Noris Spiele (Herausgeber) – Geheime Welt Idhun

_Neue Helden sucht das Land …_

…, und dieses hört heuer auf den Namen Idhun, wurde einst von der spanischen Fantasy-Autorin Laura Gallego erdacht und von |Goldsieber Spiele| im letzten Jahr aufs Spielbrett gebracht. Im Stil eines klassischen Rollen-Brettspiel-Abenteuers steuern die Spieler hier einen der sechs möglichen Helden über die dreigeteilte Landkarte, stoßen in Begegnungen auf Feinde und seltsame Kreaturen, durchleben harte Prüfungen und müssen sich der Macht der Götter immer wieder beugen. Ziel ist es dabei, den üblen Schwarzmagier Ashran in seinem finsteren Turm in Drackwen aufzusuchen und ihm seine drei Leben zu rauben. Doch dies ist in der Tat leichter gesagt als getan.

_Spielmaterial_

Das Spielmaterial von „Geheime Welt Idhun“ erinnert sehr stark an vergleichbare Titel wie „Rückkehr der Helden“ oder [„Dungeon Twister“. 3703 Die Heldenfiguren werden hier durch kartonierte Aufsteckfiguren symbolisiert und bewegen sich im Laufe des Spiels über ein recht detailarmes, aber dennoch sehr übersichtliches Spielfeld. Herrscht hierbei eher Durchschnitt, so machen die Aktions- und Begegnungskarten dennoch einiges her: Die Grafiken und Animationen unterstützen die anderweitig vermisste Fantasy-Atmosphäre und werden auch von den sehr schön dargestellten Heldenkarten passend ergänzt. Spätestens hier erkennt man dann allzu deutlich, welchem Genre der Titel angehört. Dennoch: Auch wenn eine Materialschlacht sicher nicht vonnöten gewesen wäre: Ein paar Details mehr hätten dem Ganzen spürbar gutgetan.

_Spielvorbereitung_

Der Spielaufbau ist relativ simpel: Die Begegnungskarten werden farblich sortiert und nach den jeweiligen Gebieten auf dem Spielplan geordnet. Je weiter die Helden nun vordringen, desto schwerer werden auch ihre Aufgaben, desto höher bleibt aber letzten Endes ihr Lohn. Allerdings bedarf es schon reichlicher Erfahrung, bis man endlich im letzten Drittel der Reise angekommen ist und dort auch sicher gegen die Monster bestehen kann.

Sind die Karten gemischt und angeordnet, zieht jeder Spieler verdeckt eine Heldenkarte, nimmt die zugehörige Figur an sich und platziert sie auf das Startfeld, am Turm von Derbhad. Von hier aus beginnt nun die Reise durch Idhun.

_Spielverlauf_

Die Spieler ziehen ihre Heldenfiguren nun reihum über das Spielfeld. Ihre Bewegungsreichweite wird mit einem normalen sechsseitigen Würfel ermittelt, wobei das Endresultat des Wurfs nicht dringend vollständig gezogen werden muss. Auch ist egal, in welche Richtung man sich bewegt. Wer sich zum Beispiel noch nicht in die gefährlicheren Ebenen hineinwagt, darf so lange in den anderen Bereichen bleiben, bis er hierzu genügend Erfahrungspunkte gesammelt hat.

Sobald man auf einem Feld anhält, zieht man eine Begegnungskarte der zugehörigen Region und befolgt hierbei den darauf befindlichen Text. Dies kann bedeuten, dass man auf einen der Feinde trifft und ihn bekämpfen muss oder aber dass eine Prüfung auf den Helden wartet. In beiden Fällen kann man dem Inhalt der Karte nicht entfliehen und muss die Konsequenzen tragen. Wer in den Kampf ziehen muss, würfelt nun mit dem Bonus seiner Erfahrung und Stärke gegen die Kampfkraft des Gegners. Sollte man ihn übertrumpfen, bekommt man seine Karte, die nun als Siegpunkt zählt. Im späteren Spiel kann man nun nach Libhad reisen und die Siegpunkte gegen wertvolle Ausrüstungsgegenstände eintauschen. Auch dies ist unabdingbar, um überhaupt eine Chance gegen Ashran zu haben. Wer im Kampf jedoch unterliegt, bezahlt dies mit einem Lebenspunkt. Bei mehreren Niederlagen bedeutet dies, dass bei vollem Verlust der Lebenskraft ein Neustart in Derbhad erforderlich ist. Jedoch behält man die gesammelten Erfahrungspunkte im weiteren Spielverlauf bei.

Manche Begegnungen sind indes göttlicher Natur: Wer eine Götterkarte zieht, legt diese offen aus: Ihre Wirkung ist nun für alle Spieler gültig, bis eine weitere Götterkarte sie wieder ablöst

Der Spieler, der als Erster 15 Erfahrungspunkte erreicht hat, darf sich nun zum Turm von Drackwen begeben, um sich dem finalen Kampf gegen Ashran zu stellen. Allerdings muss dieser gleich dreimal besiegt werden, um ihm jedes seiner Leben auszuhauchen. Der Spieler, dem dies zuerst gelingt, hat Idhun vor der schwarzen Magie gerettet und darf sich als Held und Gewinner des Spiels feiern lassen.

_Persönlicher Eindruck_

Ein Blick auf die Schachtel und die Spielmaterialien von „Geheime Welt Idhun“ macht durchaus neugierig: Ist dieses neue Abenteuerspiel tatsächlich ein ernsthafter Konkurrent zu den opulenten Produktionen aus dem Hause |Fantasy Flight Games|? Leider jedoch lassen schon die Spielregeln Schlimmes vermuten, und nachfolgend werden die ersten Befürchtungen im Spiel selber auch bestätigt: So geheimnisvoll und mystisch, wie es der erste Anblick verheißt, ist die Roman-Adaption beileibe nicht!

Der gesamte Spielmechanismus ist dürftig. Die Bewegungsabläufe sind veraltet, das Kampfsystem recht plump und die Herausforderungen im Vergleich zur super-simplen Spielstruktur viel zu groß. Manche Gegner, gerade im zweiten und dritten Streckenabschnitt, sind kaum zu besiegen, so dass man ständig an den Ausgangspunkt zurückkehren und sich mühsam erneut den Weg nach Drackwen bahnen muss. Alleine dieser anhaltende Frustfaktor nimmt schon einen großen Teil des Spielreizes, der durch manche Mängel im Aufbau noch weiter geschmälert wird. Die Verteilung von Erfahrungs- und Siegpunkten ist jedenfalls ausbaufähig und der Schwierigkeitsgrad für ein Spiel von solch leichter Bedienung viel zu hoch. Hier wurden die Prioritäten doch sehr ungünstig verteilt.

Alles in allem bleibt somit ein ziemlich nüchterner, eher schwacher Eindruck zurück, der „Geheime Welt Idhun“ zu einem der weniger empfehlenswerten Spiele aus dem Fantasy-Brettspiel-Bereich macht. Abgesehen vom stimmigen Kartenmaterial enthält das Spiel nämlich kaum Merkmale, die wirklich überzeugen können – und das ist bei der starken, breiten Konkurrenz geradezu tödlich!

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