Pascal Mercier (Peter Bieri) – Nachtzug nach Lissabon (Lesung)

Ans Ende der Welt: eine Ermittlung in Sachen Leben

Eines Morgens steigt Raimund Gregorius, alternder Lateinlehrer in Bern, aus seinem stets geregelten Leben aus. Er hat eine Portugiesin kennengelernt, von der er dachte, sie wolle sich in die Fluten der Aare stürzen. Ganz neue Perspektiven eröffnen sich ihm. Als er das Buch „Worte des Goldschmieds“ des portugiesischen Autors Amadeo Prado in einem Antiquariat geschenkt bekommt, kennt Gregorius kein Halten mehr. Er muss nach Lissabon und mit dem Autor sprechen. Doch was er in Lissabon findet, ist viel, viel mehr …

Der Autor

Pascal Mercier/Peter Bieri, 1944 in Bern geboren, lebt heute in Berlin, wo er Philosophie an der FU Berlin lehrt. Nach „Perlmanns Schweigen“ (1995) und „Der Klavierstimmer“ (1998) ist „Nachtzug nach Lissabon“ (2004) sein dritter Roman. Unter dem Namen Peter Bieri veröffentlichte er bei Hanser 2001 „Das Handwerk der Freiheit“. Bieri ist ein analytischer Philosoph.

Der Sprecher

Walter Kreye ist dem Hörer nicht nur durch zahlreiche Film- und TV-Rollen bekannt. Seine Stimme war in den verschiedensten Hörspiel- und Hörbuchproduktionen zu hören. Für Hörbuch Hamburg hat er beispielsweise „Der Professor“ von Amélie Nothomb und „Der Trudeau-Vektor“ von Juris Jurjevics gesprochen.

Regie führte Gabriele Kreis, den Ton steuerte Fabian Küttner. Das Titelbild entspricht dem der Originalbuchausgabe des Carl Hanser Verlags und stammt von Peter-Andreas Hassiepen.

Handlung

Der Altphilologe Raimund Gregorius, ein solider Gelehrter und klassischer Büchermensch, bricht nach dreißig Jahren plötzlich von einem Tag auf dem anderen, ja sogar mitten in der Unterrichtsstunde, von seinem Berner Lehreralltag aus und reist nach Lissabon. Dort geht er den Spuren des (fiktiven) Amadeu Prado nach, dessen Buch „Der Goldschmied der Worte“ er zufällig in einer Berner Buchhandlung in die Hand bekam, und dessen essayistische Brillanz ihn beeindruckt.

Ein ungewöhnliches Erlebnis hat wohl den Ausschlag gegeben, sich mit einer modernen Sprache wie dem Portugiesischen und seinen Sprechern zu befassen: Zu Beginn der Geschichte sieht er eine junge Portugiesin, die sich möglicherweise von einer Brücke in den reißenden Fluss, der die Stadt durchströmt, stürzen will. Allein schon die Absicht bestürzt Gregorius derart, dass ihn der Vorfall unablässig beschäftigt. Die Frau selbst, wiewohl sie ihm eine Telefonnummer auf die Stirn schrieb, spielt später keine Rolle mehr. Jedenfalls fliegt er nicht nach Lissabon, sondern fährt lieber mit dem Zug dorthin. Er trifft andere Leser, bricht geistig zu neuen Ufern auf. Einem Geschäftsmann namens Silvera diktiert er freundlicherweise ein Zitat seines Lieblingsphilosophen Mark Aurel (Kaiser um 180 n. Chr., vgl. „Gladiator“).

Amadeu Prado war ein hochintelligenter Geistesmensch, dessen Leben Gregorius in Lissabon nach und nach rekonstruiert. Immer wieder werden ausführliche „Übersetzungen” aus den Aufzeichnungen des portugiesischen Arztes eingeschoben. Fernando Pessoa und dessen „Buch der Unruhe” scheint diese Figur inspiriert zu haben. Gregorius darf nach ein paar Tagen im Hotel bei Silvera kostenlos logieren. Er lernt immer mehr Leute kennen und vertieft sich in ihre Lebensgeschichten, die alle mit Amadeu Prado zu tun hatten.

