Nele Moost – Verrate nichts, kleine Zauberin! (Molli Mogel 4)

Molly Mogel:

1) „Kleine Zauberin ganz groß“
2) „Hilf mir, kleine Zauberin!“
3) „Du schaffst es, kleine Zauberin!“
4) _“Verrate nichts, kleine Zauberin!“_
5) „Gute Reise, kleine Zauberin!“

Freunde oder Zauberei – die Zauberin soll sich entscheiden!

Molli Mogel ist eine kleine Zauberin mit großen Hoffnungen. Sie und ihre Freunde veranstalten ein großes Fest, denn der Zauberer Alfonso ist zu Besuch. Molli darf sogar ausnahmsweise „Das große Zauberbuch für Zauberinnen und Zauberer ab 100 Jahre“ benutzen. Das geht gar nicht!, findet ihre fiese Tante Trude Täuschung und versucht mit ihrer Schwester, Molli eine ebenso fiese Falle zu stellen. (erweiterte Verlagsinfo)

Für Kinder ab 6 Jahren.

Die Autorinnen

Nele Moost wurde 1952 in Berlin geboren und lebte als Kind zeitweilig in Schweden. Sie studierte Germanistik und arbeitete acht Jahre lang als Lektorin in einem Kinderbuchverlag. Heute schreibt sie Geschichten für Kinder und Erwachsene. Unter anderem die Bilderbücher mit dem „Kleinen Raben Socke“.

Kerstin Völker illustrierte den Band mit schönen Zeichnungen. Sie ist Jahrgang 1968, absolvierte ein Grafikstudium und arbeitete in der Werbung. Inzwischen hat sie ihren Traum, als freie Illustratorin zu arbeiten, verwirklicht und gestaltet Bilder- und Kinderbücher, Cartoons, Plüschtiere und Spiele. Mit ihrem Mann und ihrer Tochter Matilda lebt sie in Hannover.

Hintergrund: Die Hausbewohner

Molli Mogel, die sechsjährige Zauberin, lebt in einem Mietshaus (im Ungewitterweg 777) mit drei Verwandten zusammen. Statt ihrer Eltern wohnen hier Linda Lieblich, ihre Oma, ihr Opa Golo Gaukel (einst ein berühmter Zauberer), aber leider auch ihre fiese Tante Trude Täuschung. Marta Magira, die Zauberweltmeisterin, ist auf Reisen. Im Erdgeschoss wohnt der Italiener Tutto und führt seinen Laden für Zauberereibedarf.

Alle sind sie magiebegabt, aber es gibt einen Hausbewohner, auf den dies nicht zutrifft: Mollis Freund Paul, der Postbote, ist der einzige Nicht-Zauberer. Molli lebt mit ihrem sprechenden Meerschweinchen König Quasi und der schüchternen Hasendame Epi zusammen. Sie hat das Privileg, ein richtiges Zauberbuch benutzen zu dürfen. Aber immer wieder fragen sich ihre Verwandten, ob sie auch über genügend Verantwortungsbewusstsein verfügt, um es richtig zu benutzen.

Handlung

Der kleinen Zauberin Molli und ihren Freunden macht das Leben im Ungewitterweg 777 viel Spaß, seit Trude Täuschung dazu verdonnert wurde, nur noch nett zu sein: Postbote Paul erfindet seither eine Maschine nach der anderen, zuletzt entzückte er alle mit einem himmlischen Popelapparat.

Als der zaubernde Sambatänzer Alfonso aus Brasilien zu Besuch kommt, feiert das ganze Haus ein großes Willkommensfest. Allerdings hat Alfonso eine sonderbare Vorstellung von „Geschenken“: Alle müssen ihre Speisen selbst herbeizaubern. Doch Mollis Lieblingshamster Quasi (für „Quasi-König) macht in seinem Versteck eine beunruhigende Beobachtung …

Herr Peters von der Zauberaufsicht IZA besucht heimlich Trude Täuschung, um ihr mitzuteilen, dass die IZA Molli eine Ausnahmegenehmigung zur Benutzung des „Großen Zauberbuchs für Zauberer und Zauberinnen ab 100 Jahre“ erteilt habe. Doch was kann Trude tun, außer Molli das Allerbeste zu wünschen? Es gibt einen Ausweg: Sie ruft ihre ebenso böse, aber wenigstens nicht zur Freundlichkeit verdammte Schwester Herta Hinterhalt an. Herta weiß Rat!

Sie will Molli in Versuchung bringen, einen ihrer Freunde zu verraten – dann würde die Kleine ihre IZA-Lizenz verlieren und Molli verlöre ihre Zauberkraft bis ans Lebensende …

Mein Eindruck

Es gibt auf dem Markt für Kinderbücher ab fünf, sechs Jahren jede Menge Reihen über zaubernde kleine Mädchen. Die Bekanntesten sind sicher Lili Susewind und Molli Mogel. Sie segeln alle im Kielwasser von Otfried Preußlers bahnbrechender Geschichte über „Die kleine Hexe“, die gar nicht so Disney-mäßig kuschelig daherkommt. Man sollte sie auf jeden Fall kennen, denn darin zeigt sich einer der Grundzüge aller Geschichten über Kleine Hexen: Bewährungsproben. Denn die Geschichten sollen die kleine Leserin auf das Leben vorbereiten, vor allem auf den Eintritt in die Schulzeit.

