf den Fersen sind. Als das unfreiwillig zusammengewürfelte Team auf immer heftigeren Widerstand stößt und ihnen gleichzeitig auch die Zeit wegrennt, beschließen sie, in die Offensive zu gehen und ihren Jäger zu überlisten. Mit Hilfe eines Obdachlosen, der mit beiden die Highschool-Bank gedrückt hat, stoßen sie auf erste Spuren und entdecken schließlich, dass es nur allzu logisch ist, dass die Wahl auf sie fiel. Doch mit diesem Bewusstsein sind ihre Frauen und Kinder noch längst nicht gerettet …

_Persönlicher Eindruck_

„Die Stimme des Dämons“ dürfte ein Psycho-Thriller ganz im Geiste des legendären John Saul sein, der nicht nur einmal die seelischen Abgründe des menschlichen Daseins in seinen Geschichten erforschte, sondern auch jederzeit ein gewisses Horror-Flair in seinen Romanen etablierte. Einen ähnlichen Ansatz verfolgt nun auch Grant McKenzie, dessen Debütroman sich einerseits durch ein sehr hohes Tempo, andererseits aber auch durch zwei richtig gute Protagonisten, die zwar ab und zu nicht in Gänze glaubwürdig agieren, dem Leser im Laufe ihres unmoralischen Wettbewerbs aber dennoch ans Herz wachsen.

Die Story als solche hingegen ist zunächst nicht sonderlich originell; einen gestörten Psychopathen, der seine Opfer von einem Schreckensschauplatz zum nächsten jagt, hat die jüngere Thriller-Historie schon mehrfach erleben dürfen, zwei völlig aus dem Leben gerissene Hauptfiguren, die sich in ihrer neuen Situation erstaunlich gut zurechtfinden, ebenfalls. Was macht den Plot bzw. dessen Qualitäten also aus?

Tja, diese Frage lässt sich im Nachhinein nicht vollkommen befriedigend beantworten. Die Auflösung des Backgrounds ist der Brisanz der Story nicht gänzlich würdig, die manchmal schon zu leichtsinnigen Schritte, die unsere Protagonisten beim Kampf gegen das organisierte Verbrechen unternehmen, hingegen wirken zwar gewissermaßen unkonventionell, aber in manchen Passagen der Handlung auch wieder nicht authentisch. Dass Sam in keiner Phase der Story den Kopf verliert, wirkt ebenso wenig glaubwürdig wie die teils recht hilflosen Ermittlungsarbeiten der beiden Cops Hogan und Preston, deren flottes Vokabular aber wenigstens etwas Lockerheit in die Sache hineinbringt. Aber auch hier stellt sich die Frage, ob die zwischenzeitlich eingeworfenen Kommentare für den Spannungsaufbau tatsächlich förderlich sind. Also noch mal: Was macht „Die Stimme des Dämons“ am Ende trotzdem noch zu einer durchweg lesenswerten Geschichte?

Nun, es sind wohl vorrangig das hohe Tempo und die brillant inszenierte Interaktion zwischen den Handelnden. Die Story wird von immer neuen Highlights gezeichnet und gibt dem Leser kaum Anlass zum Verschnaufen. Lediglich das Finale könnte hier noch eine Spur spektakulärer aufbereitet sein, um die Sache rund zu bekommen. Doch abgesehen davon ist McKenzies Roman-Debüt dank seiner reißerischen Elemente ein überzeugender Beitrag zu einem Genre, das von Saul, Koontz und Co. maßgeblich geprägt wurde.

|Originaltitel: Switch
Deutsch von Norbert Jakober
384 Seiten
ISBN-13: 978-3453406797|
http://www.heyne.de

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