Owens, Robin D. – Zauberin von Lladrana, Die (Lladrana 2)

_Eine grausame Kreatur_ der Finsternis hat Jaquars Eltern getötet. Und Jaquar kann nur noch an eines denken: Rache! Doch er selbst kann die Kreatur nicht erreichen. Nur jemand aus der Paralleldimension der Erde ist in der Lage dazu, den Schutzschild um den finsteren Schlupfwinkel zu durchdringen. Die Marschälle von Lladrana haben bereits zugestimmt, eine Beschwörung durchzuführen. Und wen immer sie beschwören, Jaquar wird diese Person für sich beanspruchen, und sie wird seiner Rache dienen!

Marian Harasta hat schon seit längerer Zeit grauenhafte Alpträume. Und da es ihr bisher nicht gelungen ist, die Ursache dafür zu finden, beschließt sie, dem Rat ihrer Freundin zu folgen und eine Beschwörung durchzuführen: mit unerwartetem, aber durchschlagendem Ergebnis!

_Da die Geschichte_ auf der Parallelwelt Amee im Land Lladrana spielt, stammen die meisten tragenden Charaktere logischerweise von dort. Die eigentliche Heldin jedoch stammt von der Erde:
Marian ist Studentin. Und ihr Arbeitseifer geht weit über das übliche Maß an Fleiß hinaus. Marian giert regelrecht nach Wissen, auch nach solchem, das nicht unbedingt wissenschaftlich belegbar ist, wie zum Beispiel New Age. Obwohl der Übertritt nach Lladrana zunächst mal ein Schock ist, stürzt sich Marian auch hier schon bald aufs Lernen und fühlt sich schnell heimisch. Aber nicht nur das fremdartige Wissen und die Magie des Landes faszinieren sie, auch der Zauberer Jaquar übt eine unwiderstehliche Anziehungskraft auf sie aus. Wenn da nicht gleich bei ihrer Ankunft diese warnende Vision gewesen wäre, dass Jaquar Ärger bedeutet! Und wenn da nicht ihr MS-kranker Bruder Andrew wäre, den sie auf keinen Fall im Stich lassen kann! Je länger Marian in Lladrana weilt, desto zerrissener fühlt sie sich …

Ihrem Lehrmeister, dem Zauberer Bossgond, ist noch vor Marian klar, dass sie nicht in der Lage sein wird, sich zu entscheiden. Der alte Mann ist zwar ein besonders mürrisches Exemplar von einem Eigenbrötler, entwickelt aber dennoch rasch väterliche Zuneigung zu seinem jungen Lehrling und ist schnell bereit, ihr bei der Suche nach einem Heilmittel für Andrew zu helfen.

Jaquar entwickelt ebenfalls Zuneigung zu Marian, allerdings weniger die väterliche Sorte. Die rücksichtslose Anwandlung, Marian seiner eigenen Rache zu opfern, verliert sich recht schnell, denn im Grunde ist Jaquar gar kein so übler Kerl und war nur deshalb zu einem solchen Plan bereit, weil er den Verlust seiner Eltern noch nicht verwunden hat.

Und dann wäre da noch Marians Hamster Tuck, der in Lladrana – nicht ohne ein wenig magisches Zutun – ein eigenes Bewusstsein entwickelt und so vom Haustier zum Freund und Gefährten wird, ohne dabei jedoch seine Hamstereigenschaften zu verlieren.

Schade, dass es zu dem zweiten wichtigen Protagonisten, Jaquar, nicht viel mehr zu sagen gibt als zu Marians Hamster, der eigentlich nur ein nettes Detail am Rande darstellt. Nachdem Jaquar sich von seiner rachsüchtigen Anwandlung erholt hat, bleibt von ihm nicht viel mehr übrig als die Begriffe mächtig, sexy und verliebt. Für eine eigene Persönlichkeit fehlt es ganz entscheidend an Tiefe. Ähnliches gilt für Bossgond, der ein wenig zu sehr dem Klischee des brummigen, alten Lehrmeisters entspricht. Marian ist zwar etwas detaillierter gezeichnet, aber auch diese Figur kommt nicht über reine Nachvollziehbarkeit hinaus, erreicht lediglich den Verstand des Lesers, nicht seine Emotionen.

