Parker, Robert B. – Chasing the Bear – A Young Spenser Novel

_Der junge Mörder? Die Abenteuer des jungen Spenser_

Woher kam Spenser und wie wurde er zu dem Privatdetektiv, den wir kennen und den Susan Silverman liebt? Hier erzählt sein Schöpfer diese Geschichte und ein einschneidendes Erlebnis: Wie der 14-jährige Spenser seine Freundin Jeannie vor ihrem betrunkenen Vater Luke rettete? Aber warum tat er das?

Dieser Roman wurde noch nicht übersetzt.

_Der Autor_

Der US-Autor Robert B. Parker, 1932-2010, gehörte zu den Topverdienern im Krimigeschäft, aber auch zu den fleißigsten Autoren – er hat bis zum seinem unerwarteten Tod im Januar 2010 über 50 Romane veröffentlicht. Am bekanntesten sind neben der „Spenser“-Reihe wohl seine neun „Jesse Stone“-Krimis, denn deren Verfilmung mit Tom Selleck in der Titelrolle wird gerade vom ZDF gezeigt. Parker lebte in Boston, Massachusetts, und dort oder in der Nähe spielen fast alle seine Krimis.

„Jesse Stone“-Krimis:

1) [„Night Passage“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6811
2) [„Trouble in Paradise“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6816
3) [„Death in Paradise“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6815
4) [„Stone Cold“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6810
5) [„Sea Change“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6812
6) [„High Profile“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6813
7) [„Stranger in Paradise“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6814
8) „Night and Day“
9) „Split Image“

Die „Sunny Randall“-Reihe:

1) [„Family Honor“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6831
2) [„Perish Twice“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6832
3) [„Shrink Rap“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6833
4) [„Melancholy Baby“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6834
5) [„Blue Screen“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6835
6) „Spare Change“

Unter anderem in der „Spenser“-Reihe, die derzeit 39 Romane umfasst, erschienen:

[„Paper Doll“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6818
[„Stardust“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6819
[„Potshot“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6821
[„Walking Shadow“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6820
[„Widow’s Walk“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6826
„Hugger Mugger“, „Small Vices“, „Bad Business“, „Back Story“ …

Und viele Weitere.

Außerdem schrieb Parker ein Sequel zu Raymond Chandlers verfilmtem Klassiker „The Big Sleep“ (mit Bogart und Bacall) „und mit „Poodle Springs“ einen unvollendeten „Chandler“-Krimi zu Ende. „Gunman’s Rhapsody“ ist seine Nacherzählung der Schießerei am O.K. Corral mit Wyatt Earp und Doc Holliday, ein klassischer Western.

_Handlung_

Spenser hat seine Mutter bei seiner Geburt verloren und wird deshalb von seinem Vater (der natürlich ebenfalls Spenser heißt) und seinen beiden Onkeln Patrick und Cash (den Brüdern seiner Mutter) aufgezogen. Das einzige weibliche Wesen im Haus ist Pearl, die kluge Vorstehhündin. Sie leben im Westen, wo er am ländlichsten ist. Das bedeutet, Spenser lernt bald, wie man Vögel jagt und mit Waffen umgeht.

Außerdem trainieren die drei Männer mit ihm Boxen, denn er soll sich auch mal selbst zur Wehr setzen können. Sie können ihn nicht immer wie ein kleines Kind herauspauken, wenn er mal in Schwierigkeiten steckt. Der Sheriff hat schließlich noch was anderes zu tun, als zusammengeschlagene Männer wieder aufzuwecken …

Und alle drei lesen ihm nach dem Zubettgehen aus der westlichen Weltliteratur vor. Dabei unterscheiden sie nicht zwischen gut und schlecht. Und so kommt es, dass Spenser später stets ein passendes literarisches Zitat auf der Zunge hat. Für wen auch immer.

|Rahmenhandlung|

Der erwachsene Spenser sitzt mit dem Mädchen seiner Träume im Park von Boston. Susan Silvermann, die schöne Psychiaterin, möchte gerne wissen, wie er geworden ist, wer er heute ist. Er antwortet mit seiner Lebensgeschichte und mit der Erzählung von einem seiner einschneidendsten Erlebnisse.

