Rose, Karen – Todesstoß

Karen Rose hat mit ihrer „Vartanian“-Trilogie großartigen Erfolg gehabt. „Todesschrei“, [„Todesbräute“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=5694 und auch [„Todesspiele“]http://buchwurm.info/book/anzeigen.php?id__book=6343 waren hochspannende und gut durchdachte Thriller. Erst gegen Ende des dritten Teils konnten alle Fragen abschließend geklärt werden, sodass der Leser geradezu gezwungen wurde, nach Band 1 gleich zu den beiden Fortsetzungen zu greifen. Aber gelohnt hat sich das in jedem Fall.

In ihren Thrillern kombiniert die Autorin die klassische Liebelei und Romantik mit harten Gewalt- und abwechslungsreichen, spannenden Actionszenen. Im Vordergrund stehen hier die Ermittlungsarbeiten, und äußerst interessant wird es, wenn die Autorin auch den Serienmörder zu Wort kommen lässt. Zwar wird hier der Täter eindeutig identifiziert, sodass der Leser nicht selbst ermitteln muss, aber dem Weg der Ermittler zu folgen, kann ebenso spannend sein.

Nun hat Karen Rose mit „Todesstoß“ einen neuen Thriller veröffentlicht. Die Aufmachung des Covers bewirkt mit Sicherheit ein gewolltes Wiedererkennen und orientiert sich an der schon bekannten Trilogie. Kann dieser Roman den Erfolg der Autorin weiterführen?

_Inhalt_

Eve Wilson ist gezeichnet. Eine tiefe Narbe zerrüttet ihr eine Gesichtshälfte und ihre Seele. Vor Jahren wurde sie Opfer eines Gewaltverbrechens und verlor dabei fast ihr Leben. Noch immer ist die junge und ehemals attraktive Frau traumatisiert, ihr fällt es schwer am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen und lebt eher still und zurückgezogen. Vor Jahren flüchtete sich die junge Frau in die anonymen Welten des Internets und lebte ihr virtuelles Leben in „Shadowland“, einer digitalisierten Welt. Mit ihrem „Avatar“ konnte sie ihr Selbstbewusstsein fördern und sich von der Realität so gut es eben ging abkapseln. Schlicht und ergreifend war sie dort jemand, der sie hätte im realen Leben sein wollen.

Nun studiert sie Psychologie und jobbt in einer Bar, in der zumeist Polizisten verkehren. An der Universität leitet sie ein Forschungsprojekt über das Suchtverhalten ihrer Testpersonen in einer abgeschlossen, virtuellen Welt. Das soziale Verhalten und die Aufenthaltsdauer ihrer Probandinnen soll Rückschluss auf deren Verhalten geben, inwieweit sich diese entwickeln und ggf. ihr Selbstbewusstsein trainieren können. Als nach und nach ihre Versuchspersonen grausam ermordet werden, wird Eve schnell klar, dass sich der Täter in ihrem Umkreis bewegt und gezielt in „Shadowland“ seine Opfer aussucht. Da sie durch die Bar, in der sie arbeitet, viele Ermittler kennt, wendet sie sich Hilfe suchend an Detective Noah Webster. Seit Monaten beobachten sie einander, aber bisher haben sie sich aufgrund ihrer inneren Dämonen nicht dazu entschließen können, den ersten Schritt aufeinander zuzugehen. Noah hat bei einem Autounfall Frau und Kind verloren und ertrank sein Selbstmitleid im Alkohol. Er ist ein brillanter Ermittler, aber genau wie Eve ein spröder, eiskalter Einzelgänger geworden.

Eve kann Noah davon überzeugen, dass sich der Serienmörder, der sich an den tiefsten Ängsten seiner Opfer bestätigt fühlt, mit „Shadowland“ irgendwie zu tun haben muss. So wird der Kreis der Verdächtigen stark eingeschränkt. Der Täter muss agieren und die gefährlichste Person für ihn eliminieren und damit wird Eve zur Zielscheibe …

_Kritik_

Am Ende des Romans fragt sich der Leser bestimmt: Waren die knapp 650 Seiten des Romans „Todesstoß“ von Karen Rose ein Thriller oder eine vollkommene Liebesgeschichte? In der Literatur gibt es ja unzählige Formen von dramatischen Liebesgeschichten und diese werden gerne in einem komplexen Umfeld oder einer geschichtlichen Epoche erzählt. Das Prinzip allerdings bleibt immer ein und dasselbe. Der (Anti)Held, meist stark, attraktiv, aber umgeben von manchmal mehr als nur einem dunklen Geheimnis, lässt sich von seinem weiblichen Gegenpart retten und ganz nebenbei überführt er den Täter, rettet die Welt vorm Abgrund und vielleicht auch gleich die ganze Menschheit.

