Molay, Frédérique – siebte Frau, Die

Die französische Krimiautorin Frédérique Molay trägt eine schwere Last mit sich: Sie teilt ihren Vornamen mit der Grand Dame des französischen Kriminalromans, Fred Vargas. Letztere legt die Messlatte für gute Literatur ziemlich hoch. Es wäre daher nicht unbedingt fair, Molay an ihrer berühmten Namensvetterin zu messen, besonders, wenn man bedenkt, dass „Die siebte Frau“ ihr Debüt ist, das in ihrem Heimatland bereits sehr viel Lob erhalten hat.

Im Mittelpunkt steht der etwas eigentümliche Leiter der Pariser Brigade Criminelle, Nico Sirsky, der so in seiner Arbeit aufgeht, dass er ständig Bauchschmerzen hat. Diese Beschwerden führen ihn zu der bezaubernden Internistin Caroline, in die er sich Hals über Kopf verliebt. Kein besonders guter Zeitpunkt, denn nur wenig später nach ihrem ersten Zusammentreffen wird Sirsky zu einem grausamen Mordfall gerufen. Eine junge Frau, im ersten Monat schwanger, wurde sadistisch gefoltert und anschließend getötet. Am nächsten Tag werden die Ermittler zu einem ähnlichen Fall gerufen. Erneut wurde eine junge Frau bestialisch niedergemetzelt, doch dieses Mal hat der Mörder es nicht dabei belassen und hat eine Botschaft hinterlassen: In sieben Tagen will er sieben Frauen umbringen.

Für die Kriminalpolizei beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit, der für Sirsky bald sehr persönlich wird. Sein eigener Schwager gerät in Verdacht: Die Botschaften, die der Mörder hinterlässt, richten sich direkt an ihn. Obwohl die Polizei in alle Richtungen ermittelt, kommt sie auf keinen grünen Zweig. Der Mörder hinterlässt keine verwertbaren Spuren, begeht keine Fehler, wird immer tollkühner – und der siebte Tag, jener Tag, an dem er eine Person aus Sirskys Umfeld töten möchte, rückt immer näher …

Zugegeben: Der Vergleich mit Fred Vargas und ihrer skurrilen Literatur ist gemein, denn kaum ein anderer beherrscht diesen Stil so gut wie sie. Doch auch in anderer Hinsicht hält Frédérique Molay nicht das, was der Vorname verspricht. Die Handlung des Buchs hat genau ein großes Problem: Die Geschichte des psychopathischen Serienmörders, der aufgrund seiner Kindheitserlebnisse zum Frauenhasser wird, ist nicht gerade neu – und in diesem Fall auch nicht besonders gut umgesetzt. Die Autorin erzählt ohne großes Aufheben und wirkt häufig lieblos. Sie scheint die Geschichte stur nach Schema F abzuwickeln, auch wenn sie immerhin keine unnötigen Längen einbaut. Das hängt allerdings mit der Natur der Handlung zusammen: Wenn Mörder und Ermittler nur sieben Tage Zeit haben, bleibt nicht viel Zeit für Abschweifungen. Aufgrund des flotten Tempos ist das Buch stellenweise sogar spannend – allerdings nicht aufgrund der abwechslungsreichen und überraschenden Ermittlungsarbeit. Diese gestaltet sich ähnlich zäh wie der ganze Krimi. Es fehlt an zündenden Ideen und innovativem Material.

Wie schon erwähnt, ist die Handlung des Krimis an einigen Stellen klischeeverdächtig. Das impliziert, dass es sich mit der Figur des Mörders nicht anders verhält. Ohne viel vorwegnehmen zu wollen, aber der Charakter des unfassbaren Phantoms erinnert an vielen Stellen an ähnlich geartete Täter, ohne dabei etwas Eigenes vorzuweisen. Psychologischer Tiefgang, ausgefeilte Charakterzüge – Fehlanzeige. Etwas besser sieht es für Nico Sirsky aus. Er wirkt zwar ebenfalls blass, zeigt aber Potenzial, das die Autorin allerdings nicht voll ausschöpft. Die Nebenfiguren nehmen leider nur sehr wenig Raum ein und hinterlassen dementsprechend noch weniger Eindruck. Gerade die Mitglieder von Sirskys Team sind kaum voneinander zu unterscheiden.

Der Schreibstil kann ebenfalls kaum punkten, wobei fraglich ist, inwiefern die Kritikpunkte mit der Übersetzung zusammenhängen. Molays Wortschatz und ihre Schreibe sind zwar in Ordnung, können aber keine Akzente setzen. Die Dialoge sind trocken und emotionslos und lockern die Geschichte nicht auf. Obwohl sie sich die Längen ansonsten verkneift, neigt Molay ab und an zu langatmigen Erläuterungen, die teilweise schlecht platziert sind und nur wenig Relevanz für die Geschichte haben.

In der Summe ist „Die siebte Frau“ ein eher durchwachsenes Krimidebüt, dem es an Originalität, häufig aber auch am Handwerklichen mangelt.

|Originaltitel: La 7e Femme
Originalverlag: Fayard
Aus dem Französischen von Brigitte Lindecke
Taschenbuch, 336 Seiten|
http://www.heyne.de

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