Radford, Irene – verbotene Zauber, Der (Der Drachen-Nimbus 2)

Bereits im ersten Teil des „Drachen-Nimbus“ hegte ich einige Zweifel am qualitativen Output von Irene Radford. Die Dame zeigte nämlich bei der Einführung von Charakteren, Schauplätzen und der grundlegenden Problematik zwei elementare Schwächen, die sich in ihrer Erscheinung eigentlich widersprechen. Zum einen nämlich brauchte die Autorin unheimlich lange, um mit der Schilderung der Lage um die vom Aussterben bedrohten Drachen mal auf den Punkt zu kommen, und zum anderen nahm sie vielen Handlungseinheiten schon vorweg die Spannung, weil ihre geheimnisvollen Umschreibungen viel zu leicht durchschaubar waren. Man sollte meinen, dass Radford aus ihren Fehlern gelernt hat, und dennoch tritt sie auch in der Fortsetzung zu [„Der Glasdrache“ 1755 von einem Fettnäpfchen in das nächste …

_Story_

Die Lage um Coronnan ist weiterhin prikär. Der einst verschollene Prinz Darville ist durch die bedrohliche Magie weiterhin gefährdet, im Körper des Wolfes weiterzuleben und vorerst ohnmächtig in seiner Handlungsfähigkeit. Diese Schwäche nutzt der verräterrische Vetter des Prinzen, Krej, um weitere finstere Intrigen zu spinnen. Während er den Fürsten des Rates von Coronnan glaubhaft seine Treue versichert, plant er im Hintergrund die endgültige Machtergreifung, die er momentan nur vorübergehend bis zur Rückkehr von Darville innehat. Falls dieser überhaupt wieder dazu befähigt wird, seinen Thron einzunehmen.

Währenddessen wird die Gefahr durch die feindlichen SeLenicca immer größer; eine Invasion droht, und damit das Ende der Krone von Coronnan. Um dem hinterhältigen Treiben ein Ende zu bereiten, entschließt sich Darville zu einer Hochzeit mit der fremdrassigen Prinzessin Rossemikka, die im Gegenzug zum Treuebund eine Armee zur Verfügung stellt, um Coronnan zu verteidigen. Doch auch ihre Hilfe wird immer zweifelhafter, denn nach ihrer Ankunft verhält sich die zweckgebundene Gattin immer merkwürdiger und scheint nicht das zu sein, wofür Darville sie anfangs gehalten hat.

Währenddessen plagen Jaylor ganz andere Probleme; er ist nicht mehr dazu in der Lage, magische Sprüche zu wirken und somit auch ungeschützt vor feindlichen Übergriffen. Sein Verhältnis zu Brevelan ist indes sehr viel inniger geworden, so dass die beiden sich kurzerhand vermählen und ihr erstes gemeinsames Kind erwarten. Statt harmonischer Zweisamkeit erwartet die beiden jedoch eine allzu brutale Realität. Brevelan und das Kind geraten in große Gefahr, und aufgrund seiner neuerlichen magischen Starre ist Jaylor auf fremde Hilfe angewiesen. Ausgerechnet Krej soll als mächtiger Verbündeter aushelfen …

Wird Darville trotz allem auf den Thron zurückkehren können? Ist Krej wirklich so vertrauenswürdig, wie Jaylor es sich erhofft? Und welche Rolle spielt eigentlich die mysteriöse Katze Mica, die sich unablässig in der Nähe Darvilles aufhält?

