Quincy, Paul – Schwarze Flagge – Rote Segel

Die Piratengeschichten haben seit „Pirates of the Caribean – Fluch der Karibik“ wieder Konjunktur. Ruhmreiche Seeschlachten, verwegene Gestalten, romantische Liebe und nicht zuletzt das Mystische, Geheimnisvolle wollen spannend und unterhaltsam erzählt werden.

Piraten gab es damals aus jeder Nation. Für die einen waren sie gefürchtete und erfahrene Seeleute, die nichts mehr zu verlieren hatten und demnach jedes Risiko eingegangen sind, für die anderen waren es Nationalhelden, die die Seewege sicherten bzw. feindlich gesinnte Schiffe anderer Nationen aufbrachten, plünderten und oftmals keine Gefangenen machten – wo kein Kläger, da auch kein Richter. Besonders die Karibik mit ihren Unmengen an unerforschten Inseln, aber auch wirtschaftlich wichtigen Gütern war nicht nur das Ziel von Piraten, sondern hier erschlossen sich für handelnde Nationen wahre Goldgruben exotischer und einmaliger Waren.

Im Jahre 1776 herrscht ein brüchiger und unruhiger Frieden. England beherrscht mit seinen Kolonien in Nordamerika das politische Geschehen. Die fernen Kolonisten in Amerika wirken aufrührerisch und möchten sich der englischen Besatzung entledigen, um eine eigene Nation zu bilden. Sie stehen damit nicht alleine da, denn die französische Nation unterstützt die junge, sich noch im Entstehen befindliche Nation. Frankreich hatte zu diesem Zeitpunkt zu England über Jahrhunderte bereits eine Erzfeindschaft.

Der Autor Paul Quincy erzählt in seinem Roman „Schwarze Flagge – Rote Segel“ von den Geschehnissen jener Epoche.

_Die Geschichte_

1776 befindet sich der europäische Kontinent in einem ungewohnten Zustand des Friedens. Eine unruhige Zeit, in der jede Nation versucht, ihre Kolonien in Übersee zu stabilisieren, um den Handel mit Waren zu kontrollieren, die Wohlstand und ein gewisses Monopol gewährleisteten. Doch selbst England hat es nicht einfach in seinen Kolonien. Zwar haben sie den Krieg gegen Frankreich um die Vorherrschaft in Nordamerika gewonnen, doch nun sehnen sich die Kolonisten aus allen Ländern nach Unabhängigkeit und der Eigenständigkeit einer eigenen Nation.

Die große Entfernung macht die Kontrolle nicht unbedingt einfach; über Seewege müssen die Truppen auf dem amerikanischen Kontinent versorgt werden, doch diese werden von Freibeutern immer wieder aufgebracht und vernichtet. Oftmals gibt es keine Überlebenden, die Zeugnis vom Geschehen ablegen können – ein unhaltbarer Zustand für das britische Empire. Trotz aller Vorsichtsmaßnahmen kennen die Freibeuter erschreckend genaue Details über die Pläne und Versorgungslinien der englischen Flotte.

Der junge Leutnant William Turner wird von der britischen Admiralität aufgefordert, den Verräter innerhalb der Flotte zu finden und zu beseitigen – ein legitimierter Auftragsmord der englischen Krone. Turner ist von diesem Befehl hin- und hergerissen. Einerseits wäre es das erste eigene Kommando für den jungen Offizier, andererseits weiß er, dass dieses Kommando eine tödliche Mission sein kann.

Sein Schiff wird ein kleines, aber mit hochmodernen Waffen ausgerüstetes Schiff sein – das Kriegsschiff |Shark|. Seine eigenen Offiziere haben mit den aufrührerischen Rebellen noch viele offene Rechnungen zu begleichen, und für Turner ist dies die Chance, zu Amt und Würden zu gelangen. Sein Name ist nicht unbekannt in der englischen Flotte, viele kennen ihn auch unter den Namen „Wild Bull“, weil er kein Risiko scheut und oftmals seine Befehle etwas zu draufgängerisch sind.

In wenigen Monaten hat sich der junge Leutnant Turner einen Namen gemacht, aber auch die Gefahr steigt, damit selbst ein Ziel für die Freibeuter zu werden, denn die Übergriffe und die Brutalität eines bestimmten Freibeuterschiffes mit schwarzen Segeln nehmen immer mehr zu …

_Kritik_

Dem Leser werden die Parallelen bekannter Persönlichkeiten zu „Fluch der Karibik“ auffallen. Der Name William Turner und ebenso der weibliche Part der Elisabeth sind vielleicht eine Hommage an die berühmte Piraten-Trilogie, vielleicht auch eine an den Marinemaler William Turner (1775 – 1851). Der Roman ist das Erstlingswerk des Autors Paul Quincy und weist noch so einige Schwächen auf, die, wie ich hoffe, in den nächsten Romanen weiter abgebaut werden.

Die Handlung ist recht flach und vorhersehbar gehalten und der Autor schafft es nicht wirklich, Spannung aufkommen zu lassen. Einzig und allein die Seeschlachten sind wirklich spannend erzählt, wenn auch an manchen Stellen zu blutig und brutal geschildert. Zum Glück unterlässt es der Autor, mit nautischen Begriffen die Handlung in die Länge zu ziehen.

Die Charaktere sind nicht unbedingt vielschichtig. Turner und Elisabeth erinnern so manches Mal an ihre Originale in „Fluch der Karibik“. Vielleicht gedachte der Autor, mit diesen bekannten Filmfiguren einen gewissen Wiedererkennungsgrad zu bewirken und Leser dazu zu verführen, den Roman eher zu kaufen. Ich hätte durchaus gerne mehr gelesen über den Hauptcharakter mit seiner Vergangenheit, die gar nicht uninteressant gestaltet ist.

Leider reiht sich Klischee an Klischee; für einen Erstlingsroman allerdings bedingt entschuldbar. Auch die historischen Begebenheiten werden mir zu wenig erklärt, denn gerade in diesem Konflikt ist die Thematik für das Verstehen der Handlungen unabdingbar. Und gerade dieser Konflikt birgt den Stoff für viele unzählige Abenteuergeschichten, um gleich mehrere Handlungen verstrickt erzählen zu können. Paul Quincy lässt die Handlung jedoch viel zu schnell voranschreiten und vieles bleibt unerwähnt der Interpretation des Lesers überlassen.

_Fazit_

Es wird deutlich, dass die Geschichte um den jungen William Turner noch stark ausbaufähig ist. Die Charaktere alleine bergen schon mächtig viel Potenzial, was sicherlich auch darauf zurückzuführen ist, dass die Reihe auf mehrere Teile ausgelegt sein wird.

Für Freunde von Seeschlachten und Freibeutern ist dieser Roman sicherlich unterhaltsam und macht Lust auf mehr. Seien wir gespannt auf die nachfolgenden Romane des Autors, der hoffentlich noch an seinem handwerklichen Können arbeiten wird.

_Der Autor_

Paul Quincy startete als Schiffsjunge auf einem Frachter in der Nordsee und wechselte dann als Matrose auf einen Stückgutfrachter der Handelsmarine. Nach mehreren Jahren in der Karibik befuhr er mit dem Steuermanns- und Kapitänspatent in der Tasche alle Ozeane der Welt. Zurzeit verdient er seinen Lebensunterhalt vorwiegend als Skipper auf Yachten in der Ostsee und im Mittelmeer.

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