Nicholls, David – Zwei an einem Tag (Lesung)

Es klingt nach Romantik pur: Auf ihrer Abschlussfeier lernen sich Emma und Dexter kennen, verbringen die Nacht zusammen und fragen sich dann, wo und wie sie wohl in 20 Jahren, also im stolzen Alter von 40, sein würden. Und tatsächlich beginnt in dieser Nacht eine ganz besondere Beziehung, obwohl Emma und Dex doch so unterschiedlich sind: Emma ist zwar ausgesprochen hübsch, ist sich dessen aber nicht bewusst. Sie würde zu gerne bei einem Verlag arbeiten und Karriere machen, doch klappt das nicht so recht. Dexter lässt dagegen nichts anbrennen, er landet mit allen Frauen im Bett, arbeitet später als Moderator und bereist die Welt. Die beiden schreiben sich Briefe – sie lange, gefühlvolle Briefe, er dagegen obercoole Postkarten, die in den meisten Fällen im Alkoholsuff entstanden sind. Treffen sich Emma und Dexter mal persönlich, so geht das meistens schief – sie beleidigen sich und merken nicht wirklich, was sie am anderen haben. Doch insgeheim denken sie immer intensiver über den anderen nach.

Emma beginnt eine Beziehung mit einem eher weniger erfolgreichen Comedian, zieht mit ihm zusammen, fragt sich aber dennoch dauernd, ob das wirklich die richtige Entscheidung war und wie es wohl mit Dexter (gewesen) wäre. Der dagegen hat ständig wechselnde Freundinnen, moderiert immer schlechtere Sendungen im Fernsehen. Aber schließlich lernt er eine ganz besondere Frau kennen, die ihm endlich klar macht, dass das Leben keine immer dauernde Party ist. Er trinkt weniger und versucht, seiner neuen Freundin alles Recht zu machen. Als er Emma auf einer Hochzeit wiedersieht, überreicht er ihr schließlich die Einladung zu seiner eigenen Hochzeit … Gibt es für Emma und Dexter noch eine Chance??

_Schicksalhafte Begegnung_

Die Geschichte von Emma und Dexter beginnt wie im Märchen: Beide feiern ihren Abschluss und starten ins richtige Leben. Die beiden verstehen sich gut und verbringen irgendwie die Nacht miteinander. Und obwohl sie doch so unterschiedlich sind und Dexter bereits eine Reise ins Ausland geplant hat, beginnen die zwei, über ihre (gemeinsame?) Zukunft zu philosophieren. Dexter versucht, sich Emma in 20 Jahren vorzustellen. Wie wird sie aussehen, was wird sie wohl machen? Und wird er noch eine Rolle in ihrem Leben spielen?

Aus diesem Gedankenspiel wird eine jahrelange Freundschaft, die allerdings nicht immer unter einem guten Stern steht. Dexter nimmt diese Freundschaft nicht immer ernst und schreibt Emma meist nur sehr oberflächliche Postkarten, die ihm hinterher schrecklich peinlich sind. Doch irgendwie kommen die zwei nicht voneinander los. Ein magisches Band zieht sie immer wieder zueinander. Aber dennoch kommen sie nie zusammen, immer kommt jemand anderes dazwischen – meist hat Dexter eine neue Flamme, deren Name es sich laut Emma gar nicht zu merken lohnt.

Es ist zunächst ein ewiges Hin und Her. Der Beginn der Geschichte findet praktisch ausschließlich im Schriftwechsel zwischen Dexter und Emma statt, ohne dass die beiden sich mal persönlich treffen. Und irgendwie kommt die Geschichte am Anfang auch gar nicht von der Stelle. In der ersten Hälfte des Hörbuchs musste ich mich voran quälen, denn mich packte die Geschichte einfach nicht. Über weite Strecken wird nicht klar, worauf David Nicholls eigentlich hinaus will, außerdem vermisste ich irgendwie seinen ganz besonderen witzigen Schreibstil, der mich in seinen Büchern immer an Nick Hornby erinnert hat und der mir beim Lesen immer wieder ein Lächeln ins Gesicht gezaubert hat. Ich weiß nicht, ob es daran lag, dass ich erstmals eine Geschichte von David Nicholls gehört statt gelesen habe, aber ich fand seinen Schreib- bzw. Erzählstil in diesem Fall nicht sonderlich gelungen. Wortwitz habe ich praktisch keinen erkannt, was ich etwas schade fand. Und auch seine Charakterzeichnung überzeugte mich zunächst nicht. Dexter wirkt schablonenhaft für den unreifen Mann aus gutem Hause, der nichts mit sich und seinem Leben anzufangen weiß und der glaubt, das Leben sei eine einzige, immerwährende Party. Lange dauert es, bis Dexter aus Emmas Schatten tritt und Profil entwickelt. Die erste Hälfte der Geschichte krankt aber meiner Ansicht nach an allen Ecken und Enden.

