Merlau, Günter – B.Ö.S.E. – Alles wird gut

Über die beiden bisherigen Startepisoden der neuen |Lausch|-Hörspielreihen „Caine“ und „Die schwarze Sonne“ habe ich mich an dieser Stelle schon sehr euphorisch geäußert. Insofern stand für mich bereits im Voraus fest, dass auch das dritte Hörspiel dieser immer noch recht neuen Produktionsfirma ein Hit sein muss. Warum ich jetzt so eine Einleitung schreibe, ist sicherlich klar: „B.Ö.S.E.“ ist nicht der erhoffte nächste geniale Angriff auf die Lauscher, sondern schlicht und einfach ein ziemlich albernes, auf unzähligen Klischees basierendes Comedy-Hörspiel, dessen Wortwitz bestenfalls für den ein oder anderen Schmunzler sorgen wird – um die Lachmuskeln aber tatsächlich in Bewegung zu bringen, erfordert es allerdings schon etwas mehr als Chaos und Vulgärsprache.

_Story_

Lange Jahre war B.Ö.S.E. der führende Konzern für Angst- und Hysterieprodukte, jetzt aber fällt es der Firma zunehmend schwerer, mit den Entwicklungen auf dem weltweiten Markt Schritt zu halten. Besonders die Konkurrenzprodukte aus der neutralen Zone sind stark auf dem Vormarsch und bei den Abnehmern mittlerweile auch beliebter als das eigene Sortiment. Vorstandsvorsitzender STAN und seine Mannschaft müssen also zur Tat schreiten, sind aber mit der aktuellen Situation deutlich überfordert. Mehr und mehr werden die Leute glücklicher, entdecken das Gefühl von Schönheit wieder für sich und senken so die Nachfrage nach den Artikeln von B.Ö.S.E. Als dann auch noch ein dämonisches Duo dafür sorgt, dass diese Anzeichen von ‚Besserung‘ bis in die Unterwelt durchdringen, ist die Katastrophe perfekt. Criz, Turbo Hacken Giga und die Dreckschleimers müssen den nahe stehenden Untergang aufhalten, ansonsten kehrt nämlich wieder Frieden ein – und das will in der Unterwelt nun wirklich niemand …

_Meine Meinung_

„B.Ö.S.E.“ ist Klamauk auf sprachlich recht minderem Niveau. Wenn nach zwei Minuten schon das erste „Fick dich!“ ertönt und gleichzeitig jedes Wort, das auch nur irgendwie mit Harmonie und Frieden in Verbindung zu bringen ist, ins Negative umgekehrt wird, ist das schon irgendwie recht seltsam, um nicht zu sagen ziemlich einfallslos. Dabei offenbart die Rahmenhandlung – sofern man beim hier veranstalteten Chaos überhaupt noch von einer solchen reden kann – sehr viele interessante Ansätze, um die herum man eine sehr gute und vor allem auch lustige Story hätte stricken können. Doch leider wird hier lieber das Alberne in den Vordergrund gestellt. „B.Ö.S.E.“ ist dabei bissig und orientiert sich voll und ganz am aktuellen Zeitgeschehen; so mancher Seitenhieb ist ziemlich offensichtlich und wird innerhalb der (nomen est omen) hysterischen Geschichte auch noch ziemlich gut verpackt, doch viel mehr holen die erneut vorzüglichen Sprecher aus dem Plot um den recht merkwürdigen Konzern in der noch merkwürdigeren Welt nicht heraus.

Die Dialoge sind weitestgehend flach. Als ich seinerzeit noch in die Grundschule ging, hätte ich wohl über diesen Stil lachen können, aber für die angesprochene Zielgruppe („B.Ö.S.E.“ wird ab 15 Jahren empfohlen) ist das Niveau dann doch ein wenig zu niedrig. Oder sind wir in Deutschland mittlerweile doch so weit gekommen, dass man sich auf solch geringem Level amüsieren muss?

Eine Stelle fand ich aber dann doch ganz witzig, nämlich als der allmächtige Gott mit dem Vornamen Karel vorgestellt wird. Ja, gelacht haben wir, doch jetzt wo ich die Pointe in diesen Zeilen bereits getippt habe, ist das Beste bereits vorweggenommen worden. Und alleine das sagt meiner Meinung nach schon viel über dieses Hörspiel aus!

„B.Ö.S.E.“ bietet Atmosphäre und Stimmung auf mittlerweile bewährtem |Lausch|-Level, fällt aber inhaltlich durch eine viel zu hohe Zahl an dämlichen Plattitüden sehr negativ auf. Außen klebt der Comedy-Stempel drauf, innen drin sieht’s diesbezüglich hingegen mau aus. Nach bravourösem Auftakt nun der erste kleine Einbruch bei diesem vielversprechenden Hörspiel-Label. An den Sprechern hat’s nicht gelegen, sondern ausschließlich an den abgeschmackten Ideen. Was soll’s, die Vorfreude auf den zweiten Teil von [„Caine“ 2050 (VÖ: Juni 2006) lasse ich mir dadurch trotzdem nicht nehmen!

http://www.merlausch.de/

Schreibe einen Kommentar