Meyer, Kai / Semprich, Katja / Seesko, Wolfgang – Drache und Diamant (Das Wolkenvolk 3): Das Hörspiel


Entscheidungsschlacht im Himmelsgebirge

China im Jahre 1761. Nie ist Nugua einem anderen Menschen begegnet. Sie wächst als Mädchen unter Drachen auf, bis die Drachen spurlos verschwinden. So beginnt sie ihre lange Suche in den Weiten Chinas. Sie begegnet unsterblichen Magiern, fliegenden Schwertkämpfern – und Niccolo, einem Jungen mit goldenen Augen. Auch eist auf den Spuren der Drachen unterwegs, doch nun auch auf der Spur der Magierin Mondkind. Er muss das Mädchen töten, um das Wolkenvolk und ganz China zu retten. Doch wie kann er gegen ein Mädchen kämpfen, das er mehr liebt als das Leben?

Die Geheimen Händler bringen Feiqing und Wisperwind in die Himmelsberge, dort treffen sie Niccolo, Nugua, Mondkind und die verschwundenen Drachen wieder. Doch das Gleichgewicht der Welt ist bereits unwiederbringlich aus den Fugen geraten. Die weisen Drachen beschützen das Herz der Berge, doch unter dem unheilvollen Einfluss des Aethers erwacht eine uralte, langst verschwunden geglaubte Kreatur: Pangu, der Urschöpfer der Welt. Haben die Menschen, Riesen und Drachen auch nur die geringste Chance gegen eine solche Macht?

Das Fantasy-Hörspiel wird vom Verlag ab 10 Jahren empfohlen.

Der Autor

Kai Meyer, Jahrgang 1969, studierte Film, Philosophie und Germanistik und arbeitete als Redakteur. Er schrieb schon in jungen Jahren und lieferte unter anderem ein paar Jerry-Cotton-Abenteuer. Sein erster großer Erfolg war „Die Geisterseher“, eine historische „Akte X“. Seit 1996 ist er freier Schriftsteller und Drehbuchautor. Bisher sind rund 40 Romane von ihm erschienen. Selbst Kritiker waren von seinem historischen Mystery-Thriller „Die Alchimistin“ begeistert, später folgten „Die Fließende Königin“ und „Göttin der Wüste“. Bei |Loewe| erschien mit den „Wellenläufern“ ein Jugend-Fantasyzyklus. „Frostfeuer“ aus dem Jahr 2005 ist eigenständiger Jugendroman. Das Buch wurde mit dem internationalen Buchpreis |CORINE| ausgezeichnet.

Mit „Seide und Schwert“ begann der Autor seinen neuen Zyklus „Das Wolkenvolk“. Die Fortsetzung folgte unter dem Titel „Lanze und Licht“. Den Abschluss bildet „Drache und Diamant“.

Kai Meyer auf Buchwurm.info:

Interview mit Kai Meyer
„Der Brennende Schatten“ (Hörspiel)
„Die Vatikan-Verschwörung“ (Hörspiel)
„Die Wellenläufer“ (Hörbuch)
„Die Muschelmagier“ (Hörbuch)
„Die Wasserweber“ (Hörbuch)
„Frostfeuer“ (Hörbuch)
„Die Alchimistin“
„Das Haus des Daedalus“
„Der Schattenesser“
„Die Fließende Königin“
„Das Buch von Eden“ (Hörbuch)
„Das Buch von Eden“
„Der Rattenzauber“
„Faustus“
„Seide und Schwert“ (Das Wolkenvolk 1, Hörbuch)
„Lanze und Licht“ (Das Wolkenvolk 2, Hörbuch)

Die Inszenierung

Katia Semprich bearbeitete den Text und formte ein Hörspiel daraus, bei dem Wolfgang Seesko Regie führte und die Musik von Jan-Peter Pflug geliefert wurde. Als Tonmeister war Kay Poppe für den Sound zuständig, die Aufnahme erfolgte 2007 in den |Creative Studios|, Hamburg.

Die wichtigsten Sprecher und ihre Rollen:

Erzähler: Peter Kaempfe
Niccolo: Raiko Küster
Nugua: Jana Schulz
Feiqing: Konstantin Graudus
Wisperwind: Anne Weber
Alessia: Juliane Niemann
Mondkind: Christine Pappert
Guo Lao: Lennardt Krüger
Yaozi: Wolf Frass
Li / Seelenschlund: Klaus Dittmann / Renato Grüning
Und viele weitere.

