McKiernan, Dennis L. – Elfenkrieger (Dragonstone 2)

Band 1: [„Elfenzauber“ 3100

_Story_

Nachdem die Gefährten – Arin, Egil, Aiko und der Trunkenbold Alos – die Festung von Königin Gudrun in Jütland schadenfrei verlassen und zudem den Liebessklaven der Königin, Delon, befreien konnten, machen sie sich mit ihrer Schaluppe durch den Westonischen Ozean und auf den Weg, die nächsten Puzzleteile der Prophezeiung in Dara Arins Vision zusammenzusetzen.

Ihr Weg führt sie nach Pendwr, wo bereits in den nächsten Tagen mehrere Piraten und Verbrecher hingerichtet werden sollen. Ein Hinweis auf ein Frettchen, dass sich ihnen anschließen soll, führt sie in den Gefängnistrakt und geradewegs zu Ferai, der Königin der Diebe, die von Arin und ihren Gefolgsleuten befreit und vor der Hinrichtung bewahrt wird. Tatsächlich ist sie das Frettchen aus der Prophezeiung und als solches bereit, sich den Gefährten anzuschließen.

Zur Erfüllung der Vorsehung fehlt nun lediglich noch der Bewahrer des Glaubens im Labyrinth, den die mittlerweile aus sechs Kämpfern bestehende Schar in der Nähe von Sarain sucht. Ferai hatte eine Eingebung, die sie dort hinführte, und tatsächlich soll sich auch in diesem Falle bewahrheiten, dass man dort den letzten Gefährten, Burel, trifft, mit dem man nun an dämonischen Gefahren vorbei Richtung Kistan segelt, um dort in Erfahrung zu bringen, wo sich der gesuchte Drachenstein befindet.

Allerdings stellt sich die Reise zur grausamen Insel des Zauberers Ordrune als echte Zerreißprobe heraus. Erschöpft und ausgelaugt erreichen sie dennoch die Festung des Magiers, werden von diesem aber überrumpelt. Gerade noch gelingt es ihnen, die wichtigsten Informationen in den versteckten Schriftrollen zu entdecken, als Ordrune die Eindringlinge entdeckt und sie gefangen nimmt. Infolge einer List schaffen die sieben es trotzdem wieder, die Flucht anzutreten, ahnen zu diesem Zeitpunkt jedoch noch nicht, dass der Magier genau dies beabsichtigt hat, damit die Gefährten ihm den Weg zum Drachenhorst und damit auch zum wertvollen Drachenstein weisen …

_Meine Meinung_

Nach den spannenden Ereignissen, mit denen das vorangegangene Buch schloss, durfte man für Band zwei so einiges erwarten. Und tatsächlich steigt Dennis L. McKiernan äußerst rasant in die Geschichte ein und setzt auch direkt dort wieder an, wo die Reise der bis hierhin fünf Gefährten in „Elfenzauber“ geendet hatte.

Alos, Arin, Egil, Aiko und der neu hinzu gestoßene Delon sind noch schwer gezeichnet von ihrer Flucht aus Jütland, sind sich aber auch darüber im Klaren, dass die Zeit zur Erfüllung der Prophezeiung drängt und ihnen kaum Aufschub gewährt wird. Jedoch ist ihnen noch nicht wirklich klar, wo sie die nächste Person der Vorhersehung treffen werden, so dass die Mannschaft der Breeze eher zufällig Richtung Pendwyr segelt, bis Delon dann eine Eingebung hat, dank derer sie schließlich auf Ferai stoßen. Nach einem heftigen Tumult bei der Befreiung der Gefangenen ist es nun an der ehemaligen Entfesslungskünstlerin und Diebin, den weiteren Weg zu weisen, doch die junge Dame bringt mit der Umschreibung „Bewahrer des Glaubens im Labyrinth“ nichts in Verbindung und ist lange Zeit nicht fähig, die Route vorzugeben. Dann jedoch kommen auch ihr einige hilfreiche Gedanken, die sie direkt in die Arme eines strengt religiösen Ordens führen, wo sich unter zahlreichen Priesterinnen auch der kräftige Burel befindet, den die Gefährten schließlich als den gesuchten Bewahrer des Glaubens ausmachen und auf ihre Reise mitnehmen. Von da an geht es schließlich hart auf hart; die Gefolgschaft ist sich dessen bewusst, dass ihr Weg zum Drachenstein nur über Kistan und den Zauberer Ordrune sowie später das Drachenhorst führen wird. Es sollen Begegnungen folgen, die besonders Egil und Alos schwer zusetzen, weil sie speziell in Kistan wieder mit ihrer düsteren Vergangenheit konfrontiert werden. Doch es bleibt ihnen keine andere Wahl, denn sollte der Stein nicht möglichst rasch gefunden und in die Feste am Schwarzen Berg zurückgeführt werden, wird sich Arins Vision möglicherweise bewahrheiten und die Welt von Mithgar dem Untergang geweiht sein.

