_Die Monopoly-Revolution_
Es ist vielleicht das am heißesten umstrittene Spiel in der langen Tradition der „Monopoly“-Serie, möglicherweise richtungsweisend, andererseits aber auch ein rauer Bruch mit dem klassischen, innig geliebten System. In „Monopoly Banking“ wird die klassische Geldverwaltung gänzlich abgeschafft und zugunsten eines leicht zu bedienenden Kreditkartensystems aufgegeben. Die teils lästigen Schiebereien mit den eigenen Finanzen scheinen vorbei, ebenso die Rechnerei und Spekulation. Das Lesegerät bringt nämlich knallharte Fakten auf den Tisch, umgeht dabei auch die oft drohende Endlospartie, scheint aber letzten Endes auch ein großes Wagnis: Zum ersten Mal wurde nämlich ein wesentlicher Mechanismus des Grundspiels ausgetauscht – und ob dies allen Hardlinern recht ist, steht auf einem anderen Blatt …
_Die Unterschiede im Banking-Zeitalter_
Die gesamte „Banking“-Edition ist äußerst nobel aufgemacht und erstrahlt im durchgängigen Hochglanz-Design; die Häuser und Hotels wurden der Moderne angepasst, die angebotenen Straßen und Bereiche orientieren sich ebenfalls am heutigen Zeitgeist, und da man nun auch wirklich klotzen möchte, rechnet man nicht mehr mit Kleinbeträgen, sondern wirbt und spekuliert hier im Millionenbereich. Auch die Spielfiguren zeigen Institutionen des 21. Jahrhunderts; Rollerblades, ein Hamburger, ein rassiger Sportwagen und natürlich das Handy sind zugkräftige Trademarks, die dem Spiel bzw. der allgemeinen Atmosphäre die nötige Authentizität verschaffen. Zu guter Letzt macht auch der Spielplan optisch einiges her und damit zumindest den visuellen Bereich der bargeldlosen Spielvariante zu einem echten Hochgenuss.
Die Veränderungen es Spielsystems hingegen erscheinen ebenfalls revolutionär, entwickeln sich aber immer mehr zur Belastung. Es bedarf einer längeren Anlaufzeit, um sich an die neuen Zahlungsmethoden zu gewöhnen und sie letztendlich auch zu akzeptieren. Die Beträge gestalten sich gänzlich neu, die Bedienung des Kartenlesegeräts will erst einmal erlernt sein und das Gefühl ist schließlich ein gänzlich anderes als im Standardspiel. Daher kann man die scharfen Kritiken an „Monopoly Banking“ mit fortschreitender Spieldauer immer besser verstehen. Das Handling des Lesegeräts ist mit der Zeit doch ziemlich anstrengend, zumal man teilweise nur noch damit beschäftigt ist, die Maschine weiterzureichen und zu warten, bis der Buchungsvorgang abgeschlossen ist. Die Dynamik leidet hierunter sehr, da man sich nicht mehr bloß auf das eigentliche Spiel konzentriert, sondern viel zu sehr mit den Vorgängen am neuen – übrigens vom Kreditkarten-Giganten VISA gesponserten – Hilfsmittel beschäftigt ist. Jenes reißt den Spielfluss gerade für erfahrene Spieler, die ein höheres Tempo pflegen, ein Stück weit auseinander und hemmt die Motivation Runde für Runde mehr – bis schließlich der Zeitpunkt eintritt, an dem man sich die geliebten Scheinchen zurückwünscht. Projekt gescheitert? Mitunter schon …
_Persönlicher Eindruck_
„Monopoly“ kartenlos, dies scheint ein lang ersehntes Szenario zu sein und zudem eine tatsächliche Erleichterung für die spielende Zunft. Daher durfte man „Monopoly Banking“ vorab auch mit großer Spannung entgegensehen, zumal die leidigen Rechnereien auch dazu beitragen sollten, dass die Zielgruppe auf eine noch jüngere Generation ausgebaut werden könnte. Das Resultat bzw. das eigenartige Gefühl, welches die nun vorliegende Edition allerdings vermittelt, widerlegt aber überraschenderweise alle positiven Aspekte dieser Neuerung recht deutlich. Das Handling ist eher umständlich als hilfreich und auf Dauer auch extrem nervig, da man eine halbe Ewigkeit damit beschäftigt ist, eine Buchung vorzunehmen und einen möglichen Tippfehler wieder auszubügeln. Auch die Spielübersicht ist deutlich schlechter, da es schlichtweg an Transparenz und Handfestem mangelt. Dies mag zwar auch im realen Leben nicht anders sein, doch da man in „Monopoly“ standesgemäß wichtige und vor allem schnelle Entscheidungen treffen muss, ist die Spielgeld-Variante im Großen und Ganzen doch deutlich von Vorteil – auch im Bezug auf Felder wie ‚Frei Parken‘.
Positiv hingegen lässt sich vermelden, dass man in Windeseile seinen Kontostand überblicken kann. Die umständliche Scheinchenzählerei entfällt, ebenso die ständigen Wechsel bei unpassenden Zahlungsbeträgen.
Summa summarum sind dies jedoch auch schon die einzigen vorteilhaften Aspekte beim mechanischen Wandel des Grundspiels und sicherlich kein ausreichendes Argument, um eine bereits vorhandene Edition gegen die Banking-Variante auszutauschen. Interessanter wäre vielleicht gewesen, dem Käufer beide Alternativen zu offerieren, also zusätzlich zum Lesegerät auch noch Bargeld in die Schachtel zu packen, um so das ultimative Spiel zu formen. Aber andererseits sollte das Spiel ja auch in der aktuellen Form überzeugen können, was es aufgrund der genannten Gründe jedoch nur sehr bedingt kann. Bei einem Preis von ungefähr 50 € (peinlicherweise übrigens ohne Batterien für das Lesegerät …) braucht man daher auch nicht lange diskutieren; die Idee mag nett und innovativ sein, das Spielmaterial noch so fortschrittlich – aber das echte Spielfeeling will einfach nicht aufkommen!
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|Siehe ergänzend dazu:|
[„Monopoly express“ 3330
[„Monopoly Heute 2006“ 4036