Im Booklet sind fünf Sprecher sowie Semprich, Seesko und Meyer mit Kurzbiografien charakterisiert. In der Klappe ist ein Namensverzeichnis aller wichtigen Figuren aufgeführt – sehr hilfreich, um den Überblick zu behalten.

Vorgeschichte 1: „Seide und Schwert“

Das Mädchen Nugua ist als Findel- und Waisenkind bei den Drachen aufgewachsen und Yaozi, der Drachenkönig des Südens, ist zeitlebens ihr Mentor gewesen. Daher hält sie sich selbst für eine der ihren, denn ein Menschenwesen hat sie noch nie gesehen. Die Drachen bringen den Regen und sorgen so für die Fruchtbarkeit des Landes – Nugua war eine Opfergabe der Bauern an die Drachen. Doch eines Morgens sucht Nugua Yaozi vergebens, der Regen hört auf und eine Dürre setzt ein. Um jeden Preis muss Nugua ihr Volk wiederfinden. Doch wohin sind die Drachen verschwunden?

Der junge Niccolo Spini lebt schon all sein Leben auf der Wolkeninsel, mit der er, getrieben von den Winden, die Kontinente überquert. Er lebt als Ausgestoßener seines Wolkenvolks, denn sein verstorbener Vater hat es gewagt, Bücher zu lesen, Bücher, die von den Priestern verboten worden sind. Schon 250 Jahren schwebt die Wolkeninsel rund 2000 Meter über dem Land, emporgehalten vom Aether, doch heute ist der Tag, an dem sich alles ändert.

Niccolo bemerkt, dass sich der Rand der Wolkeninsel, an dem er auf seinem Bauernhof lebt, ausfranst und dass sich das Land ringsum hebt. Wie seltsam – die Insel verliert an Höhe, und drei Gipfel tauchen ringsum auf, zwischen denen die Wolke hängen bleibt. Drei Männer und eine Frau wollen Niccolos verstorbenen Vater sprechen. Es sind die Spitzen der Gesellschaft: der Herzog, der oberste Zeitwindpriester, der Schattendeuter, und Alessia, des Herzogs hochnäsige Tochter.

Das Problem, wegen dem die Delegation zu Niccolo kommt, ist klar: Da der Aethervorrat zur Neige geht und die Aetherpumpen keinen weiteren Aether ansaugen, droht sich die Wolkeninsel aufzulösen. Es muss also dringend etwas unternommen werden. Doch was? Da der Aether nichts anderes als ausgestoßener Drachenatem ist, muss irgendjemand die Drachen suchen. Und da man nun in China angelangt sei, könne dieser Jemand die chinesischen Drachen suchen. Und da Niccolo die chinesische Sprache spricht, ist es wohl am besten, wenn er dieser Jemand ist.

Niccolo ist einverstanden, und mit einem Luftgleiter, der sich in einem verborgenen Keller des herzöglichen Bauernhofes findet, begibt er sich zur Erde. Alessia zeigt ihm, wie das Gefährt zu bedienen ist, denn sie hat die entsprechende technische Ausbildung. Natürlich will sie auch mit, aber als Thronerbin darf sie nicht, zu ihrem nicht geringen Ärger. Besser so, denn Niccolos Landung im Wald ist recht unsanft und kostet ihn das Bewusstsein …

Der Boden Chinas

Eine Schwertkämpferin namens Wisperwind weckt und pflegt ihn, doch er kann sich nicht lange ausruhen, denn eine seltsame Gefahr rückt näher. Die Frau mit den zwei magischen Schwertern zeigt auf den Wald und erklärt, die Baumdämonen oder „Raunen“ wollten sich auf sie stürzen. Mit knapper Not entkommen sie über den Fluss. Wisperwind beherrscht zu Niccolos Verwunderung die Technik des Federflugs (man denke an „Tiger & Dragon“), und so trägt sie ihn in Sicherheit. Doch am Fluss trennen sich ihre Wege.

