Riordan, Rick – Fluch des Titanen, Der. (Percy Jackson 3) (Lesung)

_|Percy Jackson|_:

1) „Diebe im Olymp“
2) [„Im Bann des Zyklopen“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=7273
3) _“Der Fluch des Titanen“_
4) „Die Schlacht um das Labyrinth“
5) „Die letzte Göttin“
6) „The Demigod Files“ (noch ohne dt. Titel)

_Aufstand der Monster: Heroen auf Rettungsmission_

Die Götter des Olymp befürchten das Schlimmste, denn die Titanen rüsten zum Krieg! Percy und seine Freunde müssen bis zur Wintersonnenwende die Göttin Artemis (= Diana) befreien, die in die Klauen der finsteren Mächte geraten ist. Dabei müssen sie gegen die gefährlichsten Monster der griechischen Mythologie antreten – und geraten selbst in tödliche Gefahr. Aber mit Percy haben die Titanen nicht gerechnet. Dabei weiß doch inzwischen jeder, dass er mit allen Wassern gewaschen ist – schließlich ist er der Sohn des Poseidon, des Meeresgottes! (abgewandelte Verlagsinfo)

_Der Autor_

Rick Riordan war viele Jahre lang Lehrer für Englisch und Geschichte. Mit seiner Frau und seinen zwei Söhnen lebt er in San Antonio, Texas, und widmet sich ausschließlich dem Schreiben. „Percy Jackson. Diebe im Olymp“ ist sein erstes Buch für junge Leser. Dessen Verfilmung mit Pierce Brosnan und Uma Thurman lief ab 11. Februar 2010 in deutschen Kinos.

_Der Sprecher_

Marius Clarén, 1978 in Berlin geboren, ist Synchronsprecher, -autor und –regisseur. Er lieh seine Stimme Tobey Maguire, Chris Klein und Jake Gyllenhaal sowie vielen mehr.

Regie führte Kati Schaefer, die Aufnahme bei soundcompany audiopost erledigte Oliver Schmerwitz, die Musik steuerte Andy Matern bei. Clarén liest eine von Kai Lüftner bearbeitete Fassung.

_Handlung_

Sechs Monate nach den turbulenten Ereignissen in „Im Bann des Zyklopen“ besuchen Percy Jackson, seine Freundin Annabeth Chase und Thalia, die Halbbluttochter von Obergott Zeus eine neue Schule. Nur mal reinschnuppern, wie denn Westover Hall denn so ist. Am der Meeresküste gelegen, erhebt sich die Schule wie eine Ritterburg vor dem Hintergrund eines Waldes. „Das soll ein Internat sein?“, zweifelt Thalia, die jahrelang als Fichte das Camp Halfblood beschützte und nun wie ein rotzfrecher Goth-Punk gekleidet ist. Aber Percys Freund Grover, der Satyr, hat ihnen von hier aus einen telepathischen Hilferuf geschickt.

Drinnen spürt Percy, dass Gefahr droht. Dr. Thorn, der stellvertretende Schulleiter, und Miss Gottschalk begrüßen die Besucher. Doch Grover führt sie weiter in die Turnhalle, wo ein Ball stattfinden soll. Grover hat zwei Halbblute entdeckt, Bianca und Nico DeAngelo. Sie wissen nichts von ihrem Schicksal. Allerdings lässt Dr. Thron Grover nicht an die beiden heran. Er ist ein Monster. Aber was für eines?

Zur Ablenkung tanzen die Besucher miteinander, doch dann merkt Percy, dass die beiden DiAngelos verschwunden sind. Er eilt ihnen nach und zieht Springflut, sein als Kugelschreiber verkleidetes Schwert. Als er sie findet, überrascht ihn Dr. Thorn von hinten, der Perseus sofort erkannt hat. Ein vergifteter Dolch hat Percys Schulter durchbohrt, abgefeuert von Thorns Mähne: Er ist ein Mantikor, eine Schimäre aus Löwenhaupt und -leib, Stachelrücken und Skorpionschwanz – überaus gefährlich!

