Kai Meyer – Lanze und Licht (Das Wolkenvolk 2)

Von Riesen und Geheimen Händlern

China im Jahre 1761. Nie ist Nugua einem anderen Menschen begegnet. Sie wächst als Mädchen unter Drachen auf, bis die Drachen spurlos verschwinden. So beginnt sie ihre lange Suche in den Weiten Chinas. Sie begegnet unsterblichen Magiern, fliegenden Schwertkämpfern – und Niccolo, einem Jungen mit goldenen Augen. Auch er ist auf den Spuren der Drachen unterwegs, doch nun auch auf der Spur von Mondkind. Er muss das Mädchen töten, um das Wolkenvolk und ganz China zu retten. Doch wie kann er gegen ein Mädchen kämpfen, das er mehr liebt als das Leben?

Während Niccolo Mondkind und die letzten Magier sucht und Nugua sich dem Versteck der letzten Drachen nähert, stoßen ihre Gefährten, die Schwertkämpferin Wisperwind und der Rattendrache Feiqing, auf den Drachenfriedhof und jenseits davon auf die Geheimen Händler. Und Niccolos Wolkenvolk sieht sich, weil seine Wolkeninsel auf die bewaldeten Berge hinabgesunken ist, einer schrecklichen Gefahr gegenüber: den wilden Raunen …

Das Fantasy-Hörbuch wird vom Verlag ab zehn Jahren empfohlen.

Der Autor

Kai Meyer, Jahrgang 1969, studierte Film, Philosophie und Germanistik und arbeitete als Redakteur. Er schrieb schon in jungen Jahren und lieferte unter anderem ein paar Jerry-Cotton-Abenteuer. Sein erster großer Erfolg war „Die Geisterseher“, eine historische „Akte X“. Seit 1996 ist er freier Schriftsteller und Drehbuchautor. Bisher sind rund 40 Romane von ihm erschienen. Selbst Kritiker waren von seinem historischen Mystery-Thriller „Die Alchimistin“ begeistert, später folgten „Die Fließende Königin“ und „Göttin der Wüste“. Bei |Loewe| erschien mit den „Wellenläufern“ ein Jugend-Fantasyzyklus. „Frostfeuer“ aus dem Jahr 2005 ist eigenständiger Jugendroman. Das Buch wurde mit dem internationalen Buchpreis CORINE ausgezeichnet.

Mit „Seide und Schwert“ begann der Autor seinen neuen Zyklus „Das Wolkenvolk“. Die Fortsetzung folgt nun unter dem Titel „Lanze und Licht“. Band drei, „Drache und Diamant“, ist mittlerweile ebenfalls als Buch und Hörbuch erhältlich.

Kai Meyer auf Buchwurm.info:

Interview mit Kai Meyer
„Der Brennende Schatten“ (Hörspiel)
„Die Vatikan-Verschwörung“ (Hörspiel)
„Die Wellenläufer“ (Hörbuch)
„Die Muschelmagier“ (Hörbuch)
„Die Wasserweber“ (Hörbuch)
„Frostfeuer“ (Hörbuch)
„Die Alchimistin“
„Das Haus des Daedalus“
„Der Schattenesser“
„Die Fließende Königin“
„Das Buch von Eden“ (Hörbuch)
„Das Buch von Eden“
„Der Rattenzauber“
„Faustus“
„Seide und Schwert“ (Das Wolkenvolk 1)

Der Sprecher

Andreas Fröhlich ist die deutsche Stimme von John Cusack und Edward Norton. Er wurde 1965 in Berlin geboren; bereits mit sieben Jahren begann er mit der Synchronarbeit, nachdem er im Kinderchor des „Sender Freies Berlin“ entdeckt wurde. 1978 stieg er in der Sprecherrolle des Bob Andrews bei einer der bis heute erfolgreichsten Hörspielreihen Deutschlands, „Die drei Fragezeichen“, ein.