Doch dann stößt Gregorius auf einen merkwürdigen, geradezu tragischen Bruch in Prados Leben, der ihn dazu brachte, sich im Haus seiner Schwester Adriena de Prado quasi einzuigeln und nur noch privat zu schreiben. Bis zu seinem Tod im Jahr 1973. Als er an einem Hirnschlag starb, war er erst 53 Jahre alt. Sein Buch erschien posthum erst 1975 – wer hat es veröffentlicht? Die Grabinschrift behauptet, dass Widerstand gegen die Diktatur Pflicht sei. Hat Prado etwa gegen den Diktator Salazar gekämpft?

Gregorius erfährt, dass Prado im katholischen Internat ein aufmüpfiger, geradezu freidenkerischer Schüler (siehe Epitaph) war, der nur zwei Freunde hatte. Er musste auf Geheiß seines Vaters, eines Richters, der sich 1953 umbrachte, Arzt werden und den chronisch Kranken behandeln. Die Prados waren ein uraltes Geschlecht, noch aus der Zeit von König Alfons II. Gregorius fragt sich, wie es zu dieser Krise kommen konnte.

Er besucht Prados Schwester, die wie eine griechische Witwe majestätisch und abweisend das Andenken an ihren Bruder bewahrt. Amadeus Schreibzimmer ist noch genauso erhalten wie am Tag seines Todes vor rund 30 Jahren: ein Mausoleum, das zu betreten eine Zeitreise bedeutet. Dann schickt Adriena ihn weg. Sie will wohl weiter Amadeus Andenken ehren.

Doch Gregorius hat einen weiteren Kontakt erhalten, der ins Herz von Prados Vergangenheit führt. Joao Eza war im Internat Prados Freund. Sie waren beide im Widerstand gegen die Diktatur, die erst 1975 mit Salazars Tod endete. Doch zuvor erlitten beide schreckliche Dinge. Joao Eza ist achtzig Jahre alt, und als Gregorius ihm die Schubert-Platten von Joaos Schwester, seiner Optikerin, aushändigt, bemerkt er, dass Joaos Hände verkrüppelt sind. Die Folterknechte des Diktators brachen sie, um Geständnisse zu erpressen.

Doch Prado wurde nie gefoltert. Er hatte nämlich einen Schutzengel: ausgerechnet den Geheimdienstchef Mendes selbst. Ihm rettete er 1965 in einer schnellen Nothilfeoperation das Leben. Fortan war Amadeu für die Agenten tabu, doch dafür wandten sich alle Mitglieder des Widerstands von ihm ab. Er wurde behandelt wie ein Aussätziger. Doch er besuchte seinen Freund Joao im Gefängnis, brachte ihm eine Bibel und eine Grammatik.

Prado hat eine zweite Schwester, doch Rita nennt sich seit langem nur noch Melody. Sie weiß nichts von dem Buch ihres Bruders, das Adriena herausgegeben hat. Aber sie gibt Gregorius einen Tipp: Der einzige Mensch, der ihren Bruder wirklich bis in die Tiefe kannte, war seine Schulfreundin Maria Joao Flores. Sie hat einen anderen geheiratet und bestimmt schon Kinder. Aber er kann sie finden, und sie gibt ihm einen nie abgeschickten Brief an Prados Mutter, den dieser ihr gab. Gregorius erhält weitere Einblicke in ein tragisch gescheitertes Leben. Prado hätte ohne weiteres ein zweiter Cicero oder ein Heiliger werden können. In einem anderen Land.

Der Apotheker Jorge O’Kelly, der Prados bester Freund war, erzählt ihm beim Schachspiel von Estefania Espinoza. Jorge liebte die junge Postarbeiterin und führte sie in den Widerstand ein. Dort begegnete sie Prado, der sich – nach innerem Widerstand aus Rücksicht auf Jorge – in sie verliebte. Sie brachte den analphabetischen Menschen des Widerstands das Lesen und Schreiben bei. Der Unterricht war aber zugleich ein konspiratives Treffen, jedenfalls bis zu jenem Tag, als ein Spitzel des Geheimdienstes in den Reihen saß und einen Professor wiedererkannte …

