James Redfield – Die Prophezeiungen von Celestine. Mystischer Roman

Visionäres Kultbuch der Zeitenwende

Mit den Erkenntnissen von „Celestine“ hat James Redfield nicht nur eine Serie von Kultbüchern geschrieben, sondern damit den Weg geebnet für ein neues Weltbild im Wechsel zum dritten Jahrtausend. Für Esoterik-Abstinenzler schwer zu akzeptieren, gibt der erste Band leider auch als Abenteuerroman wenig her – man hat schon Spannenderes gelesen.

Der Autor

James Redfield (geb. 1950) ist Soziologe und war 15 Jahre lang als Therapeut in der Jugendarbeit tätig, bevor er mit „Celestine“ einen Weltbestseller schrieb, dem zahlreiche ähnliche Werke folgten.

Werke

The Celestine Prophecy. 1995, ISBN 0-446-67100-2.
Die Prophezeiungen von Celestine – ein Abenteuer. dt. von Olaf Kraemer. Heyne-Verlag, 1994, ISBN 3-453-08200-1.
Die Erkenntnisse von Celestine. Das Handbuch zur Arbeit mit den neun Erkenntnissen. Heyne Verlag, München 1995, ISBN 3-453-14232-2.
Die zehnte Prophezeiung von Celestine. Heyne-Verlag, 1996, ISBN 3-453-09748-3.
Die Vision von Celestine. Heyne Verlag, München 1998, ISBN 3-453-13858-9.
Das Geheimnis von Shambhala – das dritte Buch von Celestine. Heyne-Verlag, 2002, ISBN 3-453-16554-3.
Gott und die Evolution des Universums. Der nächste Entwicklungsschritt für die Menschheit. Ullstein, Berlin 2005, ISBN 3-548-74148-7.
Die zwölfte Prophezeiung von Celestine: Jenseits von 2012. Ullstein, Berlin 2012, ISBN 978-3-548-74578-7.

Handlung

Der Ich-Erzähler ist von seinem Job enttäuscht und nimmt für die Sinnsuche eine Auszeit. Da trifft es sich gut, dass er in seinem Refugium von einer alten Bekannten besucht wird, die ihm von den Erkenntnissen von Celestine, einem Ausgrabungsort in Perus Bergen, erzählt. Dieses 2600 Jahre alte Manuskript soll verschollen sein. Flugs macht sich der Erzähler auf den Weg nach Lima, um es zu suchen. Sein Reisebegleiter stellt sich als Prof. Dobson vor, der ebenfalls das Manuskript sucht. Kaum in Lima angekommen, wird Dobson von der Polizei verhaftet, doch Redfield gelingt es, mit der Hilfe des Einheimischen Will unterzutauchen und aufs Land zu fliehen.

Auf einem Anwesen mit sehr grünen Bäumen und leuchtenden Blumen lernt der Erzähler zahlreiche Vertreter der Anhänger des Manuskripts von Celestine kennen, darunter die hübsche Wissenschaftlerin Marjorie. Erstmals sieht er selbst die universale Energie, die an diesem Ort wohnt und die Pflanzen gedeihen lässt. Er sieht aber auch, wie die Machtkämpfe zwischen Menschen den menschlichen Energieaustausch beeinflussen.

Als die staatlichen Sicherheitskräfte die Hazienda schließen, flieht er mit Will abermals. Weitere Erkenntnisse enthüllen sich ihm, versteckt in Kopien des inzwischen als verboten erklärten Manuskripts. James erfährt, dass hinter dem Verbot der Kardinal Sebastian steckt, der das Primat der katholischen Kirche in Peru, ja, in der ganzen Welt durch die Erkenntnisse bedroht sieht und alle Kopien vernichten lässt.

Nach weiteren Epiphanien und Erkenntnissen findet James in den Bergen die verschleppte Marjorie wieder und befreit sie. Sie entkommen mit Hilfe von Celestine-Anhängern, müssen sich aber wieder trennen: James will den Kardinal treffen und ihn mit einem Pater von der Wahrheit der Prophezeiungen überzeugen. Im Gefängnis und in der Begegnung mit dem Kardinal erkennt James, wie sich die Entscheidungen über seinen künftigen Weg von selbst ergeben. In den Ruinen von Celestine, unter dem Einfluß der neunten, höchsten Erkenntnis, werden James und seine engsten Freunde verhaftet. Wenig später hat man sie des Landes verwiesen, und James kehrt in die USA zurück.

Mein Eindruck

Mit „Celestine“ wollte Redfield einen Führer zum spirituellen Wachstum für den Sprung in ein neues Zeitalter schreiben. Damit traf er voll den Nerv der Zeit, besonders in den USA, wo sich die Ängste einer Endzeit breit machen und durch Gewalttaten wie das Oklahoma-Bombenattentat oder das Schüler-Massaker in Littleton/Colorado (von 9/11 ganz zu schweigen) immer wieder bestätigt werden.

Aber auch mir selbst hat die Lektüre die Augen geöffnet für Probleme im menschlichen Miteinander. Redfield stellt ein Modell des Energieaustausches zwischen Menschen auf, der von Macht oder Harmonie bestimmt sein kann. Anwendung findet das Modell in der psychologischen Interaktion in Familien, Partnerschaften, Geschäftspraktiken und Herrschaftsstrukturen – also in vielen Bereichen der menschlichen Gesellschaft. Seine Typisierung von Menschen in diesem Modell leuchtet schnell ein und hilft bei Selbsterkenntnis und Therapie.

Unterm Strich

Als Roman funktioniert „Celestine“ nur bis zu einem gewissen Punkt, denn allzuoft werden die Erkenntnisse in dozierenden Passagen vorgetragen. Oder die Hauptfigur hat eine Epiphanie, die in pathetischem Ton vorgetragen wird. Keine Spur von zynischer Vernunft ist in diesem Buch zu finden, eine Tatsache, die für unsere zynische Zeit schwer zu ertragen ist – hier scheiden sich die Geister. Wer jedoch Reisen des Geistes und der Seele interessant findet, wird in „Celestine“ genügend davon finden.

Taschenbuch: 368 Seiten
Originaltitel: The Celestine Prophecy. An Adventure, 1993
Aus dem Amerikanischen von Olaf Kraemer.
ISBN-13: ‎978-3548741192
www.ullsteinverlage.de

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