Robbins, Tom – B wie Bier

Wenn ein Buch den Titel „B wie Bier“ trägt, dann kann man mit großer Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, dass es nicht besonders ernst gemeint ist. Tatsächlich bietet Tom Robbins Roman einiges zum Lachen, aber auch zum Schmunzeln …

_Gracie Perkel ist_ eine ziemlich naseweise beinahe Sechsjährige, die sich brennend für das interessiert, was ihr Vater und ihr Onkel Moe so gerne trinken: Bier. Während ihre Eltern über ihre Neugierde nicht gerade erfreut sind, erkennt Onkel Moe sehr schnell, dass Gracies Wissenslücken auf diesem Gebiet gefüllt werden müssen. Seine Nichte freut sich darauf, mit ihrem Onkel eine Brauerei zu besuchen, um zu erfahren, wie Bier gemacht wird, doch den beiden kommt einiges dazwischen. Erst verletzt sich Onkel Moe am Fuß, dann brennt er mit seiner Ärztin Dr. Proust nach Costa Rica durch.

Und Gracie? Die betrinkt sich frustriert an ihrem sechsten Geburtstag, was ihr, selbstverständlich, nicht gerade gut bekommt. Nachdem sie sich auf ihren Hello-Kitty-Teppich übergeben hat, kriegt sie merkwürdigen Besuch. Eine zierliche kleine Frau, die sich Bierfee nennt und ziemlich frech ist, fliegt um ihren Kopf herum. Sie beschimpft sie erst ein bisschen, weil sie sich betrunken hat, doch dann nimmt sie sie mit auf eine lehrreiche Reise, damit Gracie lernt, woher das Bier stammt …

_“B wie Bier“_ hat nur wenig mehr als 100 Seiten, ist aber nicht nur deswegen eine sehr kurzweilige Lektüre. Betrachtet man die Inhaltsangabe, sollte klar werden, dass Robbins es nicht besonders ernst meint. Im Mittelpunkt steht eine Sechsjährige, die ein brennendes Interesse an Bier hat. Dadurch werden auf charmante Art und Weise Vor- und Nachteile des bayrischen Nationalgetränks aufgezeigt. Die Reise mit der Bierfee ist dabei der krönende Abschluss. Allerdings wäre es fatal, das Buch alleine darauf zu reduzieren. Nebenbei erzählt Robbins auch noch Gracies Familiengeschichte, wie ihre Eltern sich scheiden lassen und wie sie auf Umwegen in Costa Rica landet. Dadurch gewinnt das Buch, das streckenweise wie ein Vorlesebuch für Kinder konzipiert ist, deutlich an Tiefe – an unerwarteter Tiefe. Doch mit dem gleichen skurrilen, manchmal schmerzhaften Humor, mit dem er Bier und Biertrinkende beschrieben hat, geht er auch auf Erwachsene im Allgemeinen ein. „B wie Bier“ wirkt dadurch stellenweise tatsächlich wie ein Kinderbuch, doch der Schreibstil verrät es.

Möchte man den Schreibstil betrachten, kommt man nicht um das Schriftbild herum. Der Verlag hat den Text so gedruckt, dass er wie ein Bierglas aussieht. Zwischendrin findet sich die eine oder andere interessante, detailreiche Grafik für all jene, die gerne mal wieder jung sein wollen. Der Autor spricht seine Leser gerne direkt an – und addressiert dabei ganz beiläufig vorlesende Großväter -, was höchst amüsant ist. Auch sonst reißt er den einen oder anderen Witz, sowohl in Dialogform als auch in seinen bunten, lebendigen, metaphernreichen Beschreibungen. Es vergeht keine Seite, auf der man nicht mindestens gelächelt hat. Höchst unernst, dafür aber überaus dramatisch schildert Robbins die Geschichte und setzt dabei neben kindgerechter Sprache auch immer wieder auf bizarre Fremdwörter, die mal mehr, mal weniger in den Kontext passen.

_“B wie Bier“_ ist ein amüsanter Zeitvertreib, der Wissenswertes und Nachdenkliches durch die Augen einer Sechsjährigen vermittelt. Originelle Einfälle und ein bezaubernder Schreibstil runden das Gesamtbild ab.

|Broschiert: 108 Seiten
Originaltitel: B is for Beer
Deutsch von Pociao
ISBN-13: 978-3499254246|
http://www.rowohlt.de

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