Mark Robson – Das Schwert aus dem Feuer (Das Vermächtnis von Thrandor 1)

Das Vermächtnis von Thrandor:

1) „Das Schwert aus dem Feuer“
2) „Der Pfad der Jägerin“
3) „Die silberne Klinge“
4) „Der Auserwählte“

Magie und Schwertkampf: Artus und Merlin lassen grüßen

In Thrandor, dem Nachbarkönigreich von Shandar, glaubt niemand an Magie – auch Calvyn nicht. Bis ein alter Magier ihn zu seinem Schüler macht, um den Waisenjungen für die schwere Aufgabe auszuwählen, die ihm vorbestimmt ist. Denn Calvyn ist „Das Schwert“. Er allein, so besagt die Prophezeiung, kann die böse Macht besiegen, die in dem Blut-Amulett schlummert.

Unter dem Einfluss jenes verruchten Amuletts wiegelt Lord Demarr die Stämme der Nomaden zum Krieg gegen Thrandor auf. Als das gewaltige Heer dessen Königssitz Mantor erreicht, gibt es nur noch eine Hoffnung: Calvyn und sein Zauberschwert. Kann er den Bann brechen, der auf Demarr liegt, bevor der Graf das ganze Land ins Verderben stürzt? (abgewandelte Verlagsinfo)

Der Autor

Mark Robson wurde 1966 in Essex geboren und wuchs in Wales auf. Er ist Pilot bei der Royal Air Force und schreibt in seiner Freizeit Fantasybücher.

Die Gilde von Shandar:

1) „Die Spionin“ (Nov. 2008)
2) „Der Verräter“ (Jan. 2009)
3) „Der Jäger“ (März 2009)

Handlung

Prolog

Demarr hat sich in der südlichen Wüste Terachim verirrt. Aber er muss auf der Hut sein. Als er aus dem Augenwinkel eine Bewegung registriert, geht er in Deckung. Gleich darauf bläst ein Feuerdrache seinen Atem in seine Richtung. Demarr bleibt in Deckung und wartet, dass der Drache aus seiner Höhle in einem Steilhang kommt. Da kann er lange warten. Er wirft einen Stein zur Ablenkung, und die List gelingt: Der Drache kommt heraus.

Überraschenderweise stürzt aber daraufhin der Steilhang ein und begräbt das Untier unter sich. Ein Schwertstich ins Auge des Wesens beendet die Bedrohung. Der Weg zur Höhle ist frei. Sie ist gar nicht so groß, und der gesuchte Schatz ist schnell gefunden: ein kleines Holzkästlein nur, aber mit einem kostbaren Inhalt – das magische Blutamulett …

Haupthandlung

Calvyn lebt mit seinen geliebten Eltern in einem friedlichen grünen Tal am Fuß der Berge von Thrandor. Gerade kommt er vom Angeln zurück, um die Fische seiner Mutter zum Braten zu bringen, als ihn ein Ruf innehalten lässt. Ein alter Mann erbittet seine Hilfe, um seinen Karren aus dem Schlamm zu ziehen. Das Pferd schaffe es nicht allein.

Obwohl sich der Alte merkwürdig verhält – er murmelt ständig unverständliches Zeug -, fährt Calvyn gerne nach gewährter Hilfe mit ihm zum Dorf. Doch dieses existiert nicht mehr: Unbekannte Plünderer haben fast alle Bewohner niedergemetzelt, nur wenige entkamen in den Wald. Sie sind es, die die Toten begraben, und fragen sich, warum die Männer des Barons Anton sie nicht beschützt haben.

Der Magier

Perdimonn, so heißt der alte Mann, tröstet Calvyn und bietet ihm an, ihm die Magie beizubringen, und Calvyn lässt sich das nicht zweimal sagen. Er verschließt seinen Kummer in seinem Herzen und hilft seinem Lehrer, der ihm das Lesen und Schreiben beibringt, beim Verkaufen von Heilsalben und -tränken.