Glücklicherweise kriegt David Nicholls irgendwann die Kurve, lässt die Beziehung zwischen Dexter und Emma reifen, Dexter scheint endlich erwachsen zu werden und auch Emma beginnt zu wissen, was sie eigentlich vom Leben möchte – ein Mann scheint es nicht zu sein. Etwa ab der Hälfte war ich plötzlich in der Geschichte versunken, zumal mir wirklich nicht klar war, ob die beiden tatsächlich mal zusammen kommen werden und eine Chance als Paar haben. Diese Frage zog mich immer weiter mit, hier hatte David Nicholls mich endlich gepackt. Aber dann gibt er seiner Geschichte eine Wendung, wie ich sie nicht vorhergesehen hatte und die ich natürlich auch nicht verraten möchte. Nur so viel: Wer wie ich am Anfang seine Probleme mit „Zwei an einem Tag“ hat und wer nicht so recht in die Geschichte hinein findet, soll unbedingt bis zur Hälfte warten, denn dann wird die Story immer spannender und faszinierender und auch die Charakterzeichnung reift deutlich. In der zweiten Hälfte war ich plötzlich sehr begeistert!

_Auf die Ohren_

Die Kapitel sind wechselweise aus Dexters bzw. Emmas Sicht erzählt und je nachdem, wer gerade den momentanen Teil der Geschichte erzählt, spricht entweder Andreas Fröhlich für Dexter oder Nina Petri für Emma. Beides sind bekannte und anerkannte Hörbuchsprecher und obwohl ich persönlich Nina Petris Stimme nicht besonders mag, macht sie ihre Sache im Prinzip doch gut. Sie verleiht Emma Profil und bringt ihre Gefühlsschwankungen gut rüber. Andreas Fröhlich mag ich ohnehin sehr gern und natürlich überzeugt er wieder auf ganzer Linie, doch es gibt ein ganz großes Aber: Andreas Fröhlich hat eine sehr sanfte und gefühlvolle Stimme, Nina Petri dagegen eine tiefe, fast schon männlich wirkende Stimme – und meiner Ansicht nach passen beide Stimmen nicht zu den Rollen, die sie zu sprechen haben. Emma ist die unsichere junge Frau mit mangelndem Selbst- aber großem Sendungsbewusstsein – hier hätte ich mir eine höhere und vor allem zartere Stimme gewünscht, vielleicht Marie Bierstedt, die meist als Synchronsprecherin von Kirsten Dunst zum Einsatz kommt.

Dexter ist der obercoole Draufgänger, der eine Frau nach der anderen flach legt und dazu passt irgendwie die sanfte Stimme Andreas Fröhlichs nicht. Dexter hätte ich eine männlichere und viel rauere Stimme gegeben.

So bemühen sich sowohl Andreas Fröhlich wie auch Nina Petri sehr, ohne aber zu ihren Rollen passen zu können. Sehr schade, aber ich konnte mich bis zum Ende nicht mit den Stimmen und den zugehörigen Charakteren anfreunden, das passte einfach nicht.

_Es waren einmal zwei junge Menschen ,.._

Die Idee zur Geschichte ist sicherlich nicht so neu, dennoch macht David Nicholls, zumindest in der zweiten Hälfte, eine ausgesprochen gute Story daraus. „Zwei an einem Tag“ ist die Geschichte zweier junger Menschen, die sich zufällig begegnen und fortan zwar nicht recht zueinander finden, aber auch nicht voneinander lassen können. Irgendwie ist die Geschichte schon recht kitschig, wenn sie auch nie so trieft, wie man es aus den ZDF-Sonntagabendfilmen kennt, aber ich denke, David Nicholls hat hier schon eher für Frauen geschrieben. Die Geschichte beginnt zunächst schleppend und reißt nicht recht mit, dreht dann aber richtig auf und überzeugte mich im zweiten Teil auch sehr.

Leider krankt die Umsetzung als Hörbuch daran, dass die beiden Stimmen überhaupt nicht zu den beiden Hauptcharakteren passen. Nina Petri und Andreas Fröhlich sind ausgezeichnete Sprecher, aber nicht in den hier zugedachten Rollen. Ich denke, „Zwei an einem Tag“ sollte man vielleicht besser lesen, dann kann man in der ersten Hälfte auch mal quer über einige langatmige Passagen hinweg blättern und hat nicht das Problem, dass man sich mit den Stimmen nicht anfreunden kann. Für Liebhaber einer gut gemachten Liebesgeschichte ist „Zwei an einem Tag“ definitiv eine gute Wahl.

|Download-Version mit 7:58 h Spieldauer|
http://www.audible.de

Direkt-Link zum Titel bei audible: [Daniel Nicholls – „Zwei an einem Tag“]http://www.audible.de/pd/B004V3EYMW

auch erschienen als:

|6 Audio-CDs
Sprecher: Nina Petri & Andreas Fröhlich
ISBN-13: 978-3899033120|
http://www.hoerbuch-hamburg.de

_Daniel Nicholls bei |Buchwurm.info|:_

[„Keine weiteren Fragen“ 3258
[„Ewig Zweiter“ 4696

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