Während Thorn in den Wald auf eine Lichtung geht, nimmt er Percy und die zwei Halbblute mit. Ein Helikopter soll „das Paket“ abholen. Mit wem steckt er unter einer Decke – mit Luke, dem Verräter? Nein, es sei ein „General“. Thorn frohlockt, das „Beben der Monster“ stehe kurz bevor, und das größte von allen, Chronos, werde schon bald kommen, um den Olymp zu zerstören.

Da endlich eilen Annabeth, Athenes Tochter, und Thalia mit ihrem Schild herbei und wehrt Thorns Skorpionstachel ab. Grover bläst sein magische Flöte Syrinx, als plötzlich ein Jagdhorn erschallt! Ein silberner Pfeil trifft Thorns Schulter, weitere folgen. Die Schützinnen stellen sich als junge Mädels zwischen zehn und 14 Jahren heraus, die von Artemis, der Göttin der Jagd, angeführt werden. Annabeth springt auf das Monster, welches Reißaus nimmt und sich von der Klippe ins Meer stürzt. Von Annabeth ist nur ihre Tarnkappe zurückgeblieben, die Percy an sich nimmt. Wird er sie je wiedersehen?

_Mein Eindruck_

Wird Percy seine Freundin jemals wiedersehen? Aber klar doch. Allerdings sehr weit entfernt, in San Francisco. Dort findet der fulminante Showdown statt. Doch der Reihe nach. Vorerst geht es um die beiden Quasi-Findlinge Bianca und Nico DiAngelo. Bianca schließt sich der Göttin Artemis und ihren Mädchen an. Das heißt, sie muss zwar Sex mit Männern für alle Zeit entsagen (aber es gibt ja auch andere Möglichkeiten) und Jungfrau bleiben, aber dafür erhält sie Unsterblichkeit, was auch ganz nett sein kann.

Beide werden in Camp Halfblood dem Ausbildungsleiter Chiron, dem Zentauren, und Mr Dee, dem Gott Dionysos, vorgestellt, der hier den Laden schmeißt. (Das Zwischenspiel mit König Tantalus als Chirons Ersatz hat ja nicht so gut funktioniert.) Im Camp hat jede Partei ihre eigene Hütte. Kommuniziert wird via Iris-Regenbogen, den man mit einer magischen Drachme herbeiruft: hypermodernes Pay-Videofon. So weiß Percys Mom Sally, wo sich ihr Sprössling aufhält.

Allerdings erreichen schon bald schlechte Nachrichten das Camp. Denn die Gegenseite bleibt ja nicht untätig. Mit dem Camp-eigenen Orakel erhält man eine Art Regieanweisung für die nächste Mission, allerdings ist diese Weissagung derart verschlüsselt, dass sich jeder angesprochen fühlen kann. Fünf sollen gen Westen gehen, drei Mädchen der Artemis und zwei weitere. Und sie haben bloß fünf Tage Zeit, denn zur Wintersonnenwende ist großer Götterrat, bei dem Artemis nicht fehlen darf! Erst als eines dieser Mädchen ausfällt, wird Percy ins Team aufgenommen, das eindeutig von Zoe Nachtschatten, der Leutnantin der entführten Artemis, angeführt wird.

Wie Percy nach und nach herausfindet, etwa durch Träume, hat es mit Zoe eine ganz besondere Bewandtnis, die für den Handlungsverlauf entscheidend ist. Sie ist eine der vier Töchter des Atlas, der bekanntlich das Himmelsgewölbe trägt. Sie lebte einst in den Gärten der Hesperiden, welche sich in der Gegend von Gibraltar befunden haben dürften. In diesen Gärten wuchsen sie die süßesten Äpfel, die man sich vorstellen kann – und sie waren den Sterblichen selbstredend verboten. Der Drache Ladon bewachte sie, dessen Biss giftig war. Allerdings zählte es zu den zwölf Aufgaben des Herakles / Herkules, diese Äpfel zu besorgen. Dummerweise kriegte er Zoe rum, ihm zu helfen, und damit fing der Ärger an …

Da Rick Riordans Götter mit zu unserer Welt gehören, finden sich ihre Aufenthaltsorte in diversen Gegenden in und um die Vereinigten Staaten herum – es sind recht amerikanische Götter. Aber auch die Feinde dieser Olympier schicken sich an, Amerika zu erobern. Die Invasion beginnt in San Francisco, genauer gesagt: Am Berg der Verzweiflung, der uns als Mount Tamalpais bekannt ist. Hier findet der Showdown statt, denn Atlas, Luke und der ganze Monsterverein der Titanen haben recht fiese Dinge vor. Können ihnen Percy und seine Freunde die Suppe versalzen? You bet!