Obwohl er sich als wahres Verkaufstalent erweist, darf er erst nach zwei Jahren schweren Lernens seinen ersten Zauberspruch ausprobieren: das Entzünden von magischem Licht aus einem Stab. Zum Glück besteht der Spruch aus zwei Teilen, sonst hätte er sich die Hand verbrannt. So aber verschwindet der helle Funke gleich wieder. Merke: Es lohnt sich, für Sicherheit zu sorgen. Vor allem deshalb, weil Magie im Königreich Thrandor streng verboten ist und mit dem Tod bestraft wird …

Zeitstopp

Sie reiten in eine Marktstadt ein. Perdimonn zieht Erkundigungen in einer Schenke ein, während Calvyn den Stand aufbaut. Er freut sich gerade über den reißenden Absatz, den seine Waren finden, als ein gut gekleideter Herr ihn nach seltenen Büchern fragt. Ist dieser Mann ein Spion des Königs, der Magier aufspüren will? Calvyn antwortet nur sehr vorsichtig. Da tritt Perdimonn herzu und nennt den Mann „Selkor“. Er schickt ihn sogar ungehalten fort.

Doch Selkor scheint ein alter Bekannter und Gegner von Perdimonn zu sein, denn er hält seinen Stand und fordert Perdimonn sogar heraus. Offenbar strebt Selkor sehr nach eigener Macht durch magische Fähigkeiten. Im Willensduell der beiden Magier greift Perdimonn zu einem unerhörten Mittel: einem Zeitstopp. Selkor ist bestürzt, während Calvyn schlicht die Spucke wegbleibt. Als Perdimonn den Zeitstopp aufhebt und sich die Personen auf dem Marktplatz wieder bewegen, eilt Selkor von dannen.

Flucht nach Shandar

Perdimonn weist Calvyn an, alles für die sofortige Abreise fertigzumachen. Wenig später reiten sie in die Berge nach Nordwesten, Richtung Shandar. Doch Selkor ist ihnen offenbar auf den Fersen, wie ein magischer Blick belegt. Deshalb entscheidet Perdimonn, dass sie sich trennen müssen. Schließlich sei Selkor nur hinter ihm her, nicht aber hinter seinem Lehrling. Schweren Herzens nimmt der sechzehnjährige Junge Abschied von seinem Lehrer und Meister. Doch er hat ein kostbares Geschenk im Gepäck: Perdimonns eigenes Zauberbuch.

Bei den Truppen

Obwohl er genügend Geld für ein Jahr hat, würde sich Calvyn verdächtig machen, wenn er in den Grenzlanden zu Shandar keinem Broterwerb nachginge. Offensichtlich werden hier bewaffnete Männer gebraucht, um die Karawanen der Kaufleute gegen Räuber zu schützen. Aber dafür braucht er erst einmal eine militärische Ausbildung, und die bekommt man kostenlos auf der Burg eines der Barone – gegen zwei Jahre Dienst, versteht sich. Er wählt die Burg von Baron Keevan aus, weil sie den besten Ruf hat und gerade Leute einzieht.

Schon am nächsten Tag nach der Einquartierung und Einkleidung geht der Drill los. Schnell freundet er sich mit der Rekrutin Jenna, die sich aufs Kochen und Heilen versteht, und mit dem Rekruten Bek an, der sich als der beste Schwertkämpfer der Frischlinge entpuppt. Sein Zauberbuch kann Calvyn ebenso verstecken wie einen herbeigezauberten Tiegel Salbe, um die Wundblasen an den Füßen zu heilen. Das bringt ihm Respekt und Vertrauen ein.

In sechs Monaten hartem Training und Drill entwickeln Calvyn und seine engsten Freunde die Fähigkeiten eines Soldaten. Doch eine verhängnisvolle Begegnung mit einer Wahrsagerin gewährt ihnen einen Blick auf das, was ihnen bevorstehen könnte: ein heiliger Krieg, der aus der Wüste Terachim kommt – angeführt vom „Auserwählten“.

Weil die Wahrsagerin ihn „Das Schwert“ (und Jenna „Die Jägerin“) nennt und zu töten versucht, ist Calvyn überzeugt, dass sein Plan, ein magisches Schwert schmieden zu lassen, eine große Rolle in dem sich nun abzeichnenden Krieg spielen wird …

Unterdessen

Demarr hat das Blutamulett des wahnsinnigen Zauberers Derrigan Darkweaver gefunden. Es gehorcht seinem Träger und tötet einen Feind willentlich mit einem Energiestrahl. Es ist eine mächtige Waffe, die Graf Demarr, den von König Malo in die Terachim-Wüste verbannten Rebellen und Attentäter, zum „Auserwählten“ der Wüstenstämme macht.