Nach Jorge O’Kellys Darstellung brachte Prado Estefania im Februar 1972 vor dem Geheimdienst in Sicherheit, allerdings auch vor Jorge selbst: Der wollte sie töten, denn sie hätte die 200 Mitglieder der Organisation verraten können. Was geschah in jener Nacht im Jahr 1972, als Prado mit Estefania aus Lissabon floh? Wohin gingen sie? Und kann er, Gregorius, sie heute noch finden? Wie sie herausstellt, kann er dies. Sie arbeitet an der spanischen Universität von Salamanca, und als er sie wegen Prado anspricht, nimmt sie sich eine Auszeit. Sie hält weitere Enthüllungen für den Suchenden bereit: was in jener Schicksalsnacht wirklich geschah …

Doch immer wieder suchen Gregorius Ohnmachten und Gedächtnisausfälle heim. Er fürchtet, einen Hirntumor zu haben. Oder bekommt er wie sein verehrter Amadeu Prado ebenfalls ein Aneurysma mit Hirnschlag? Aus Angst, es nicht mehr nach Hause zu schaffen, beeilt er sich, denn er hat gerade wieder neuen Lebensmut gefunden. Schon seit seiner Kindheit träumt er davon, einmal nach Isfahan zu reisen.

Mein Eindruck

Der Autor, der sich das Pseudonym „Pascal Mercier“ zugelegt hat, ist ein Philosoph. Er kennt sich aus mit Lebensentwürfen, Fragen nach den Erscheinungsformen, Sinnentwürfen und Hinterfragungen der Existenz. Gregorius hat in dreißig Jahren wie auf Autopilot gelebt, hat eine Frau gekannt, die ihn verließ, und das war’s. Mark Aurel tröstet ihn. Soll das aber alles gewesen sein? Im Verlaufe seiner Ermittlungen muss er feststellen, dass seine Lebenszeit knapper bemessen ist, als er dachte. Bewusstseinsausfälle – etwas Schlimmeres gibt es für einen Geistesmenschen wie ihn kaum. Das Bewusstsein ist das Leben.

Mercier setzt ein Puzzle für das Bewusstsein des Raimund Gregorius zusammen. Dessen Lebenskrise, die eigentlich erst im Verlaufe der Geschichte entsteht, dann Prados schöne Texte und schließlich das eigentliche, das ultimative Puzzle: Prados Leben. Der Leser bzw. Hörer will zwei Dinge wissen: Wieso soll uns das Leben eines vergessenen (zudem fiktiven) portugiesischen Dichters etwas bedeuten? Und kann diese Ermittlung irgendetwas Positives bewirken?

Zuallererst geht es um eine Grenzüberschreitung. Das fest umrissene Lebens- und Geistesumfeld wird blitzartig durchbrochen durch die Begegnung mit der Frau auf der – Achtung: Symbol! – Brücke. Der Weg von Latein und Griechisch zum Portugiesischen erweist sich als gar nicht so weit, wie Gregorius dachte. Es ist eine romanische Sprache, abgeleitet vom Latein der Römer. Die nächste Brücke bildet das Poesiebuch von Amadeu de Prado. Es ist eine Sprache, die dem Mark-Aurel- und Catull-Leser geläufig ist. Sie fasziniert ihn trotzdem, berührt ihn persönlich. Er muss mehr über Prado erfahren.

Die nächste Grenzüberschreitung ist wortwörtlich zu verstehen. Er betritt Portugal, Lissabon, überquert den Strom Tejo. Weiter geht es nicht – oder doch? Ja, denn der Weg führt zu dem Ort, den die Römer als das Ende der Welt betrachten: finis terrae. Er wird heute als Cap Finisterre bezeichnet. In dieser Route folgt Gregorius, wie er verwundert feststellt, seinem neuen Lieblingsautor Prado. Es ist eine Bewegung der Grenzüberschreitung und schlussendlichen Entgrenzung. Denn hinter finis terrae, was kann da noch kommen, wo man leben könnte? Nur der Traum, irgendwo zwischen den Sternen. Oder in Isfahan.

Isfahan ist Gregorius‘ verlorenes Xanadu, Utopia oder Shangri-la, alles in eins gepackt. Er wollte sich sogar schon für einen Hauslehrerposten dort bewerben, doch dann wurde ihm angst und bange. Die Grenzen des Seins waren ihm schon zu lieb geworden.

