Read, Cornelia – Es wartet der Tod

Cornelia Reads erster Kriminalroman [„Schneeweißchen und Rosentot“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=5079 hat der Autorin viel Lob eingebracht. Mit „Es wartet der Tod“ sollte das nicht anders sein und zwar nicht nur, weil Madeline Dare wieder mit von der Partie ist.

Madeline Dare, eine achtundzwanzigjährige Frau mit ungewöhnlicher Vorgeschichte, ist Lehrerin an einer Privatschule in den Bergen von Massachusetts. Auf der Santangelo Academy sollen kriminelle, drogenabhängige und schwer erziehbare Jugendlichen wieder auf den richtigen Weg geführt werden. Doch die Methoden dazu sind fragwürdig. Dr. Santangelo, der Gründer der Schule, ist ein Exzentriker, der zu sektenartigen Ritualen neigt und der auch von den Lehrern ein völliges Aufgehen in den Regeln der Lehranstalt fordert. Regelmäßige Gruppentherapiesitzungen, Rauch- und Kaffeeverbot sind nur ein Teil dieser merkwürdigen Vorgänge.

Madeline kommen immer mehr Zweifel an der Santangelo Academy, als sie erfährt, dass Mooney und Fay, zwei ihrer Schüler, ein Kind erwarten. Mooney vertraut sich ihr an und erzählt von ihrer Angst, dass Santangelo oder Fays Eltern sie zwingen könnten, das Kind auszutragen, was sie beide nicht wollen und können. Da sie mit Beruhigungspillen voll gepumpt werden, sind die Aussichten, dass das Kind gesund ist, gering und der Ärger wäre auf jeden Fall beträchtlich. Doch bevor sie eine Lösung für das Problem finden, werden die beiden während einer Geburtstagsfeier ermordet. Jemand hat ihre Drinks vergiftet – und dabei auch den von Madeline erwischt und ihr Fays Kette in die Tasche gesteckt. Die Polizei glaubt deshalb, dass die junge Lehrerin in den Fall verwickelt ist, doch das lässt diese nicht auf sich sitzen …

Der englische Originaltitel „Crazy School“ beschreibt das Buch wesentlich besser als die deutsche „Übersetzung“. Cornelia Read bringt den Wahnsinn der Santangelo Academy gekonnt auf den Punkt: Merkwürdige Rituale, psychischer Druck, gestörte Teenager und noch gestörtere Lehrer – ohne Rücksicht auf Verluste schildert die Autorin, wie eine Privatschule aussehen könnte, wie sie sich gibt und was hinter den Kulissen abläuft. Ihre Darstellungen sind so realistisch, dass dem Leser ein Schauer über den Rücken läuft. Viele Elemente erinnern an Gerüchte und Geschichten, die man über Sekten hört, vor allem die Stellung Santangelos. Er wird als Person so unberechenbar und beklemmend geschildert, dass nicht nur Madeline es mit der Angst zu tun bekommt.

Die Handlung ist unglaublich dicht und spannend erzählt. Die Beschreibungen der Schule sind stets kurz, aber sehr intensiv und vieles vermittelt Read nicht über Erklärung, sondern indem sie es in die Handlung integriert. Der Leser erlebt es durch Madelines Augen mit – und zieht seine eigenen Schlüsse, auch was die Morde angeht. Hierbei führt Read den Leser und die Hauptperson gekonnt an der Nase herum. Sie baut Überraschungen, Sackgassen und Action ein, ohne dabei zu stark ins Krimigenre abzurutschen. Insgesamt ist die Handlung nämlich erfreulich belletristisch gehalten. Berichte über den Schulalltag, Schlagabtäusche zwischen Madeline und ihrem Ehemann und Madelines wachsende Ahnung, dass in der Schule etwas nicht stimmt, wechseln sich mit dem eigentlichen Krimigeschehen ab, überwiegen es häufig sogar. Trotzdem hat das Buch keine Längen. Es geht Schlag auf Schlag und ist unglaublich mitreißend.

Das liegt sicherlich auch an der fabelhaften Ich-Erzählerin. Madeline ist alles, was man sich als Leser nur wünschen kann: anders, überraschend, frech, schlagfertig, witzig, unterhaltsam. An dieser Stelle könnten noch eine Menge andere Adjektive stehen und selbst dann würden sie nicht ausreichen, um Madeline zu beschreiben. Von ihrem Wesen her ist sie erfrischend anders, vor allem für einen Krimi. Allein ihr Humor und ihre Schlagfertigkeit sorgen dafür, dass man das Buch nicht aus der Hand legen kann. Das gilt im Übrigen auch für andere Personen: Amüsante Dialoge sind Reads Steckenpferd. Mit „Es wartet der Tod“ kann man tatsächlich eine Menge Spaß haben. Der Roman sprüht nur so vor Energie, Wortwitzen und tollen Beschreibungen. Hinzu kommt Reads Lakonie, ihre Treffsicherheit bei der Wortwahl und ihr Abwechslungsreichtum.

„Es wartet der Tod“ ist wohl einer der überraschendsten Krimis des Jahres. Eine fantastische Hauptfigur mit viel Humor und eine Handlung, die trotz des großen Anteils an Belletristik unglaublich spannend ist – Cornelia Read sollte man im Auge behalten.

|Originaltitel: Crazy School
Aus dem Englischen von Sophie Zeitz
337 Seiten, Taschenbuch
ISBN-13: 978-3423247535|

http://www.dtv.de
http://www.corneliaread.com

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