Nach dem Abitur ging Fröhlich zunächst zum Theater, wo er unter anderem Rollen in Büchners „Woyzeck“ und in Shakespeares „Was ihr wollt“ spielte, bis er 1991 wieder zu seiner Arbeit als Synchronsprecher zurückkehrte. Außer als Sprecher arbeitet er als Synchronregisseur und Drehbuchautor, wo er unter anderem für die Synchronisierung von „Der Herr der Ringe“ verantwortlich war. In dieser Trilogie übernahm er zum Beispiel die Synchronisation des Wesens Gollum. Doch auch die deutschen Dialoge in Filmen wie Disneys „Mulan“ und „The Beach“ stammen aus seiner Feder. (Verlagsinfo)

Fröhlich liest eine leicht gekürzte Romanfassung, die von Andrea Herzog bearbeitet wurde. Regie führte Angelika Schaack, die Aufnahme steuerte Klaus Trapp von den |d.c. studios| NRW-Berlin.

Vorgeschichte

Das Mädchen Nugua ist als Findel- und Waisenkind bei den Drachen aufgewachsen und Yaozi, der Drachenkönig des Südens, ist zeitlebens ihr Mentor gewesen. Daher hält sie sich selbst für eine der ihren, denn ein Menschenwesen hat sie noch nie gesehen. Die Drachen bringen den Regen und sorgen so für die Fruchtbarkeit des Landes – Nugua war eine Opfergabe der Bauern an die Drachen. Doch eines Morgens sucht Nugua Yaozi vergebens, der Regen hört auf und eine Dürre setzt ein. Um jeden Preis muss Nugua ihr Volk wiederfinden. Doch wohin sind die Drachen verschwunden?

Haupthandlung

Der junge Niccolo Spini lebt schon all sein Leben auf der Wolkeninsel, mit der er, getrieben von den Winden, die Kontinente überquert. Er lebt als Ausgestoßener seines Wolkenvolks, denn sein verstorbener Vater hat es gewagt, Bücher zu lesen, Bücher, die von den Priestern verboten worden sind. Schon 250 Jahren schwebt die Wolkeninsel rund 2000 Meter über dem Land, emporgehalten vom Aether, doch heute ist der Tag, an dem sich alles ändert.

Niccolo bemerkt, dass sich der Rand der Wolkeninsel, an dem er auf seinem Bauernhof lebt, ausfranst und dass sich das Land ringsum hebt. Wie seltsam – die Insel verliert an Höhe, und drei Gipfel tauchen ringsum auf, zwischen denen die Wolke hängen bleibt. Drei Männer und eine Frau wollen Niccolos verstorbenen Vater sprechen. Es sind die Spitzen der Gesellschaft: der Herzog, der oberste Zeitwindpriester, der Schattendeuter, und Alessia, des Herzogs hochnäsige Tochter.

Das Problem, wegen dem die Delegation zu Niccolo kommt, ist klar: Da der Aethervorrat zur Neige geht und die Aetherpumpen keinen weiteren Aether ansaugen, droht sich die Wolkeninsel aufzulösen. Es muss also dringend etwas unternommen werden. Doch was? Da der Aether nichts anderes als ausgestoßener Drachenatem ist, muss irgendjemand die Drachen suchen. Und da man nun in China angelangt sei, könne dieser Jemand die chinesischen Drachen suchen. Und da Niccolo die chinesische Sprache spricht, ist es wohl am besten, wenn er dieser Jemand ist.

Niccolo ist einverstanden, und mit einem Luftgleiter, der sich in einem verborgenen Keller des herzöglichen Bauernhofes findet, begibt er sich zur Erde. Alessia zeigt ihm, wie das Gefährt zu bedienen ist, denn sie hat die entsprechende technische Ausbildung. Natürlich will sie auch mit, aber als Thronerbin darf sie nicht, zu ihrem nicht geringen Ärger. Besser so, denn Niccolos Landung im Wald ist recht unsanft und kostet ihn das Bewusstsein…

Der Boden Chinas

Eine Schwertkämpferin namens Wisperwind weckt und pflegt ihn, doch er kann sich nicht lange ausruhen, denn eine seltsame Gefahr rückt näher. Die Frau mit den zwei magischen Schwertern zeigt auf den Wald und erklärt, die Baumdämonen oder „Raunen“ wollten sich auf sie stürzen. Mit knapper Not entkommen sie über den Fluss. Wisperwind beherrscht zu Niccolos Verwunderung die Technik des Federflugs (man denke an „Tiger & Dragon“), und so trägt sie ihn in Sicherheit. Doch am Fluss trennen sich ihre Wege.