Nun hat er in Prado einen entgrenzenden Führer und Stellvertreter gefunden, und er folgt ihm mit dem Spür- und Starrsinn eines Terriers, der wissen will, wissen MUSS, was Prado erreicht hat und vor allem: aus welchem Grund? Gelang es Prado, aus dem inneren Exil eines vom Widerstand Geächteten auszubrechen und an der Seite von Estefania Espinoza ein befreites Leben zu beginnen? Und wenn dem so wäre, warum könnte dann nicht auch er, Gregorius, ein neues Leben anfangen, das Ruder herumreißen? Nette Menschen, die sich als Partner anbieten, finde er in Lissabon genügend, so etwa Adriena.

In diesem Sinne ist die Ermittlung in Lissabon eine lebensnotwendige Angelegenheit für die Hauptfigur. Der Leser bzw. Hörer kann an ihm ablesen, wie es möglich sein könnte, aus dem Alltagstrott auszubrechen. Das ist Gregorius‘ Geschichte. Doch die von Prado erzählt genau das Gegenteil: Nicht Revolution gelang dem katholischen Seminaristen, der mit 17 Jahren ketzerische Worte von der Kanzel verlas und Priester werden wollte, sondern etwas ganz anderes: das stille Wirken im Joch, das ihm Vater und Mutter und der Tod der Gattin auferlegt hatten: als Mediziner.

Prado war erfolgreich, rettete seiner Schwester Adriena das Leben (wofür sie ihn zeitlebens wie einen Heiligen verehrte) und leider auch dem Geheimdienstchef Mendes. Diese Treue zu seinem hippokratischen Eid bedeutete, in einer tragisch-ironischen Umkehrung der Werte, sein Ende im Widerstand. Aber den Neubeginn an der Seite Estefanias – bis ans Ende der Welt flohen sie. Was dann geschah, sollte man selbst lesen bzw. hören.

Für Gregorius ist die Ermittlung lebensnotwendig, ein reflexiver Erkenntnisprozess, den uns der Autor ganz en passant unterjubelt. Doch etwas ganz anderes, weitaus Positiveres bewirkt die Ermittlung ebenfalls. Es ist die Bewältigung einer Vergangenheit, die erstarrt ist und von den Beteiligten an Prados Schicksal als Albdruck empfunden wird. Adriena geht seit 30 Jahren in Schwarz, ihre Seele hat sie auf dem Altar des Angedenkens an ihren geliebten Bruder geopfert. Als Gregorius nach Wochen wieder geht, trägt sie Weiß und Blau, und in die Wohnung dringt wieder Licht und Leben. Die Verkrustung ist wie nach einer Katharsis aufgebrochen worden. Sie konnte ihre Geschichte aufgrund seiner Anteilnahme erzählen und die Schuld abwälzen.

Das Gleiche gilt für die alten Wegbegleiter Prados, Joao Eza und Joao O’Kelly. Gregorius stellt ihnen keine Bedingungen, (ver-)urteilt nicht, sondern akzeptiert, getrieben von seiner Neugier und Anteilnahme. Sie lohnen es mit Akzeptanz und weiteren Geschichten über Prados Welt. Auch sie wälzen eine Last von ihrer Seele. Und so geht es weiter über Maria Flores und Estefania. Gregorius erhält ein immer reichhaltigeres Bild von seinem Dichter, seinem geistigen Vor- und Gegenbild. In dessen Gestalt erblickt er wie in einem Spiegel sich selbst: die verschmähten und unterdrückten Möglichkeiten, das womöglich traurige Ende in einem selbstgewählten Kerker (Prado lebte zuletzt in einer Dachkammer).

Die Ermittlung ist die große Stärke des Romans, aber auch seine Achillesferse, denn ihr wird alles untergeordnet. Wir wissen, dass Gregorius Station um Station bewältigen wird, hier eine Geschichte, dort einen Brief, dann wieder ein Manuskript erhält. Es ist, als würden Dominosteine reihenweise umfallen. Doch ein Dominostein legt sich quer. Das ist Maria Flores. Ihr Name fällt schon sehr früh, doch der Spannungsbogen, bis sie endlich erscheint, wird länger und länger, bis Gregorius endlich den Weg zu ihr findet.

