Meirose, Astrid / Pruß, Volker – Finstere Fluten (Schattenreich 2)

_Story_

Kurz nachdem Christian Wagner zum ersten Mal in die bizarre Welt des ‚Schattenreichs‘ abgetaucht ist, wird er schon wieder mit einem neuen mysteriösen Fall vertraut gemacht. Dieses Mal geht es um das plötzliche Verschwinden des Ägyptologen Walberg, dem verschiedenste Theorien zugrunde liegen. Von Entführung bis hin zu eigenmächtiger Flucht wegen des Überschreitens moralischer Grenzen bei seinen Forschungen reichen die Vermutungen, als Wagner gemeinsam mit Reporterin Tina Müller die Ermittlungen aufnimmt.

Bereits bei ihren Nachforschungen in Walbergs Labor stoßen sie auf abschreckende Fakten; der abgetrennte, fein sezierte Kopf von Chritians Jugendfreund Robbie, ebenfalls ein Mitglied der ‚Titanen‘, liegt dort konserviert aufgebahrt und versetzt die beiden erneut in Schrecken. Und die Merkwürdigkeiten reißen nicht ab: Christian selbst wird auf einem seltsamen Zettel erwähnt, den die Reporterin wohlwissend beseitigen möchte – und als sie dann Walbergs entlegene Residenz verlassen, geraten sie auch noch mitten in eine Flutwelle, die Wagner samt leichtem Gedächtnisverlust ins nächstgelegene Krankenhaus befördert. Als dann auch noch Alexa an seinem Krankenbett wacht, stapeln sich in Christians Kopf die Zweifel. Erneut knüpft er Zusammenhänge mit dem ‚Schattenreich‘ und muss sich bald die Frage stellen, was nun wirklich real ist bzw. was ihm nur als Phantasieprodukt vorgespiegelt wird.

_Meine Meinung_

Ebenso wie der ersten Teil der neu gestarteten „Schattenreich“-Serie von |Lübbe Audio| ist die Handlung von „Finstere Fluten“ von sehr vielen komplexen Gedankengängen und verwirrenden Szenarien durchsetzt, die den Hörgenuss nicht gerade erleichtern. Hinzu kommt, dass die im Prinzip ganz effektiven Musikeinsprengsel manchmal sehr unpassend eingesetzt werden, so dass vereinzelt Situationen kurzzeitig aus dem Zusammenhang gerissen werden, was sich leider in diesem Fall nicht gerade förderlich auf die Geschichte auswirkt. Allerdings muss man hier schon einige Verbesserungen zum diesbezüglich eher unausgereiften Vorgänger anerkennen, zumal durch die Musik keine Disharmonien in der Dynamik des Hörspiels mehr entstehen.

Allerdings ist die partiell übersteigerte Komplexität – sofern man sie nicht Verworrenheit nennen will – des Plots ein erneuter Kritikpunkt, den man dem „Schattenreich“-Team anlasten muss. Wiederholt wird die Story zu oft aus dem stringenten Verlauf herausgerissen, und durch die Vielzahl der geäußerten Vermutungen und die dem Zuhörer auferlegten Erwartungen kommt es zu einer weniger idyllischen Kombination aus fiktivem Gedankenspiel und transparenter Realität, die zur Folge hat, dass man dem Inhalt nicht mehr so ganz folgen kann – nicht zuletzt, weil das abrupte Ende den Hörer zusätzlich aus dem Konzept bringt.

Man wird zwar mit recht vielen Informationen versorgt, kann diese aber nicht entsprechend einordnen, was dadurch verstärkt wird, dass zum Schluss hin die Gelegenheit ausbleibt, Ordnung in die Handlung hineinzubringen. Die in der Inhaltsangabe beschriebene Handlung mag zwar nach außen hin leicht durchschaubar sein, wird aber zwischenzeitlich derart verzwickt, dass es trotz erhöhter Konzentration nicht einfach ist, all den unabhängigen Gedankenzügen zu folgen. Erschwerend kommt hinzu, dass sich die zahlenmäßige Menge der Mysterien dadurch erweitert, dass die Rätsel aus der vorangegangenen Episode nicht aufgelöst werden, somit allerdings darauf schließen lassen, dass es sich bei „Schattenreich“ um ein größer angelegtes Konstrukt handelt, welches erst in seiner Gesamtheit – es wird schließlich noch Fortsetzungen geben – transparent zu erfassen ist.

Aus diesem Grunde sollte man sich intensiv überlegen, ob für einen selber die Auseinandersetzung mit diesen bisweilen anstrengenden Hörspielen interessant erscheint. Hinsichtlich Stimmungen und klanglicher Untermalung gehört die „Schattenreich“-Reihe, und damit auch „Finstere Fluten“, zu den führenden Hörspiel-Produkten auf dem Markt. Was hingegen den Aufbau und die Struktur der Story betrifft, ist die Serie bis dato recht konfus gestaltet, besitzt aber dennoch ein ausreichendes Potenzial, um bei einer bereiteren Hörerschaft Anerkennung zu finden – und damit ist sicher nicht nur derjenige Bevölkerungsteil angesprochen, der eine Vorliebe für finstere Musik und düster-romantische Poesie hat.

http://www.schattenreich.net/

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