Im nahen Flussdorf herrschen im Jahr 1761 n. Chr. zur Zeit der Quing-Dynastie jedoch keineswegs die eingeborenen Han-Chinesen, sondern die halbbarbarischen Manschu-Eroberer. Diese unterdrücken mit ihrer brutalen Willkür die Einheimischen, und Niccolo beobachtet das Treiben ihres Anführers Lotusklaue mit wachsendem Grauen. Was Niccolo nicht bemerkt, ist ein junges Mädchen von etwa zehn Jahren, das ihm heimlich folgt. Er erfährt in einem Gasthaus, dass es einen Drachen bei den Gauklern gebe, die außerhalb des Dorfes kampieren.

Das Mädchen überholt ihn und erwartet ihn schon bei den Gauklern. Was er denn von dem Drachen wolle? Und wieso er goldene Augen wie ein Drache habe? Sie heißt Nugua, bekommt er heraus, doch dann muss er seine ganze Geschichte erzählen. Zusammen untersuchen sie den Gauklerwagen, in dem der Drache hausen soll. Kann es wahr sein, dass ein echter Drache in so einem kleinen Wagen steckt?

Der Rattendrache

Nacht. Drinnen im Wagen ist es stockfinster, doch Nugua hat an eine Laterne gedacht. Was sie in einem Käfig vorfinden, ist eine seltsame Kreatur: Ein Kopf wie eine Ratte, ein gezackter Rücken und gerippter Bauch sowie ein schlaffer Schwanz hinter klauenbewehrten Füßen – und die ganze Haut scheint aus rotem Stoff zu sein. Höchst merkwürdig. Und dieser, äh, Rattendrache spricht wie ein Mensch: „Hilf mir!“

Da beginnt im Lager der Gaukler ein Aufruhr und Schreie werden laut. Die Mandschuwache hat das Lager überfallen. Lotusklaue befiehlt, den Drachen zu suchen. Denn es war ein Drache, der ihm die Stirn verletzt hat, sodass er jetzt eine Eisenplatte darin tragen muss. Weil das Eisen rostet, vergiftet ihm der Rost das Hirn und macht ihn wahnsinnig. Nugua bemerkt die neue Gefahr sofort und verschwindet, um etwas dagegen zu unternehmen. Unterdessen erbarmt sich Niccolo des Rattendrachen und lässt ihn frei. Dann sehen sie sich einer neuen Gefahr gegenüber. Nugua hat die Tiger aus ihren Käfigen gelassen!

Handlung von Band 2

Die Gefährten Niccolo, Nugua, Wisperwind und Feiqing haben drei Magier kennengelernt. Diese Xian sind potenziell unsterblich und es geht die Sage, dass sie die Verbindung zwischen dem Himmel und der Erde gewährleisten. Nur Götterschwerter können sie töten. Doch die junge Mondkind ist eine Magierin, die sich gegen ihresgleichen gewendet hat und sie nun mit ihren Götterschwertern Silberdorn und Jadestachel nacheinander tötet. Als der Magier Guo Lao drohte, Mondkind zu töten, durfte sie sich Chi-Lebenskraft von Niccolo nehmen und konnte den Kampf gewinnen, doch Guo Lao entkam. Nun ist Niccolo unsterblich in Mondkind verliebt und will sie unbedingt wiedersehen. Gleichzeitig ist er aber auch bemüht zu verhindern, dass sie die letzten Xian Guo Lao, Li und Tieguaei, tötet. Dieses Dilemma wird zu einer Quelle konstanten Konflikts für ihn.

