Nehls, Michael – Methusalem-Strategie, Die

Die Frage nach dem Warum ist in der Gesundheitsbranche das täglich Brot, schlägt sich dort allerdings auch nur insoweit nieder, dass anhand präziser Ursachenforschung auf wissenschaftlichem Wege versucht wird, die aktuell immer weiter gehäufte Zahl von typischen Krankheiten und vor allem modernen Verstimmungen zu erforschen. Doch die Frage lautet: Ist es überhaupt vorbestimmt, dass der Normalsterbliche die klassischen Zivilisationskrankheiten durchlebt? Ist es notwendig, Krankheiten medikamentös zu therapieren, die man auch auf viel banalere Art und Weise abwenden kann? Und wie weit kann der Mensch selber sein ‚Glück‘ beeinflussen, seinen Lebensweg körperlich und mental optimieren und schließlich gegen den wachsenden Druck der Konsumgesellschaft bestehen?

Dr. Michael Nehls hat sich eingehend mit diesem Thema beschäftigt und nicht bloß anhand einer Selbstanalyse herausgefunden, an welchen brisanten Eckpunkten des eigenen Lebens fremde Einflüsse auf das eigene Dasein einwirken und die persönliche, ganz individuelle Prioritätenskala fremdbestimmt wird. Als Leiter eines Biotechnologie-Unternehmens hat er nicht nur jahrelang am eigentlichen Kern der Materie gearbeitet, sondern auch in vielen Selbstversuchen veranschaulicht, wie man die eigene Gesundheit nach fast schon urzeitlich anmutenden Prinzipien in die richtige Bahn lenken kann und was genau geschieht, wenn man Stereotypen und Konventionen bricht, die immer wieder dazu verleiten, mit der Masse zu schwimmen und sich vor allem die unangenehmen, aber eben nicht als solche erkennbaren Verhaltensweisen anzunehmen. Zweimal hat er am Race Across America teilgenommen, einem zwölftägigen Radfahr-Marathon, der seine Teilnehmer über 4800 Kilometer von der einen Küste des Landes zur anderen führt. Und viele völlig untypische Muster, die er in seine Planungen einbezogen hat, haben ihm geholfen, das Ziel ohne bleibende körperliche Hinterlassenschaften zu erreichen. Und es sind genau diese Denkmuster, die Nehls seinem Publikum in „Die Methusalem-Strategie“ nahebringen will, dies zwar sehr theoretisch, aber selbst im kleinsten Rahmen problemlos umsetzbar.

Der Biotechnologe erklärt hierbei zunächst die Evolution der Menschheit und den natürlichen Wandel ins Informationszeitalter der heutigen Zeit. Die Ansprüche haben sich verändert, der menschliche Körper jedoch nicht, und genau diesen Kontrast verwendet Nehls immer wieder, um zu verdeutlichen, wie weit man sich immer mehr von seinem persönlichen Selbst entfremdet, wie man Raubbau betreibt, sich Stress aussetzt, Prozesse startet, die einem unerhörten Druck unterliegen, letzten Endes aber in keiner Weise produktiv an sein Ziel kommt, weil der entscheidende Faktor Zeit so häufig missinterpretiert wird. Der Autor belegt dies an vielen kleinen, alltäglich nachvollziehbaren Beispielen, aber auch an individuellen Erfahrungswerten, die sich im Laufe der Jahre angestaut haben.

Die These, dass Termindruck sich auf das Einhalten einer Problemlösung negativ und letzten Endes fristverlängernd auswirkt, kann er dabei sehr leicht untermauern. Physische Prozesse und das Zusammenspiel des seelischen Gedankenerlebens sind die Waffen, die der Mensch immer wieder zu beeinträchtigen versucht – und dennoch lässt sich spielerisch nachweisen, dass ein schädlicher Einfluss auf diese Verhaltensmuster der Produktivität schadet, es unterdessen einfacher wäre, frei heraus zu handeln, sich von keinem äußeren Einfluss (vor allem nicht von Zeit) steuern zu lassen und stattdessen das eigentliche Ziel vor Augen zu haben. Und eben nicht jenes, das der Kalender einem gezwungenermaßen aufzuerlegen gedenkt.

Natürlich sind viele der von Nehls angesprochenen Theorien erst einmal tatsächlich nur theoretisch. Doch der Autor markiert schnell den Unterschied, indem er empirisch vorgeht, logisch durchdachte Eventualitäten vollzieht und somit vor allem eine These mit vielen greifbaren Argumenten verdeutlichen kann: Nämlich dass der gesunde Mensch, sofern er sein Leben wirklich nur nach den natürlichen Mechanismen führt und sich gleichzeitig nicht der Erwartungshaltung beugt, die von außen an ihn herangetragen wird, sein Lebensalter problemlos erhöhen kann. Es sei denn, er ist nicht bereit, den Dingen aus dem Weg zu gehen, die im Zeitalter der Information und damit auch der erheblichen medialen Kontrolle vorgeben wollen, wie das Menschsein zu funktionieren hat.

Als lebenden Vergleich zieht er dabei das Urvolk der Okinawa heran, das den weltweit mit Abstand höchsten Anteil der Bevölkerung jenseits des 100. Lebensjahres stellt, und dies lediglich, weil man die Pfade der modernen Evolution zu beschreiten nicht bereit ist. Es ist sicherlich ein sehr philosophischer Ansatz, den Nehls hier verfolgt, indem er die bewusst natürliche, völlig simple Lebensweise dieser Menschen beschreibt, allerdings verbergen sich darin keine Widersprüche, sondern lediglich logische Konsequenzen, die auch unsereiner ereilen könnten, würde er bewusst einfach nur das tun, was die gesundheitliche Vernunft ihm vorgibt.

Insofern ist „Die Methusalem-Strategie“ eigentlich eine Anleitung zum systematischen Altwerden, sehr eindringlich und gewagt verpackt, aber aus dieser Überzeugung heraus erst wirklich lesenswert, weil es im Grunde genommen so einfach ist, dieser idealen Strategie zu folgen – nicht zuletzt, weil die beschriebenen weiterführenden Ziele absolut erstrebenswert und immer noch erreichbar sind. Mit diesem Buch hat Michael Nehls zweifelsohne eine Art Masterplan verfasst, der sich voll und ganz damit beschäftigt, das Leben zu meistern, es leicht und einfach zu halten, bewusst einmal nein zu sagen, dafür aber den größtmöglichen Nutzen davonzutragen. Die zwanghafte Methodik, die das eigene Leben bestimmt, mag zwar zunächst kaum zu durchbrechen sein – doch mit einer Hilfestellung wie diesem tollen Buch sollte dies zumindest vereinfacht werden!

|176 Seiten
ISBN-13: 978-3981404838|
http://www.michael-nehls.de/verlag-mental-enterprises.htm

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