Miller, Karen – Königsmacher (Kingmaker, Kingbreaker 1)

Band 1: Königsmacher
Band 2: Königsmörder

Asher ist ein einfacher Fischer und lebt zusammen mit seinem Vater und seinen tyrannischen älteren Brüdern in Restharven, einem kleinen Dorf an der Küste des Königreich Lur. Um von seinen verhassten Brüdern wegzukommen und sich und seinem Vater ein schöneres Leben zu ermöglichen, macht sich Asher eines Tages heimlich auf nach Dorana, der Hauptstadt Lurs, um sich dort eine Arbeit zu suchen. Doch der Plan, schnell eine Arbeit zu finden und Geld zu verdienen, scheint erst nicht aufzugehen – bis er durch Zufall das Pferd des doranischen Prinzen Gar rettet, welcher ihn aus Dankbarkeit bei sich am Königshof als Stallburschen einstellt.

Asher kann sein Glück kaum fassen, doch es soll noch besser kommen: Gar, der in Asher alsbald einen engen, ehrlichen Freund sieht, benötigt dringend einen Vizetribun, welcher ihn bei seinen Entscheidungen berät und ihm Teile seiner Arbeit abnimmt – und Asher scheint für diese Arbeit wie geschaffen. Von nun an muss sich Asher nicht nur mit politischen Problemen auseinandersetzen, sondern sich auch mit familiären Streitigkeiten in der Königsfamilie herumschlagen und bei seinen Neidern und Rivalen behaupten – was sich als gar nicht so einfach herausstellen soll. Doch schon bald sollen sich nicht nur für Asher, sondern auch für ganz Lur weitaus größere Probleme anbahnen. Denn ein uraltes, dämonisches Unheil hat es auf das Königreich Lur abgesehen …

_Eindrücke:_

Beim ersten Band der Duologie „Kingmaker, Kingbreaker“ handelt es sich um den Auftakt eines High-Fantasy-Epos, welches allerdings nur langsam in die Gänge kommt. Man merkt bei der Lektüre schon bald, dass die Autorin Karen Miller beim ersten der zwei Bände kaum darauf Wert gelegt hat, ihre Leser von der ersten bis zur letzten Seite mit Abenteuern, Spannung und Action zu bombardieren – vielmehr konzentriert sie sich auf den Feinschliff und eine gute Einführung in ihre Geschichte.

Gemächlich entführt Karen Miller ihre Leser in das phantastische Königreich Lur, welches durch eine magische Mauer vor den Dämonen aus der dahinter liegenden Welt abgeschirmt und geschützt wird. Diese Mauer wurde von der Zauberin Barl geschaffen, welche die Bewohner Lurs heute als Gottheit anbeten und nach deren Regeln alle zu leben haben – Doranen sowie Olken. Bei beiden Völkern handelt es sich um menschliche Wesen, doch die Doranen lassen sich wegen ihrer magischen Kräfte und ihrer stolzen Schönheit eher mit Elfen vergleichen, wohingegen die Olken normale, braunhaarige Menschen sind – wie Asher.

Weil die magische Mauer, die Lur umschließt, das Königreich von der restlichen Welt komplett abschirmt, muss der König von Lur, auch der „Wettermacher“ genannt, das Königreich mithilfe seiner Zauberei schützen, die Mauer aufrecht erhalten und das Wetter kontrollieren, wie der Name auch schon sagt. Da Prinz Gar allerdings ohne Magie geboren wurde, was ihn in seinen Augen und denen vieler anderer zu einem Krüppel macht, muss seine Schwester, Prinzessin Fane, zur Wettermacherin ausgebildet werden. Die Tatsache, dass ihn viele für keinen vollständigen Doranen halten und er nicht in der Lage ist, das Erbe seines Vaters anzutreten, macht ihm schwer zu schaffen, und dass seine Schwester Fane ihn grundlos zu verachten scheint, verschlimmert die Lage nur noch. Erst als Asher an den Königshof kommt, der unter den vielen unterwürfigen, intriganten Höflingen mit seiner Direktheit und seiner auffrischenden Art heraussticht, geht es Gar schon bald wesentlich besser. Unerwartet schließen die beiden eine enge Freundschaft, sehr zum Leidwesen vieler Höflinge und Bedienstete.

Neben einer perfekten Einführung in die Geschichte darf der Leser miterleben, wie Freundschaften sowie Feindschaften geschlossen werden, wie Intrigen von den einzelnen Personen gesponnen werden, wie Liebe abgewiesen wird und wie Träume platzen und unterschwelliger Hass zum Ausbruch kommt. Das Buch ist an vielen Stellen emotional, an manchen humorvoll, und obwohl die eigentliche Geschichte erst auf den letzten hundert Seiten des Buches beginnt, kann der Leser auch jetzt schon problemlos mit den Charakteren mitfiebern und es kommt trotz der gemächlichen Erzählstruktur keine Langeweile auf.