Das ist vor allem deshalb ein Manko, weil die Handlung selbst die Entwicklung der Beziehung zwischen Jaquar und Marian so sehr in den Vordergrund stellt. Immer wieder denkt Marian über Jaquar nach, selbst als sie noch Bossgonds Lehrling ist. Und Jaquar denkt sowieso an nichts anderes als an Marian. Das macht die ganze Angelegenheit ziemlich vorhersehbar.

Außer der sich anbahnenden Liebesgeschichte tut sich zunächst mal nicht viel anderes, denn Marian muss den Umgang mit der Magie ja erst lernen. Vielleicht war das der Grund dafür, dass die Autorin ihre Protagonistin innerhalb von drei Wochen vom völligen Anfänger zur fertigen Zauberin höchster Stufe hat aufsteigen lassen: damit es nicht so lange dauert, bis es endlich zur Sache geht. Ihr Versuch, diese ungewöhnlich kurze Lehrzeit damit zu begründen, dass die Marschälle ja genau so jemanden beschworen hätten, greift nicht ganz, denn nur weil etwas Bestimmtes beschworen werden soll, heißt das ja noch lange nicht, dass es das auch gibt. Im Zweifelsfall bleibt das Pentagramm eben leer.

Auch die Bemühung, der Handlung etwas mehr Spannung zu verleihen, indem die Autorin andere Zauberer Jaquars ursprünglichen Plan weiterführen lässt, greift nicht wirklich. Nicht einmal, als Marian dem Bösen gegenübersteht, kommt so etwas wie Spannung auf; zu kurz ist die Begegnung, zu glatt und ohne Haken spult sich die Handlung ab. Erst gegen Ende des Buches, als Marian um das Leben ihres Bruders kämpft, bekam ich feuchte Hände, wohingegen das finale Duell wieder eher schlaff daherkommt. Vielleicht lag das auch an der Beschreibung des Gegners, die zwar einige unappetitliche äußere Details, aber keinerlei Persönlichkeit lieferte.

_Bleibt zu sagen_, dass Robin Owens zwar einige nette Ideen vorzuweisen hat, und manche sind auch durchaus gut beschrieben, zum Beispiel der Ritt auf dem Blitz. Insgesamt gesehen fehlt es dem Buch jedoch an Flair. Marians rasche, problemlose Ausbildung vermittelt den Eindruck eines Zeitraffers – flutsch und fertig. Die Mängel in der Charakterzeichnung lassen nicht nur die Liebesgeschichte fade und flach wirken, das Fehlen eines ernstzunehmenden Gegners hat auch Spannung gekostet.

Nun ist „Die Zauberin von Lladrana“ nicht der erste Band, wie ich leider erst nach der Lektüre feststellte. Der erste Band des Zyklus heißt [„Die Hüterin von Lladrana“ 5518 und erzählt von der Marschallin Aleyka, die ebenfalls von der Erde nach Amee beschworen wurde. Irgendwie klingt das ziemlich ähnlich … genau wie der Ausblick auf die weiteren Bände, die bisher nur auf Englisch erschienen sind. Wenn ich die Lektüre des ersten Bandes nachgeholt habe, werde ich es wissen.

Sollte sich dabei meine Befürchtung bestätigen: dass es vielleicht besser gewesen wäre, wenn Robin Owens, anstatt für jeden Band ihres Zyklus eine neue Protagonistin zu entwerfen, sich auf eine einzige konzentriert und dafür etwas mehr Sorgfalt auf die Ausarbeitung verwandt hätte – dann werde ich den Lladrana-Zyklus wohl unvollendet zu den Akten legen.

_Robin D.Owens_ schreibt schon lange, der Durchbruch gelang ihr 2001 mit dem Buch „HeartMate“, eine Fantasy-Romanze, der inzwischen sechs weitere folgten. Aus ihrer Feder stammt auch die Anthologie „What Dreams May Come“ sowie der Lladrana-Zyklus, dessen fünfter Band diesen Monat auf Englisch erschienen ist. Außer ihrer Tätigkeit als Schriftstellerin spielt Robin D. Owens auch Theater. Sie lebt mit ihren Katzen in Colorado.

|Originaltitel: Sorceress of Faith
Aus dem Amerikanischen von Justine Kapeller
540 Seiten, kartoninert
ISBN-13: 978-3-89941-477-6|
http://www.mirafantasyblog.de
MIRA Taschenbuch
http://www.robindowens.com

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