Wer sich ihm nicht anschließt, wird ausgelöscht. Schon bald hat er nicht weniger als 20.000 Krieger beisammen. Mit diesen greift er die Grenzfestung Komarg an. Doch der nächste Schritt ist klar: nach Mantor, der Hauptstadt des verhassten Königs Malo …

Mein Eindruck

Dieser Auftaktband zum vierteiligen Zyklus „Das Vermächtnis von Thrandor“ erfreute mich mit einem netten Auftakt und einer gewaltigen finalen Schlacht. Doch dazwischen liegt die lange Ausbildung des jungen Helden Calvyn, die rund 150 Seiten allein beim Militär von Baron Kervan umfasst. Bei den Beschreibungen dieses Drills scheint deutlich das Fachwissen des militärisch geschulten Autors durch, der ja schließlich bei der Luftwaffe war (genau wie John Brunner übrigens).

Jung Artus

Diese militärischen Übungen fand ich als Pazifist höchst überflüssig. Aber sie illustrieren das Führungspotenzial des jungen Helden gegenüber den Angehörigen seines „Trupps 2“. Doch ich möchte bezweifeln, dass die Soldaten bei der britischen Luftwaffe jemals mit Schwertern sowie Pfeil und Bögen in Wettkämpfe der besten Männer (und Frauen!) gegangen sind. In diesen Zweikämpfen, die der Autor kenntnisreich beschreibt (wie alles, was mit Kampf und Taktik zu tun hat), erweist sich Calvyn als dem besten Schwertkämpfer Bek ebenbürtig. Im Sinne der Prophezeiung der Wahrsagerin ist er somit „der Auserwählte“ unter den Verteidigern Thrandors. Der Witz dabei ist natürlich, dass er seine magische Fähigkeiten sorgfältig verbergen muss.

Magie

Wenn Calvyn viel Ähnlichkeit mit König Artus in T.H. Whites Nacherzählung hat, so darf natürlich die Rolle des Merlin nicht fehlen. Sie wird von Perdimonn kompetent und sympathisch ausgefüllt. Er bringt dem jungen Helden nicht das Zaubern bei, sondern vielmehr die Voraussetzungen dafür: Konzentration und Meditation. Denn nur wenn sich ein Geist konzentriert, kann er auch Veränderungen schaffen. Interessant ist bei dieser Art von Magie, dass sich die Zauber-Runen dynamisch neu anordnen und kombinieren lassen. Kein sklavisches Büffeln von Formeln mehr! Hogwarts hat hier ausgedient.

Duell

Perdimonn hat eine persönliche Nemesis in Gestalt von Selkor, einem Sammler von magischen Gegenständen. Auch er sucht natürlich nach dem Blutamuletts des Derrigan Darkweaver. Wichtiger ist aber noch die Rolle Perdimonns als Hüter der vier magischen Schlüssel zur Quelle der magischen Kraft. In einem feinen Zweikampf auf einer Bergspitze ringt Selkor um den Besitz dieses Schlüssels, der sich in Perdimonns Kopf befindet. Das Duell der Magier endet in einem verblüffenden Zug seitens Perdimonns.

Schlacht

Sobald die Grenzfestung Komarg überrant worden ist, muss König Malo zur Verteidigung der Hauptstadt Mantor rüsten. Er ruft seine Truppen von der Grenze zu Shandar herbei. In Gewaltmärschen rücken die Truppen, in denen sich Calvyn und seine Freunde befinden, nach Süden vor.

Vor den Stadtmauern Mantors kommt es zur Entscheidungsschlacht, ganz so, als handle es sich um Tolkiens Schlacht auf den Pelennorfeldern vor Minas Tirith. Allerdings hat die Schlacht in Robsons Beschreibung mehr Ähnlichkeit mit einer der im Mittelalter geführten Belagerungs- und Entsatzschlachten. Als Demarrs Amulett mit ungeheuerem Feuerzauber auf Calvyns Zauberschwert trifft, offenbaren sich die wahren Identitäten der beiden Kämpfer. Und nun tritt auch noch Selkor auf, quasi als Joker.