Von allen Monstern gefiel mir der Riese Talos am besten. Mindestens 20 Meter hoch, ist er das mechanische Geschöpf des göttlichen Schmiedes Hephaistos. Doch er taucht mitten auf einem Schrottplatz in der Wüste von Arizona auf, und die Flucht vor ihm bzw. der Kampf gegen seine Hiebe sind eines der aufregendsten Kapitel der Handlung. Es ist zwar Percy, der auf den Trichter kommt, wie man den mechanischen Mann stoppen könnte, doch es ist Bianca, die Neue, die dies auch in die Tat umsetzt. Als sie nicht wiederkehrt, fragt sich Percy bange, wie er dies ihrem Bruder nur beibringen soll – der hatte ihn ja extra um Biancas Schutz gebeten.

Es gibt aber auch eine wirklich traurige Sterbeszene am Ende des Finales. Nichts weiter darf darüber verraten werden, doch nichts war in der Serie bislang so bewegend und anrührend. Hier bietet der Autor die Kraft der griechischen Tragödie auf, um eine feine Aussage zu machen. Wer einen Fehler macht, wird dafür bezahlen – okay, aber es kommt auf den richtigen Moment und Zweck dafür an. Ein Opfer darf niemals umsonst sein.

Witzig ist hingegen der Auftritt von Annabeths Dad. Professor Chase ist Militärhistoriker und besitzt Unmengen von Zinnfiguren und Kriegsspielzeug. Kein Wunder also, dass er es mit der martialisch gerüsteten Göttin Athene getrieben hat. Aber der Prof hat auch seinen eigenen Doppeldecker aus dem Ersten Weltkrieg in der Garage stehen. Und mit dieser Sopwith Camel greift er in den finalen Kampf um Atlas, Artemis und die anderen am Berg der Verzweiflung ein.

Hier treffen wir Luke wieder, den Sohn des Hermes, der den Titanen Chronos ins Leben rufen will, um die Olympier zu stürzen. Weil er dessen Sarkophag mit sich herumschleppt, leidet er unter dem titelgebenden „Fluch des Titanen“: die rapide Alterung. Er baggert seine alte Flamme Thalia an, sich ihm anzuschließen und den Olympiern einen Tritt in den Hintern zu verpassen. Wird Thalia ihrem eigenen Daddy, nämlich Zeus, solch einen Tritt verpassen wollen? Wollens nicht hoffen.

_Der Sprecher_

Marius Clarén verfügt als Sprecher über einige erstaunliche Fähigkeiten, die ich der Reihe nach vorstellen will. Zunächst charakterisiert er jede Figur durch eine eigene Ausdrucksform. Percy Jacksons Tonlage entspricht der deutschen Stimme von Tobey Maguire, wie wir sie aus den Spider-Man-Filmen kennen. Der junge Held ist uns also schon mal ziemlich sympathisch, muss aber zahlreiche Prüfungen bestehen. In Camp Halfblood sagt Annabeth gleich zu ihm: „Du sabberst im Schlaf.“ Na, wenn das nicht eine nette Begrüßung ist! Offenbar mag sie ihn.

Ganz anders hingegen sein Freund Grover, der junge Satyr. Schwere Proben muss der Ärmste bestehen, ist er doch Percys Hüter. Seine Redeweise ist entsprechend unsicher und wiederholt etwas mitleiderregend. Aber man kann nicht böse auf ihn sein, denn Ziegenfüßer haben’s auch nicht leicht.