Molli Mogel lebt nicht gerade in geregelten Verhältnissen, sondern ohne Eltern bei den Großeltern und Tanten. Aber diese Verwaistheit hat sie hat mit vielen HeldInnen in der Literatur gemeinsam. Im Grunde könnte sie nun machen, was sie will, denn die Großeltern haben wenig zu melden. Wenn es da bloß nicht die fiese Tante Trude Täuschung gäbe, so wäre Mollis Leben ein Fest aus lustvollem Zaubern, so etwa das Herbeizaubern eines Urwalds. Aber das Lustprinzip bietet bekanntlich zwar kurze Wege, aber sie alle führen zu Ungemach und Frust nach dem Fest.

Molli ist ja nicht auf den Kopf gefallen und hat das Herz auf dem rechten Fleck. Die Fallen, die Trude Täuschung und Herta Hinterhalt ihr stellen, erkennt sie mit einer nahezu schlafwandlerischen Sicherheit – allerdings immer nur in letzter Sekunde. Auf diese Weise wird jede von Mollis Versuchungen für den kleinen Leser zu einer spannenden Angelegenheit.

Interessant sind die psychologischen Auswirkungen dieser Intrige auf die kleine Zauberin. Weil sie fürchtet, die könnte einen ihrer Freunde verraten, traut sie sich kaum noch in deren Nähe. Doch die selbstgewählte Einsamkeit macht sie wiederum unglücklich, so dass sie sich an ihr Meerschweinchen Quasi und dessen neue Hasenfreundin Epi hält.

In einem dramatischen Finale soll sich Molli zwischen der Freundschaft zu Quasi, ihrem letzten verbliebenen Freund und der Liebe zum Zaubern entscheiden. Wird sie noch rechtzeitig merken, wie schrecklich ein Fehler sein wird?

Die Zeichnungen

Kerstin Völker hat das Buch schön kindgerecht illustriert. Immer stehen nur ein oder zwei Figuren im Mittelpunkt, so dass der junge Betrachter nicht verwirrt wird. Die Illustrationen sind knallbunt, doch die Farben charakterisieren die Figuren auch. So ist Molli in einem lustigen Grün gezeichnet, Tante Trude aber in einem hässlichen Schwarz. Postbote Paul kommt im postgelben T-Shirt daher und Oma Linda in Weste, Rüschenbluse und knöchellangem Rock. Ganz besonders apart sieht Alfonso aus, nämlich wie ein verruchter Latin Lover.

Wer zaubert, soll auch an seinem spitzen Hut erkennbar sein: Molli trägt entsprechende Kopfbedeckungen, und der Hut von Opa Golo, dem Exmagier, ist in seiner Spitze genickt, passend zu seinem weißen Haar und Bart. Hieran ist klar erkennbar, dass er sich bereits aufs Altenteil zurückgezogen hat. Auffällig ist, dass keine einzige Figur einen Zauberstab schwingt, geschweige denn auf einem Besen fliegt. Das wäre ja wohl ein wenig zu störend im Gesamtbild des Ungewitterwegs 777. Richtig süß sind das Meerschweinchen und das Kaninchen.

Hintergrund: Fehlanzeige

Der Hintergrund zu Mollis Welt fehlt in großen Teilen. Da ich Band 1 und 2 nicht gelesen habe, kann ich nur vermuten, dass dort der Grundstein für Mollis Welt gelegt worden ist. Im vorliegenden Band 4 wird kein Wort darüber verloren, warum manche Leute zaubern können und manche nicht. Wir erfahren auch nicht, was Zauberei und Magie eigentlich sind und ob sie mit einem Gleichgewicht von magischen Kräften zu tun haben. Auch das Motiv von Tante Trude, der Vertreterin des negativen Prinzips, erfahren wir nicht. Sie ist halt Mollis Widersacherin, basta. Wenigstens stellen uns zwei Seiten am Schluss die Hausbewohner vor.

Unterm Strich

Wenn Molli Jesus wäre, dann beschriebe dieses Buch seine Versuchung in der Wüste. Immer wieder muss sich die kleine Zauberin zwischen ihren Freunden und der Zauberei entscheiden, so lange bis sie schier verzweifelt und einsam wird. Und an alldem sind nur ihre fiesen Tanten schuld. Zum Glück hat Molli auch tierische Freunde, und selbst wenn deren Loyalität auf eine harte Probe gestellt wird, so sorgen sie doch dafür, dass Molli alle Versuchungen unbeschadet übersteht. Fortan darf sie unbegrenzt und unbeschwert zaubern, was das Zeug hält.

Aufgrund des komplexen Themas würde ich das Buch erst ab sechs bis sieben Jahren empfehlen.

Taschenbuch: 81 Seiten
ISBN-13: 978-3843200660

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