Als Mondkind bei Tieguei an dessen Bergsee auftaucht, hat Niccolo mit dem Xian schon Freundschaft geschlossen. Tieguei gibt Niccolo für den Fall seines Ablebens eine Schriftrolle für seinen Bruder Guo Lao mit, der in der Wüste lebt. Denn Niccolo hat eine Botschaft von Meister Li mit einer Warnung vor Mondkind gebracht. Am dritten Tag nach Niccolos Ankunft erscheint Mondkind und fordert Tieguei sofort heraus. Der pariert die Schwerthiebe mit seinem stählernen Fächer, doch Mondkind übernimmt die mentale Kontrolle über dieses Werkzeug und tötet den Magier.

Die geliebte Frau gesteht Niccolo, dass sie eine Sklavin des Aethers sei. Dieser herrsche jenseits des Himmels und schicke sich an, die Macht über die ganze Erde zu erringen. Sie selbst sei süchtig nach dem reinen Mondlicht, in dem sie der Aether einmal im Monat baden lasse. Dann sei die Welt voll Licht und Hoffnung, danach aber wieder trostlos und dunkel. Sie hofft, dass wenn sie alle Xian getötet habe, endlich freikommen werde. Dann verschwindet sie, und der von ihr gefesselte Niccolo muss zusehen, wie sie Kurs auf die Wüste nimmt, um dort Guo Lao zu töten. Erst nach einer Weile kann er ihr folgen.

Nugua und Meister Li

In der Schlacht am Lavasee hat Lotosklaue, der Mandschuhauptmann, Nugua eine Verletzung zugefügt, die im Fluch der purpurnen Hand besteht. Nugua droht zu sterben, wenn sie nicht Hilfe von den Drachen erhält. Doch wohin sind diese Wesen verschwunden? Meister Li, ein Xian, fliegt mit ihr zum Drachenfriedhof in den Bergen, denn hier soll es einen Wächterdrachen geben. Dort stoßen sie auf ein seltsames Wesen: den Seelenschlund. Dieser Riesentausendfüßler hat den Wächterdrachen längst gefressen, um sich dessen Seele und Erinnerungen einzuverleiben. Li lässt sich fressen und kann daher Nugua die Erinnerungen des Seelenschlunds zugänglich machen. Sie soll zu den Himmelsbergen fliegen, denn die Drachen verstecken sich dort in den heiligen Grotten, damit der Aether sie nicht findet. Sofort fliegt Nugua los, ausgerüstet mit Lis Götterlanze, die andere Xian töten kann.

Wisperwind und Feiqing

Feiqing, der vom Wächterdrachen des Drachenfriedhofs verfluchte Rattendrache, kehrt an den Ursprung seines Fluchs zurück, damit er wenigstens hier herausfinden kann, wer er in Wahrheit ist. Seit drei Jahren irrt er mit einer Amnesie umher. Endlich kommt ihm der Drachenfriedhof bekannt vor, aber vom Wächterdrachen keine Spur. Nur ein Riesentausendfüßler. Der Seelenschlund stellt sich mit Meister Lis Gesicht vor, und Li berichtet, was mit Nugua geschehen ist. Vielleicht könnte auch Feiqing bei den Drachen in den Himmelsbergen seinen Fluch loswerden.

Endlich erfährt Feiqing von der Seele des Wächterdrachen, wie er damals hierher kam: in einem Gefährt, das vom Himmel fiel?! Wie seltsam. Er sei geflogen, gehöre aber nicht zum Wolkenvolk, zudem verfüge er über Eulenaugen. Das wird ja immer merkwürdiger, protestiert Feiqing empört. Und schon damals habe er in seinem Drachenkostüm gesteckt, allerdings gefesselt und geknebelt. All dies hätten die Geheimen Händler getan, die in ihren riesigen Luftschiffen auf geheimen Handelswegen verkehren. Möglicherweise habe Feiqing zu ihnen gehört, bevor sie ihn bestraften, warum auch immer.

