Kai Meyer – Die Rückkehr des Hexenmeisters (Sieben Siegel 1)

Vielversprechender Serienauftakt, aber zu viele Klischees

Die rothaarige Kyra Rabenson und ihre drei Freunde, die Geschwister Lisa und Nils Morgenthal sowie der geheimnisvolle Chris sind die Helden der |Sieben Siegel|-Reihe. Kyra, Nils, Lisa und Chris erforschen ein uraltes Geheimnis, das auf magische Weise mit ihrem eigenen Schicksal verbunden ist – das Geheimnis der sieben Siegel.

In Band eins begegnet Kyra Rabenson der seltsamen Frau mit dem fliegenden Fisch in der Handtasche das erste Mal an einem Freitag. Eine gespenstische Begegnung, die Kyras Leben auf den Kopf stellt. Denn die geheimnisvolle Fremde ist eine Hexe …

Das Buch ist Jugendlichen ab elf bis zwölf Jahren zu empfehlen und schön illustriert.

Der Autor

Kai Meyer, Jahrgang 1969, studierte Film, Philosophie und Germanistik und arbeitete als Redakteur. Er schrieb schon in jungen Jahren und lieferte u. a. ein paar Jerry-Cotton-Abenteuer. Sein erster großer Erfolg war „Die Geisterseher“, eine historische „Akte X“. Seit 1996 ist er freier Schriftsteller und Drehbuchautor. Bisher sind rund 40 Romane von ihm erschienen.

Selbst Kritiker waren von seinem historischen Mystery-Thriller „Die Alchimistin“ begeistert, später folgten „Die fließende Königin“ und „Göttin der Wüste“. Bei Loewe erschien mit den „Wellenläufern“ ein Jugend-Fantasyzyklus. „Frostfeuer“ aus dem Jahr 2005 ist eigenständiger Jugendroman. Das Buch wurde mit dem internationalen Buchpreis CORINE ausgezeichnet. 2007 verfilmte Dominik Graf („Treffer“, „Die Katze“) Meyers Roman „Das Gelübde“. Der Autor lebt am Rande der Eifel.

„Die Sieben Siegel“:
01 „Die Rückkehr des Hexenmeisters
02 „Der schwarze Storch
03 „Die Katakomben des Damiano
04 „Der Dornenmann
05 „Schattenengel
06 „Die Nacht der lebenden Scheuchen
07 „Dämonen der Tiefe
08 „Teuflisches Halloween
09 „Tor zwischen den Welten
10 „Mondwanderer

SONDERBAND: Jenseits des Jahrtausends: Die Sieben-Siegel-Saga (Gebundene Ausgabe)

Alle zehn Bände sind ursprünglich im |Loewe|-Verlag erschienen, doch die ersten fünf Bände gibt es in einer preiswerten Taschenbuch-Ausgabe im CBT-Verlag von Bertelsmann sowie als Hörbücher.

Mehr von Kai Meyer auf Buchwurm.info:

Interview mit Kai Meyer
„Dschinnland“ (Die Sturmkönige 1, Buchfassung)
„Dschinnland“ (Die Sturmkönige; inszenierte Lesung zu Band 1)
„Wunschkrieg“ (Die Sturmkönige 2, Buchfassung)
„Wunschkrieg“ (Die Stürmkönige; inszenierte Lesung zu Band 2)
„Die Wellenläufer“ (Hörbuch)
„Die Muschelmagier“ (Hörbuch)
„Die Wasserweber“ (Hörbuch)
„Der Brennende Schatten“ (Hörspiel)
„Die Vatikan-Verschwörung“ (Hörspiel)
„Frostfeuer“ (Hörbuch)
„Die Alchimistin“
„Das Haus des Daedalus“
„Der Schattenesser“
„Die Fließende Königin“
„Das Buch von Eden“ (Hörbuch)
„Das Buch von Eden“
„Der Rattenzauber“
„Faustus“
„Seide und Schwert“ (Das Wolkenvolk 1, Hörbuch)
„Lanze und Licht“ (Das Wolkenvolk 2, Hörbuch)
„Drache und Diamant“ (Das Wolkenvolk 3, Hörspiel)
Das Wolkenvolk – Seide und Schwert, Buch 1: „Wisperwind“ (Graphic Novel)

