Tobias O. Meißner – Hiobs Spiel – Traumtänzer

_Handlung_

Und weiter geht das wilde Höllenspiel um den Posten als Herrscher des Wiedenfließ. Wie auch im ersten Buch hat der junge, aber ehrgeizige Hiob Montag sich zum Ziel gemacht, den Herrscher des Wiedenfließ zu stürzen und selber über die Schicksale der Menschen bestimmen zu können. 78 Punkte sind das Ziel, und inzwischen fehlen nur noch 71. Was nicht weiter schlimm wäre, wenn der Gegenspieler nicht anfinge aufzurücken.

_Schreibstil_

Der Stil von Tobias O. Meiner ist wie gewohnt locker und hervorragend. Mit einer ausgezeichneten Wortwahl und einem guten Gefühl für Spannung ist das Buch stilistisch wieder genauso gut geworden wie der Vorgänger. Was sich geändert hat im Vergleich zu „Frauenmörder“, ist der Schockfaktor, der zwar immer noch gewohnt hoch ist, aber zugunsten einer flüssigeren Story nun nicht mehr den Hauptanteil des Buches übernimmt. Vielmehr wird nun der Fokus auf den Hauptcharakter gelegt, was auch hier eine Menge Interessantes hergibt. So wird die komplette Vergangenheit des Spielers aufgeschlüsselt, inklusive der Abmachung mit dem Herrscher des Wiedenfließes und dem Beginn des Spiels.

Auch fängt eine gewisse Entwicklung an, bei Hiob einzusetzen. Die Herzlosigkeit seiner vorhergegangenen Taten rächt sich, ob durch die Staatsgewalt oder sein eigenes Gewissen. Man erfährt viel über den Ehrgeiz von Hiob, und auch seine Schwächen werden genannt. Auch seine Vorgehensweise wird geplanter, obwohl ihn sein Ehrgeiz, kurz vor dem Weltrekord zu stehen, fast schon auffrisst. Die Tatsache, dass es am Ende des Buches nicht mehr zu null steht, zeigt auch, dass das Buch über fünfzig Jahre dauern könnte, ohne dass Hiob auch nur im Geringsten an den Sieg herankäme.

Auch was den Hintergrund des Buches betrifft, wurde wieder vortreffliche Arbeit geleistet. Angefangen von den vielen, gut recherchierten Kulturbezügen der Neuzeit sowie den einzelnen Untergrundkulturen wurde alles, sofern man die Materie kennt, gut nachrecherchiert oder selbst erlebt, was der Gesamtatmosphäre des Buches durchaus förderlich ist. Das Layout ist wie im Vorgänger von Kapitel zu Kapitel verschieden, und auch kleinere Spielereien im Text geben dem Buch etwas Besonderes.

_Fazit_

Dass sich der zweite Teil diesmal mehr auf die Story als die Schockeffekte konzentriert, fördert nicht nur das Lesevergnügen, es deutet auch an, dass das Konzept dieses Projekt auch über fünfzig Jahre tragen kann, ohne langweilig oder abgenutzt zu werden. Anfangs fühlt man sich zwar ein bisschen wie in einem Harry-Potter-Roman, wo alles wieder den gewohnten Gang geht, was dann aber durch die klischeefreien Wendungen der Geschichte und den originellen Schreibstil von Tobias O. Meißner Gott sei Dank wieder zunichte gemacht wird. Ein Gewöhnungseffekt bei der Hatz nach den Punkten kommt zum Glück nicht auf. Auch wenn man nie an den Tod des Protagonisten glauben kann – schließlich hat er noch 37 Jahre Zeit -, ist über die Gesamtlänge des Buches immer noch genügend Spannung drin. Und schließlich hat auch Stephen Kings Saga vom Dunklen Turm über zwanzig Jahre gebraucht und es trotzdem auf sieben Bücher gebracht, ohne in einen Gewohnheitsrhythmus zu verfallen. Wenn man etwas am Buch bemängeln müsste, so wäre das der fiese Cliffhanger am Ende.

Gebundene Ausgabe: 400 Seiten
www.eichborn.de