Die Welt, die Karen Miller für ihre Geschichte erschaffen hat, erinnert stark an eine mittelalterliche Alternativwelt, wie sie für High Fantasy typisch ist. Nichts wirklich Besonderes bei einem Fantasyroman wie diesem, erfüllt aber seinen Zweck und passt gut zur Geschichte. Mit Hilfe der Karte, welche sich vorne im Buch befindet, kann man sich auch gut in der Welt zurechtfinden, aber auch ohne Karte wäre eine Orientierung in Millers Welt kein Problem, zu standardisiert sind die Landschaft und Umgebungen.

Die Charaktere, die Karen Miller in ihren Roman einbringt, sind durch die Reihe gut gelungen und dem Leser überwiegend sympathisch. Asher, der Protagonist, ist dabei ein ganz besonderer Fall. Er will mit seiner ulkigen, zu ehrlichen und alles andere als unterwürfigen Art so gar nicht an den königlichen Hof passen, wo stets alle darauf bedacht sind, höflich, adrett und devot zu sein. Dadurch macht sich Asher viele Feinde, andererseits aber auch einige Freunde. Nebenbei sorgt Ashers Art auch häufig für amüsante Situationen, ob nun in einem Gespräch mit Gar oder auch in einem Streit mit einem seiner Feinde.

Gar hingegen wirkt, bevor er und Asher sich näher kennen lernen, eher zurückhaltend und noch ein wenig hochnäsiger. Erst, als er und Asher richtig Freundschaft schließen, legt sich seine leicht herablassende Art in Ashers Gegenwart und er wird ein wenig offener und gelassener. Zusammen bilden die beiden ein perfektes Team, und mit Trauer schaut Gar in die Zukunft, wenn Asher den Königshof wieder verlassen wird.

Neben den beiden Protagonisten gibt es noch einige weitere Charaktere, die in der Geschichte eine größere Rolle spielen. Da wäre zum Beispiel Dathne, eine junge Frau, die in die Prophezeiung eingeweiht ist und ihr dienen muss. Sie muss das Geheimnis um die Prophezeiung wahren und versuchen, sie in die richtige Richtung zu lenken – was sich oftmals als sehr schwer erweist.

Der Schreibstil in „Königsmacher“ ist sehr ausführlich und ausschmückend. Karen Miller beschreibt Landschaft sowie Personen oder bestimmte Situationen sehr genau, was gut zu der Geschichte passt. Karen Miller erzählt ihre Geschichte aus der allwissenden Perspektive, sodass sie sich als Erzähler nicht auf die Gedanken und Gefühle des Protagonisten allein konzentriert, sondern den Leser auch einen Blick in das Innenleben sämtlicher Charaktere werfen lässt. So hat man als Leser einen guten Überblick über die Geschichte und ihre Charaktere, was ganz klar von Vorteil ist.

Was an „Königsmacher“ allerdings etwas stört, ist teilweise die Übersetzung. An manchen Stellen kommen Wörter im Text vor, die sich stilistisch nicht so recht in die Atmosphäre einfügen wollen. So fällt einmal beispielsweise der Begriff „Abschiedsparty“, was in einem mittelalterlich angehauchten Roman ganz und gar nicht hineingehört. Zwar kommen solche Missgriffe in der Übersetzung selten vor, aber dennoch sind sie ein wenig Fehl am Platz und hätten vermieden werden können.

Wer sich dazu entscheidet, „Königsmacher“ zu lesen, sollte sich bestenfalls gleich noch den zweiten Teil dazu anschaffen. Denn „Kingmaker, Kingbreaker“ ist keine Dilogie, welche man so einfach nach dem ersten Band abbrechen kann, falls sie einem nicht besonders gefällt. „Königsmacher“ endet nämlich genau an einer Stelle, die für den ersten Teil absolut keinen Abschluss bildet. Gerade an der spannendsten Stelle des Buches endet der erste Band, und dann ist es ärgerlich, wenn man den zweiten Teil nicht sofort parat hat.

_Fazit:_

Letztendlich hat mir der Auftakt von „Kingmaker, Kingbreaker“ sehr gut gefallen, auch wenn die eigentliche Geschichte erst am Ende des ersten Bandes richtig beginnt. Die Autorin konzentriert sich sehr auf ihre Weltschöpfung und die einzelnen Charaktere. Action- und Abenteuerliebhaber sind bei „Königsmacher“ eher Fehl am Platz, auch wenn dieses Buch durchaus spannend ist und sehr gut zu unterhalten weiß.

_Die Autorin:_

Die Autorin Karen Miller wurde in Vancouver, Kanada, geboren. Im Alter von zwei Jahren zog sie mit ihrer Familie aber bereits nach Australien. Sie arbeitete schon in den verschiedensten Berufen, beispielsweise als Pferdezüchterin in England. Heute lebt Karen Miller in Sydney und widmet sich ganz dem Schreiben.

|Originaltitel: The Innocent Mage
Originalverlag: HarperCollins Aus, 2005
Deutsch von Michaela Link
608 Seiten Paperback, kartoniert
3 Schwarzweiß-Abbildungen
ISBN-13: 978-3-7645-3003-7|
http://www.penhaligon.de
http://www.karenmiller.net

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