Thomas Pfanner – Gott will es!

Mit dem Aufdruck „rasante, actiongeladene Mischung aus Detektivgeschichte, Verschwörungsthriller und Kirchenkritik […] mit einer Prise Erotik und sehr viel schwarzem Humor“ macht der |Eldur|-Verlag auf dem Buchdeckel Werbung für den aktuellen Roman von Krimimann Thomas Pfanner, der mit „Gott will es!“ auf den Spuren eines Dan Brown wandelt und sich düstere Machenschaften innerhalb der katholischen Kirche zum Thema seines Romans gemacht hat…

Im Kölner Dom werden an einem heißen Sommertag ein Immobilienmanager und sein Beichtvater im Beichtstuhl von einem mysteriösen Mann im langen Mantel ermordet. Zunächst unabhängig voneinander beginnen Daniel Joya mit seiner neuen und nervigen Kollegin Jasmin Tareh und seine ehemalige Kollegin Katja Preuß mit ihren Ermittlungen. Schnell kommen sie auf die Spur eines großen Fondsbetrugs, der sich innerhalb der katholischen Kirche abspielt und bei dem der ehrgeizige Kardinal von Nassau seine Finger im Spiel hat. Aber auch die Witwe des Immobilienmanagers trauert offensichtlich nicht lange um ihren Mann, denn bald können die Ermittler andere Kirchenmänner beobachten, wie sie bei der Witwe ein- und ausgehen und auch über Nacht bleiben.

Katja Preuß und ihr guter Freund Klaus Schmickler, der sich gerne als Hacker betätigt, können schnell den Betreiber eines Internetforums auffinden, der mehr über den Fondbetrug zu wissen scheint als alle anderen. Doch bald muss Katja feststellen, dass sie sich mit ihren Ermittlungen direkt in die Schusslinie begibt und auch nur knapp einem Anschlag entkommen kann.

Zu viert entdecken Daniel Joya, Jasmin Tareh, Katja Preuß und Klaus Schmickler schier unglaubliche Details über den Fondsbetrug, sie decken dunkle Machenschaften auf und entlarven schließlich den Drahtzieher hinter all den Verbrechen, während zur gleichen Zeit immer mehr Menschen ihr Leben lassen müssen, die in den Fondsbetrug verwickelt sind…

In einem recht nüchternen und abgeklärten Schreibstil präsentiert uns Thomas Pfanner seine Kirchengeschichte und verlangt zunächst viel Aufmerksamkeit von seinen Lesern, da er am Anfang zunächst alle Protagonisten vorstellen will und dabei ständig die Schauplätze wechselt. Zu Beginn verliert man sich daher in der Geschichte und weiß nicht recht, worauf Pfanner hinauswill, was den Einstieg in die nur 233-seitige Geschichte leider sehr schwierig gestaltet. Doch etwa ab der Hälfte der Erzählung zieht Pfanner sein Erzähltempo deutlich an, sodass man spätestens ab diesem Zeitpunkt das Buch nicht mehr aus der Hand legen kann. Hier werden uns schließlich die Hintergründe hinter den Morden präsentiert, die eine sehr düstere Seite der katholischen Kirche aufdecken und damit auch den Punkt der Kirchenkritik abdecken, die auf dem Buchdeckel angekündigt wird.

Doch der Werbeslogan des |Eldur|-Verlags verspricht noch mehr: Rasant und actiongeladen soll „Gott will es!“ sein. Diesen Punkt kann ich sofort unterschreiben, denn Thomas Pfanner hat so viele Details in seine Geschichte eingebaut, dass sie zwangsläufig rasant erzählt sein muss; gerade durch den steten Wechsel zwischen den einzelnen Schauplätzen entwickelt die Erzählung eine eigene Dynamik, die die Geschichte rasend schnell vorantreibt. Auch Action bietet uns Pfanner in seinem Roman, wenn beispielsweise Katja Preuß nur knapp einem Mordanschlag entgehen kann oder auch am rasanten Buchende, wo sich schließlich alles auflöst und wir ein spektakuläres Finale präsentiert bekommen, das es durchaus mit dem Finale in „Illuminati“ aufnehmen kann, ohne dabei aber so haarsträubend zu sein wie die berühmte Helikopterszene bei Dan Brown.

Detektivgeschichte und Verschwörungsthriller ergeben sich als Komponenten fast von alleine, da ein Kirchenthriller praktisch immer eine dunkle Verschwörung zum Thema hat; so auch hier bei Thomas Pfanner, wo ein ehrgeiziger und über Leichen gehender Kardinal auf dem Weg zur Macht praktisch keine Rücksicht nimmt und dabei auch vor Verbrechen nicht zurückschreckt. Aber auch die Detektivgeschichte kommt nicht zu kurz, da hier sogar zwei verschiedene Detektivduos ermitteln, die jeweils ihren eigenen Weg gehen und sich dabei der Lösung des Falls von unterschiedlichen Seiten nähern. Dabei können wir mit beiden Duos mitfiebern, da alle handelnden Charaktere ihre Sympathiepunkte einsammeln, sich aber auch als teils sehr „freaky“ erweisen. Katja Preuß und ihr Partner beispielsweise schrecken nicht einmal davor zurück, gemeinsam einen Swingerclub aufzusuchen und dort alle stattfindenden Spielchen mitzumachen. Dies ist wohl auch die Szene, die die Prise Erotik abdecken soll. Doch leider kann ich hier nicht ganz zustimmen, denn eine zweiseitige Gruppensexszene in einem Swingerclub mag zwar ganz anregend sein, aber Erotik ließ diese Passage doch leider etwas vermissen.

Schwarzer Humor blitzt an einigen Stellen auf, hätte ich mir persönlich aber noch häufiger gewünscht, da Thomas Pfanners Humor nicht nur schwarz ist, sondern er auch manch eine Ironie verwendet, die seine Erzählung auflockert. Insgesamt kann also festgehalten werden, dass fast alle versprochenen Komponenten in diesem knappen Buch zu finden sind, auch wenn es mir zuvor eher unwahrscheinlich erschien, dass eine so kurze Geschichte all diese Punkte abdecken könnte. Aber Thomas Pfanners Story ist vielschichtig und verwickelt und wirkt daher auf den Leser sehr gut durchdacht und klug inszeniert.

Neben dem verwirrenden Bucheinstieg gibt es praktisch nur einen Punkt, den man Pfanner ankreiden könnte, denn er lässt zu oft durchblicken, dass er ein Faible für Flugzeuge hat; in der kurzen Autoreninformation wird uns mitgeteilt, dass Pfanner zurzeit eine Focke-Wulf wieder aufbaut und auch einer seiner Hauptcharaktere teilt dieses Hobby, was dem Nicht-Flugzeug-Spezialisten wie mir dann doch etwas negativ aufgefallen ist, weil Pfanner immer wieder Informationen über die Focke-Wulf einstreut.

Alles in allem ist Thomas Pfanner mit „Gott will es!“ ein interessanter, rasanter und lesenswerter Kirchenthriller gelungen, der nach einer kurzen Einlesephase eine raffinierte Geschichte präsentiert, die es wirklich in sich hat. Pfanner schreibt meist nüchtern, aber an manch einer Stelle mit einem ausgezeichneten Humor und ich kann ihm nur wünschen, dass viele Krimifreunde „Gott will es!“ für sich entdecken.

Taschenbuch: 238 Seiten
www.eldur-verlag.de