Poe, Edgar Allan / Hala, Melchior / Bertling, Simon / Hagitte, Christian / Sieper, M. / Weigelt, Th. – Feeninsel (Edgar Allan Poe, Folge 30)

_Leonie als Heldin: rundum gelungene Episode_

Die Hörspiel-Reihe bringt unter Mitwirkung von Ulrich Pleitgen und Iris Berben, eingebettet in eine Rahmenhandlung, Erzählungen des amerikanischen Gruselspezialisten zu Gehör. Mit „Feeninsel“ beginnt die 8. Staffel des großen POE-Epos. Die Vorgeschichte findet man in den vorangegangenen 29 Folgen sowie in dem Roman [„Lebendig begraben“,]http://www.amazon.de/exec/obidos/ASIN/3404156757/powermetalde-21 erschienen bei |Bastei Lübbe|.

USA um 1850. Der Mann ohne Gedächtnis, einst Insasse eines Irrenhauses und Opfer einer medizinischen Behandlung, weiß nun, wer er ist: Edgar Allan Poe. In seinem Grab ruht ein namenloser Landstreicher. Doch mittlerweile ist er wieder eingesperrt worden: als Mörder und Hexer verurteilt, sitzt er in einer Zelle des Irrenasyls auf Blackwell’s Island.

Davon weiß seine Beinahegattin Leonie Goron jedoch nichts. Als sie seiner Spur zu Landors Landhaus und zu den alten Höhlen folgt, findet sie den Beweis für seine Unschuld. Doch rettet sie ihn damit schon?

Die |Edgar Allan Poe|-Serie von |STIL| bei |Lübbe Audio|:

#1: [Die Grube und das Pendel 1487
#2: [Die schwarze Katze 755
#3: [Der Untergang des Hauses Usher 761
#4: [Die Maske des roten Todes 773
#5: [Sturz in den Mahlstrom 860
#6: [Der Goldkäfer 867
#7: [Die Morde in der Rue Morgue 870
#8: [Lebendig begraben 872
#9: [Hopp-Frosch 1906
#10: [Das ovale Portrait 1913
#11: [Der entwendete Brief 1927
#12: [Eleonora 1931
#13: [Schweigen 3094
#14: [Die längliche Kiste 2510
#15: [Du hast’s getan 2518
#16: [Das Fass Amontillado 2563
#17: [Das verräterische Herz 2573
#18: [Gespräch mit einer Mumie 3178
#19: [Die Sphinx 3188
#20: [Scheherazades 1002. Erzählung 3202 (auch: Die 1002. Erzählung)
#21: [Schatten 3206 (ursprünglicher Titel: Die Scheintoten)
#22: [Berenice 4394
#23: [König Pest 4408
#24: [Der Fall Valdemar 4420
#25: [Metzengerstein 4471
#26: [Die Flaschenpost 4946
#27: [Landors Landhaus 4966
#28: [Der Mann in der Menge 5000
#29: [Der Kopf des Teufels 5089

Achte Staffel (11/2008):

#30: Feeninsel
#31: Teer und Federn
#32: William Wilson
#33: Morella

_Der Autor_

Edgar Allan Poe (1809-49) wurde mit zwei Jahren zur Vollwaise und wuchs bei einem reichen Kaufmann namens John Allan in Richmond, der Hauptstadt von Virginia, auf. Von 1815 bis 1820 erhielt Edgar eine Schulausbildung in England. Er trennte sich von seinem Ziehvater, um Dichter zu werden, veröffentlichte von 1827 bis 1831 insgesamt drei Gedichtbände, die finanzielle Misserfolge waren. Von der Offiziersakademie in West Point wurde er ca. 1828 verwiesen. Danach konnte er sich als Herausgeber mehrerer Herren- und Gesellschaftsmagazine, in denen er eine Plattform für seine Erzählungen und Essays fand, seinen Lebensunterhalt sichern.

