McNeill, Graham – Botschafter der Schlacht (Warhammer – Sturm des Chaos 1)

_Story_

Das Imperium wird zum wiederholten Male von den barbarischen Völkern aus dem Norden bedroht. Bis in die Nähe von Kislev ist man bereits vorgedrungen und droht nun, das Machtgebiet von Imperator Karl Franz zu überrollen. Kaspar von Velten, ein erfahrener Kriegsstatege, wird in den äußersten Ring nach Kislev gesandt, um in der dortigen Botschaft wieder für Ordnung zu sorgen. Sein Vorgänger, ein korrupter Taugenichts, hat ihm nichts als Chaos hinterlassen und wäre in seiner Position auch nicht mehr fähig gewesen, die Stadt der Tzarin zu verteidigen. Als von Velten und seine Gefolgschaft unter dem Regiment von Kurt Bremen Kislev erreicht, werden sie jedoch gar nicht herzlich empfangen. Das Imperium ist in der eisigen Stadt in Verruf geraten, unter anderem, weil der ehemalige Botschafter mit dem Ganoven Tschekalito zusammengearbeitet hat. Und Kaspar soll nun in kürzester Zeit wieder alles zurechtbiegen, um vor dem bevorstehenden Kampf gewappnet zu sein.

Obwohl sich der Botschafter redlich bemüht, mit Härte und Disziplin die alte Harmonie wiederherzustellen, stellen sich ihm merkwürdig viele mächtige Kontrahenten in den Weg. Einer davon, Sascha Kajetan, ist der geschickteste Schwertkämpfer der gesamten Bastion und verachtet von Velten wegen seiner Liaison mit der adligen, gutmütigen Anastasia. Weitaus schlimmer ist indes der ständige Konflikt mit der ortsanssäsigen Geheimpolizei, die ebenfalls mehrere Augen auf den neuen Botschafter geworfen hat. Und natürlich Tschekalito, der sich bereits bei Kaspars Ankunft mit diesem anlegt, weil er nicht bereit ist, in die schmierigen Geschäfte des Verbrechers einzusteigen.
Während Kaspar in Kislev um Anerkennung kämpft und dabei zunehmend Erfolg hat, treibt zu allem Übel auch noch ein Menschenschlächter in Kislev sein Unwesen. Und als dieser sich von Veltens bestem Freund annimmt, erlebt Kaspar seinen bis dato wohl heftigsten Rückschlag …

_Meine Meinung_

Ein breites Sammelsurium an verschiedenen Handlungseinheiten führt den Leser in die neueste Romanreihe aus der beliebten „Warhammer“-Welt ein und sollte eigentlich von Beginn an für Verwirrung sorgen. Immerhin geschieht in der eisigen, bereits aus früheren Bänden bekannten Stadt Kislev so einiges, ohne dass dabei direkte Zusammenhänge ersichtlich sind. Graham McNeill hat durch seine nüchterne Erzählweise jedoch permanent dafür gesorgt, dass dem Leser das Geschehen niemals aus der Hand gleitet. In einem sehr trockenen Stil berichtet McNeill von brutalen Auseinandersetzungen und blutigen Zwischenfällen, von korrupten Geschäftsleuten und enorm vielen zwielichtigen Persönlichkeiten, von unglaubwürdigen Adligen und scheinbaren Feinden, von dunkel befleckten Freunden und letztendlich auch vom großen Chaos, welches das Imperium schon in Kürze heimzusuchen droht. Seine Figuren sind dabei zumeist mit unverkennbaren Makeln bestückt. Selbst von Velten, der hier die Hauptrolle übernimmt, läuft immer wieder in Fallen hinein und ist bei seinen Entscheidungen alles andere als unfehlbar. Die Schurken indes sind in diesem Band sehr schwer auszumachen, denn bei so manchem Fiesling, der sich in Kislev herumtreibt, darf man berechtigterweise hoffen, dass er zur guten Seite überwechselt. Durch die gleichmäßig verteilten Machtgefüge besteht eine Abhängigkeit untereinander, die bis zuletzt auch einen großen Teil der Spannung von „Botschafter der Schlacht“ ausmacht. Mitunter sogar achtzig bis neunzig Prozent.

Wobei wir auch schon beim eindeutigen Mangelpunkt wären, dem Spannungsaufbau: Hier weist der erste Band dieser neuen Reihe nämlich erhebliche Defizite auf, die selbst durch die vielseitige Action nicht mehr kompensiert werden können. Graham McNeill setzt bei der Entwicklung des Plots kaum Schwerpunkte, so dass dem Leser bis zum Schluss verborgen bleibt, welche Ereignisse nun für die Geschichte wirklich wichtig sind. Betont emotionslos stellt er die chaotischen Zustände in Kislev dar, umschreibt die verschiedenen Gegenspieler und Gefährten des neuen Botschafters, gewährt Einblicke in das Seelenleben des verborgenen Kannibalen und widmet sich mit deutlich steigendem Tempo der Jagd auf den grausamen Menschenschlächter, vergisst aber währenddessen, die jeweilige Stimmung dem Anlass entsprechend zu modifizieren. Stets herrscht diese beklemmende, unterkühlte Atmosphäre vor, die den Entwicklungsspielraum der Story die gesamte Zeit über stark einschränkt und auch kaum zulässt, dass so etwas wie Euphorie aufkeimt – weder bei den betroffenen Personen in der Handlung noch beim Leser, der versucht, in die chaotische Welt von Kislev einzutauchen.

Dass die Geschichte dennoch relativ unterhaltsam ist, verdankt sie einzig und allein den undurchsichtigen Charakteren und den wenigen echten Überraschungen. Die Gewissheit, dass sich die Geschichte noch drehen muss und mit Sicherheit auch wird, verleiht dem Buch das Potenzial, den Leser auch weiter zu beschäftigen. Gerade zum Ende hin, wo dann doch endlich auch mal die ersehnten Schlachtszenarien die gewohnte „Warhammer“-Stimmung hervorrufen, verfliegt ein Stück der angehäuften Enttäuschung und hinterlässt einen – wenn auch nicht rundum – zufriedenen Fan, der sich aber auch im Klaren darüber ist, dass es in diesem Kontext schon weitaus bessere Romane gegeben hat.

Eines sollte man allerdings auch noch wissen: „Sturm des Chaos“ ist bis hierhin keine typische Fantasy-Reihe, sondern eher so etwas wie ein düsterer Thriller mit militärischem Inhalt. Aber eben trotz aller Kritik ein ganz annehmbarer.

http://www.piper.de

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