Was er bei ihr bekommt (es ist wie in einem Videospiel, in dem der Spieler Punkte und Objekte sammelt), ist das genaue Pendant zu dem, was er eine Station vorher erhielt: Dem Brief an den Vater folgt nun der Brief an die Mutter – beide wurden nie abgeschickt. Ich habe den Verdacht, als habe der Autor zuerst Prados Werke geschrieben, sie dann verteilt und schließlich den Weg festgelegt, auf dem sein Held dorthin gelangen soll. Er hätte genauso ein Videospiel schreiben können. Nur wäre das niemals so gehaltvoll und menschlich anrührend geworden.

Die Form der Erzählung ist ihrem Inhalt untergeordnet. Daher fehlen ästhetische Überraschungen, mal abgesehen von den Nonlinearitäten des Romans. Gregorius‘ Lebensweg ist von Zitaten aus Prados Buch und späteren Werken unterbrochen. Ich folgte der Geschichte gerne und bekam mehr, als ich zu hoffen gewagt hatte. Jede größere Abweichung in Gregorius‘ Weg hätte mich im Finale sehr überrascht und den Rest unglaubhaft erscheinen lassen. Das wusste auch der Autor und hat das Ende ganz konsequent wieder nach Bern verlegt. Es ist ein stark veränderter Lateinlehrer, der da heimkehrt. Er hat resümiert und sich erkannt, dann das Ende nahen gefühlt. Wie Prado gesagt hätte: „Das Leben ist nur unsere Vorstellung von Leben, nichts weiter.“ Nun zieht der Lehrer, der seine wichtigste Lektion erhalten hat, die erste Konsequenz. Daumen drücken!

Der Sprecher

Walter Kreye verfügt über eine sehr angenehme, tiefe Stimme, die er facettenreich zu modulieren versteht. Er verändert das Tempo seines Vortrags, macht Kunstpausen, wo er Erstaunen oder Zögern ausdrücken möchte. Da seine Stimme immer etwa gleich tief ist, verändert er die Lautstärke, um anzudeuten, dass eine Frau (wie etwa Adriena) spricht. Adriena klingt immer ziemlich leise und zurückgenommen, manchmal zu leise – das klingt sehr einfühlsam, aber auch ein wenig ängstlich. Insgesamt eignet sich Kreyes Vortrag ausgezeichnet dazu, die Figuren zu charakterisieren und einer Szene die spezifische Stimmung zu verleihen. Ich empfand seinen Vortrag als sehr angenehm.

Unterm Strich

Die Ermittlungen im Leben des portugiesischen Dichters, Arztes und Widerstandskämpfers Amadeu Prado führen einen Berner Lateinlehrer zu einer Erkenntnis seines eigenen Lebens, das voller verschenkter Möglichkeiten zu sein scheint, so eingefahren ist es. Doch der Reichtum an Gedanken und Empfindungen, die Gregorius in Lissabon an den Tag legt, strafen diesen Eindruck Lügen. Der Weg der Selbsterkenntnis führt bis ans Ende der Welt – geht es dort weiter, fragen sich sowohl Prado als auch sein geistiger Nachfolger Gregorius. Die Antwort ist sowohl ernüchternd als auch tröstlich. Es ist ein Roman ohne wohlfeile Antworten, und das macht seine Glaubwürdigkeit aus. Im Jahr 2004 war das Buch deshalb hierzulande ein geheimer Bestseller.

Walter Kreyes Vortrag ist vom Feinsten, und es fällt schwer, irgendeinen Kritikpunkt zu finden. Manchmal fiel mir der Übergang zur nächsten Szene etwas schwer, weil die Pause dazwischen so kurz war. Deswegen ist es ratsam, sowohl Notizen zu machen als auch, einmal beim Anhören eine Unterbrechung einzulegen und das Gehörte wirken zu lassen.

Der Preis

Ein Wermutstropfen ist der hohe Preis von rund 30 Euro, den der Verlag für die sechs CDs verlangt. Da fällt es fast leichter, zum Buch zu greifen, auch wenn dies ein Mehrfaches an Zeitinvestition kostet: time is money. (Die Formel könnte von Einstein sein, ist aber wohl etwas älter.)

470 Minuten auf 6 CDs
ISBN-13: 978-3899032246

www.hoerbucHHamburg.de