Das erscheint Feiqing zwar niederträchtig, aber plausibel. Jetzt braucht er nur noch Kontakt zu diesen abgefeimten Geheimen Händlern, um ihnen ordentlich die Meinung zu geigen. Wisperwind schlägt eine brillante Idee vor: Wenn sie schon zu den Himmelsbergen müssten, könnte sie ja eine Mitfahrgelegenheit auf solch einem Luftschiff organisieren und sich mitnehmen lassen, denn das ginge viel schneller als zu Fuß. Da hat sie Recht, und der Seelenschlund ist so nett, sie zu einer Handelsstraße der Geheimen Händler zu bringen. Es dauert auch nicht lange, bis die Landungsboote der Geheimen Händler vor Feiqing und Wisperwind auftauchen. Und leider auch nicht lange, bis Feiqing in die Mündung eines Gewehrs blickt …

Alessia

Die Tochter des Herzogs des Wolkenvolks ist vom Schattendeuter Carpi im Innern einer der riesigen Aetherpumpen eingesperrt worden. Von einem Balkon kann sie erkennen, dass die Insel, auf der ihr Volk lebt, weiter geschrumpft und nun den Walddämonen noch näher gekommen ist, die nur darauf warten, die Bewohner zu verschlingen. Alessia muss etwas unternehmen, aber was? Niemand hört ihre Hilferufe, und irgendjemand müsste sie doch nach den Tagen ihres Verschwindens vermissen, oder? Warum schaut niemand in den Aetherpumpen nach? Steckt etwa der Verräter, dieser Carpi, dahinter? Wem mag er wohl dienen, wenn nicht seinem Herzog?

Alessia findet eine lange Treppe, der sehr tief hinab in die untersten Kammern der Aetherpumpe führt, und stößt auf eine golden erhellte Höhle. Sie ist nicht mehr allein, denn eine Stimme begrüßt sie, obwohl niemand zu sehen ist. Furchtsam wagt sie sich ins goldene Licht, damit das Wesen ihre Gedanken lesen kann. Es nennt sich ebenfalls Aether, was merkwürdig ist, denn seit wann kann der Aether denken? Doch dieser Aether hat sich vom allgemeinen Aether, der über dem Himmel existiert, abgespalten – die Pumpen, die die Verbindung herstellen, stehen ja still. Und dieses Aetherfragment fürchtet nun, dass es zusammen mit der Wolkeninsel sterben muss. Ob Alessia ihm wohl helfen könne? Alessia kann, wenn der Aether ihr einen Ausgang schafft …

Mein Eindruck

Erstmals lässt Jugendautor Kai Meyer eine seiner Abenteuertrilogien im alten China spielen, und dass es sich um das 18. Jahrhundert handelt, ist zunächst kaum zu bemerken. Dies ist ein halbmythisches China, das voller Legenden ist. Nach und nach erfährt Niccolo Spini von einer komplexen Hierarchie des spirituellen Überbaus der Welt. Und erstaunlicherweise ist es der Rattendrache Feiqing, der eine ganze Menge darüber weiß: ein wandelndes Lexikon. Das ist aber auch notwendig, um zu begreifen, welche Rolle der Aether und die Drachen spielen.

Zwischen dem Himmel Tiendi und der Erde, die wie Yin und Yang zusammengehören, erstreckt sich der Aether, der durch den Drachenatem gebildet wird. Zwischen Himmel und Erde haben die Götter jedoch aus acht Weisen Unsterbliche als ihre Boten geschaffen, um den Menschen und Tieren ihren Willen kundzutun: die Xian. Doch nun scheint es, als habe der Aether einen eigenen Willen entwickelt und sich eine Schülerin der Unsterblichen untertan gemacht, um seine bis dato unbekannten Ziele zu erreichen: Mondkind, die süchtig ist nach dem Mondlicht, das ihr der Aether zukommen lässt.