Die Alchimistin – Das Hörspiel:
1) „Der Stein der Weisen“
2) „Das Erbe des Gilgamesch“
3) „Die Katakomben von Wien“
4) „Das Kloster im Kaukasus“
5) „Die Unsterbliche“
6) „Die Schwarze Isis“
7) „Der Schatz der Templer“
8) „Der Alte vom Berge“

Die vier Freunde:

1) Kyra Rabenson ist zwölf Jahre alt, hat rotes Haar wie ihre Tante Kassandra, bei der sie seit dem Tod ihrer Mutter wohnt, und ist die Tochter des bekannten Wissenschaftlers und Bestsellerautoren Professor Rabenson. Sie ist mutig und sehr neugierig.

2) Lisa Morgenthal ist elf Jahre alt, blond und furchtbar verliebt in Chris. Sie wohnt mit ihren Eltern und ihrem Bruder Nils im größten und unheimlichsten Gebäude Giebelsteins, dem alten Hotel Erkerhof, auch genannt Kerkerhof. Sie ist manchmal zurückhaltend und sensibel.

3) Nils Morgenthal, ein Jahr älter, ist ihr Bruder und wohnt ebenfalls im Kerkerhof. Er besitzt einen makaberen Sinn für Humor, sammelt Monstermasken und erzählt mit Vorliebe blutige Schauergeschichten. Zunächst ist er draufgängerisch, aber das ändert sich im Laufe der Ereignisse.

4) Chris (= Chrysostomus Guldenmund) ist zwölf Jahre alt und der Sohn eines Diplomaten, hat in sechs verschiedenen Ländern gelebt und spricht fünf Sprachen: Englisch, Französisch, Spanisch, ein bisschen Italienisch und schlecht Griechisch. Er ist sportlich, immer schwarz gekleidet, isst gerne alles, was ihm in die Finger kommt, wird aber – zum Ärger der Mädchen – nicht dick davon. Er ist sehr selbstbewusst und risikobereit; in Kyra verknallt, mag aber auch Lisa gern.

Alle Jugendlichen verändern sich durch ihre Abenteuer, aber in welcher Hinsicht, soll hier noch nicht verraten werden.

Handlung

Bei Tante Kassandra Haifischflossentee trinken – das ist so ziemlich das Spannendste, was einem im verschlafenen Städtchen Giebelstein passieren kann. Davon sind zumindest die rothaarige Kyra und ihre Freunde Lisa und Nils überzeugt. Doch dann beobachtet Kyra eines Freitagabends am Bahndamm etwas Seltsames: Eine Frau, die eine Krokodillederhandtasche trägt, lässt daraus einen Monsterfisch herausflitzen und einen Bussard töten. Dann lässt sie das blitzende Ungeheuer wieder in ihrer Handtasche verschwinden. Kyra beobachtet aus ihrem Versteck um Gebüsch, wie die Frau lachend von dannen stolziert.

Aufgeregt erzählt sie in Kassandras Teeladen davon und fragt ihre Tante, was das zu bedeuten habe. Die Kartenlegerin und Wahrsagerin erscheint ihr höchst beunruhigt und verdonnert die Kinder dazu, sich von dieser Frau fernzuhalten. Aber mehr verrät sie nicht, und deshalb beschließen die vier Freunde, heimlich eigene Nachforschungen anzustellen. Als sie auf dem Friedhof der Kirche St. Abakus gleich drei solche Frauen sehen, gehen sie in Deckung. Die Frauen mit dem Monsterfisch betreten die Kirche, als gehöre sie ihnen, und schließen die Tür. Ein merkwürdiges Summen ist zu hören. Doch bevor sie sie betreten, wollen die vier Freunde nochmals Kassandra befragen.

Tante Kassandra kennt die Wahrheit, doch sie gibt sie nur zögernd preis. Aber wenigstens darf Kyra das uralte Hexenverzeichnis mit tausenden von Namen lesen. Allerdings enthält das dicke Buch ein Geheimversteck, das sie nicht öffnen kann. Als die vier Freunde von Kassandra erfahren, dass die drei Unbekannten Hexen sind, bekommen sie es mit der Angst zu tun. Denn das „Arkanum“ – der jahrhundertealte Geheimbund, dem die drei Frauen angehören – will den grausamen Hexenmeister Abakus, der heute als Heiliger verehrt wird, von den Toten auferstehen lassen. Sein Grab befindet sich in der Kirche. Diese Wiederauferstehung aber muss unbedingt verhindert werden!

