_Inhalt_
Hispanien, frühes 8. Jahrhundert: Morvan de Bres, der für seine treuen Dienste unter Pelagius, dem Gründer des Königreichs Asturien, ein Lehen in den Bergen im Norden der iberischen Halbinsel zugesprochen bekommen hat, ist erst wenig begeistert: Der Großteil seines neuen Landes scheint vertikal, und die störrischen Bewohner stehlen ihm als erstes seine Pferde. Dem räuberischen Trupp gehört sogar eine junge Frau namens Lua an, der man den Mund mit Seife auswaschen sollte.
Morvan weiß leider nur zu gut, dass er sich mit den Bewohnern seines Landes arrangieren muss, um die Gegend vor den immer häufiger werdenden Angriffen der Araber zu schützen. Zähneknirschend willigt er also ein, eines der Mädchen des störrischen Clans zu ehelichen, um als einer der ihren akzeptiert zu werden. Aia, die ältere Schwester Luas, bringt dieses Opfer gern, verheißt es ihr doch sozialen Aufstieg. Und Morvan sieht ja auch sehr gut aus, da kommt es dem Mädchen nicht darauf an, dass er ein Westgote und damit streng genommen ein Feind ist.
Lua ist sehr wenig begeistert von der Aussicht auf diesen Schwager, und Morvan wiederum gerät wegen der kleinen Wildkatze von Brautschwester immer wieder in Wut. Und doch, irgendeine Macht, die sie beide nicht benennen können, zieht sie unwiderstehlich zueinander hin. Und als wären die dräuenden Angriffe durch die Mauren und ein verwirrendes Spiel der Gefühle nicht schon genug an Ärger, verfinstert zudem noch eine sehr persönliche Bedrohung den Horizont des neuen Lehnsherren: Eine Familienfehde überschattete bereits sein ganzes Leben, und nun hat der Feind ihn ausfindig gemacht …
_Kritik_
„Historischer Roman“, sagt der Einband. Das ist, um mit Günther Grass zu sprechen, ein weites Feld: Da gibt es die sehr sorgfältig recherchierten Romane, in denen ein großer Schriftsteller den Lücken zwischen den historischen Fakten mit Zauberhand Leben und Seele verleiht, da gibt es weiterhin die vielleicht ebenfalls sorgfältig recherchierten, in denen die Lücken mit Klamauk und Klischees gefüllt sind, und dann gibt es jene, die „historisch“ sind, weil sie irgendwann in der Vergangenheit spielen, die ein kurzes Gerüst skizzieren und dann stillvergnügt auf gänzlich eigenen Pfaden wandeln. Der vorliegende Roman gehört der letzten Gattung an: Im Vordergrund steht ganz klar die Romanze zwischen zwei nicht wirklich alltäglichen (um nicht zu sagen, leicht überzeichneten) Charakteren. Der Rest ist irgendwie Beiwerk, und sowohl im Hauptstrang der Geschichte wie in den Nebenarmen wird auf Altbekanntes zurückgegriffen: Der perfekte Krieger mit dem Herzen aus Stein. Das wilde Mädchen, schön und unbezähmbar. Wahnsinnig treue Freunde. Die weise alte Frau. Der Antagonist, der sein ganzes Leben der Zerstörung seines Feindes gewidmet hat.
Diese Liste ließe sich beliebig fortsetzen, aber es dürfte klar sein, worauf ich hinaus will. Und bis jetzt klingt alles sehr negativ – ist es aber nicht. Das altbewährte Rezept geht hervorragend auf, wenn man den Roman aus dem richtigen Blickwinkel betrachtet: Er hat keinen Lehrauftrag, er ist schlicht Unterhaltung. Kurzweil, seicht und angenehm, schrecklich romantisch und in so einfachem Stil, dass man binnen kürzester Zeit damit fertig ist. Und das ist, man kann es kaum deutlich genug sagen, auch mal wieder klasse. Man kann nicht andauernd große Literatur lesen, und für die Zwischenzeit ist dieses Buch quasi perfekt: Es hat mich gar nicht geärgert, niemand hat zum Beispiel aus Hörnern getrunken, trotz Frühmittelalters wird fast überhaupt nicht vergewaltigt, und niemand sagt andauernd schreckliche Dinge wie „holde Maid“ oder so. Dafür gibt es jede Menge Missverständnisse, Aussprachen, dunkle Gefühlswallungen und seufzende Küsse, und da verzeiht man auch schon mal so biologische Bedenklichkeiten wie die Person, die mit einem Schwert im Herzen noch all die Reden schwingen kann, die man noch schwingen muss, ehe man abtritt. „Die Flamme und das Schwert“ ist deshalb ein sympathisches Buch, weil es sich selbst nicht ernster zu nehmen scheint als es ist.
_Fazit_
Dieser Roman ist keine große Literatur. Wirklich nicht. Aber er ist ein herrlicher Schmöker, ein furchtbar romantisches Stück Unterhaltung, und wer einen geistig anstrengenden Tag hinter sich hat und bei an die Scheiben trommelndem Regen unter die Decken gekuschelt die Gedanken sachte abdriften lassen möchte, kann hier überhaupt nichts falsch machen.
|Taschenbuch: 352 Seiten
Originaltitel: La espada y la Ilama (2008)
Aus dem Spanischen von Daniela Pérez y Effinger
ISBN-13: 978-3499253850|
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