Nimmo, Jenny – Charlie Bone und der scharlachrote Ritter (Die Kinder des roten Königs 8)

Band 1: [Charlie Bone und das Geheimnis der sprechenden Bilder]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=1992
Band 2: [Charlie Bone und die magische Zeitkugel]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=2448
Band 3: [Charlie Bone und das Geheimnis der blauen Schlange]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=3308
Band 4: [Charlie Bone und das Schloß der tausend Spiegel]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=3308
Band 5: [Charlie Bone und der rote König]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=3468
Band 6: [Charlie Bone und das magische Schwert]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=4685
Band 7: [Charlie Bone und der Schattenlord]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=5670

Diesmal stecken Charlie und seine Freunde wirklich in ernsten Schwierigkeiten! Schlimm genug, dass der Stadtrat, nachdem er im letzten Band bereits die Schließung des Cafés |Zum glücklichen Haustier| verfügt hat, jetzt das Ehepaar Onimous komplett auf die Straße setzt und dass Tancred, der eigentlich nach seinem Duell mit Dagbert von den Bloors für tot gehalten wird, beinahe auffliegt, als er allein auf der Straße unterwegs ist. Aber dabei bleibt es nicht. Das Gelichter in der Piminy Street scheint sich plötzlich sprunghaft zu vermehren, im Bloor taucht nicht nur ein Magier mit einem verzauberten Schwert auf, sondern auch Dagberts Vater, und dann gerät auch noch Olivia ins Visier der Bloors und Darkwoods! Charlies Eltern sind immer noch auf See, in höchster Gefahr ertränkt zu werden, und Billy Raven befindet sich noch immer in dem Gemälde von Schloss Badlock!

Diesmal sieht es so aus, als wären es der Rettungsaktionen ein paar zu viele!

_Neuzugänge in der_ Charakterzeichnung sind diesmal nicht zu verzeichnen. Zumindest lässt sich Ashkelan Kapaldi kaum als vollwertiger Charakter bezeichnen, zu knapp ist er skizziert und zu kurz ist sein Gastspiel.

Auch was die Charakterentwicklung angeht, tut sich nicht mehr viel, allein Dagbert scheint im Zusammenhang mit der Konfrontation zwischen ihm und seinem Vater, die ihm durch den Familienfluch auferlegt wurde, noch eine gewisse Wandlung durchzumachen.

Dafür hat Jenny Nimmo diesmal auch auf Charaktere zurück gegriffen, die die Handlung längst verlassen hatten oder nur noch ganz am Rande vor kamen, darunter Alice Angel, die Schmiedin Mrs. Kettle und Tante Venetias Stiefsohn Eric.
Mit anderen Worten: sie hat fast das gesamte Arsenal aufgeboten.

Auch die Handlung bringt noch einmal eine geballte Masse an Möglichkeiten auf den Tisch, die die Autorin bisher nicht ausgeschöpft hat, sodass sich diesmal kaum sagen lässt, welches eigentlich der Hauptstrang ist. Tatsächlich ist die Gewichtung der einzelnen Aspekte ziemlich ausgeglichen. Für die Schwierigkeiten, in die Olivia gerät, hat die Autorin auf ein bereits bekanntes Detail zurück gegriffen, was aber nichts schadet, da es angesichts von Olivias Charakter einfach passend gewählt und damit schlüssig ist. Neu dagegen ist der Wasserglobus, eine interessante Idee, die mir besonders gut gefallen hat. Fast fand ich es schade, dass er nur so relativ kurz eine Rolle spielt, wenn auch eine recht spektakuläre.

Aber so ging es nicht nur diesem Punkt. Durch die große Menge an Einzelheiten ist einfach kein Platz für eine genauere Ausarbeitung. Am deutlichsten wird das spürbar in der Figur des Ashkelan Kapaldi, der so gut wie kein eigenes Profil aufweist, da er nicht auf eine Vorgeschichte aus anderen Bänden zurückgreifen kann und als erstes wieder verschwindet.