Im nahen Flussdorf herrschen im Jahr 1761 n. Chr. zur Zeit der Quing-Dynastie jedoch keineswegs die eingeborenen Han-Chinesen, sondern die halbbarbarischen Manschu-Eroberer. Diese unterdrücken mit ihrer brutalen Willkür die Einheimischen, und Niccolo beobachtet das Treiben ihres Anführers Lotusklaue mit wachsendem Grauen. Was Niccolo nicht bemerkt, ist ein junges Mädchen von etwa zehn Jahren, das ihm heimlich folgt. Er erfährt in einem Gasthaus, dass es einen Drachen bei den Gauklern gebe, die außerhalb des Dorfes kampieren.

Das Mädchen überholt ihn und erwartet ihn schon bei den Gauklern. Was er denn von dem Drachen wolle? Und wieso er goldene Augen wie ein Drache habe? Sie heißt Nugua, bekommt er heraus, doch dann muss er seine ganze Geschichte erzählen. Zusammen untersuchen sie den Gauklerwagen, in dem der Drache hausen soll. Kann es wahr sein, dass ein echter Drache in so einem kleinen Wagen steckt?

Der Rattendrache

Nacht. Drinnen im Wagen ist es stockfinster, doch Nugua hat an eine Laterne gedacht. Was sie in einem Käfig vorfinden, ist eine seltsame Kreatur: Ein Kopf wie eine Ratte, ein gezackter Rücken und gerippter Bauch sowie ein schlaffer Schwanz hinter klauenbewehrten Füßen – und die ganze Haut scheint aus rotem Stoff zu sein. Höchst merkwürdig. Und dieser, äh, Rattendrache spricht wie ein Mensch: „Hilf mir!“

Da beginnt im Lager der Gaukler ein Aufruhr und Schreie werden laut. Die Mandschuwache hat das Lager überfallen. Lotusklaue befiehlt, den Drachen zu suchen. Denn es war ein Drache, der ihm die Stirn verletzt hat, sodass er jetzt eine Eisenplatte darin tragen muss. Weil das Eisen rostet, vergiftet ihm der Rost das Hirn und macht ihn wahnsinnig. Nugua bemerkt die neue Gefahr sofort und verschwindet, um etwas dagegen zu unternehmen. Unterdessen erbarmt sich Niccolo des Rattendrachen und lässt ihn frei. Dann sehen sie sich einer neuen Gefahr gegenüber. Nugua hat die Tiger aus ihren Käfigen gelassen!

Vorgeschichte 2: Handlung von „Lanze und Licht“

Die Tochter des Herzogs des Wolkenvolks ist vom Schattendeuter Carpi im Innern einer der riesigen Aetherpumpen eingesperrt worden. Von einem Balkon kann sie erkennen, dass die Insel, auf der ihr Volk lebt, weiter geschrumpft und nun den Walddämonen noch näher gekommen ist, die nur darauf warten, die Bewohner zu verschlingen. Alessia muss etwas unternehmen, aber was? Niemand hört ihre Hilferufe, und irgendjemand müsste sie doch nach den Tagen ihres Verschwindens vermissen, oder? Warum schaut niemand in den Aetherpumpen nach? Steckt etwa der Verräter, dieser Carpi, dahinter? Wem mag er wohl dienen, wenn nicht seinem Herzog?

Alessia findet eine lange Treppe, der sehr tief hinab in die untersten Kammern der Aetherpumpe führt, und stößt auf eine golden erhellte Höhle. Sie ist nicht mehr allein, denn eine Stimme begrüßt sie, obwohl niemand zu sehen ist. Furchtsam wagt sie sich ins goldene Licht, damit das Wesen ihre Gedanken lesen kann. Es nennt sich ebenfalls Aether, was merkwürdig ist, denn seit wann kann der Aether denken? Doch dieser Aether hat sich vom allgemeinen Aether, der über dem Himmel existiert, abgespalten – die Pumpen, die die Verbindung herstellen, stehen ja still. Und dieses Aetherfragment fürchtet nun, dass es zusammen mit der Wolkeninsel sterben muss. Ob Alessia ihm wohl helfen könne? Alessia kann, wenn der Aether ihr einen Ausgang schafft …

Handlung von „Drache und Diamant“

Alessia gelangt gerade noch rechtzeitig in die Freiheit, um mitzubekommen, dass sich die Insel wieder hebt und fortbewegt. Das Wolkenvolk jubelt dem angeblichen Urheber dieser rettenden Wendung zu, Oddantonio Carpi, dem Schattendeuter. Doch sie weiß es besser. Carpi hat das Wolkenvolk an den Aether verraten und dieser will nun die Aethermasse der Wolke in seinem Kampf gegen die Drachen einsetzen. Weil diese jedoch die Einzigen sind, die Aether-Stoff aktiv mit ihrem Atem produzieren, muss ein noch komplizierterer Plan dahinterstecken. Denn schließlich kann der Aether nicht seine eigene, einzige Quelle eliminieren, nicht wahr?