So weit, so bekannt. Doch dies ist ein Mittelband, in dem sich neue Allianzen bilden, neue Mitspieler auftauchen. Die Geheimen Händler sind so ein Mitspieler, und zwar ein wichtiger. Auch sie sind auf das Chi der Erde angewiesen, um den Kurs für ihre Schiffe bestimmen zu können. Als jedoch die Drachen verschwinden und der Aether seine Machenschaften in Gang setzt, scheint sich das Chi zu ändern. Zusammen mit Wisperwind und dem begnadigten Feiqing fliegen sie zu den Himmelsbergen, dem Tienshan-Gebirge. Schon bald stoßen sie auf Geheime Händler aus Russland, die es auf Drachenhaut abgesehen haben …

Es gibt noch einen weiteren neuen Mitspieler. Nugua ist auf der Suche nach Wasser am Rande der Wüste in eine tiefe Schlucht flogen und stieß dabei auf die verschwunden geglaubten, mittlerweile legendären Riesen. Deren König Maginog hat ebenfalls die Unregelmäßigkeiten im Chi registriert und will sich darum kümmern. Die Riesen machen sich auf den gleichen Weg wie die Geheimen Händler. Im dritten Band müssen diese Mitspieler auf die Drachen treffen. Wie dieses Treffens ausgehen wird, ist eine spannende Frage.

Es gibt eine ebenso große wie erfreuliche Vielfalt an weiblichen Figuren in Meyers neuestem Geschichtengarn. Neben Alessia und Wisperwind kommen Mondkind und Nugua vor. Jede ist von den anderen völlig verschieden und deutlich unterscheidbar. Das macht sich auch im akustischen Vortrag vorteilhaft bemerkbar …

Der Sprecher

Andreas Fröhlich ist ein wahrer Stimmkünstler. Es hat mich immer wieder verblüfft, wie er es schafft, seine Stimme so flexibel anzupassen, dass es ihm gelingt, die optimale Ausdruckskraft hervorzubringen. Das ist kein Wunder, wenn man bedenkt, dass es Fröhlich war, der in Peter Jacksons „Herr der Ringe“-Verfilmung den Gollum spricht.

Drachen wie Yaozi klingen bei ihm majestätisch, so tief senkt er seine Stimme herab. Auch Meister Li hat so eine tiefe Stimme und klingt entsprechend eindrucksvoll. Dagegen klingen die jugendlichen Gefährten fast alle recht „normal“, das gilt für Niccolo, Nugua und Alessia. Aber keineswegs für Feiqing, den linkischen und feigen Rattendrachen. Er jammert und stottert ständig in höchsten Tönen – wer kann es ihm verdenken, ist er doch mit einem Fluch geschlagen. Mondkind hingegen ist sein genaues Gegenteil: Eine sanftere Stimme kann man sich kaum vorstellen.

Natürlich muss Fröhlich seine Stimme auch einsetzen, um Atemgeräusche wiederzugeben, so etwa dann, wenn Niccolo keucht und japst. Ich könnte mir vorstellen, dass ein engagierter Sprecher wie Fröhlich am Ende eines Arbeitstages geradezu in Schweiß gebadet ist.

Geräusche und Musik

Musik gibt es zwar keine, aber dafür ein paar Geräusche. Diese erklingen nur jeweils am Beginn eines neuen Kapitels, bevor sie an Lautstärke heruntergefahren werden. Sie können in Vogelzwitschern bestehen, Donnergrollen, Wellenrauschen oder auch dem Klirren von fechtenden Schwertern, so etwa dann, wenn Mondkind gegen Tieguaei und Guo Lao kämft. Recht häufig ist Wind zu hören. Wir haben es also keineswegs mit einem Film-Soundtrack zu tun, sondern mit akustischen Impressionen, die lediglich Assoziationen auslösen sollen.

