Meyer, Stephenie – Bis(s) zum Morgengrauen (Bella und Edward 1)

Kaum ein Fantasiewesen fasziniert die Literaturszene so sehr wie ein Vampir – ein Untoter, der sich vom Blut seiner Mitmenschen ernährt, unsterblich ist und oftmals keine Sonne verträgt. Viele Mysterien ranken sich um Vampire – sei es die Frage, ob sie nun in der Sonne sofort verbrennen, des Nachts in Särgen schlafen oder das Blut von Menschen oder Tieren trinken. Jeder Autor greift dabei auf das Grundmuster des Vampirs zurück, den Blutsauger, gönnt seinem Wesen dann aber doch eigene Facetten. In Stephenie Meyers |Twilight|-Saga lebt die Familie Cullen, allesamt Untote, mitten unter den Menschen. Die Cullens sind alle uralt, wollen sich aber unbedingt in die Gemeinschaft integrieren, damit beispielsweise Familienvater Carlisle weiterhin als Arzt praktizieren kann.

Davon ahnt Bella nichts, als sie beschließt, ihre Mutter zu verlassen und zu ihrem Vater ins verschlafene Forks zu ziehen. Für sie bedeutet der Umzug einen Neuanfang, vor dem sie viel Angst hat, der dann aber offensichtlich gelingt. In der neuen Schule findet sie sofort neue Freunde, und zu ihrem Erstaunen muss Bella feststellen, dass ihr in Forks die Jungs reihenweise hinterherlaufen. Nur der Sportunterricht ist weiterhin eine Qual. Am meisten fasziniert sie allerdings der gutaussehende Edward mit seiner blassen Haut, der im Biologieunterricht ausgerechnet neben ihr sitzt. Doch Edward ignoriert Bella vom ersten Moment an und rückt auf seinem Stuhl so weit ab, wie er nur kann. Bella ist verletzt und enttäuscht, da sie sich längst in Edward verliebt hat.

Bei Glatteis rettet Edward Bella schließlich das Leben, indem er sie todesmutig vor einem anrollenden Auto wegzieht. Trotz der Schmerzen und des Schocks wundert sich Bella darüber, dass Edward so schnell an ihrer Seite war und offensichtlich allein mit seiner Körperkraft das Auto aufhalten konnte. Durch Zufall erfährt sie, dass das Gerücht umgeht, die Cullens seien Vampire. Plötzlich ergibt alles einen Sinn – Edwards Ablehnung, seine blasse Haut, sein Fehlen in der Schule bei grellem Sonnenschein und seine übermenschlichen Reflexe.

Die Geschichte nimmt ihren gewohnten Lauf: Bella und Edward finden zueinander, trotz des Hindernisses, dass er ein Vampir ist, der sich nichts sehnlicher wünscht als Bellas Blut …

_Liebe auf den ersten Biss_

Stephenie Meyer versucht mit ihrer Twilight-Saga eine Mischung aus Vampir-, Teenie- und Liebesgeschichte – eine gewagte Mischung, die sicherlich viele Vampirfans vor den Kopf stopfen dürfte. Hier zeigen die Vampire nur ganz selten ihre gefährlichen Zähne, ganz im Gegenteil, sie leben völlig zivilisiert in einer heilen Familie voller schöner Menschen in einer Kleinstadt. Nur einen Auftritt böser Vampire gibt es schließlich zum Ende des Buches hin, und das dürfte auch die einzige Passage sein, in der Stephenie Meyer Spannung aufbaut. Klingt fade? Ist es aber nicht.

