Parker, Robert B. – Trügerisches Bild. Ein Auftrag für Spenser

_Unter Kunstdieben – ein Fall für Spenser_

Der Kunstprofessor Dr. Ashton Prince braucht Spensers Hilfe. Ein wertvolles Gemälde wurde aus dem Hammond Museum gestohlen. Die Diebe fordern ein Lösegeld. Der Privatdetektiv soll den Kunsthistoriker bei der Geldübergabe beschützen. Doch hierbei läuft alles schief. Prince wird durch eine Explosion getötet und das kostbare Bild fällt den Flammen zum Opfer.

Spenser fühlt sich bei seiner Ehre gepackt. Er will den Fall aufklären – auch ohne Auftraggeber. Geht es hierbei nur um ein wertvolles Gemälde oder steckt noch viel mehr dahinter? Und welche Rolle spielt die Herzberg-Stiftung, die sich das Aufspüren von Nazi-Beutekunst auf die Fahnen geschrieben hat? (erweiterte Verlagsinfo)

Dies ist der letzte Spenser-Krimi, den Parker noch kurz vor seinem Tod vollendete.

_Der Autor_

Der US-Autor Robert B. Parker, geboren 1932, gehörte zu den Topverdienern im Krimigeschäft, aber auch zu den fleißigsten Autoren – er hat bis zum seinem unerwarteten Tod im Januar 2010 über 50 Romane veröffentlicht. Am bekanntesten sind neben der Spenser-Reihe wohl seine etwa acht Jesse-Stone-Krimis, denn deren Verfilmung mit Tom Selleck in der Titelrolle wird gerade vom ZDF gezeigt. Der ehemalige Professor für Amerikanische Literatur Robert B. Parker lebte mit seiner Frau Joan in Boston, Massachusetts, und dort oder in der Nähe spielen viele seiner Krimis.

Die |Spenser|-Reihe bei Pendragon:

1) Trügerisches Bild
2) Die blonde Witwe
3) Der stille Schüler
4) Bitteres Ende
5) Hundert Dollar Baby
6) Der gute Terrorist
7) Alte Wunden

Kein Spenser-Krimi, aber dennoch ungemein spannend: „Wildnis“ (2012)

_Handlung_

Der Kunstprofessor Ashton Prince heuert Spenser an, um ihm dabei zu helfen, ein berühmtes gestohlenes Gemälde wiederzubeschaffen: einen alten holländischen Meister. Die Diebe fordern ein Lösegeld und Prince soll es übergeben. Spenser spielt bei der Übergabe praktisch nur den Leibwächter. Weil das nach einem einfachen Job aussieht, willigt er sofort ein.

Die Übergabe findet auf einer Autobahnbrücke statt. Weil Spenser darunter parken und nicht mitgehen soll, sieht er nicht, wie der Professor den Geldkoffer übergibt, auch nicht, an wen. Erst als Prince mit einem kleinformatigen, flachen Paket zurückkehrt, das das Gemälde sein könnte, sieht er ihn wieder. Da explodiert das Paket und zerfetzt den Mann. Spenser ist sauer: Er hat in seiner Aufgabe versagt, den Mann zu schützen. Deshalb betrachtet er es nun als seine Pflicht, dem Mord auf den Grund zu gehen und die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen.

Das Bild gehörte dem Hammond-Museum in Boston. Doch weder deren Präsident noch sein Anwalt Morton Lloyd wollen irgendwelche Auskünft erteilen. Und in der Versicherung der Uni arbeitet eine ehemalige FBI-Mitarbeiterin namens Winifred Minor. Auch sie hält sich bedeckt. Doch was für ein Zufall: Ihre Tochter Melissa studiert an der Waltham Universität, an der Ashton Prince lehrte. Und wie Melissas Kommilitoninnen tuscheln, war sie seine Geliebte. Ein paar Zufälle zu viel für Spensers Geschmack.