Da sie ihren Vater, den Herzog, nicht von Carpis Verrat überzeugen kann, braucht sie einen anderen mentalen Hebel, um Carpi auszuschalten. Den findet sie im Haus von Niccolo Spini, dem nach China ausgesandten Jungen. Und hier findet Carpi seine einzige Widersacherin. Doch das Haus wankt bereits prekär auf der Kante der Wolkeninsel, und der Kampf zwischen den beiden verheißt für einen der Kontrahenten den sicheren Tod in der Tiefe, wo die Baumdämonen lauern …

Unterdessen im Himmelsgebirge

Im Himmelsgebirge bahnt sich die finale Schlacht um die Drachen und das Schicksal des Aethers an. Die Drachen leben hier, versteckt vor dem Aether, in den heiligen Grotten und hüten das Herz der Berge, einen riesigen Diamanten. Dieser ist, wie sich im Verlauf der Geschehnisse zeigen wird, nichts anderes als das erstarrte Herz von Pangu, dem Schöpferriesen, der vor Äonen hier im Gebirge zu Stein erstarrt ist. Auf diesen Diamanten bzw. dieses Herz hat es der Aether abgesehen.

Niccolo Spini ist überrascht, Nugua als Freundin der Drachen am Eingang zu den Grotten anzutreffen. Sie wurde von den Drachen vom Fluch Lotusklaues geheilt. Und der Drachenkönig des Westens, Yaozi, ist ihr golden strahlender Freund. Niccolo hat ihr Mondkind gebracht, damit die Magierin und Aether-Dienerin von ihren schweren Wunden geheilt wird. Nahe dem Herzdiamanten liegt Mondkind tagelang im Koma, allerdings schwer bewacht. Gegen unliebsame Überraschungen haben auch Drachen etwas einzuwenden. Nugua sieht mit eifersüchtigem Missvergnügen, wie Niccolo die Magierin immer noch anhimmelt.

Als Niccolo sie wegschickt, zeigt ihr Yaozi, ihr Mentor, etwas sehr Beunruhigendes: „Wir sind nicht allein“: In den Grotten zeigen sich zunehmend Yuro, kleine Dämonenwesen, die aus der Tiefe kommen. Später stößt auch Niccolo auf die Yuro und ihren Herkunftsort: eine tiefe Erdspalte voll Lava. Da erhält Yaozi eine telepathische Nachricht von seinem Kollegen, der am Eingangstor Wache hält: Die Flotte der Geheimen Händler sei eingetroffen! Yaozi beschließt, sie zu vernichten.

Doch am Eingang zu den Grotten wartet kein blutrünstiges Heer auf Yaozi, sondern nur ein Gildenmeister und seine Adjutanten. Erstaunt vernimmt er, wie der Gildenmeister um ein Bündnis mit den Drachen gegen den Aether bittet. Als Nugua, um eine unparteiische Meinung bemüht, nach ihrer ehemaligen Gefährtin Wisperwind fragt, erhält sie enttäuscht die Nachricht, dass Wisperwind mit dem Rattendrachen Feiqing an Bord des Flaggschiffs „Abendstern“ irgendwo in den Himmelsbergen nach dem Wrack eines abgestürzten Luftschiffs suche …

Das Wrack liegt auf dem Gletscher. Wisperwind, Feiqing und Hauptmann Kangan landen daneben, um es zu untersuchen. Offenbar hat etwas, das aus dem Eis kam, das Luftschiff einst angegriffen und vom Himmel geholt. Es könnte ein Schiff der Russen gewesen sein, von denen bekannt ist, dass sie die Drachen jagen, um deren wertvolle Bestandteile zu verkaufen. Kangan rät von einem Bündnis mit den Drachen ab, wie Wisperwind es anstrebt.