Wer zu diesem Buch greift, weil er eine gute Vampirgeschichte lesen will, wird mit ziemlicher Sicherheit enttäuscht sein, denn das Vampirsein steht völlig im Hintergrund, vordergründig geht es einzig und alleine um Edward und Bella, die im Teenageralter zueinander finden, obwohl doch einiges zwischen ihnen steht. Stephenie Meyer verwendet viel Zeit darauf, diese beiden Hauptfiguren vorzustellen, die immerhin auch für eine vierbändige Reihe tragen müssen. Bella ist das hübsche Mädchen, das an seiner alten Schule keine echten Freunde finden konnte und für das der Sportunterricht ein Horror ist. Denn schon beim normalen Gehen hat Bella extreme Probleme mit der Koordination (wieso dem so ist, enthält uns die Autorin leider vor). Sie scheint ein echter Tollpatsch zu sein, was allerdings nicht so ganz zu dem Bild passt, das Edward sich von ihr macht. Ganz anders dagegen der übermenschlich schöne, starke und sensible Edward, der seine vampirische Natur unterdrückt, um seiner Liebsten nah sein zu können. Er ist gebildet, zivilisiert und schön – das sei hier mehrfach betont. Die beiden könnten eigentlich kaum unterschiedlicher sein, dennoch ist es Bellas duftendes Blut, das die beiden zueinander finden lässt, denn in diesen Duft hat Edward sich auf den ersten Riecher verliebt. Seit er 1918 zum Vampir wurde, ist er auf der Suche nach der Liebe, doch bis zur Gegenwart und bis zu Bella musste er sich gedulden.

Die Geschichte, die Stephenie Meyer zeichnet, ist zugegebenermaßen ausgesprochen kitschig und dürfte fast ausschließlich weibliches Publikum ansprechen, aber warum muss das gleich ein Nachteil sein? Meyer widmet sich einer klar umrissenen Zielgruppe, und das finde ich auch völlig legitim, denn diese Zielgruppe bedient Stephenie Meyer ausgesprochen gut.

Der erste Band der |Twilight|-Saga lässt sich ratzfatz durchschmökern und unterhält dabei ausgesprochen gut. Meyers Schreibe ist manchmal etwas redundant (insbesondere in der Figurenzeichnung), aber auch recht einfach. Selbst auf Englisch lässt sich das Buch problemlos und ohne Verständnisschwierigkeiten durchlesen.

Stephenie Meyers Geschichte lädt schlicht und einfach zum Träumen ein. Bella ist die liebenswert unperfekte Hauptprotagonistin, die in ihrer ehemaligen Schule nicht sonderlich beliebt war, aber einen sehr erfolgreichen Neustart hinlegt. Nicht nur findet sie sofort neue Freundinnen an der Schule, sondern auch Verehrer und schließlich auch ihre große Liebe. Bella ist die perfekte Identifikationsfigur, denn dadurch, dass Meyer sie zwar als hübsch hinstellt, aber durchaus nicht als fehlerfrei, kann man sich schnell mit ihr identifizieren, und das möchte man schließlich auch, denn durch Meyers ausführliche Beschreibungen verliebt man sich fast selbst ein bisschen in den schönen Edward. Man gerät einfach ins Träumen und kann völlig in dieser Geschichte versinken.

_Festgebissen beim Lesen_

Im Grunde genommen ist die Geschichte einfach gestrickt: Wir haben zwei Teeniehelden, von denen einer ein Vampir ist. Natürlich bringt das die Liebe der beiden durcheinander, aber diese Liebe ist so groß, dass sie diesen Problemen standhält. Abgesehen von der Vampirfigur ist es eine Geschichte, wie man sie schon tausendfach gelesen hat. Aber durch diese winzige Zutat erhält Stephenie Meyers Saga dann doch etwas Besonderes und einen exotischen Touch, der ihr ausgesprochen gut tut. Ich gebe es gerne zu: Auch wenn dies sicherlich keine hohe Literatur und Meyer bestimmt auch nicht die beste Schriftstellerin ist, fühlte ich mich sehr gut unterhalten und kann es kaum erwarten, gleich zum zweiten Buch zu greifen – „echten Vampirfans“ kann ich allerdings von der Serie nur abraten, da Stephenie Meyers Vampire vermutlich etwas zu „weichgespült“ daherkommen.

http://www.bella-und-edward.de
http://www.twilight-derfilm.de
http://www.carlsen.de

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