Mondfeld, Wolfram zu / Wertheim, Barbara zu – Schule der Gladiatoren, Die

Freunde des Bestsellers [Der Meister des siebten Siegels 54 dürfen sich auf Nachschub freuen: Wolfram zu Mondfeld, Co-Autor des Meisterwerks rund um das abenteuerliche Leben des Adam Dreyling, legt diesmal jedoch einen im alten Rom spielenden Roman vor. Anstelle von Johannes K. Soyener teilte er sich dieses Mal die Arbeit mit seiner Frau, Barbara zu Wertheim.

Zu Zeiten des Kaisers Nero wird der junge Germane Eppor in die Sklaverei verkauft. Doch das Schicksal meint es gut mit ihm: Gladius Felix, ehemaliger Gladiator und Besitzer der Gladiatura „Felix Felix“, kauft ihn und bildet ihn auf seinem italienischen Landgut nahe Puteolis zum Netzkämpfer aus.

Als „Scorpio“ gewinnt er den Respekt des Pöbels in den Arenen des Imperiums und wird zum Adoptivsohn von Gladius Felix. Doch das Leben eines Gladiators ist reich an Gefahren … und nicht nur in der Arena droht das Verderben. Scorpio wird den Ausbruch des Vesuvs, den Brand von Rom unter der Herrschaft Neros sowie das blutige Dreikaiserjahr und den folgenden Aufstieg der legendären Kaiser Vespasian und Titus aus der flavischen Dynastie nicht nur miterleben, sondern sogar daran beteiligt sein.

Das abenteuerliche Leben Scorpios bildet die Rahmenhandlung, aus seiner Perspektive wird die Geschichte auch erzählt. Gründliche Recherche römischer Sitten und Gebräuche rundet das Bild ab, die Einbindung bekannter historischer Figuren erinnert ebenfalls an das erfolgreiche Muster des Vorgängers „Der Meister des siebten Siegels“, an dem sich Wolfram zu Mondfeld sichtlich orientiert.

Neu ist der Familiengedanke: Die Gladiatura „Felix Felix“ macht ihrem Namen alle Ehre: eine schrecklich nette Familie mit zahlreichen illustren Mitgliedern. Hier ist wahrlich nichts historisch oder glaubwürdig, eine Extraportion heile Gladiatorenwelt, die jedem Humanisten Tränen der Rührung in die Augen treiben würde. Wer sich an den sehr modernen und mehr als aufgeklärten Waringhams von Rebecca Gablé bereits störte, wird erleben, dass man das durchaus noch steigern kann; leider wirkt dies sowohl im Mittelalter als auch im alten Rom unglaubwürdig und aufgesetzt.

Während der Beschreibung der klassischen Gladiatorentypen wie Murmillo, Thraex oder Retiarius (Scorpio ist ein solcher Netzkämpfer mit Dreizack) viel Platz eingeräumt wird – teilweise wiederholt sich der Autor hierbei -, nimmt sich die Beschreibung der Kämpfe in der Arena bescheiden aus. Hier fehlt es dem Autor ein wenig an Fantasie, auch fällt negativ auf, wie selbst bei Kämpfen, die mit dem Tod eines Gladiatoren der Schule Felix Felix enden, der Heile-Welt-Charakter des Buches überwiegt und kein echtes Bedauern beim Leser aufkommen kann.

Für Abwechslung steht auch die bunt gemischte Gladiatorentruppe: Das rothaarige britonische „Ungeheuer“ Fulmina, die wohlgeformte und ihre Rundungen im Kampf mitunter als tödliche Ablenkung einsetzende lesbische Speerkämpferin Leoparda, das etwas rundliche und kleine, aber trickreiche „Schweinchen“ Purpureus sowie der stets sorglose und optimistische pechschwarze Nigeralbus, Sohn des Trainers Amaranthus und seiner germanischen Gattin Freia, sorgen für ein betont harmonisches Umfeld, zu dem bestenfalls der etwas knauserige Verwalter und einige gierige Geldverleiher sowie dem Wahnsinn verfallende römische Kaiser einen leider ebenso einseitigen Kontrast darstellen.

Eine der wichtigsten Nebenfiguren des Romans stellt der rätselhafte, geheimnisumwitterte Stargladiator „Tarquinius“ dar. Stets tritt er in einer schwarz-silbernen Rüstung in seinen Kämpfen „sine missio“ (bis zum Tod ohne Begnadigung) an und hat wenig übrig für das Töten, kämpft nur gegen als Schlächter verrufene Gladiatoren, begeistert mit seinem Schwertspiel, Geschick und Persönlichkeit aber dennoch das „Pöblikum“. Eine sehr begeisterte Hommage an Ridley Scotts „Gladiator“ Maximus. Als an einer Christin interessierter Mithraspriester ist Tarquinius jedoch vielschichtiger, an einem Kampf vor dem großen Cäsar – wenn auch nicht gegen ihn – kommt aber auch er nicht vorbei.

Zwiespältig ist die Schilderung einiger historischer Begebenheiten zu sehen: Erste Vorbeben in Pompeji einschließlich des späteren vernichtenden Ausbruchs des Vesuvs, der Brand in Rom sowie die Beschreibung der zur „Naumarchie“ umgebauten Arena, in der die Seeschlacht von Actium nachgestellt werden sollte, konnten mich nicht begeistern. Zu flüchtig und zwanghaft wirkten sie in die Handlung eingefügt, während einige banale und durchschaubare Handlungsstränge zu viel Raum einnahmen. Hier zollt der Autor der Erzählweise leider Tribut, Scorpios Leben hangelt sich oft gezwungen von Ereignis zu Ereignis.

Dieser Malus stellt zusammen mit der kitschigen Idylle der Gladiatorenschule Felix Felix die Hauptkritikpunkte dar. Positiv zu werten ist der gefällige und flüssige Schreibstil, auch kann man sich dem Charme der sympathischen Charaktere nur schwer entziehen. Leider erreicht Wolfram zu Mondfeld nicht ganz die beeindruckende Informationsdichte und den Abwechslungsreichtum des „Meisters“, zudem ist der Handlungsverlauf wesentlich vorhersehbarer, größere Überraschungen oder Wendungen gibt es keine.

Ein guter Roman, der jedoch nicht an die Klasse des „Meisters des siebten Siegels“ anknüpfen kann. Trotz einiger kritischer Anmerkungen aus moderner Warte, die seltsam anmuten, wenn der Autor sie dem Gladiator Scorpio in den Mund legt, vergällte mir die übermäßig ausgeprägte romantisierende Schönfärberei den Genuss und schadete dem Roman.