Wie die Sache ausgeht, darf nicht verraten werden. Auf jeden Fall wird es eine Fortsetzung geben. Denn diese Schlacht, so unterhaltsam und groß sie auch anmuten mag, kann nur der Auftakt zum eigentlichen Krieg um Thrandor gewesen sein. Und dieser Krieg wird durch magische Kräfte entschieden.

Die Übersetzung

Die beiden Übersetzerinnen erledigen die meiste Zeit ihren Job einwandfrei, doch sie erlauben sich eine ganze Reihe von Druckfehlern, wobei sie besonders falsche Endungen zu lieben scheinen, so etwa auf Seite 84 „Lager“ statt „Lage“ und sechs Stellen mehr. Irreführend bis nervend finde ich das, auf jeden Fall aber ärgerlich – und bezeichnend für den Zustand des Korrektorats.

Was viel besorgniserregender ist, sind jedoch falsch deklinierte starke Verben, so als könnte sie mit altertümlichen Wörtern nichts anfangen – was ja für ein Fantasybuch nicht gerade optimal ist. Schon auf Seite 44 musste ich über das Verb „verbat“ stolpern. Es soll von „verbieten“ kommen, denn es geht um das Verbot der Magie in Thrandor. Doch tatsächlich kommt die Vergangenheitsform „verbat“ von „verbitten“, was völlig danebenliegt. Deshalb muss die korrekte Präteritumsform von „verbieten“ vielmehr „verbot“ heißen.

In die gleiche Kerbe haut auf Seite 88 das Wort „befiehl“, was ja eigentlich die Imperativ- oder Befehlsform ist. Es soll aber das Präteritum von „befehlen“ sein. Diese Verbform lautet jedoch korrekt „befahl“.

Unterm Strich

Der Auftaktband zum Fantasyzyklus „Das Vermächtnis von Thrandor“ ist durchaus unterhaltsam, aber vor allem am Anfang und im actionreichen Finale. Im Mittelteil sollte man aufgeschlossen sein für die Freuden des militärischen Drills und kameradschaftlicher Schwertduelle. Die Magie kam mir eindeutig zu kurz. Offenbar fand es der Autor wichtiger, seinen Jung-Artus zu einem glaubwürdigen Schwertkämpfer zu machen statt zu einem (in Thrandor verbotenen) Magier. Dies wird dann im Finale von großer Bedeutung.

Eine gute Idee fand, auch Frauen beim Militär zuzulassen, genau wie in Uschi Zietschs „Waldsee-Chroniken“ (siehe meinen Bericht über ihren Roman „Dämonenblut„). Auf diese Weise kann sich nicht nur eine romantische Freundschaft Calvyns mit der Bogenschützin Jenna (genannt „Die Jägerin“) anbahnen, sondern in Korporalin Derra tritt eine harte Amazone auf, die in den Fortsetzungsbänden als „Die Unerbittliche“ auftreten dürfte. Beide Damen sorgen für eine Menge Humor und Aufregung in Calvyns Leben.

Zielgruppe

Für jugendliche Leser um die 15 Jahre ist das Fantasygarn recht gut geeignet, besonders wenn sie Artus, Merlin und die „Chroniken von Araluen“ eines John Flanagan mögen. Auch eine landkarte darf dazu nicht fehlen. Und wer Robsons Trilogie „Die Gilde von Shandar“ gelesen hat (siehe meinen Bericht zu „Die Spionin“), dem werden einige Figuren und Landschaften – natürlich besonders Shandar – vertraut vorkommen.

Leider haben mir die vielen Druckfehler die Freunde etwas getrübt, und dass zwei eindeutige Sprachfehler mit falschen Verbformen auftreten, finde ich indiskutabel. Aber so etwas habe ich ja auch schon bei Lübbe gefunden.

Taschenbuch: 352 Seiten
Originaltitel: The Forging of the Sword (2000)
Aus dem Englischen von Anne Emmert und Ursula Held
ISBN-13: 978-3570400159

https://www.penguinrandomhouse.de/Verlag/cbt-Kinder-und-Jugendbuecher/16000.rhd

Mark Robson bei Buchwurm.info:
Die Spionin“ (Die Gilde von Shandar 1)