Alle seine weiblichen Figuren sprechen selbstredend in einer höheren Tonlage als die männlichen Vertreter, so etwa auch Annabeth und die wirklich verführerische Aphrodite. Die männlichen Erwachsenen wie Zeus, Poseidon und vor allem der Mantikor Dr. Thorn wirken durchweg furcht- und respekteinflößend, von General Atlas ganz zu schweigen.

Natürlich werden alle Stimmen der jeweiligen Situation angepasst. Da rumpeln diverse Ungeheuer, sodass man sich über Abwechslung wirklich nicht beschweren kann. Alles in allem sorgen all diese Klangfarben für einen sehr lebhaften Vortrag, an dem Kinder und Jugendliche ihre helle Freude haben werden.

|Musik|

Einen Serien-Jingle wie früher gibt es nicht mehr. Vielmehr erklingt gleich die Hintergrundmusik, die im Intro und Outro eingespielt wird. Nach einem Auftakt mit Harfe und tiefer Trommel setzen die Streicher ein, sodass eine recht mystische Stimmung entstehen kann.

Geräusche gibt es leider keine, sodass man sich jederzeit voll auf den Vortrag des Sprechers konzentrieren kann. Ein paar Soundeffekte hätten aber vielleicht nur gestört.

Die Zusatzinformationen, die bislang im Booklet abgedruckt waren, gibt es jetzt nicht mehr. Offensichtlich muss Lübbe Audio sparen.

_Unterm Strich_

Diesmal benutzt der Autor die Abenteuer des Herakles als Folie für manche Begegnungen, die Percy hat. Herakles war in den Gärten der Hesperiden (= die im Westen wohnen), und im nächsten Abenteuer darf Percy die Ställe des Augias ausmisten. Für Antike-Kenner sind dies alles natürlich olle Kamellen, aber für sie wurden diese Bücher nicht geschrieben. Sondern vielmehr für amerikanische Schüler, die von der Antike keine Ahnung haben – aber zumindest welche haben sollten.

Die Mädchen der Artemis sind ein interessantes Motiv. Die Vorstellung, dass sich junge Mädchen als Jägerinnen betätigen und zu eigenen Cliquen aus Jungfrauen zusammenschließen könnten, ist ja in der patriarchalischen amerikanischen Gesellschaft nicht unbedingt selbstverständlich. Was würde denn dann aus dem Nachwuchs werden? Gar nichts nämlich.

Man könnte einwenden, dass hier die griechische Sagenwelt doch stark amerikanisiert worden sei, aber das muss auch so sein, um sie überhaupt der Moderne näherbringen zu können. Harry Schotter hat sicherlich Pate gestanden und vielleicht auch Bilbo Beutlin, aber der Rest liest sich wie eine Mischung aus „Nachts im Museum“, Odyssee und Monsterjagd. Wer seine „Odyssee“ (und womöglich sogar die „Ilias“) kennt, dem wird hier so manches Ungeheuer recht bekannt vorkommen. Zum Glück hat der Autor jedes vermenschlicht und modernisiert, sodass jeder heutige Hörer etwas damit anfangen kann.

Ansonsten geht der Krieg der Titanen gegen die Olympier weiter, quasi als Remake der vor Urzeiten unternommenen und gescheiterten Rebellion. Doch es regen sich Ungeheuer, die viel älter sind als Titanen und Olympier, und denen wird Percy in seinem nächsten Abenteuer begegnen.

|Das Hörbuch|

Der Sprecher Marius Clarén hat sich wahrlich ins Zeug gelegt, um sein jugendliches Publikum mit einer Vielzahl von Stimmen zu unterhalten. Die damit zum Leben erweckten Figuren sind leicht unterscheidbar und bereiten obendrein einigen Spaß. Geräusche und Hintergrundmusik würden nur von den Dialogen ablenken.

|4 Audio-CDs
Spieldauer: 272 Minuten
Gelesen von Marius Clarén
Originaltitel: Percy Jackson and the Olympians: The Titan’s Curse (2007)
Aus dem US-Englischen übersetzt von Gabriele Haefs
ISBN-13: 978-3785744437|
[www.luebbe.de]http://www.luebbe.de

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