Roberts, Adam – Sternenstaub

Während ich darüber nachdenke, wie ich euch dieses geniale Buch schmackhaft machen kann, dudelt |VISION DIVINE|s „The Perfect Machine“ im Hintergrund. Was das mit „Sternenstaub“, dem aktuellen Roman von Adam Roberts, zu tun hat? Nun ja, auch hier spielen intelligente Maschinen, so genannte |Dottechs|, eine entscheidende Rolle. Dabei handelt es sich um Nanotechnologie in ihrer ausgereiftesten Form, denn Sinn und Zweck der so genannten |dotTech| ist es, den Wirt (z. B. einen Menschen) gesund zu halten bzw. seine Lebensqualität zu sichern. Dabei braucht sie keine Anweisungen und arbeitet vollkommen autark. Das heißt im Einzelnen, dass beispielsweise Wunden schneller heilen und die Lebensdauer eines Menschen vervielfacht wird, was wiederum zur Folge hat, dass Lebenserwartungen von neunhundert bis tausend Jahren keine Seltenheit darstellen.

Genau diese Technologie wird dem Protagonisten des Buches, Ae, zur Strafe entrissen. Dieser „wohnt“ auf einem Knaststern, weil er mehrere Menschen auf dem Gewissen hat und somit als letzter Verbrecher der Galaxis gilt. Ihm zur Seite steht eine Aufseherin, aber das ist auch schon das einzig Wahre auf diesem Planeten. Alles andere ist künstlich: der Himmel, die Wiese, die Bäume und der See. Eine Flucht ist so gut wie unmöglich, und trotzdem bekommt Ae eines Tages die Möglichkeit, dieser Tristesse zu entfliehen. Eine Stimme in seinem Kopf, eine so genannte K.I. (Künstliche Intelligenz) ist der einzige Kontakt zwischen ihm und seinen Auftraggebern. Diese unterbreiten ihm einen Deal, der´s in sich hat: Ae muss alle Lebewesen auf einem Planeten liquidieren und hat danach die Möglichkeit, bis zum Ende seiner Tage in Freiheit zu leben. Die Tatsachen liegen dabei klar auf der Hand: Entweder verkümmert er bis zum Ende seiner Tage auf dem Knaststern, oder hat die Möglichkeit, mit Gewissensbissen in Freiheit zu leben. Da Ae vordergründig über kein Gewissen verfügt, stimmt er dem Deal zu.

Das ist der Zeitpunkt, ab dem das „Abenteuer“ seinen Lauf nimmt. Denn der Ausbruch aus dem Gefängnis erweist sich ohne die Dottech als mehr als schwierig. Mit mehr Müh und Not als gedacht, gelingt ihm doch die Flucht, und er findet sich auf dem Raumschiff des Wheah Agifo3acca wieder. Von dort aus reist er dann weiter zu anderen Planeten, immer mit dem Hintergedanken im Kopf, dass seine Auftraggeber von ihm die Ausführung der schier unglaublichen Tat erwarten. Geplagt von einem schlechten Gewissen, stellt Ae eigenhändig Nachforschungen an und dabei den Auftrag zunehmend in Zweifel.

Wie lange dauert es, bis sein Ausbruch aus dem Gefängnis aufgedeckt wird? Wie nah sind ihm seine Verfolger auf den Fersen? Und die alles entscheidende Frage: Springt Ae über seinen Schatten und nimmt für seine persönliche Freiheit den Tod von Millionen Menschen in Kauf?

Adam Roberts ist meiner Meinung nach ein sehr guter und spannender Sci-Fi-Roman gelungen. Angesichts der Tatsache, dass die Nanotechnologie mittlerweile immer öfter in den Medien auftaucht und als Zukunftstechnologie angesehen wird, sind seine Ausführungen auch gar nicht mal so unrealistisch. In Briefform auf einen Stein geschrieben, trägt der Erzählstil ebenfalls dazu bei, die Spannung konstant oben zu halten. Wer weiß, vielleicht wird in hundert oder hundertfünfzig Jahren über Adam Roberts ähnlich visionär wie heute über Jules Verne gesprochen … Das ist natürlich alles noch Zukunftsmusik, aber Fakt ist, dass mit „Sternenstaub“ ein gelungener Sci-Fi-Roman seinen Weg in die Bücherregale gefunden hat. Und daran kann man wirklich nicht rütteln.

Was das Buch selbst angeht, so befindet sich am Ende ein Glossar, das die gängigen eher unbekannten Begriffe im Roman noch einmal erklärt. Eine gute Ergänzung, aber wer das Buch aufmerksam durchliest, für den dürfte das Glossar eher überflüssiger Natur sein.

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