Als die Sonne untergeht, erwacht der Gletscher zum Leben. Wisperwind, Feiqing, Kangan und ihre Soldaten von der „Abendstern“ bemerken entsetzt, wie die Bergdämonen der Yuro beginnen, sie anzugreifen und einen nach dem anderen zu töten …

Mein Eindruck

Erstmals lässt Jugendautor Kai Meyer eine seiner Abenteuertrilogien im alten China spielen, und dass es sich um das 18. Jahrhundert handelt, ist zunächst kaum zu bemerken. Dies ist ein mythisches China, das voller Legenden ist. Nach und nach erfährt Niccolo Spini von einer komplexen Hierarchie des spirituellen Überbaus der Welt. Und erstaunlicherweise ist es der Rattendrache Feiqing, der eine ganze Menge darüber weiß: ein wandelndes Lexikon. Das ist aber auch notwendig, um zu begreifen, welche Rolle der Aether und die Drachen spielen.

Zwischen dem Himmel Tiendi und der Erde, die wie Yin und Yang zusammengehören, erstreckt sich der Aether, der durch den Drachenatem gebildet wird. Zwischen Himmel und Erde haben die Götter jedoch aus acht Weisen Unsterbliche als ihre Boten geschaffen, um den Menschen und Tieren ihren Willen kundzutun: die Xian. Doch nun scheint es, als habe der Aether einen eigenen Willen entwickelt und sich eine Schülerin der Unsterblichen untertan gemacht, um seine bis dato unbekannten Ziele zu erreichen: Mondkind, die süchtig ist nach dem Mondlicht, das ihr der Aether zukommen lässt.

Zweiter Band

Im Mittelband „Lanze und Licht“ bildeten sich neue Allianzen, tauchten neue Mitspieler auf. Die Geheimen Händler sind so ein Mitspieler, und zwar ein wichtiger. Auch sie sind auf das Chi der Erde angewiesen, um den Kurs für ihre Schiffe bestimmen zu können. Als jedoch die Drachen verschwinden und der Aether seine Machenschaften in Gang setzt, scheint sich das Chi zu ändern. Zusammen mit Wisperwind und dem begnadigten Feiqing fliegen sie zu den Himmelsbergen, dem Tienshan-Gebirge. Schon bald stoßen sie auf Geheime Händler aus Russland, die es auf Drachenhaut abgesehen haben …

Es gibt noch einen weiteren neuen Mitspieler. Nugua ist auf der Suche nach Wasser am Rande der Wüste in eine tiefe Schlucht flogen und stieß dabei auf die verschwunden geglaubten, mittlerweile legendären Riesen. Deren König Maginog hat ebenfalls die Unregelmäßigkeiten im Chi registriert und will sich darum kümmern. Die Riesen machen sich auf den gleichen Weg wie die Geheimen Händler.

Abschlussband

Im dritten Band müssen diese Mitspieler auf die Drachen treffen. Die Frage, wie dieses Treffen ausgeht, wird hier beantwortet: mit mehreren großen Entscheidungsschlachten. Die chinesischen und die russischen Geheimen Händler liefern sich mit ihren Zeppelinen Luftschlachten, während es im Berg unter ihnen auch nicht friedlicher zugeht. Die Invasion der Yuros bedroht die Drachen und deren Freunde. Als dann auch noch die Wolkeninsel mit ihrem Aetherstoff eintrifft, ist endgültig der Teufel los: Das Gebirge erwacht zum Leben.

Das Problem der Trilogie sind nicht die vielen Auseinandersetzungen, die durchaus willkommen sind, sondern das Unstoffliche in vielerlei Gestalt. Wie hat man sich den Aether vorzustellen, der über den Wolken und über dem Himmel die Welt umgibt? Es ist eine Vorstellung aus der Zeit vor dem 20. Jahrhundert. Noch im 19. Jahrhundert nahmen die Physiker die Existenz des Aethers an und suchten danach, denn irgendetwas musste ja den Weltenraum zwischen den Sonnen bzw. Sternen erfüllen, oder? Mit umso mehr Recht konnten die Leute um 1760 daher den Aether postulieren.

Auch in dramaturgischer Hinsicht ist der Aether problematisch zu behandeln. Er durchdringt Dinge ebenso wie Menschen, so etwa Mondkind. Er ist niemals im Ding an sich zu sehen, sondern stets nur in seinen Auswirkungen und Kreaturen, etwa den Yuros. Wenn man von der Existenz eines handelnden, aber unstofflichen Gottes ausginge, bekäme man das gleiche Ergebnis. Das ändert sich erst, als der Aether Pangu zum Leben erweckt und sich das Innere dieses Riesen mit materiellen Mitteln wie etwa Schwertern und Lanzen angreifen lässt.