Die Frau des Professors, eine Dichterin, informiert ihn, dass Ashton Prince nicht der richtige Name des Professors war, sondern vielmehr Ascher Prinz lautete. Der Schürzenjäger des Waltham College war Jude, aber er schämte sich dieser Herkunft. Sein Vater Amos Prinz kam ins KZ Auschwitz. Dafür war Prince eine Koryphäe in Sachen alte holländische Meister und Fälschungen. Von einem Professor in New York City erfährt Spenser, dass Prince völlig unterbezahlt und überbeschäftigt war. Er hätte eine bessere Stellung haben können, warum blieb er dann an einem Provinz-College?

|Die Geschichte des Gemäldes|

Der New Yorker Professor erzählt Spenser die Geschichte des Gemäldes (und wie sich später herausstellt, hat Prince darüber seine Doktorarbeit geschrieben). Der holländische Maler Frans Hermenszoon starb mit 27 im 17. Jahrhundert und kreierte lediglich acht Bilder, wovon „Die Dame mit dem Fink“ das einzige war, das überlebte. Dementsprechend unersetzbar und wertvoll ist es. Nach zwei Jahrhunderten im Besitz der Familie wurde es an den Amsterdamer Kunsthändler Judah Herzberg verkauft.

Doch nach weiteren zwei Jahrhunderten wurden Herzberg und seine Familie 1940 von den Nazis deportiert und ins KZ Auschwitz gebracht, wo alle bis auf den neunjährigen Sohn Isaac umgebracht wurden. Er verschwand mit einem Freund namens Amos Prinz, dem Vater von Ascher Prinz alias Ashton Prince. Die Nazis hatten die reichhaltige Herzberg-Sammlung konfisziert. Aber die beiden holten das Bild aus seinem Versteck im Herzberg-Haus und verkauften es für einen Appel und ein Ei an einen unbekannten Kunsthändler in Rotterdam. Ende der vierziger Jahre tauchte es im Hammond Museum auf. Aber warum ausgerechnet dort?

|Anschlag|

Er lässt Staatsanwältin Rita Fiore Erkundigungen über Morton Lloyd einziehen. Etwas ist faul an diesem Mann, denn Lloyd war es, der Prince den Kontakt mit dem Hammond Museum vermittelte, um das gestohlene Bild wiederzubeschaffen – und so in Lebensgefahr brachte.

Spensers Nachdenken wird erheblich gestört, als zwei bewaffnete Söldner in seinem Büro auf ihn lauern. Nur sein treuer Hund Pearl warnt ihn vor den Eindringlingen. Nach einem Erkundungsgang schließt Spenser seine Bürotür vorsichtig auf, ohne einzutreten, und legt sich flach auf den Korridor davor.

Wie erwartet stürmen die Killer um sich schießend auf den Gang heraus, wo Spenser sie mit gezielten Schüssen ausschalten kann. Dass beide die gleiche eintätowierte KZ-Häftlingsnummer tragen, ist nicht gerade alltäglicher Anblick. Captain Healy von der Staatspolizei findet heraus, dass sie aus Holland kommen, der Heimat von Prinz und Herzberg – und des Bildes. Und die Häftlingsnummer war die, welche Judah Herzberg in Auschwitz tragen musste …

Der Mordanschlag involviert natürlich die Bostoner Polizei, doch Frank Belson macht ebenso wenig Schwierigkeiten wie Healy oder Belsons Chef Quirk. Allerdings bleibt es nicht bei diesem ersten Anschlag. Fortan lebt Spenser gefährlich – und seine Freundin Susan ebenfalls …

_Mein Eindruck_

Der Kunstmarkt ist auch nicht mehr das, was er mal war. Zumindest der für die Beutekunst, um die es im vorliegenden Spenser-Krimi geht. Denn das Bild „Dame mit Fink“ wurde von den Nazis geraubt und nach dem Krieg erst verkauft und dann den Amis übergeben. Oder auch nicht, aber mehr darf nicht verraten werden. In der Tat bleiben die Umstände der Verwicklungen von Ashton Prince, Ariel Herzberg und Anwalt Lloyd bis fast zum Finale im Dunkeln. Deshalb ist mal wieder gute alte Detektivarbeit angesagt, und Spenser erledigt sie wie stets mit großer Geduld und Hartnäckigkeit.

Dass sich ein amerikanischer Krimiautor überhaupt einmal mit dem Kunstmarkt beschäftigt, finde ich ja schon lobens- und bemerkenswert. Doch wenn Parker dies tut, weiß man, dass man etwas Besonderes erwarten darf. Nämlich nicht nur fundiertes Sachwissen, sondern auch ein menschliches Drama, das zunächst hinter dem Thema steht, dann aber im Finale den Ausschlag gibt. Schließlich drehen sich alle Geschichten, die es zu erzählen wert sind, nicht um Sachen, sondern um Menschen.