|Jeannie Haden und der Fluss|

Die Schulfreundin Jeannie hat ihm erzählt, wie schlimm ihr Vater Luke Haden ist. Er ist nicht nur die meiste Zeit besoffen und wird dann gewalttätig, sondern er hat auch noch überall am Mississippi kleine Hütten und Verschläge auf fremdem Land errichtet. Verstecke. Dorthin nimmt er gewisse Frauen mit. Vielleicht versteckt er dort auch wirklich etwas, etwa Schmuggelgut oder gewildertes Fleisch. Jeannie weiß es nicht. Nur dass es dort stets dreckig ist und stinkt. Sie fragt sich, wie es ihre Mutter bloß mit so einem Kerl aushält. Und was dieser mit ihr, Jeannie, tun wird …

Eines Tages ist Spenser mit Pearl in der Hafenstadt, als er Jeannie im Wagen ihres Vaters sitzen sieht: Sie ruft lautlos „Hilfe!“ Klar, dass er ihr folgt. Erst mit dem Müllwagen, dann mit einem der Ruderboote am Ufer. Pearl begleitet ihn. Bis zu einer Insel im Fluss, die sie am Abend erreichen. Der Gesuchte ist dabei, sich zu betrinken. Haden entdeckt ihn allerdings sofort und fragt, was Spenser hier will. Der Junge reißt sich los und schleicht sich nachts von der anderen Seite der Insel an. Diesmal gelingt Jeannies Befreiung. Zusammen lassen sie sich den breiten Fluss hinuntertreiben.

Als Spenser am nächsten Morgen an einer Brücke den Warnhinweis auf Wasserfälle entdeckt, kommt ihm ein brillanter Einfall. Er bringt Jeannie unter der Brücke vor dem Regen in Sicherheit und macht sich auf den Weg. Er demontiert das Warnschild und wartet auf das Motorboot Luke Hadens. Wie erwartet, wird Haden nicht vor den Wasserfällen gewarnt – 20 Meilen von der Heimat entfernt scheint er den Fluss nicht zu kennen – und stürzt den Abgrund hinab, um zu ertrinken.

Das hat er jetzt von seiner Heldentat: Jeannie will seine einzige Freundin sein. Und irgendwie fühlt er sich eines Mordes schuldig. Was soll er bloß tun? Vielleicht wissen seine drei Väter einen guten Rat …

_Mein Eindruck_

Neben diesem einschneidenden und lehrreichen Abenteuer sowie der Begegnung mit einem Schwarzbären erlebt Spenser noch einiges andere. Aber er ist beileibe kein Huckleberry Finn, der sich mit Geistern, Indianern und Schwarzen herumtreibt. Vielmehr möchte der Autor mit dieser Erzählung etwas ganz anderes aussagen, als nur die Unterhaltung von Jugendlichen zu fördern. Spenser erzählt dies alles ja seiner Lebensgefährtin Susan, eine Psychologin, und die hat ein tiefes Verständnis für Menschen. Aber als Frau möchte sie auch gewisse Dinge erfahren, die Spenser über sie denkt. So wird aus dem Ganzen eine spannende, aber auch recht unterschiedliche Mischung.

|Haden: Das Urteil der Moral|

Die oben wiedergegebene Episode lehrt den jungen Spenser zwei Dinge: nämlich erstens, was Recht und Unrecht ist. Gar nicht so leicht zu beantworten. Er fühlt sich immerhin eines Mordes schuldig. Eine Antwort muss unbedingt her. Das Gesetz, verkörpert durch Sheriff Cecil, besagt, dass Spenser den Tod von Luke Haden nicht verursacht hat, also unschuldig ist. Die Moral sagt ihm jedoch, dass er mitschuldig sei. Es war richtig, Luke Haden umkommen zu lassen, um so Jeannie vor ihm zu schützen. Aber war es auch richtig, Haden irrezuführen und seinen Tod in Kauf zu nehmen? Alle sagen ihm, es war okay, also muss es wohl okay sein.