Daher gibt es durchaus eine erhebliche Menge an Action: einen Showdown zwischen Mondkind und Guo-lao, assistiert von Nugua und Niccolo, mit drakulösen Divertimenti seitens des Drachen Xixanti und der magischen Götterschwerter. Als dann auch noch die Riesen eintreffen, nimmt die Bühne, auf der die Entscheidungsschlacht stattfindet, buchstäblich gargantueske (wunderbares Wort, wie schon Tarantino fand) Dimensionen an. Was passiert, wenn ein Gebirge zu Boden stürzt? Es macht nicht bloß „pardauz“, sondern lässt die Wände der Welt wackeln. So hat man sich das wohl auch vorzustellen.

Romantiker wollen natürlich unbedingt herausfinden, wem denn nun am Schluss Niccolo Spinis Herz gehört. Ist es die Magierin Mondkind, der er von seinem Chi abgegeben hat, ist es das Drachenkind Nugua oder ist es gar die schöne und selbstbewusste Herzogstochter Alessia de Medici? Wir wissen es, aber wir verraten es nicht. Auf jeden Fall ist es aber eine befriedigende Lösung, die romantische Leser sicherlich zufriedenstellen wird.

Die Inszenierung

Die Sprecher

Statt einer Lesung liegt hier ein dramaturgisch eingerichtetes und dementsprechend stark gekürztes Hörspiel vor. Dass dieses Hörspiel eine ganze Menge von Sprechrollen hat, versteht sich von selbst, und daher fällt es schwer, einzelne Sprecher hervorzuheben. Tatsächlich ist mir nur Konstantin Graudus als Feiqing als einziger Sprecher im Gedächtnis geblieben, und das nur deswegen, weil mich seine jammernde und greinende Stimme stets so genervt hat. Er bildet das einzige komische Element in der Handlung und ist als solches eine höchst willkommene Abwechslung zu all den grimmigen Kämpfen.

So manche der Stimmen ist durch vielfältigen Einsatz von Filtern verzerrt, sei es durch Hall oder andere Effekte. Dies gilt zum einen für die mythischen Wesen wie Drachen und Riesen. Ganz besonders künstlich sind zudem die Stimmen der Yuros. Diese stelle ich mir als Felsdämonen vor, ein Pendant zu den Baumdämonen der Bände eins und zwei. Sie geben eine Art fiependes Kreischen von sich, das eindeutig synthetisch produziert wurde. Dieses Kreischen würde einem schnell auf den Wecker gehen, hätte es der Tonregie nicht gefallen, es nur sehr sporadisch einzusetzen. Eine echte Erleichterung.

Geräusche und Musik

Wo gehobelt wird, fallen Späne, und wo viel passiert, gibt es auch viele Geräusche. Dennoch werden realistische Geräusche sehr sparsam eingesetzt, denn sie sollen ja die vielen Dialoge, welche die Sprecher zu bewältigen haben, nicht beeinträchtigen. In den Kämpfen sind daher häufig Schreie und Rufe zu hören, mitunter auch Schwerterklirren, aber häufiger noch ist das Rumpeln und Krachen von Gestein. Und wenn ein ganzes Gebirge aufsteht, gibt es natürlich davon mehr als genug.

Die Musik wird im Hintergrund nur sparsam eingesetzt, denn sie dient meist nur dazu, eine Szene von der nächsten abzugrenzen. Häufig habe ich ein vor sich hin klimperndes Piano vernommen, das ein romantisches bzw. melancholisches Gegengewicht zu den Action- und Dialogszenen bildet. Häufig richtet sich die Musik auf Mondkind und soll Niccolos tragische Beziehung zu ihr charakterisieren. Dann sind auch Flöte und Harfe mit von der Partie. Zum Ausklang geben die Sounddesigner eine Art Fanfare zum Besten, was dem Hörer wohl anzeigen soll, dass jetzt endgültig Feierabend ist. Zeit war’s ja.