_Meine Meinung_

Der zweite Band der Trilogie beginnt recht gefällig und nimmt den Faden aus „Der Glasdrache“ ohne Umschweife wieder auf, so dass man sich trotz längerer Pause relativ zügig wieder in den Machtspielchen um Coronnan zurechtfindet. Und im Gegensatz zum vorangegangenen Buch geht Irene Radford auch ein ganzes Stück gradliniger vor und hält sich (zunächst) nicht an nebensächlichen Randschauplätzen auf. Dann aber gerät die Geschichte zunehmend ins Stocken; die Autorin eröffnet noch einige und meiner Meinung nach zu viele neue Handlungseinheiten, um die Story ein wenig komplexer zu gestalten, was aber absolut nicht vonnöten gewesen wäre. Und dennoch verwendet sie dabei die schon durchgekauten Elemente des ersten Buches, so zum Beispiel hinsichtlich der ach so rätselhaften Katze, die als Darvilles ständiger Wegbegleiter ein fester Bestandteil des Buches ist und um die Radford ein großes Mysterium machen möchte. Dabei hat man bereits seit geraumer Zeit eine Vorahnung über den wahren Hintergrund Micas, der zu einem späteren Zeitpunkt dann – und das ähnlich wie damals bei Darville – mit einem Schlag und völlig unspektakulär aufgelöst wird. Hier offenbart sich die eingangs erwähnte Unlogik ein weiteres Mal: Erst wird eine Sache ellenlang durch die Story getragen, um dann später ganz abrupt und plötzlich aus dem Fokus genommen zu werden. Das nervt und zeugt nicht gerade von der Klasse der Autorin!

Doch noch mal zurück zur Erweiterung der Rahmenhandlung: Grundsätzlich ist ja nichts dagegen einzuwenden, wenn Radford neue Alternativen zur Fortgestaltung des eigentlichen Plots heranschafft, doch dann sollte sie diese auch konsequent ausführen. Immer wieder treten Ungereimtheiten infolge zu schwammiger Abarbeitungen auf, sei es nun beim seltsamen Zusammenschluss von Krej und Jaylor oder aber beim Auftreten der Prinzessin Rossemikka, die einem schon merkwürdig vorkommt, bevor sie in Erscheinung tritt. Hier lässt die Autorin die Hauptfigur Darville in ihrem Handeln recht unlogisch auftreten, denn eigentlich sollte er schon vorab wissen, dass an der Prinzessin und der dürftigen Zukunftsplanung etwas faul ist bzw. ihre Heirat als letzter Rettungsanker für seinen Thronanspruch und die Rettung Coronnans als Lösung eher zweifelhaft erscheint. Wären diese Gedankengänge von Radford (und gleichermaßen auch in der dürftigen Übersetzung) besser durchdacht und logischer umgesetzt worden, hätten sie das Salz in der Suppe sein können. Nun aber stellen sie lediglich Anteilscheine an einer komisch überfrachteten Fantasy-Aktie dar, die durch das unnötig schwächelnde „Der verbotene Zauber“ in den Keller zu sinken droht.

Zu viele Köche verderben den Brei; diese alte Phrase hätte sich die Urheberin des „Drachen-Nimbus“ mal besser zu Herzen nehmen sollen. Nach gutem Beginn weicht Radford immer mehr von ihrer willkommen stringenten Erzählform ab und verliert die ursprüngliche Hauptthematik meines Erachtens zu oft aus den Augen. Zu selten ist vom Vermächtnis der Drachen die Rede, und zu häufig stören Kleinigkeiten den Erzählfluss. Dazu bleiben viele wichtige Fragen unbeantwortet, was manchmal eine recht große Tragweite nach sich zieht. Ich frage mich, wie Irene Radford all die ungeklärten Ereignisse im letzten Buch der Trilogie noch logisch auflösen will. Weitere radikale Schnitte scheinen mir der letzte, wenngleich alles andere als wünschenswerte Ausweg. Doch da Autorin auf diesem Gebiet ja in den ersten beiden Büchern schon massig Erfahrungswerte gesammelt hat, wird dies, einhergehend mit der zunehmenden Abnahme der Spannung, die einzige Lösung sein. Schade um viele gute Ideen, schade um die gar nicht mal schlecht umschriebenen Charaktere, die sich leider nicht entsprechend weiterentwickeln können.

Wer „Der Glasdrache“ bereits gelesen hat, kann sich ja dennoch mal an „Der verbotene Zauber“ versuchen. Neueinsteigern hingegen möchte ich schon fast von dieser mageren Fantasy-Kost abraten.

Schreibe einen Kommentar