Merke: Was richtig und falsch ist, muss keineswegs mit dem Gesetz übereinstimmen. Diese Erkenntnis hat weitreichende Folgen. So etwa weigert sich Spenser, im „Rassenstreit“ zwischen „Amerikanern“ und „Anglo-Mexikanern“ eine Seite zu bevorzugen. Er entscheidet sich nur ganz individuell für den Schutz von Aurelio, einem „Mexikaner“ (der allerdings hier aufwuchs und noch nie in Mexiko war).

Für seine Neutralität muss Spenser einen Preis bezahlen: Er wird zwar vor einer finalen Schlacht seitens der „Mexikaner“ gewarnt, aber später von den „Arglos dafür zur Rechenschaft gezogen, dass er sie nicht unterstützte. Zwölf gegen einen? Das erscheint ihm nicht fair, aber ist bereit, mit dem Anführer Leo Roemer einen Faustkampf auszutragen. Als Jeannie Spensers drei „Väter“ holt und diese für Fairness sorgen, kann der Kampf beginnen. Im Handumdrehen hat Spenser den zwei oder drei Jahre älteren Leo K.O. geschlagen. Fortan ist Spensers Neutralität gesichert.

|Jeannie: Das Urteil der Liebe|

Jeannie ist die zweite Folge aus dem Flussabenteuer. Sie will zunächst unbedingt seine Freundin sein. Aber Spenser hat diese Vorstellung (vielleicht aus der „Weltliteratur“), dass er auf die Eine warten sollte. Als er Jeannie sagt, dass sie nicht die ewige Flamme seines Herzens sei, weint sie ersdt einmal kräftig, findet sich aber damit ab und bleibt eine Freundin – wie man an ihrer Unterstützung gegen Leo Roemer ablesen kann.

Aber woher weiß dann Spenser, wenn er die Eine endlich gefunden hat, will Susan Silverman neugierig (und neckisch) wissen. Die Parallele zur Erkenntnis, was richtig und was falsch ist, bietet sich an. Die Wahrheit steckt im Empfinden des Einzelnen und ist nicht verallgemeinerbar, etwa als Gesetz oder Regel. Die Antwort lautet: Spenser fand seine Eine, als er Susan zum ersten Mal begegnete. Woher er das wusste? Er wusste es einfach. Dummerweise war sie mit dem falschen Mann verheiratet. Aber das ist eine andere Geschichte.

_Unterm Strich_

Dieses Buch wurde offensichtlich für Fans von Parkers berühmtem Privatdetektiv Spenser geschrieben. Aber man braucht Spenser, den Erwachsenen, nicht zu kennen, um Spenser, den Jungen interessant finden zu können. Spenser junior erinnert ein wenig an „Huckleberry Finn“, so etwa beim Flussabenteuer, aber die Figuren sind weitaus weniger bizarr als bei Mark Twain.

Dennoch ist die obige Episode ebenso spannend durch ihre Action, wie Spensers Umgang mit den Frauen, etwa Jeannie und ihrer Mutter, sinnlich und prickelnd ist. In beiden Fällen muss Spenser jr. sich auf sein eigenes Urteils- und Handlungsvermögen verlassen. Die drei „Väter“ spielen keine Rolle, nur ihre Lehren. Und deren Gültigkeit wird stets auf die Probe gestellt.

Die dritte Episode betrifft die Auseinandersetzung zwischen Anglos und „Mexikaner“ (Spics, wie in „West Side Story“). Spenser soll sich entscheiden, welche Seite im Recht ist und sich dafür entscheiden. Da er jedoch vielfach gelernt hat, dass Regeln nur individuell gelten und nur im Kontext, erklärt er sich für neutral – und schützt einen Mexikanerjungen.

Ich habe dieses Büchlein, das in einer großen Schrifttype gedruckt ist, in nur wenigen Stunden gelesen. Für Jungs hält es einige Actionszenen bereit, für Leser jeden Alters etliche lehren über Urteilsvermögen in kniffligen Situationen. Wer will, kann mit Schülern darüber diskutieren, ob sich Spenser des Mordes an Luke Haden schuldig gemacht hat oder nicht.

|Taschenbuch: 170 Seiten
ISBN-13: 978-0425187067|
[www.penguin.co.uk]http://www.penguin.co.uk

_Robert B. Parker bei |Buchwurm.info|:_
[„Der stille Schüler“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=4066

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