Aussprache

Da die chinesischen Schriftzeichen an die westlichen Entsprechungen angepasst werden mussten, kann es manchmal zu Missverständnissen bei den Aussprache der Entsprechungen kommen. So ist das initiale X in Xian für nicht Eingeweihte einfach ein X wie in Xaver oder Xena. Andreas Fröhlich hat in seiner langen Lesung die Aussprache [chian] gewählt, ganz im Gegensatz zu den Sprechern des gleichnamigen Hörspiels, die statt dessen [kian] wählten.

Das Booklet

Der CD-Box ist ein kleines Booklet beigefügt. Es liefert Informationen über Autor und Sprecher sowie ein Namensverzeichnis. Dieses listet folgende Kategorien auf: Bei den Drachen; Das Volk der Hohen Lüfte; In den Weiten Chinas; Unsterbliche Magier; Waffen; Götter und Weitere Wesen. Dadurch kann sich der Hörer einen Überblick verschaffen, welcher Name welcher Kategorie angehört und welche Aussprache zu welchem Namen gehört. Ich empfand diese Liste beim Anhören als nützliche Orientierungshilfe.

Unterm Strich

Seit seiner Karibiktrilogie um die Wellenläufer hat der Autor gewaltige Fortschritte gemacht. Das ist in der Anlage der Figuren wie auch in der Wahl von Sujet und Ambiente festzustellen. Die Handlungsführung ist den Regeln des Genres unterworfen, denn der Plot ist dazu da, ständig mit neuen Wundern und überraschenden Wendungen aufzuwarten, dabei aber dennoch keine losen Enden zu hinterlassen, wenn die Fortsetzung beginnen soll. Auf diese Weise ist sowohl für die spannende Unterhaltung als auch die befriedigende Lösung von Konflikten gesorgt.

Es dürfte klar sein, dass die vorliegende Geschichte vor allem solche jungen Leser und Hörer anspricht, die sich im gleichen Alter wie die jüngsten Figuren befinden, also um die zehn Jahre. Sie können ohne weiteres etwas mit Wunderwesen wie Drachen, Baumdämonen und Riesenkranichen anfangen, aber schon ein Konzept wie der Aether ist etwas anspruchsvoller und stellt die Vorstellungskraft auf die Probe. Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts glaubte die Wissenschaft tatsächlich an die Existenz des Aethers, und so liegt es nahe, diesen Begriff auch für das Jahr 1760, in dem die Handlung stattfindet, heranzuziehen.

Dieser Mittelband der Trilogie wartet vor allem mit Übergängen und Zwischenstationen auf. Zwar gibt es hie und da Gefechte der Schwertträger sowie hitzige Wortgefechte, aber insgesamt hält sich die Action ziemlich in Grenzen. Das hat mich ein wenig enttäuscht. Aber weil es sich um Zwischenstationen handelt, muss sich der Leser bzw. Hörer in Geduld fassen und auf das Grande Finale im dritten Band warten.

Neue Mitspieler machen das Gewebe der Handlungsfäden noch einen Tick komplizierter, bringen aber auch mehr Spannung und neue Erwartungen ein. Das betrifft auch die Frage, ob es dem Autor gelingen wird, all die Handlungsfäden wieder zu entwirren und zu einem guten, folgerichtigen Ende zusammenzuführen.

Das Hörbuch

Andreas Fröhlich bietet mal wieder seine ganze beträchtliche Kunstfertigkeit auf, um den Figuren Leben einzuhauchen und sie unverwechselbar zu machen. Sein Stimmumfang verblüfft immer wieder, denn er reicht vom tiefen Bass bis zum höchsten Diskant, und er setzt dies in der Geschichte ausgezeichnet ein. Das dürfte dem jugendlichen Hörer erheblichen Spaß bereiten. Die realistisch klingenden Geräusche werden sehr dezent eingesetzt, so dass sie nie den Vortrag überdecken (was nicht selbstverständlich ist). Im Übrigen sollte man viel Geduld mitbringen: Acht Stunden Vortrag sind eben kein Pappenstiel.

8 Stunden auf 6 CDs
ISBN-13: 978-3939375098

http://www.HoerCompany.de

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