1845/46 war das Doppeljahr seines größten literarischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Erfolgs, dem leider bald ein ungewöhnlich starker Absturz folgte, nachdem seine Frau Virginia (1822-1847) an der Schwindsucht gestorben war. Er verfiel dem Alkohol, eventuell sogar Drogen, und wurde – nach einem allzu kurzen Liebeszwischenspiel – am 2. Oktober 1849 bewusstlos in Baltimore aufgefunden und starb am 7. Oktober im Washington College Hospital.

Poe gilt als der Erfinder verschiedener literarischer Genres und Formen: Detektivgeschichte, psychologische Horrorstory, Science-Fiction, Shortstory. Neben H. P. Lovecraft gilt er als der wichtigste Autor der Gruselliteratur Nordamerikas. Er beeinflusste zahlreiche Autoren, mit seinen Gedichten und seiner Literaturtheorie insbesondere die französischen Symbolisten.

Mehr von und über Edgar Allan Poe auf |Buchwurm.info|:

[„Faszination des Grauens 554“]
[„Edgar Allan Poes Meistererzähler“ 4832 (Hörbuch)
[„Der Untergang des Hauses Usher“ 2347 (Gruselkabinett 11, Hörspiel)
[„Der Doppelmord in der Rue Morgue“ 2396 (Hörbuch)
[„Der Streit mit der Mumie“ 1886 (Hörbuch)
[„Die Brille“ 1885 (Hörbuch)
[„Mythos & Wahrheit: Edgar Allan Poe. Eine Spurensuche mit Musik und Geräuschen“ 2933
[„Visionen“ 2554

_Die Sprecher/Die Inszenierung_

Ulrich Pleitgen tritt diesmal nicht auf.

Iris Berben gehört zu den bekanntesten und profiliertesten Schauspielerinnen hierzulande. Ihr Repertoire umfasst Krimis („Rosa Roth“) ebenso wie Komödien und klassische Werke. Für ihre Leistungen wurde sie unter anderem mit dem |Bambi| und mit der |Goldenen Kamera| ausgezeichnet. In der POE-Serie interpretiert sie die weibliche Hauptrolle Leonie Goron und andere Figuren.

Dr. Templeton: Till Hagen (dt. Stimme von Kevin Spacey, Billy Bob Thornton)
Sir Christopher Frank: Hans-Peter Hallwachs
Joe: Timmo Niesner („Frodo“ Elijah Wood in Jacksons „Herr der Ringe“)
Emely: Henriette Gonnermann
Sowie Carsten Wilhelm, Holger Mahnfeld und Karsten Morschett.

Hans Peter Hallwachs, Jahrgang 1938, studierte an der Fritz-Kirchhoff-Schauspielschule in Berlin. Von 1963 bis 1967 arbeitete er in Bremen bei Kurt Hübner und spielte Rollen in zahlreichen Inszenierungen von Peter Zadek. Unter der Regie von Hans Hollmann spielte er die Titelrolle in Peter Weiss‘ „Hölderlin“ und an den Münchener Kammerspielen in der Inszenierung von Dieter Dorns „Faust“. Hans Peter Hallwachs spielte große Rollen auch bei den Salzburger Festspielen, den Luisenburg-Festspielen und wirkte in zahlreichen Film- und Fernsehproduktionen mit.

Der deutsche Prolog wird von Heinz Rudolf Kunze vorgetragen, der englische von Giuliana Ertl, die Ansage erledigt André Sander. Die deutsche Hörspielfassung stammt von Melchior Hala nach einer Idee von Marc Sieper, Dicky Hank und Thomas Weigelt. Für Regie, Musik und Ton waren Christian Hagitte und Simon Bertling vom |STIL|-Studio verantwortlich.