Seine Liebesangst kompensiert er also mit der Notwendigkeit seines Berufsstandes und sieht sich als unersetzlich und einzigartig. Hingegen zeigt sich seine Angebetete eher schwach und verletzlich. Zumal sie oft Spuren von Grausamkeit, psychischer oder physischer Natur zeigt und sie förmlich darum bettelt, „gerettet“ zu werden. Hier ist also das Märchen vom holden Burgfräulein und dem stolzen, ritterlichen Retter mit großem Schwert und noch größerem Pferd.

Doch genug der Klischees! In „Todesstoß“ spielen leider alle diese aufgezeigten Klischees eine tragende Rolle. Der Cop Noah ist wie schon beschrieben ein trockener Alkoholiker, der sich in seiner Freizeit gerne in einer Bar (!) aufhält und Eve beobachtet, gleich einer Katze, die eine Maus im Radar hat. Tja, und Eve träumt von einem einfachen Leben und belügt sich regelmäßig selbst.

Die Autorin webt ein feines familiäres Netz um ihre Protagonisten. Sie beschreibt das „private“ Leben ihrer Figuren so plastisch und lässt nur wenige Details im Lebenslauf aus. Wahrscheinlich möchte sie so etwas wie Normalität widerspiegeln.

Als Minuspol dient hier der böse Serienmörder, der intelligent und durchtrieben seine Morde plant und ausführt und noch einfallsreich dabei sein möchte. Karen Rose lässt auch diesen seine Morde aus dessen Perspektive erzählen, doch ideenreich oder gar originell sind sie nicht.

Die Spannung in diesem Thriller ist zwar da, aber fehlt es offensichtlich schlicht und einfach an dramatischen Elementen. Primär geht es hier nur um den Balztanz der Protagonisten, die sich minutiös um das Pro und Kontra einer Liebesbeziehung schwertun.

Dennoch wird diese Handlung seinen Reiz ausüben, schon alleine die weibliche Leserschaft wird sich in diesem Thriller wiederfinden. Karen Rose spielt augenzwinkernd gerne mit den Hoffnungen und romantischen Gefühlen. Allerdings übertreibt sie dies in „Todesstoß“ ins Unermessliche und schockiert dabei sicherlich die Leser, die von der „Vartanian“-Trilogie begeistert waren.

In diesem Roman gibt es nur entweder „das Böse“ oder „das Gute“. Alle Charaktere haben eine blütenweiße, gestärkte Weste und haben keine moralischen Schwächen, hingegen scheint der Killer das Böse in Person zu sein.

Anders als in den bisherigen veröffentlichten Romanen kann hier der Leser in die Rolle des Ermittlers schlüpfen, doch der aufmerksame Leser wird spätestens nach den ersten dreihundert Seiten wissen, wer der Mörder ist. Karen Rose gibt zu viel an Details preis, wenn der Killer seine nächsten Schritte plant und per Ausschlussverfahren, dann gibt es nicht mehr viele Alternativen.

_Fazit_

„Todesstoß“ von Karen Rose ist prädestiniert für die weibliche Leserschaft und diese wird den Thriller nicht aus der Hand legen können. Ob nun, weil der Roman so spannend ist oder die Liebesgeschichte so romantisch verklärt erzählt wird, möchte ich an dieser Stelle besser nicht beantworten.

„Todesstoß“ ist anders als die „Todestrilogie“, der sich um die Vartanians drehte, und damit ein in sich abgeschlossener Roman. Ich bin gespannt, welchen Weg die Autorin in ihrem nächsten Werk gehen wird. Schließlich hat sie sich entschlossen, sich immer mal wieder andere Figuren aus ihren Romanen zu Hilfe zu holen. Bleibt also zu hoffen, dass die Familie Vartanian ein Comeback hat.

Für alle Fans ihrer Romane gibt es am Ende des Buchs ein aufschlussreiches Interview mit der Autorin und eine kurze prägnante Auflistung ihrer Romane. Und wer schon mal den Überblick über die Charaktere verloren hat, dem wird sicherlich das Verzeichnis der auftretenden Figuren in den Romanen von Karen Rose weiterhelfen.

_Autorin_

Als Karen Rose in ihrer Fantasie immer öfter mörderische Geschichten entspann, die ihre Gedanken zunehmend beherrschten, machte die gelernte Lebensmittel-Ingenieurin das Schreiben zu ihrem Hobby – und dann sogar zum Beruf. 2003 verfasste sie ihren ersten Thriller „Eiskalt ist die Zärtlichkeit“. Es folgten weitere, darunter „Das Lächeln deines Mörders“, „Todesschrei“ und „Todesbräute“, einige wurden mit begehrten Preisen wie dem „RITA Award“ ausgezeichnet oder zumindest für sie nominiert. Der Leser kann sich darauf verlassen, dass Roses Geschichten gut ausgehen, denn bei all den schrecklichen Geschehnissen taucht immer eine helfende Hand auf. Im wirklichen Leben bietet Rose auf ihrer Website Menschen in Not Hilfe an. Sie lebt mit ihrer Familie in Florida. (Verlagsinfo)

|Taschenbuch: 656 Seiten
ISBN-13: 978-3426663578
Originaltitel: I Can See You|

_Karen Rose bei |Buchwurm.info|:_
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