Der Roman ist für einen Parker-Krimi ungewöhnlich ernst und tragisch. Zwar versuchen Spenser und sein Kumpan Hawk wie immer, sie gegenseitig aufzuziehen, aber die Anschläge auf Spenser und die weiteren Leichen lassen auch Spenser das Lachen vergehen. Vielleicht liegt der Ernst des Tons daran, dass der Holocaust an den Juden, also die Konzentrationslager, ein zu ernstes und düsteres Element sind, als dass der Autor auf einer heiteren Note weitererzählen könnte. Zumal es bei der Beutekunst nicht nur um Menschenleben und Schicksale, sondern auch um viel Geld geht.

Die Figuren in diesem Roman verhalten sich nicht immer so, wie es sich Otto Normalbürger wünscht oder wenigstens vorstellt. Der Kunstsachverständige ist ein Betrüger, der Anwalt ein Schwindler und der Beutekunstjäger ein gemeiner Dieb. Aber auch die Ermittler haben keine weiße Weste. Winifred Minor war beim FBI, verliebte sich aber in den Kunstdieb – und ließ ihn nicht nur laufen, sondern half ihm sogar. Nicht ganz das Verhalten, das sich J. Edgar Hoover gewünscht hätte. Der Autor scheint sein Menschenbild weiterentwickelt zu haben: Es ist multidimensionaler geworden und lässt mehr Möglichkeiten als früher zu.

_Unterm Strich_

Wie so oft fängt Spensders neuer Fall ganz einfach an, entwickelt sich dann aber rasant zu einer Angelegenheit auf Leben und tod. Kunst killt, im wahrsten Sinne des Wortes. Während Spenser noch den Hintergrund seines Klienten prüft, ist der Gegner schon zwei Schritte weiter. Und als sich immer weitere Merkwürdigkeiten eröffnen, kristallisiert sich mit schauriger Gewissheit heraus, was der unbekannte Mörder wirklich vorhat – und dass Spenser dies unbedingt verhindern muss.

Der einzige Grund für Kritik ist der langsame Mittelteil und die Kompliziertheit des Plots. Diese Wertung ist jedoch höchst subjektiv, denn für manch anderen Leser liegt wahrscheinlich genau in dieser Unvorhersehbarkeit der Reiz eines guten Krimis. Also, jedem das Seine.

|Originaltitel: Painted Ladies, 2010
Aus dem US-Englischen von Frank Böhmert
ISBN-13: 978-3865322531|
http://www.pendragon.de

_Robert B. Parker bei |Buchwurm.info|:_
[„Der stille Schüler“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=4066
[„Gunman’s Rapsody“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6836
[„Wilderness“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6956

„Cole & Hitch“:

1) „Appaloosa“ (2005)
2) „Resolution“ (2008)
3) „Brimstone“ (2009)
4) „Blue-Eyed Devil“ (2010)

„Jesse Stone“-Krimis:

1) [„Night Passage“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6811
2) [„Trouble in Paradise“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6816
3) [„Death in Paradise“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6815
4) [„Stone Cold“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6810
5) [„Sea Change“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6812
6) [„High Profile“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6813
7) [„Stranger in Paradise“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6814
8) [„Night and Day“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6873
9) „Split Image“

Die „Sunny Randall“-Reihe:

1) [„Family Honor“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6831
2) [„Perish Twice“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6832
3) [„Shrink Rap“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6833
4) [„Melancholy Baby“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6834
5) [„Blue Screen“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6835
6) [„Spare Change“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6852

Die „Spenser“-Reihe:

01 [„The Godwulf Manuscript“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6921
02 [„God Save The Child“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6951
03 [„Mortal Stakes“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6922
04 [„Promised Land“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6923
05 [„The Judas Goat“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6953
06 [„Looking for Rachel Wallace“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6954
07 „Early Autumn“
08 „A Savage Place“
09 [„Ceremony“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6952
10 „The Widening Gyre“
11 „Valediction“
12 [„A Catskill Eagle“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7066
13 [„Taming a Sea-Horse“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6839
14 „Pale Kings and Princes“
15 „Crismon Joy“
16 [„Playmates“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6867
17 [„Stardust“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6819
18 „Pastime“
19 „Double Deuce“
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25 „Sudden Mischief“
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35 [„Now and Then“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7117
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40 [„Sixkill“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7320

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