Anscheinend hat er Autor aus seinen Fehlern im vorherigen Buch gelernt, denn der prozentuale Anteil der in der Geschichte auftauchenden Längen hat sich auf ein sehr gut erträgliches Mindestmaß reduziert und tendiert besonders gegen Anfang und Ende gen null. Zwar hat McKiernan sich speziell beim Aufenthalt in besagtem Labyrinth mal wieder eine kurze kreative Auszeit genommen, die den Fluss ein wenig ins Stocken bringt, doch im Großen und Ganzen treibt er die Story stringent und flott voran und bringt sie zu meiner eigenen Überraschung auch in diesem Buch noch (vorläufig) zu Ende. Der Epilog lässt jedenfalls darauf schließen, dass wir die Helden aus „Elfenkrieger“ so schnell nicht wieder treffen werden. In dieser Hinsicht ist lediglich schade, dass es manchmal sehr offensichtlich ist, dass der Autor die Handlung derart steuert, dass sie auch auf der letzten Seite ein Ende findet, andererseits aber auch wieder einige Chancen vertut, sich in den zu sehr ausgeschmückten Teilen kürzer zu fassen. So zum Beispiel ist die Entdeckung Ferais als die Person aus Arins Prophezeiung eher ein Zufallsprodukt und verschenkt damit einen Teil des sich hier bietenden Potenzials; an anderer Stelle hingegen wird die Suche etwas zu breit geschildert und sorgt so für den einzigen, langatmigem Moment in der Story.

Dafür wird der Leser jedoch am Ende mit einem temporeichen Finale entschädigt, in dem die Gefährten nicht nur ihre wohl härteste Prüfung bestehen, sondern auch ihrem Schicksal tief in die Augen blicken müssen. Jeder Beteiligte hat in seiner Vergangenheit Unschönes erlebt (McKiernan erzählt auch bei den ’neuen‘ Charakteren etwas über ihr bisheriges Leben) und wird nun erneut damit konfrontiert; so zum Beispiel Egil, der erneut dem finsteren Magier Ordrune gegenübertreten muss und ihm zum wiederholten Male unterliegt. Das letzte Gefecht am Drachenhorst ist auch seine letzte Chance für eine endgültige Rehabilitation, auch weil ihm ansonsten der Tod winkt.

Dennis McKiernan hat es in „Elfenkrieger“ weitaus besser hinbekommen, die Geschichte in Fluss zu bringen und auch neue Situationen und Charaktere zu integrieren. Bei Delon und Ferai hat man zum Beispiel sofort den Eindruck, als hätten sie die Reise von Beginn an begleitet, weil man einfach auch sofort mit ihnen vertraut ist. Und bei Burel funktioniert dies nur deshalb nicht, weil er erst zu einem ziemlich späten Zeitpunkt zum Trupp hinzustößt. Davon abgesehen lässt der Autor keine Gelegenheit aus, alle sich bietenden Möglichkeiten auszuschöpfen; er durchleuchtet jeden Charakter und dessen finsteres Geheimnis, führt einige Gefährten in eine (letzte Endes unvermeidliche) Partnerschaft, erprobt Liebe und die Macht des Schicksals und trägt die Handlung dennoch mit großen Schritten vorwärts und dem besagten Finale zu. Genau so sollte ein kurzweiliger, nicht zu üppiger Fantasy-Roman aufgebaut sein. Es bleibt zwar nicht verborgen, dass auch McKiernan nicht unfehlbar ist, doch insgesamt hat der Mann hier eine richtig schöne, packende Story verfasst, die eigentlich sogar noch Potenzial für weitere Abenteuer der Helden gehabt hätte. Mit „Elfenschiffe“ wird es auch eine Fortsetzung geben; da im Epilog jedoch schon der Weg der hier auftretenden Akteure vorgezeichnet wird, ist es wahrscheinlich, dass im Nachfolgebuch ein gänzlich neues Szenario mit komplett neuen Charakteren vorherrschen wird. Falls der Autor dies aber ebenso gelungen in Szene setzt wie in „Elfenkrieger“, dann kann man auch hier ruhigen Gewissens zugreifen.

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