Im mittelalterlichen Nibelungenepos wird die Ortschaft Mering in Schwaben namentlich genannt. Mering galt als Inbegriff einer erfolgreichen Kultivierung der mittelalterlichen Urlandschaft, welche die durchziehenden Nibelungen in fataler Weise missachteten. Die Künstlerin Ulrike Ritter hat dies zum Thema ihrer Bilder gemacht und legt eine experimentelle Dokumentation vor, in der sie die illustrativen Elemente eines Ausstellungskataloges mit der inhaltlichen Intensität wissenschaftlicher Forschung verbindet. Sie stützt sich in ihren Recherchen vor allem auf die Geschichte des Grafengeschlechts Ilsung von Möringen, das als Stifterfamilie der Hundeshagen`schen Nibelungenhandschrift in Frage kommt.
Das Nibelungenlied lässt die Burgunden genau die „tuonuove“ erreichen, wo die Südseite der Donau von der Paar als kleinerem Nebenfluss und moorigen oder auch schon damals kultivierten und landwirtschaftlich genutzten „Inseln“ bestimmt wird. Mit der Durch- und Überquerung von Donau und Paar, der Tuonuove, einer Art kleineres Zweistromland, mit Hilfe des Schiffes des erschlagenen Fährmanns und durch ihre kriegerische Auseinandersetzung mit dem Markgrafen Else und seinem Bruder wird das Vorhaben „Nibelungen“ negativ in einen blindwütigen Kriegszug verkehrt, der voraussichtlich allen das Leben kostet.
Der Markgraf Else, der im Gegensatz zu seinem Bruder Dankwart nicht von den Burgundern erschlagen wird, weist schon wegen seines schnellen Anritts aus Möringen eindeutig auf die Grafen Ilsung hin, auch wegen einer berühmten Kaiserurkunde, eine der Donauinseln betreffend, die Graf Adalbero Ilsung von Möringen und dessen „Moringa“ nennt. In der weiteren Recherche ihrer Familienchronik spricht noch mehr für die Zusammengehörigkeit der erforschten Familien zum Nibelungenlied. Aus einer alten Urkunde aus dem Besitz des Adelsgeschlechts Gossenbrot wurde eine Falzverstärkung für das Hundeshagen`sche Folio erstellt. Eine andere dortige Adelsfamilie, die Gumpenbergs, kaufte im Jahre 1554 die Ortschaft (Probstei) Pförring, die in den Nibelungen ebenfalls namentlich erwähnt wird.
Kriemhild überquert die Donau bei Pförring. Anhand der lang anhaltenden Beziehungen der Ilsungs zu der Hundeshagen`schen Handschrift um 1200, der frühesten der bekannten Handschriften (bis ins 16. Jahrhundert im Besitz der Ilsungs), geht die Künstlerin und Autorin auch auf wesentliche Inhalte des Nibelungenliedes ein. Diese Handschrift wurde im 15.Jahrhundert wahrscheinlich von Sigismund Ilsung neu gebunden. Die Rolle von Markgraf Else und seinem Bruder Dankwart ist in der gesamten Handlung sehr gering, dafür aber hochgradig signifikant. Wie der Bischof von Passau, der ebenfalls nicht mit einem historisch korrekten Namen benannt ist und eine wichtige, historisch-reale Randfigur darstellt, ist der Markgraf Else (für Ilsung) aus Möringen „fast“ korrekt betitelt und damit als Stifterfigur indiziert. Sie komm bei ihrer Untersuchung nebenbei auch zum Resultat, dass der häufig gemachte Unterschied zwischen der Klage als christlichem und dem Nibelungenlied als weltlichem Text nicht nachvollziehbar ist und aufgrund ihrem Hintergrund einer falschen Theorie entspricht. Angefügt sind dann die Bilderserie der Künstlerin in einer radikalen Stilmischung sowie eine CD-Rom.
|74 Seiten, 27 Farbabbildungen, 22 S/w-Abbildungen, mit CD-Rom (Bilder und Texte)
Format 29 cm x 20 cm, Paperback|
http://www.electroniclandscape.de/