Als Kassandra verschwindet, macht sich Kyra auf die Suche, doch statt der Tante findet sie einen seltsamen Jungen, der auf dem Dach sitzt und dort fliegende Fische angelt. Er nennt sich Chryostomus Guldenmund, kurz Chris. Er ist merkwürdig, aber nicht unnett, findet Kyra. Und er erweist sich als höchst hilfreich in allen Lebenslagen …

Mein Eindruck

Eigentlich fängt das Buch ja ganz gut an, indem es auf humorvolle Weise Tante Kassandra, gesehen durch die Augen der drei Freunde, vorstellt. Auch das Rätsel der drei Hexen erzeugt eine Menge Spannung, ebenso die Aussicht auf die Auferstehung eines Hexenmeisters, von dem nichts Gutes zu erwarten ist. Noch einen drauf setzt dann die Mitwirkung eines neuen Nachbarsjungen namens Chris, der sich als hilfreich erweist.

Doch so recht wollte bei mir keine Stimmung aufkommen, und das lag vielleicht an den mangelnden Charakterisierungen der Kinder. Mit Kyra kann man ja als weibliche Leserin ja noch mitfühlen, aber Lisa und Nils bleiben recht blass. Die drei Hexen, die doch stark an Shakespeares „Macbeth“ erinnern, entsprechen in ihrer Bosheit dem Klischee, nicht aber in ihrem Aussehen: Sie laufen in Minirock und Stöckelschuhen durch die Gegend. Höchst suspekt! Da sie keine Namen haben, kann man sie nicht ansprechen, was nicht gerade einer Aufklärung ihrer Absichten förderlich ist. Sie sind Abziehbilder, und das ist immer unglaubhaft.

Immerhin ist jedoch der Showdown in der Krypta der Kirche recht actionreich. Der alte Zauberer ersteht durch die Beschwörungen der Hexen wieder auf, die Kinder sollen ihm geopfert werden. Sie können aber nicht entkommen, sondern werden von den Monsterfischen in Schach gehalten. Das unrühmliche Ende scheint unausweichlich zu sein. Doch da holt Nils seine Steinschleuder hervor …

Für Kyra Rabenson bedeutet diese erste Mission zugleich eine Reise zu den Wurzeln ihrer Herkunft – denn erst jetzt erfährt sie von Tantchen Kassandra, dass sie selbst von einer abtrünnigen Hexe abstammt: von ihrer Mutter, die erst dem Arkanum-Geheimbund angehörte, ihn dann jedoch bekämpfte. Doch auch für die anderen drei ist der Kampf gegen Abakus und die Hexen nur der Auftakt zu weiteren Abenteuern. Denn fortan tragen sie alle die magischen Sieben Siegel auf der Haut – und sind dazu bestimmt, gegen die Mächte der Finsternis anzutreten …

Unterm Strich

Die Geschichte von den vier Freunden mit den magischen Sieben Siegeln ist schon recht spannend erzählt. Der Hintergrund einer abgeschieden gelegenen Stadt, die noch von einer mittelalterlichen Stadtmauer umschlossen ist, ist aber ebenso an den Haaren herbeigezogen wie das Auftreten der drei Hexen, die keinen Namen besitzen, aber nur eines im Sinn haben: die Auferweckung ihres toten Meisters.

Okay, Märchen brauchen keinerlei Plausibilität, schon gar nicht, wenn sie in einer weltentrückten Zeit stattfinden. Aber wer Meyer gerade wegen seiner plausiblen Schauplätze, die dennoch vor Phantasie strotzen, mag, der wird hier ein wenig enttäuscht. Mit Klassikern wie „Frostfeuer“ kann man den Zyklus um die Sieben Siegel kaum vergleichen. Ich kann nur hoffen, dass die Geschichte im nächsten Band ein wenig besser und detaillierter erzählt wird. Ich habe mit dem „Schwarzen Storch“ schon angefangen, und die Story legt gleich recht gruselig los.

Taschenbuch: 127 Seiten
Info: 1999 bei Loewe erstveröffentlicht
ISBN-13: 978-3570216026
www.siebensiegel.de
www.kai-meyer.com
www.cbj-verlag.de
www.loewe-verlag.de