_Vorgeschichte_

Ein Mensch ohne Namen. Und ohne jeden Hinweis auf seine Identität. Das ist der Fremde, der nach einem schweren Unfall bewusstlos in die Nervenheilanstalt des Dr. Templeton eingeliefert und mittlerweile entlassen wurde. Diagnose: unheilbarer Gedächtnisverlust. Er begibt sich auf eine Reise zu sich selbst. Es wird eine Reise in sein Unterbewusstsein, aus dem schaurige Dinge aus der Vergangenheit aufsteigen. Woher kommen sie? Was ist passiert? Was hat er getan?

Schon 29 Stationen hat der Fremde durchwandert, stets begleitet von Alpträumen. Nach einem Aufenthalt in einem Gasthaus begibt sich der Fremde ohne Gedächtnis auf eine Seereise, die ihn zunächst nach New Orleans führt. Aus einem Schiffswrack rettet er eine schöne Landsmännin, Leonie Goron. Sie weist ihn darauf hin, dass man ihm möglicherweise nach dem Leben trachtet. Nur zu wahr, denn auf der letzten Station vor dem Ziel New Orleans muss sie ihm das Leben retten. Selbst in der großen Stadt bleibt Poe nicht von Alpträumen nicht verschont. Doch er findet etwas über seine und Leonies Vergangenheit heraus und welche finstere Rolle Dr. Templeton als Francis Baker darin spielt.

Am Anfang rekapituliert Poe/Pleitgen sehr knapp die unmittelbare Vorgeschichte. Das erleichtert den Einstieg in die Serie ein wenig, aber nur minimal.

_Handlung_

Leonie erfährt von Richter Sir Christopher Frank am Sondergericht der Stadt New York das Schicksal ihres Beinahegatten Edgar Allan Poe. Frank berichtet, wie der Mann der sich Poe nennt, bei den alten Höhlen nahe Landors Landhaus wegen Mordes und Hexerei verhaftet wurde. Danach habe man ihn wegen dieses Wahns zu lebenslänglicher Haft im Irrenasyl auf Blackwell’s Island verurteilt.

Mord? Hexerei? Leonie wundert sich sich über diese Anklagen und ist sicher, dass Poe in jeder Hinsicht unschuldig ist. Doch wie kann sie es beweisen? Sie könnte beispielsweise zum angeblichen Tatort zurückkehren und dort nach Beweisstücken suchen. Sie mietet zwei Pferde und einen Diener namens Joe, der sie dorthin bringen und begleiten soll. Sie bemerkt den Mann nicht, der sie seit dem Gerichtsgebäude unauffällig beschattet. Dr. Templeton alias Baker will seine Aufzeichnungen wiederhaben, die ihm Poe gestohlen hat. Vielleicht weiß Miss Goron, wo er sich befindet. Er folgt ihr.

In Landors Landhaus angelangt, erinnert sich Leonie an die glücklichen Tage mit Poe – lang ist’s her, wie ihr scheint. Dabei war dies erst vor höchstens zehn Tagen. In einer Ecke hinter der Tür findet sie die Wegbeschreibung zu den Alten Höhlen, von „einem Freund“ geschrieben. Bestimmt ist Poe diesem Hinweis gefolgt. Ihr Diener Joe warnt sie ausdrücklich vor den Höhlen, in denen Geister umgingen, wie er behauptet. Seine Mutter habe ihm vor ihrer Erblindung aus einem Buch vorgelesen. Dort sei ein Liebespaar verschwunden, und die Feeninsel sei auch nicht weit weg.

Joe fühlt sich verfolgt, und Dr. Templeton erspäht mit seinem Fernrohr einen undefinierbaren Schatten, der Joe und Leonie folgt. Diese stellen ihre Pferde auf Landors verlassenem Gehöft unter und gehen zu Fuß in den Wald, um zu den Höhlen zu gelangen. Ein riskanter Weg, findet Templeton. Schon heult ein Wolf den Mond an, während sich Leonie und Joe ein Nachtlager bereiten. Leonie lauscht, wie Joe ihr erzählt, es gebe sieben Zugänge zur Unterwelt der Toten, und die Höhlen bilden einen davon. Auch dies weiß er von seiner Mutter. Als sich etwas im Unterholz rührt, schießt er. Es sei kein Tier gewesen, behauptet er.

