Oidium, Jan / Winter, Norman / Kornmann, Gerd – Teiser

„Teiser“ ist der Name des neuen Comic-Projekts von Jan Oidium. Dieses Mal hat der Autor der „Fire & Steel“-Reihe, die nach dem vierten Band eingestellt wurde, jedoch nicht selber die Zeichnungen angelegt. Oidium ist ausschließlich für das Storyboard verantwortlich und hat in Norman Winter einen neuen Partner gefunden, der die etwas skurillen Ideen schließlich graphisch umgesetzt hat. Dabei ist zu sagen, dass Winter sich stilistisch sehr nahe an der Vorlage des Berliner Verlegers orientiert, weshalb man sich als Oidium-Fan auch sofort zurechtfinden wird.

Die Geschichte von „Teiser“ setzt ungefähr dort an, wo die „Fire & Steel“-Story geendet hat. Dementsprechend findet man innerhalb des Comics auch bekannte Charaktere wie die beiden finsteren Schergen Heimdall und Loki, die hier ebenfalls kurze Gastauftritte haben. Quasi als Verbindung zwischen den beiden Serien dient das beiligende Hörspiel, das erste Audio-Comic, bei dem Jan Hilfe von Gerd Kornmann, dem Sänger der Metalband THE OCEAN, bekommen hat. Kornmann hatte die schwierige Aufgabe, die verschiedenen Sounds und Effekte auszuwählen und sie in die Erzählung zu integrieren, was ihm übrigens fabelhaft gelungen ist. So findet sich hier eine Leierkasten(?)-Version von IRON MAIDENs ‚Blood Brothers‘ oder eine Ode an den Comic-Charakter „Hans der Vogel“. Außerdem gibt es am Ende noch einen Song der Band PLANET KING zu hören, die Vertraute bereits aus dem zweiten „Fire & Steel“-Comic kennen sollten. Und den zugehörigen Song hat niemand Minderer als „StarSearch“-Gewinner Martin Kesici eingesungen.

Bei diesen Voraussetzungen sind die Erwartungen an „Teiser“ natürlich enorm hoch, und auch wenn Jan Oidium und sein Team jetzt keinen Meilenstein in die Landschaft der Comic-Geschichte gesetzt haben, muss man den Mitwirkenden dennoch attestieren, gute Arbeit geleistet zu haben. Doch jetzt zur eigentlichen Handlung …

_Story:_

Teiser ist Künstler. Nachdem er diesen Beschluss gefasst hat, verfügt er weiterhin, dass der Funke der neuen Gesinnung auch auf seinen Freunde Beppo Thunderforce, den Igel, den Wurm und natürlich Hans den Vogel überzuspringen hat. Neben alten Bekannten gesellt sich auch Oggi der Hühner-Schamane zum bunten Treiben auf Schloss Teis und macht die Gruppe von Freunden komplett.

Abenteuer 1, KUBA:
Teiser beschließt als Erstes, mit seinen über Nacht entstandenen Kunstwerken um die Welt zu touren. Hans dem Vogel wird dabei eine „tragende“ Rolle zuteil. Während Beppo das Schloss Teis in der Wüste aus Sand originalgetreu nachbauen muss, versuchen sich Wurm, Igel und Hans der Vogel als Jiffel-Kombo. Oggi reitet derweil auf einer Mumie in die Stadt, um zahlende Ausstellungsbesucher zur Veranstaltung zu locken. Während der Teiser im organisatorischen Chaos versinkt, taucht noch eine Armee der Verteidiger des Weltkulturerbes auf und erklärt Teiser den Krieg.

Abenteuer 2, KAUF BEI TEISERS:
Teiser eröffnet einen Supermarkt, den er ins Zeichen der Kunst stellt, und lockt so mit ungewöhnlichen Methoden Kundschaft in den Laden. Dabei treibt es die Belegschaft in den Wahnsinn. Beppo fliegt derweil mit einer Horde hypnotisierter Hühner zum Markt, während Teiser eine Performance mit Schlager Wollfried vorbereitet, um kaufsüchtige Rentner besser mit Mokka und Griebenschmalz abzufüllen.

Abenteuer 3, POESIE:
Teiser wurde von der Muse verlassen und sucht nach neuer Inspiration für seine Werke. Er begibt sich mit Hans dem Vogel auf die Reise. Schloss Teis ist zu alledem auch noch von einer Zwangsversteigerung bedroht. Beppo ist nun allein im Schloss und bemüht sich, eine Vorstellung mit Oggi vorzubereiten, um das nötige Geld aufzutreiben. Doch Teisers organisatorische Fähigkeiten werden dringend benötigt. Dieser befindet sich fernab in einem See und versucht den Fischen das Singen beizubringen. Beppo setzt in seiner Verzweiflung den Wurm an das Klavier und lässt ihn das Vorprogramm spielen. Alle hoffen auf die rechtzeitige Rückkehr von Teiser, um dieses Debakel zu beenden.

Teiser-Hörspiel:
Abenteuer 4, PLANET KING LIVE AT CASTLE OITIONTISE:
Der mächtige, vor allem true Oitiontiser und sein Scherge Beppo Thunderforce bereiten ein Konzert der Gruppe PLANET KING vor und erwarten, dass ihr ärgster Widersacher, der dunkle Black-Metal-Fürst Dark Even McBaron die Veranstaltung mit seiner Horde Maulwurfsmenschen zu verhindern versucht. Zunächst zu deprimiert, um weiter böse zu sein, entwickelt Dark Even McBaron mit seinem Gehilfen Neroon doch noch eine finstere Strategie. Beide Seiten versuchen sich nun zu rüsten, um beim großen 28-Stunden-PLANET-KING-Konzert vor drei Millionen Zuschauern alle Register zu ziehen.