Dennoch empfand ich diese unvermeidliche Folge nicht als Manko. Denn durch die schiere Menge an Schwierigkeiten und Ärger, den die Bloors mit ihren neuesten Plänen auslösen, ist einfach immer irgendetwas los. Und obwohl Jenny Nimmo – um es grob auszudrücken – die einzelnen Bauklötze Stein für Stein erst auf- und dann wieder abbaut, lassen sich die einzelnen Bestandteile doch nicht so einfach voneinander trennen, wie es in diesem Vergleich womöglich klingt. Der Wasserglobus spielt nicht nur im Zusammenhang mit Charlies Eltern eine Rolle, sondern auch in der Auseinandersetzung zwischen Dagbert und seinem Vater und Olivias Schwierigkeiten mit den Darkwoods haben ihre Ursache in einer Aktion, deren Auslöser eigentlich das Testament war, hinter dem alle her sind.

Entscheidend ist die Wirkung, die der Bausteinvergleich beschreibt: Der Leser hat das Gefühl, dass sich Klotz für Klotz eine Schwierigkeit nach der anderen vor Charlie und seinen Freunden auftürmt, bis die Mauer fast unüberwindbar erscheint, was gehörig die Spannung hochtreibt. Auch sorgt die bröckchenweise Bewältigung für Übersichtlichkeit – immerhin ist die Zielgruppe noch immer unter den jüngsten Lesern zu suchen – und verhindert gleichzeitig, dass die Spannung zu schnell wieder abflaut. Tatsächlich kann die Autorin den Bogen bis zum endgültigen Showdown gestrafft halten, bei dem es dann nochmal so richtig wild wird und der mit einer kurzen Überraschung am Ende aufwartet. Ich weiß nicht mehr, ab wann ich das Ende ahnte, aber es war ziemlich spät!

Um es kurz zu machen: Jenny Nimmo ist zum Abschluss ihres Zyklus‘ noch einmal richtig zur Hochform aufgelaufen. Denn trotz der vielen Einzelteile, aus denen die Handlung dieses letzten Bandes zusammengesetzt ist, kommt das Buch wie aus einem Guss daher, keine Geholper, kein Stocken. Auch hat die Autorin sich nicht damit begnügt, nur auf alte Bekannte und bereits bewährte Ideen zurück zu greifen, was durchaus kein Fehler war, sondern sie hat sich auch diesmal die Mühe gemacht, sich wieder etwas Neues und Interessantes auszudenken, haben doch gerade diese Ideen – wie der Wasserglobus, die Zeitkugel oder Amorets Spiegel – einen Großteil des Zaubers ihrer Bücher ausgemacht. Beides zusammen zeigt noch einmal die Vielfalt des Zyklus‘ in Ideen und Figuren. Die Frage, warum Dagberts Launen nach der Auseinandersetzung mit seinem Vater auf einmal nicht mehr dem Mondzyklus unterworfen sein sollten, ist da ebenso rasch vergessen wie die Tatsache, dass nirgendwo so recht klar wird, wozu genau eigentlich Ashkelan Kapaldi aus seinem Gemälde geholt wurde.

_Insgesamt fand ich_ |Die Kinder des roten Königs| bunt, ideenreich, turbulent und lesenswert. Ein Beweis dafür, dass Geschichten weder Mord und Totschlag noch eklige Monster benötigen, um spannend und unterhaltsam zu sein.

_Jenny Nimmo_ arbeitete unter anderem als Schauspielerin, Lehrerin und im Kinderprogramm der |BBC|. Geschichten erzählte sie schon als Kind, Bücher schreibt sie seit Mitte der Siebziger. Unter anderem stammt der Zyklus |Snow Spider| aus ihrer Feder, sowie „Im Garten der Gespenster“, „Der Ring der Rinaldi“ und „Das Gewächshaus des Schreckens“. Der Zyklus |Die Kinder des roten Königs| hat sie auch in Deutschland bekannt gemacht.

|Gebundene Ausgabe: 352 Seiten
ISBN-13: 978-3473347841
Vom Hersteller empfohlenes Alter: ab 10 Jahre
Originaltitel: |Charlie Bone and the Red Knight|
Deutsch von Christa Broermann|
http://www.jennynimmo.me.uk
http://www.ravensburger.de

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