Am nächsten Morgen marschiert Leonie gegen Joes Protest weiter zu den Höhlen und betritt das Labyrinth. Doch selbst nach Stunden hat sie nichts gefunden. In der Nähe des Ausgangs verstaucht sich Joe den Fuß und geht voraus. Als Leonie wenig später folgt, entdeckt sie von ihrem Diener keine Spur. Wie seltsam. Erschöpft setzt sie sich unter den einzigen Baum, der vor den Höhlen steht. Etwas tropft auf ihre Hand. Als sie die Hand ansieht, entdeckt sie mit Schaudern, dass es sich um Blut handelt. Im Baum macht sie eine grausige Entdeckung …

_Mein Eindruck_

Diese Folge schließt nahtlos an „Landors Landhaus“, „Der Mann in der Menge“ und „Der Kopf des Teufels“ an. In Landors Landhaus verbrachten Leonie und Poe schöne Tage als Verlobtenpaar, bis sie sich trennten und Leonie in Gefangenschaft geriet. Poe selbst geriet in die Fänge von Sir Christopher Frank vom Sondergericht, der ihn verurteilen und in die Irrenanstalt auf Blackwell’s Island (heute Roosevelt Island im Bezirk Manhattan) einweisen ließ. Doch wer hat Poe diesen finsteren Streich gespielt und dessen Führer Tom auf dem Gewissen?

Dieser Unbekannte wird nun von Dr. Templeton erspäht, der Leonie, die sich befreien konnte, folgt: ein Schatten, der ihr und Joe zu den Höhlen folgt. Wieder schlägt der Unbekannte zu und lässt Joe verschwinden. Leonie fällt aus allen Wolken, als sie Sir Christopher Frank bei finsteren Machenschaften entdeckt: Er brennt Landors Gehöft nieder. Was die Frage aufwirft, wer dieser Landor überhaupt war. War er wirklich so harmlos, wie er immer tat – oder verbirgt sich hinter seiner freundlichen Fassade ein Abgrund an Bosheit? Und wo befindet er sich jetzt?

|Feeninsel|

Doch diese Folge hat ihren Titel nicht wegen Landor, der Höhle oder dem Sondergericht, sondern wegen der Insel, auf die Leonie stößt, als sie vor Sir Christopher Frank durch den Wald flüchtet. Sie findet Joes blinde Mutter Emely, die vor Jahren aus dem Haus flüchten musste und sich in die Kapelle auf dieser Insel zurückzog. Die Insel werde von einer guten Fee, die mit einer Glocke herbeigerufen werden kann, bewacht. Tatsächlich erblickt Leonie bei ihrem Aufenthalt in dieser Zuflucht eine weiß gewandete Frau in einem Boot.

Als Leonie Emelys Familiengeschichte erkundet, in der auch Sir Christopher Frank eine einschneidende Rolle spielte, kommt ihr schlagartig die Erkenntnis, dass Poe doch seine Identität über seine Familie erfahren können müsse. Sie müssen seine Eltern finden. Nur wo? Zuerst muss sie erst einmal ihn selbst finden. In diesem Moment tritt ihr früherer Mann in die Tür der Kapelle – der Mann, der ihre eigenen Eltern tötete und sie in England wie eine Gefangene hielt, bis sie vor ihm floh. Bis hierher. Nun bietet auch die Insel keine Zuflucht mehr – das Verhängnis nimmt seinen Lauf …

_Die Inszenierung_

|Sprecher|

Leonie Goron erschien uns in den ersten Staffeln als patente und zupackende Helferin und Gefährtin des manchmal recht hilflosen Poe. Doch nach dem scheinbaren Tod Dr. Templetons ändert sich ihr Erscheinungsbild. Sie hat ja zuvor schon Andeutungen gemacht, dass sie vor gewissen Ereignissen in England geflohen sei, um bei ihrer Kusine in den Vereinigten Hilfe und Obdach zu finden.

