Perplies, Bernd – Tarean – Sohn des Fluchbringers (Band 1)

_Handlung_

Tarean ist der Sohn des Fluchbringers, jenes Kriegers, der vor sechzehn Jahren dem bösen Hexenmeister Calvas unabsichtlich zum Sieg über die freien Länder verhalf. Dieser Makel lastet schwer auf dem jungen Mann, denn immer wieder lässt man ihn spüren, was sein Vater getan hat; selbst auf Burg Dornhall, einer der letzten freien Bastionen, wo er vom Waffengefährten seines Vaters Wilfert aufgenommen wurde. Doch eben jener Wilfert und der Waffenmeister Ilrod behandeln Tarean gut, und so wird er dort zu einem Krieger ausgebildet.

Als er dann endlich seinen ersten Auftrag erhält, macht sich der junge Krieger freudig auf den Weg. Er soll etwas zu einem Wachturm bringen, doch als er dort ankommt, sind alle Wachen von Wolflingen, den Schergen Calvas‘, getötet worden. Tarean wehrt sich, so gut es geht, doch er droht zu unterliegen. Unerwartet steht ihm in diesem Moment der Vogelmensch Iegi zur Seite, und gemeinsam können sie die Angreifer besiegen. Doch die Gefahr ist noch nicht beseitigt, denn eine weit größere Horde will die Stadt angreifen. Wiederum durch die Hilfe Iegis gelingt es dem Sohn des Fluchbringers, die Soldaten der Burg zu warnen und die Wolflinge zu vernichten. Bei dieser Schlacht erlebt der Junge dann eine Vision: Er muss den Ruf seines Vaters reinwaschen, und das geht nur, wenn er selbst den Despoten Calvas tötet.

Daher macht er sich auf den Weg, um sein Schicksal in die Hand zu nehmen. Doch schon bald merkt er, dass er nicht alleine ist, denn eine muntere Gruppe sammelt sich um Tarean, um ihn zu unterstützen.

_Der Autor_

Bernd Perplies wurde 1977 in Wiesbaden geboren und studierte Filmwissenschaften und Germanistik in Mainz. Heute arbeitet er für das deutsche Filminstitut in Frankfurt. Neben seiner „normalen“ Arbeit ist er als Redakteur der Zeitschrift |Space View| und des Online-Magazins |Ringbote.de| sowie als Übersetzer tätig. „Tarean – Sohn des Fluchbringers“ ist sein erster Roman, doch auch der zweite Teil der Saga ist kürzlich erschienen.

_Mein Eindruck_

Der deutsche Fantasymarkt ist nach den filmischen Erfolgen von „Herr der Ringe“, „Harry Potter“, „Der Goldene Kompass“ und auch „Eragon“ mittlerweile leider völlig übersättigt. Beinahe täglich kommen neue Romane auf den Markt, von denen die meisten als die größten Epen der Geschichte der Fantasyliteratur angepriesen werden – und das generell leider völlig zu Unrecht. Und dann fallen einem ab und an wirkliche Schätze in die Hand, die den Leser wirklich gefangen nehmen und bei denen man fast traurig ist, dass sie in der Masse des Schundes ein wenig untergehen. „Tarean – Sohn des Fluchbringers“ ist ein solches Kleinod.

Bernd Perplies gelingt es mit einem eigentlich altbekannten Konzept, den Leser zu fesseln und zu begeistern. Aber was macht er anders? Zum einen ist sein Protagonist Tarean von Anfang an ein Anti-Held, wenn auch völlig unverschuldet. Dadurch identifiziert man sich sofort mit ihm und leidet mit ihm. Außerdem sprudelt der Roman über vor frischen Ideen und sympathischen Charakteren. Neben dem Vogelmensch Iegi wird Tarean noch von einem Irrlicht namens Moosbeere, einer Albin und einem Werbären begleitet, was eine wirklich ungewöhnliche Mischung ist und so zu einigen lustigen Verwicklungen führt. Besonders Moosbeere dürfte sich mit ihrer naiven und unschuldigen Art in den Herzen der Leser einen Ehrenplatz erkämpfen.

Doch auch Perplies‘ Schreibstil weiß voll zu überzeugen, und so kreiert er eine gelungene Mischung aus Jugend- und anspruchsvoller Fantasyliteratur, die mich an den leider verstorbenen Fantasy-Großmeister Robert Jordan („Das Rad der Zeit“) erinnert, was von meiner als großes Kompliment gewertet werden darf. Positiv ist auch die Abgrenzung zum ständigen Elf-Zwerg-Ork-Schema, dessen sich die meisten Autoren leider allzu oft bedienen, um es ihren Lesern leicht zu machen, sich die Gestalten vorzustellen. Perplies macht sich die Mühe, eigene Rassen zu entwerfen und zu gestalten, und diese funktionieren in ihrer Art keinen Deut schlechter als die „Standardrassen“. Im Gegenteil: Es wirkt alles erfrischend und einfach neu, obwohl es die Grundgeschichte und der eigentliche Plot gar nicht sind. Ähnliche Handlungen und Hintergründe gab es auch schon zuhauf, aber diese Nuancen, die Perplies einfach richtig macht, entscheiden eben zwischen einem tollen Roman und einem laschen Standardaufguss.

Schön zu lesen sind auch die kleinen Hommagen an andere Bücher, die der Autor absichtlich oder unbeabsichtigt eingebaut hat, wie etwa die drei Trolle, die jedem Tolkien-Leser sofort bekannt vorkommen dürften. Ein weiterer wichtiger Punkt ist der Aspekt, dass „Tarean – Sohn des Fluchbringers“, obwohl der Band als Mehrteiler angelegt ist, seine Handlung auch abschließt, den Leser nicht unbefriedigt zurücklässt und ihn so nur durch seine Qualität zum Weiterlesen zwingt, und nicht wie so oft deshalb, weil die Handlung mittendrin abbricht. Ob hier des Autors Selbstbewusstsein oder seine Tätigkeit als Redakteur und Rezensent zum Tragen kommt, ist dann im Endeffekt für den Leser egal, wobei Ersteres durchaus angemessen wäre.

Auch die Aufmachung ist sehr gelungen, wie man das von |Egmont LYX|-Titeln schon gewohnt ist. Das Cover ist schön gestaltet und auch die ausklappbare Karte weiß zu gefallen. Die Schrift ist angemessen groß und augenschonend und das Papier von angemessener Dicke.

_Fazit:_

Ich kann „Tarean – Sohn des Fluchbringers“ nur jedem Freund der Fantasy-Literatur wärmstens ans Herz legen. Einige vergnügliche und spannende Stunden sind auf jeden Fall garantiert. Da bleibt eigentlich nur zu sagen: Holt euch gleich noch den zweiten Teil, der bereits erschienen ist!

|347 Seiten, kartoniert
ISBN-13: 978-3-8025-8180-9|
http://www.egmont-lyx.de
http://www.bernd-perplies.de

_Lest ergänzend dazu auch unser [Interview]http://www.buchwurm.info/artikel/anzeigen.php?id=94 mit dem Autor!_

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