_Meine Meinung:_

Jan Oidium hat einen recht schrägen Humor, und genau diesen bekommt man in den drei Episoden des Comics respektive im Hörspiel dann auch permanent zu spüren. Abgeschlachtete, unschuldige Hühner, ein durchgeknallter Indianer und düstere Gestalten wie Heimdall und Loki bestimmen die Szenerie und sorgen recht schnell dafür, dass die Eigenwilligkeit des Comic-Autors wieder omnipräsent ist.

Die drei Geschichten in diesem 88-seitigen Sammelband hingegen schwanken in ihrer Qualität. Zeichnerisch astrein sind sie zwar alle, doch der Inhalt schwankt dann doch verdächtig zwischen ziemlich genial („Kuba“), recht einfallslos („Kauf bei Teisers“) und seltsam eigenartig („Poesie“). Doch der Reihe nach:

Mit dem ersten Stück „Kuba“ lernt man die beiden Hauptfiguren Teiser und Beppo kennen und freundet sich auch auf Anhieb mit den beiden an. Der stets verwirrte Beppo und der sich als Künstler maßlos überschätzende Teiser geben ein schlagfertiges Team ab, das mit seinen wahnwitzigen Ideen besonders hier die Lachmuskeln in Bewegung bringt. Die Idee, in den Pyramiden (!) des fernen Kuba eine total bekloppte Kunstaustellung loszutreten und eigens hierzu die beiden Düsterheimer Heimdall und Loki mitzunehmen, erweist sich als wirklich originell und die Umsetzung ist nahezu perfekt. Dass dabei am Ende auch noch die UNESCO eingreift und Beppo Thunderforce zum ersten Mal von seinen magischen Kräften Gebrauch machen muss, setzt dem Ganzen schließlich die Krone auf.

Die darauf folgende Erzählung ist jedoch leider ziemlich flach. In „Kauf bei Teisers“ will Teiser im Sinne der Kunst sein eigenes Kaufhaus etablieren. Seine Gefährten sollen in der Stadt mit einigen zweifelhaften Methoden die Besucher anlocken, was auch funktioniert, doch als dann der große Run auf das Kaufhaus einsetzt, ist die Geschichte auch wieder zu Ende; der Höhepunkt indes ist ausgeblieben. Es gibt zwar hier auch einige witzige Szenen (in erster Linie bedingt durch die Zeichnungen), doch im Vergleich zur vorherigen Story bleibt das Ganze hier recht flach.

Im letzten Strip betreten Oidium und Winter dann Neuland. „Poesie“ basiert einzig und allein auf der Dichtkunst, was die Dialoge zum einen ein wenig abgehobener wirken lässt, im Zuge dessen aber leider auch den Humor aus der Erzählung nimmt. Die Geschichte liest sich bei weitem nicht mehr so locker, wie man dies gewohnt ist, was den Einstieg deutlich erschwert. Andererseits verarbeiten die beiden Verantwortlichen hier einige sehr gute Ideen, und die Reise von Hans dem Vogel und Teiser ist schließlich auch ziemlich lustig geworden. Man braucht im Endeffekt also eine kleine Anlaufzeit, kann sich dann aber mit dem neuen Ansatz trotz einzelner Schwierigkeiten gut anfreunden.

Das Hörspiel ist schließlich das Bonus-Schmankerl dieses Comics, erzählt die Vorgeschichte zu „Teiser“ und ist den Machern außerordentlich gut gelungen. Sieht man mal von der etwas drögen Erzählerstimme ab, kommt die Sache ziemlich flott richtig gut in Fahrt, wobei vor allem die Effekte und der Soundtrack richtig stark geworden sind. Auch die Stimmen der verschiedenen Sprecher fügen sich hier prima in den sehr positiven Gesamteindruck ein und machen das Hörspiel trotz der relativ kurzen Spielzeit von gerade mal einer halben Stunde zu einem echten Vergnügen.

Das Vorhaben, in Form von „Teiser“ einen neuen Comichelden zu etablieren, sollte dem Team um Jan Oidium mit diesem (trotz dezenter Mängel im mittleren Strip) gelungenen Debüt eigentlich keine Schwierigkeiten bereiten. Die Figuren sind richtig gut gezeichnet und haben definitiv Witz, womit sie die wohl wichtigste Voraussetzung schon mitbringen. Außerdem ist der Humor des Texters eigenwilliger und irgendwie auch besser als bei den „Fire & Steel“-Heften. Und als Letztes weiß Oidium mit ausgefallenen Ideen und herrlich abgedrehten Rahmenhandlungen zu begeistern, die zwar nicht immer auf höchstem Niveau angesiedelt sind, alles in allem aber definitiv eine Menge Freude machen.
„Teiser“ gibt es für einen Unkostenbeitrag von 9,90 € auf der [Homepage des Verlags]http://www.oidium-verlag.de zu erwerben, wobei dies der Einführungspreis für die Serie sein wird. Doch mit 88 Seiten und einem zusätzlichen Hörspiel ist „Teiser“ zu diesem Preis auch eine sehr lohnenswerte Investition und auch mehr als fair berechnet. Viel Vergnügen!

Schreibe einen Kommentar