Doch offensichtlich ist ihr ihr Mann, den sie als einen verurteilten Mörder verließ, in die Neue Welt gefolgt und hat sie bereits einmal gefangen genommen. Der Schluss liegt nahe, dass es sich bei ihrem Mann, der bislang noch keinen Namen bekommen hat, um Dr. Templeton alias Baker handelt, Poes Peiniger. Das würde der Geschichte eine weitere Ebene an tragischer Ironie hinzufügen. Kein Wunder, dass Templeton sowohl seine Aufzeichnungen von Poe als auch seine entflohene Frau zurückhaben will.

Nun erscheint Leonie als gehetzte Frau auf der Flucht vor der Vergangenheit – so ziemlich das Gegenteil zu Poe. Denn Poe sucht in der Vergangenheit sein Heil, die in seiner Identifizierung als der echte Edgar Allan Poe bestehen soll. Ob dieser Glücksfall und Erfolg wirklich eintritt, ist noch abzuwarten. In der Irrenanstalt scheinen dafür relativ wenige Chancen zu bestehen.

|Geräusche|

Der Sound liegt im Format PCM-Stereo vor, wie mir mein DVD-Spieler angezeigt hat, und klingt glasklar. Mindestens ebenso wichtig wie die Sprecher sind bei den POE-Produktionen auch die Geräusche und die Musik. Hut ab vor so viel Professionalität! Die Arbeit des Tonmeisters beim Mischen aller Geräusche ist so effektvoll, dass man sich – wie in einem teuren Spielfilm – mitten im Geschehen wähnt.

Die Geräuschkulissen sind entsprechend lebensecht und detailliert gestaltet. Aber sie werden nur ganz gezielt dort eingesetzt, wo sie einen Sinn ergeben. Die Geräusche auf der Insel sind beispielsweise stark reduziert: eine Glocke, die an die Fee gemahnt, dazu Türen, Zündhölzer, Schritte.

Diese untere Schicht von Geräuschen wird von der Musik ergänzt, die eine emotionale Schicht einzieht. Darüber erst erklingen die Stimmen der Sprechen: Dialoge, aber auch Rufe und sogar Schreie. Durch diese Klang-Architektur stören sich die akustischen Ebenen nicht gegenseitig, sind leichter aufzunehmen und abzumischen. Das Ergebnis ist ein klares Klangbild, das den Zuhörer nicht von den Informationen, die es ihm liefert, ablenkt.

|Musik|

Die Musik erhält eine wichtige Bedeutung: Sie hat die Aufgabe, die emotionale Lage der jeweiligen Hauptfigur und ihres Ambientes darzustellen. Leonie hat kein eigenes musikalisches Leitmotiv, doch allenthalben stößt sie auf die Spuren Poes, der musikalisch mit seinem Leitmotiv sowie mit dem Chor „Dies illa, dies irae“ zitiert wird. Leonies Erlebnisse sind teils von flotter, heiterer, unternehmungslustiger Musik begleitet, dann aber auch wieder von düsterer und sogar dramatischer Musik untermalt, wenn die Vergangenheit sie einzuholen droht.

