Nicholson, William – Noman (Der Orden der edlen Krieger III)

Band 1: [„Sucher“ 3817
Band 2: [„Jango“ 4590

_Sucher_ hat die Savanter gefunden. Doch zwei von ihnen konnten entkommen. Nun verfolgt Sucher sie durch das halbe Land. Als er sie endlich stellen kann, passiert etwas Unvorhergesehenes …

Der Wildling hat eine ganze Armee aus Spiekern um sich versammelt. Sein Ziehvater und Vertrauter Schlange drängt ihn zum Handeln, doch der Wildling weiß nichts mit seiner Armee anzufangen. Ziellos lässt er sich einfach treiben. Bis Schlange ihn zum Handeln zwingt …

Morgenstern sieht die Entwicklung mit Schrecken und Kummer. Und so beschließt sie, die Spiekerarmee zu verlassen. Nach nur einem halben Tag auf Wanderschaft gabelt sie ein paar verlassene Kinder auf, die sich ihr anschließen. Sie will sie in ihr Heimatdorf bringen, damit sich jemand um sie kümmert, doch der Ort ist verlassen. Die Einwohner sind alle dem Freudenbringer gefolgt …

_Die Charaktere_ haben noch einmal Zuwachs bekommen: die beiden Savanter – ein Mann namens Manlir und eine Frau, deren Namen man erst am Ende erfährt – sowie Noman, der Gründer des Ordens der edlen Krieger. Schade nur, dass diese drei so wenig eigenes Profil zeigen. Noman taucht wie Jango lediglich als Ratgeber für Sucher auf. Das erscheint nicht weiter verwunderlich, da er ja eigentlich seit zweihundert Jahren tot ist. Aber auch die beiden Savanter bleiben größtenteils schemenhaft. Nicht einmal die Vergangenheit, für die diese schattenhaften Figuren stehen, nimmt durch sie mehr Kontur an. Letztlich bleiben sie nicht mehr als Stellvertreter für ihre jeweiligen Ideologien. Lediglich die drei Hauptprotagonisten bieten noch ein wenig Entwicklung in ihren Charakteren.

_Was die Handlung betrifft_, so hat der Autor diesmal den bunten Rahmen, der in den beiden Vorgängerbänden den roten Faden verbrämt hat, einfach weggelassen. Übrig geblieben ist vor allem Suchers Jagd nach den Savantern und letztlich nach der Wahrheit, nach Antworten auf all die offenen Fragen, die im Laufe der Geschichte aufgetaucht sind. Dieser Hauptstrang überlagert nach und nach alle anderen Stränge. Und er neigt sich zunehmend in eine ausgesprochen philosophische Richtung. Das verleiht dem Band einen wesentlich ernsteren Grundtenor, als er der Trilogie bisher zueigen war.

Der Hintergrund, vor der sich all das abspielt, hat sich ebenfalls stark gewandelt. Die alte Ordnung ist völlig zusammengebrochen. Der Nom ist zerstört, die Nomana in alle Winde verstreut. Sören Similin, der die Herrschaft über Radiosa an sich gerissen hatte, ist der Rache des Erfinders Evor Ortus zum Opfer gefallen. Und der Jahan der Orlaner ist krank und schwach und wird schließlich von seinem eigenen Sohn ermordet.
Aus dieser Situation der Orientierungslosigkeit und Unsicherheit resultiert zunächst einmal ein ziemliches Durcheinander. Die orlanische Armee ist zu marodierenden Banden zerfallen, skrupellose Geschäftemacher versuchen, die letzten Wohlhabenden über den Tisch zu ziehen, selbsternannte Heilsbringer tauchen auf und ziehen ganze Scharen von Anhängern an.
Alles in allem ein gelungenes, wenn auch nicht besonders differenziertes Bild eines gesellschaftlichen Umbruchs.

_Ich muss aber gestehen_, dass es mir trotzdem schwerfiel, mich in diesen letzten Band hineinzufinden. Dazu hat sicherlich der lange Leseabstand von mehr als einem Jahr beigetragen. Hauptsächlich aber lag es am Gesamteindruck.

Die Geschichte wirkt zum einen ziemlich sprunghaft. Sucher legt bei seiner Jagd/Suche immense Strecken zurück, in kürzester Zeit und ohne dass dazu viel gesagt würde, und zwar stellenweise dieselben Strecken: zum Meer, wieder ins Landesinnere, wieder ans Meer … wie ein Pingpong-Ball. Auf einer dieser Strecken verirrt er sich auch noch, und zwar nicht einfach so, wie man sich im Dunkeln verläuft oder in einem weglosen Wald, sondern in sozusagen metaphysischer Hinsicht.

Zum anderen empfand ich die Antworten, die Sucher letztlich findet, als lückenhaft. Das gilt vor allem für die Szene, die sich in der Felsnadel in der Wüste abspielt. Sie wirft letztlich mehr Fragen auf, als sie beantwortet, zum Beispiel die Frage nach der Identität der Beteiligten. Andere Fragen werden überhaupt nicht beantwortet, zum Beispiel die, warum die Savanter eine Bedrohung für das Ewige Kind sein sollten, denn das sind sie tatsächlich gar nicht. Die Bedrohung ist letztlich jemand ganz anderer, wobei sich hier schon wieder die Frage stellt, ob er denn wirklich eine Bedrohung ist.

Das Allermerkwürdigste aber ist der Endkampf zwischen Sucher und Manlir. Das gilt für seinen Verlauf ebenso wie für sein Ergebnis. Hier spielt die Philosophie so stark ins Metaphysische, dass sie den Boden unter den Füßen verliert und schon fast parabelhafte Züge annimmt. Nur, Parabel wofür?

_Mit anderen Worten_, dieser letzte Band wollte sich einfach nicht zu einer runden Sache fügen lassen. Vielleicht war der Entwurf des philosophischen Grundgerüstes, Nomans Experiment, einfach zu sperrig, zu weit hergeholt. Der Versuch, die Welt zu erklären, einen Grund für Leid und Kummer zu finden, die Frage nach der Existenz Gottes zu beantworten, ist ja durchaus nicht neu. Aber in diesem Fall konnte mich die Erklärung – trotz einiger interessanter Gedanken – nicht zufriedenstellen.

_William Nicholson_ ist Brite und arbeitete nach seinem Anglistikstudium zunächst für die BBC. Inzwischen ist er Schriftsteller, Drehbuchautor und Regisseur. Aus seiner Feder stammt „Die Gesellschaft der Anderen“ sowie im Jugendbuchbereich die |Aramanth|-Trilogie. Er schrieb die Drehbücher für „Nell“ und „Der Marsch“ sowie für „Gladiator“, mit dem er für den Oscar nominiert wurde.

|395 Seiten
ISBN-13: 978-3-423-71316-0|
[Verlagsspezial über William Nicholson 3817
http://www.williamnicholson.co.uk
http://www.dtvjunior.de

_Außerdem von William Nicholson auf |Buchwurm.info|:_
[„Der Windsänger“ 1048

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