Aussprache

Da die chinesischen Schriftzeichen an die westlichen Entsprechungen angepasst werden mussten, kann es manchmal zu Missverständnissen bei der Aussprache der Entsprechungen kommen. So ist das initiale X in Xian für nicht Eingeweihte einfach ein X wie in Xaver oder Xena. Andreas Fröhlich hat in seiner langen Lesung die Aussprache [chian] gewählt, ganz im Gegensatz zu den Sprechern des gleichnamigen Hörspiels, die stattdessen [kian] wählten.

Das Booklet

Der CD-Box ist ein kleines Booklet beigefügt. Es liefert Informationen über Autor und Sprecher sowie ein Namensverzeichnis. Dieses listet folgende Kategorien auf: Bei den Drachen; Das Volk der Hohen Lüfte; In den Weiten Chinas; Unsterbliche Magier; Waffen; Götter und Weitere Wesen. Dadurch kann sich der Hörer einen Überblick verschaffen, welcher Name welcher Kategorie angehört und welche Aussprache zu welchem Namen gehört. Ich empfand diese Liste beim Anhören als nützliche Orientierungshilfe.

Unterm Strich

Seit seiner Karibiktrilogie um die Wellenläufer hat der Autor gewaltige Fortschritte gemacht. Das ist in der Anlage der Figuren wie auch in der Wahl von Sujet und Ambiente festzustellen. Die Handlungsführung ist den Regeln des Genres unterworfen, denn der Plot ist dazu da, ständig mit neuen Wundern und überraschenden Wendungen aufzuwarten, dabei aber dennoch keine losen Enden zu hinterlassen, wenn die Fortsetzung beginnen soll.

Auf diese Weise ist sowohl für die spannende Unterhaltung als auch die befriedigende Lösung von Konflikten gesorgt. Diese Lösung besteht diesmal in mehreren aufregenden Schlachten und Kämpfen sowie im Zusammenfinden der Liebenden, die so viele Hindernisse haben überwinden müssen.

Es dürfte klar sein, dass die vorliegende Geschichte vor allem solche jungen Leser und Hörer anspricht, die sich im gleichen Alter wie die jüngsten Figuren befinden, also um die zehn Jahre. Sie können ohne weiteres etwas mit Wunderwesen wie Drachen, Baumdämonen und Riesenkranichen anfangen, aber schon ein Konzept wie der Aether ist etwas anspruchsvoller und stellt die Vorstellungskraft auf die Probe. Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts glaubte die Wissenschaft tatsächlich an die Existenz des Aethers, und so liegt es nahe, diesen Begriff auch für das Jahr 1760, in dem die Handlung stattfindet, heranzuziehen.

Das Hörspiel

Wie schon bei [„Der Brennende Schatten“4506 stellt das Hörspiel eine hochverdichtete Version der ursprünglichen Geschichte dar. Das bedeutet, dass sich die Ereignisse in Himmelsgebirge jagen und laufend der Schauplatz gewechselt wird. Da muss man schon wie ein Luchs aufpassen, um nicht die Orientierung zu verlieren. Zudem hören sich manche Namen wie Nugua und Niccolo ein klein wenig ähnlich an. Ich musste mich dann immer daran erinnern, welche Namen zu wem gehört. Zum Glück machte ich mir Notizen, sonst wäre ich vollends ins Schleudern geraten.

Wer nun den Eindruck eines gewissen Action-Overkills hat, der liegt meiner Meinung nach richtig. Es ist alles ein wenig zu viel des Guten, so als würde man ein Sechs-Stunden-Epos auf nur zwei komprimieren. Am besten hört man sich das Hörspiel – das ist der Vorteil des Tonträgers gegenüber dem Radio – mehrmals hintereinander an, um so schließlich einen Überblick zu gewinnen.

Technisch ist an dieser Produktion nichts auszusetzen, aber ich frage mich, ob das Hörspiel dem Gehalt und der Tiefe der literarischen Vorlage gerecht werden kann. Alle drei Teile liegen als Hörspiel im |Hörverlag| vor, aber ich wage nicht, sie gegenüber den Lesungen, welche die |Hörcompany| mit Andreas Fröhlich so schön produzierte, zu bevorzugen.

137 Minuten auf 2 CDs
ISBN-13: 9783867171625

http://www.kai-meyer.com
https://www.penguinrandomhouse.de/Verlag/der-Hoerverlag/70000.rhd

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