Ein Streichquartett und Musiker des Filmorchesters Berlin wirken zusammen, um eine wirklich gelungene Filmmusik zu den Szenen zu schaffen. Das Booklet führt die einzelnen Teilnehmer detailliert auf, so dass sich niemand übergangen zu fühlen braucht. An der Musik gibt es absolut nicht auszusetzen. Für die jüngere Generation mag sie aber zu klassisch orientiert sein. Rockige Klänge finden Jüngere eher in |LPL|s „Offenbarung 23“ oder „Jack Slaughter“.

|Der Song|

Jede Folge der Serie wird mit einem Song abgeschlossen, und in jeder Staffel gibt es einen neuen Song. Diese Staffel enthält den Song „You see“ von der deutschen Gruppe |[Elane.]http://www.powermetal.de/review/review-12848.html |Die Stilrichtung entspricht einem weiterentwickelten Celtic Folk Rock, wie er von der Gruppe |Clannad| in den siebziger und achtziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts entwickelt wurde. Auch bei |Elane| wird englische mit gälischer Sprache kombiniert.

Die Musik verbindet Romantik und sehnsuchtsvolle Mystik, was einerseits durch die Instrumentierung, zum anderen durch den mehrstimmigen Frauengesang betont wird. Zu den Instrumenten, die für Folk Rock obligatorisch sind, gehören die akustische Gitarre, die Harfe und die Flöte. Dass Drums, E-Gitarre und E-Bass eine elektrisch verstärkte Rhythmusgruppe bilden, wurde schon von |Clannad| als Standard etabliert. Besonders interessant bei |Elane| ist die Mehrstimmigkeit.

Ich konnte zwei tiefe Frauenstimmen ausmachen und eine hohe Frauenstimme, also Alt und Sopran. Die Überlagerungen machen die Harmonien zu einer kniffligen Angelegenheit der gegenseitigen Abstimmung, sonst können leicht Disharmonien oder gar Rhythmusstörungen entstehen. Soweit ich hören könnte, gelingt die Polyharmonie jedoch durchweg einwandfrei – Applaus.

Ob der Celtic Folk Rock dem Thema „Feeninsel“ Rechnung trägt, sei dahingestellt. Aber es gibt jedenfalls schlimmere Abschluss-Songs, und „You see“ klingt sehr erträglich.

_Unterm Strich_

Die Erzählung „Feeninsel“ ist mir persönlich unbekannt, und ich habe sie noch nie in einer Erzählsammlung Poes entdeckt. Aber es ist nicht ausgeschlossen, dass es sie gibt, denn Poe hat am Anfang seiner Schriftstellerlaufbahn auf die europäische schwarze Romantik zurückgegriffen. Und dort sind Feen durchaus ein gängiges Motiv.

Die dramaturgische Gestaltung teilt diese Folge in zwei bis drei Abschnitte: Leonie findet Poes Spur, löst das Rätsel um den Teufelskopf, muss aber fliehen, was in der Endphase zu einer weiteren dramatischen Begegnung führt. Durch Bewältigung des Vorhergehenden, Beantwortung diverser Rätsel und die Einführung neuer Elemente bietet diese Folge eine rundum zufriedenstellende Kombination aus alten und neuen Elementen. Sie auszutüfteln, dürfte einige Stunden Schweiß gekostet haben.

|Das Hörspiel|

Die akustische Umsetzung ist vom Feinsten, und man merkt in jeder Szene, wie viel Sorgfalt die Mitwirkenden und Macher aufgewendet haben, um die Episode reizvoll und stimmungsvoll zu gestalten. Der Song „You see“ verbindet keltische Mystik mit deutsch-englischer Mystik. Worum es im Text geht, habe ich zwar nicht herausbekommen, weil ich kein Gälisch beherrsche, aber das macht nichts, solange die Musik den Hörer mit schönen Polyharmonien und keltischen Klängen in eine andere Welt entführt.

TIPP: Unbedingt diese CD bis zur letzten Sekunde anhören, denn am Schluss wendet sich der fiese Dr. Templeton nach dem Song noch einmal an den Zuhörer und macht bedrohliche Andeutungen.

Fazit: ein Volltreffer.

|75 Minuten auf 1 CD
ISBN-13: 978-3-7857-3686-9|
http://www.poe.phantastische-hoerspiele.de
http://www.luebbe-audio.de
http://www.elane-music.de